Einzige Tochter des Herzogs Lorenzo II. Medici von
Urbino und der Magdalene de la Tour d'Auvergne, Tochter von
Seigneur Johann III.; Nichte des Papstes Clemens VII.
Lexikon der Renaissance: Seite 380
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Katharina von Medici, it. Caterina de'Medici
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* 13.4.1519, + 5.1.1589
Florenz
Blois
Seit 1533 Gemahlin des französischen Königs Heinrich II.
Eine politische Rolle spielte sie erst nach dessen Tode
als Mutter seiner nacheinander regierenden Söhne (Franz
II., Karl
IX., Heinrich
III.), zur Zeit Franz' II.
noch unklar und geschmälert durch den Einfluß des lothringischen
Hauses der GUISE. Beim Tode Franz' II. zwang
sie
Anton von Bourbon, zu ihren Gunsten
auf das ihm zustehende Regentschaftsrecht über Karl
IX. zu verzichten. Sie konnte nicht verhindern, daß die
GUISE die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Hugenotten und Katholiken
verschärften; an der Bartholomäusnacht 1572 trug sie dagegen
sehr wahrscheinlich die Hauptschuld. Ihr Einfluß blieb auch unter
Heinrich
III. erhalten. Seit 1574 taktierte sie wieder mehr zwischen
den Bürgerkriegsparteien. Mit einer Reise in den von Hugenotten beherrschten
Teil Frankreichs erreichte sie in persönlichen Verhandlungen den Frieden
von Nerac (28.2.1579). Im Juli 1588 brachte sie in Verhandlungen mit der
'Heiligen Liga' Heinrich III. und die
von den GUISE beherrschte 'Katholische Liga' zur Unterzeichnung der 'Katholischen
Union', verlor jedoch im September 1588 den Einfluß auf Heinrich
III.
Das Haus MEDICI war aus kleinen Anfängen mächtig
emporgestiegen. Ursprünglich ein adliges Stadtgeschlecht in Florenz,
konnte es im 16. Jahrhundert mit manchen regierenden Häusern wetteifern,
denen es in der Regel finanziell weit überlegen war. Die junge Katharina,
Tochter Lorenzos II., des Herzogs von Urbino, wurde 1533 dem französischen
Dauphin angetraut, der als Heinrich
II. den Thron bestieg. Sie wurde Mutter dreier Söhne,
Franz' II., Karls IX. und Heinrichs
III., die nacheinander die Krone trugen.
Katharina, eine willensstarke und gebildete Frau, übte
auf ihre Söhne, vor allem auf Heinrich III.
einen entscheidenden Einfluß aus. Als Regentin wie als Königin-Mutter
war sie die eigentliche Herrscherin. Für die Geschichte hochbedeutsam
wurde die Heirat ihrer Tochter Margareta
mit
Heinrich, dem König von Navarra,
dem nachmaligen König Heinrich IV. von Frankreich:
Katharina
benutzte die Hochzeitsfeier zu der berüchtigten "Pariser Bluthochzeit",
der Bartholomäusnacht vom 24. August 1572; 2.000 führende Hugenotten
Frankreichs, von denen sie eine Schmälerung ihres Einflusses befürchtete,
fanden in dieser Nacht den Tod. - An großartige Verhältnisse
gewöhnt, ließ Katharina
die Pariser Residenz durch den Bau der Tuilerien erweitern, sie verwendete
sich für die Wissenschaften und schönen Künste und besaß
wie viele ihrer Zeitgenossen ein besonderes Interesse für die Astronomie,
die damals der Astrologie noch sehr verwandt war. Sie starb zu Blois, der
ländlichen Residenz vieler Könige Frankreichs. Katharina
von Medici gehört zu den Fürstinnen, die weniger durch
ihre persönlichen Gaben berühmt geworden sind als durch die Geschehnisse,
die ihre Herrschaft verdunkeln.
KATHARINA VON MEDICI
- die Giftmischerin
* 13. April 1519, + 5. Januar 1589
Florenz
Blois
Gemahlin Heinrichs II. (* 1519; König: 1547-1559)
Heirat: 28. Oktober 1533, Marseille
Als Katharina am 13.
April 1519 im herzoglichen Palast zur Welt kommt, sieht es düster
um ihre Zukunft aus. Ihr Vater Lorenz II., Herzog von Urbino,
Enkel des berühmten Lorenz des Prächtigen, liegt im Sterben.
Seine Frau, die junge Französin königlichen Geblüts, Madeleine
de la Tour d'Auvergne, erliegt am 28. Juni dem Kindbettfieber.
Katharina ist mit zwei Monaten Vollwaise, zugleich aber Erbin
einer legendenumwobenen Familie, die vermutlich die reichste in Europa
ist, die gebildetste, die kunstsinnigste, die zwei Jahrhunderte lang die
Geschicke von Florenz gelenkt hat.
Ihre ersten Lebensjahre verbringt Katharina
in Gesellschaft der zwei MEDICI-Bastarde Hippolyte und Alexander
im florentinischen Stadtpalast und dder Villa Poggio. Ihre Tante Klarisse
wacht über die zahlreiche Kinderschar und nimmt Katharina
mit ihren eigenen zehn Kindern nach Rom mit, wo sich ihre Onkel auf dem
Stuhle Petri ablösen. Aber Rom wird von KARLS
V. Söldnetrn geplündert. Man entreißt Katharina
dieser Hölle des Sacco di Roma, wo die wütende Soldateska haust
und versteckt sie in einem Kloster in Florenz, wo aber bald die Pest ausbricht
und die Revolte gegen die MEDICI schwelt.
Diese turbulente Kindheit schadet
Katharinas Erziehung nur unwesentlich. Sie lernt Latein und
Griechisch, liebt - heißt es - Geschichte un Geographie, interessiert
sich für die neuen Wissenschaften, Physik und Astronomie, mehr aber
noch für Astrologie. Die Ereignisse ihrer Kindheit prägen ihre
Persönlichkeit. Sie wird geduldig sein, ausdauernd und großzügig.
Sie ist aber auch selbstbewußt. Daraus wird sich später eine
Neigung zu Verantwortungsempfinden, Autorität und Machtbewußtsein
entwickeln. Trotz ihrer strikten religiösen Erziehung, wie es für
eine Papst-Nichte nicht anders zu erwarten ist, wird sie religiös-tolerant
und zeitlebens abergläubischs ein. Im geheimen knüpft ihr päpstlicher
Onkel Klemens VII. Kontakte zu Franz I.
Um KARL V. die Stirn zu bieten, die
Situation in Europa wieder ins Gleichgewicht zu bringen, verbündet
er sich mit dessen Gegenspieler. Und was könnte ein Bündnis besser
bekräftigen als eine Heirat?
Am 9. Juni 1531 wird Katharina
mit Heinrich, Franz'
zweitem Sohn, dem Herzog von Orleans, verlobt. Am 1. September 1533 verläßt
sie Florenz für immer und segelt mit einer Eskorte von 27 Schiffen
nach Marseille. Der aufmerksame Botschafter von Venedig berichtet umgehend
nach Hause: "Sie ist sehr lebhaft, zeift liebenswürdigen Charakter
und distinguierte Sitten: Sie ist von kleiner Gestalt und mager und sie
hat stechende Augen wie die meisten MEDICI". Katharina
ist vierzehn. Die Hochzeit wird in überbordenem Luxus am 28. Oktober
1533 in der Hafenstadt gefeiert. Papst Klemens besteht darauf, daß
die Ehe sofort vollzogen wird: ein Sohn daraus würde die anti-kaiserliche
Allianz nur stärken. Katharina
umgibt sich mit Astrologen: sie sagen ihr sechs Kinder und den Königinnen-Titel
voraus.
Katharinas Mann ist
gleich alt, aber verschlossen und schüchtern. Mit seinem älteren
Bruder Franz hat er vier bittere Jahre
in spanischer Geiselhaft durchlebt. Die Beziehung zu seiner jungen Frau
wäre vielleicht einfacher, stünde Heinrich
nicht bereits unter dem Einfluß seiner Mätresse Diane de
Poitiers, die um 19 Jahre älter ist, und der Franz
I. den Auftrag erteilt hat, ihn zu "zivilisieren".
Katharina ist ein
Sonnenschein und erfreut sich der Freundschaft ihrer Schwager und Schwägerinnen.
Sie fühlt sich wohl in der Gesellschaft der älteren Damen des
Hofes, der warmherzigen Königin Eleonoreund
Margaretes
von Navarra, der lebensbejahenden toleranten, weltoffenen Schwester
von König Franz, der selbst viel
Gefallen an dieser sympathischen, unternehmungslustigen Schwiegertochter
und ihrer Gesellschaft findet. Katharina
reist viel, besichtigt die königlichen Bauten, veranstaltet zahlreiche
Feste und gibt Geld aus, ohne es zuzählen. Die Tochter der MEDICI
findet
in Fontainebleau den Geist der Renaissance wieder, der aus der italienischen
Heimat stammt.
Am 12. August 1536 stirbt ihr Schwager, der
Thronfolger Franz, plötzlich in Valences. Die Umstände
sind zweifelhaft, sein italiensiche Mundschenk wird verdächtigt, ihm
Gift ins Glas getan zu haben. Vermutlich zu Unrecht wird er gefoltert und
gevierteilt. Heinrich und Katharina
sind nun das Thronfolgerpaar. Bald zirkulieren Gerüchte über
die "Florentinerin" und die mysteriösen Gifte, so sagt man, auf die
sich Italien spezialisiert hat.
Katharinas Lage wird
schwierig. Ihr Mann teilt ihre intellektuelle Neugier keineswegs. Er verharrt
mit Diane im Clan der Familie GUISE, wo man dem orthodoxen Katholizismus
huldigt. Dianes Anwesenheit bei Hof ist für
Katharina eine tägliche Erniedrigung. Wird Heinrich
sie
verstoßen, wenn sie keine Kinder bekomt? 1538 munkeln übelwollende
Höflinge von einer "Sterilität der Königin", weisen auf
ihre kleine Statur hin, die sie gern der physischen Kraft ihres Gemahls
entgegenstellen. Die Ärzte dagegen geben Heinrich
die Schuld und schlagen einen chirurgischen Eingriff vor. Und in der Tat,
unmittelbar danach wird Katharina schwanger
und bringt am 19. Januar 1544 in Fontainebleau Franz,
den künftigen Francois II., zur
Welt. Von nun an folgen mit großer Regelmäßigkeit zehn
Kinder, sieben überleben, darunter drei künftige Könige
und zwei Königinnen:
am 2. April 1546 Elisabeth,
Gemahlin Philipps II. von Spanien;
am 12. November 1547 Claude
de Valois, Gemahlin Karls III., Herzog von Lothringen.
Ludwig, der Herzog
von Orleans, wird geboren am 3. Februar 1549 und stirbt im folgenden
Jahr am 24. Oktober.
Am 27. Juni 1550 erblickt Charles-Emilien,
der künftige Karl IX., das Licht
der Welt,
am 20. September 1551 Eduard-Alexandre,
Herzog
von Anjou, der künftige
Heinrich
III.
Am 14. Mai 1553 wird Margarete,
die Königin Margot,
am 18. März 1555 Hercule-Francois,
Herzog
von Alencon und späterer Herzog von Anjou geboren.
Die Zwillinge Johanna
und Victoire überleben ihre Geburt
nicht und sterben am 24. Juni 1556.
Am 31. März 1547 stirbt Franz
I. in Rambouillet und Katharina
wird Königin, wie es die Astrologen "vorhergesehen" haben.
1549 wird sie in Saint-Denis gekrönt.
Mit Heinrich II.
ändert sich der Hof. Gegen die Protestanten wird hart durchgegriffen,
Ausnahmegerichte, die "brennenden Kammern" werden eingerichtet. Der Kampf
gegen Kaiser KARL V. flammt wieder
auf und zeitigt teure und gelegentlich sinnlose Feldzüge. Die GUISE
und Diane - inzwischen Herzogin von Valentinois - binden den König
noch enger an sich. 1547 betreiben sie die Heirat des Thronfolgers
Farnz mit Maria Stuart,
die seit ihrer Geburt Königin von Shottland, vor allem aber Tochter
der Marie de Guise ist.
Heinrich liebt ritterlichen
Gestus. Niemals zuvor - außer in der Ritterlegende - hat man so viele
gezierte Helme, ein solches Meer von Lanzen gesehen. Mag ein Fest auch
noch so klein sein, es verdient ein Turnier, und der gröte Turnierreiter
ist Heinrich selbst. Das höfische
Frankreich verfolgt staunend die Liebesgeschichte Heinrichs
und Dianes, während Katharina
stumm und betroffen zusieht. Ihre Gegner nennen sie die "Florentiner Krämerin"
- später werden sie sie "Madame Schlange" nennen. Jetzt wartet sie
auf ihre Zeit und macht sich klein. Selbst ihre Kinder verdankt sie sozusagen
der Mätresse: Diane schickt Heinrich
aus politischen Gründen regelmäßig in Katharinas
Bett. Der Einfluß Katharinas
beginnt nach ihrer letzten Schwangerschaft 1556. Das Königreich findet
sich in einer schwieirgen Lage. Im August 1557 haben Engländer und
Spanier bei Saint-Quentin die französische Armee vernichtet. Die Königin
tritt im Parlament auf: "Sie sprach so beredt und herzergreifend, daß
sie alle Herzen rührte." Wichtiger aber: man bewilligte ihr Geld und
die Aushebung von 60.000 Mann, was ihren Mann mit ihr zuversöhnen
scheint.
Frieden mit Philipp II.,
Kaiser
KARLS V. Nachfolger, wird geschlossen. Wie üblich sieht
der Vertrag von Cateau-Cambresis auch einige Heiraten vor: Heinrichs
Schwester
soll den Herzog von Savoyen, seine älteste Tochter den König
von Spanien heiraten. Die Hochzeitsfeiern werden von Turnieren begleitet,
an denen teilzunehmen der turnierfreudige sportliche Käönig sich
natürlich nicht nehemn läßt. Am 30. Juni reitet er auf
dem Turnierplatz der Rue Saint-Antoine, der damals größten Straße
von Paris, gegen Gabriel de Montgomery an. Eine Speerspitze durchbohrt
sein Visier, Auge und Schädel. Heinrich
liegt einige Tage in Agonie und macht am 10. Juli 1559 Katharina
zur Witwe.
Mehrere Tage lang lebt sie, sagt man, in Tränen
aufgelöst, abgeschieden und trägt nur Schwarz. Fortan nennt man
sie die "schwarze Königin". Energisch verbannt sie Diane, nicht ohne
Schloß Chambord und die Kronjuwelen zurückzufordern. Die Zügel
der Politik bleiben aber in der Hand der GUISE.
Franz II., Katharinas Sohn,
und jetzt König, ist ein blasser, degenerierter Jüngling. Seine
Herrschaft ist ein Zwischenspiel, währenddessen sich die Rivalitäten
der Prinzen zuspitzen und dem Höhepunkt der Verschwörung von
Amboise zustreben: die Protestanten versuchen ihn zu entführen, um
den König dem Einfluß der GUISE zu entziehen.
Am 5. Dezember 1560 stirbt Franz
II. ohne Erben. Nun kann die Herrschaft Katharinas
beginnen. Der neue König Karl IX.
ist erst zehn, und da sie die Prinzen von Geblüt - und ihre endlosen
Intrigen - kennt, ertrotzt sie sich vom Kronrat die Regentschaft.
Mit Vierzig ist Katharina eine resolute,
schwarz gekleidete Frau, die ein wenig zu Beleibtheit neigt, aber Eindruck
macht. Sie schränkt die Ausgaben ein, um das Defizit der Staatsfinanzen
zu mindern. Katharina möchte die
Calvinisten nicht in die Opposition treiben. Am 2. März 1560 amnestiert
sie ein Religionsedikt, gewährt aber keine Gewissensfreiheit. Katharina
arbeitet
mit dem vernünftigen, gemäßigten Kanzler Michel de L'Hospital
zusammen. Sie beruft 1561 ein Colloquium nach Poissy ein, um im Religionsstreit
gewisse Regeln der Toleranz durchzusetzen. Sie folgt damit dem Rat ihres
Landmanns Machiavel: "Man halte sich in der Mitte", was ihr sowohl von
katholischer wie von hugenottischer Seite Angriffe, Flugblätter, Verleumdungen
einträgt. Die beiden politisch-religiösen Parteien sind (derzeit)
unversöhnbar. Das Massaker von Vassy 1562 ist der Auftakt des ersten
Religionskrieges. Die Streitigkeiten werden bis zur Ermordung des Herzogs
von Guise 1588 dauern und das Land an den Rand des Abgrunds führen.
Angesichts der katastrophalen Lage bereist Katharina
zwei
Jahre lang mit iherem Sohn Karl das
Land, um ihn dem Volk zu zeigen und so die Krone zu stärken. 1567
bricht der zweite Religionskrieg aus. Die protestantischen Truppen werden
vom Prinzen von Conde und Admiral Coligny geführt. Katharina
organisert energisch die Verteidigung. Die Aufständischen werden bei
Jarnac und Montcourt (1569) geschlagen, wobei Katharinas
Sohn Heinrich mit achtzehn Jahren für
sein taktisches Geschickt Anerkennung gewinnt. Der Frieden von Saint-Germain
1570 ist ein weiterer Befriedungsversuch: er gewährt den Hugenotten
bedingte Religionsfreiheit und einige Zufluchtsorte, darunter La Rochelle.
Und Katharina beschließt bei
dieser Gelegenheit, ihre Tochter Margarete
mit dem Calvinisten Heinrich von Navarra
zu verheiraten. Den einen ist das ein Sakrileg, für sie der Versuch,
die Chancen der Befriedung zu erhöhen, wohl aber auch das Bestreben,
langfristig die Dynastie VALOIS, und
sei es nur über ihre Frauen, zu sichern. Margarete,
die in einen GUISE verliebt ist, goutiert diese Verlobung keineswegs.
Katharinas Kinder
führen untereinander einen unablässígen Kleinkrieg. Karl
IX. haßt seinen jüngeren Bruder Heinrich,
weil er zweifellos wackerer und brillanter ist und überdies auch noch
der Liebling seiner Mutter. Und der nachgeborene Francois
d'Alencon intrigiert mit den Protestanten, um sich einen Platz
an der Sonne zu ertrotzen. Margarete
unterstützt aus Lust an der Intrige bald den einen, bald den anderen.
Mit ihren Kindern hat Katharina entschieden
nicht das große Los gezogen.
Die inneren Streitigkeiten haben außenpolitische
Folgen, die zur Verwirrung nur noch beitragen. Der Proetstanten-Chef Coligny
unterstützt mit seinen Truppen die Niederlande gegen den "sehr katholischen"
Philipp II., und er versucht, den König
Karl IX. hineinzuziehen, der, wild eifersüchtig auf Bruder
Heinrich,
nach Aufmerksamkeit giert, die, ihm zu verschaffen, Waffentaten geeignet
erscheinen. Katharina, die einen Konflikt
mit diesem mächtigen Gegner befürchtet, überwacht unablässig
diesen neurotischen, sprunghaften Sohn. Glücklicherweise hat sie genügend
Einfluß, ihn zu Verstand zu bringen. Der Konflikt zwischen Philipp
II. und den Niederlanden spitzt sich zu. Coligny drängt
immer mehr: Karl IX. soll Spanien den
Krieg erklären. Im geheimen braut sich ein Komplott zusammen, bei
dem der jüngere Königs-Sohn Francois
d'Alencon seine Rolle spielt.
Im August 1572 findet dann die Heirat Margaretes
mit Heinrich von Navarra statt. Indirekt
ist sie Anlaß zu einem neuen Aufflackern der Gewalt. Coligny kehrt
mit achthundert hugenottischen Edelleuten nach Paris zurück. Die Mutter
Heinrichs,
Jeanna d'Albret, stirbt, und natürlich
gegen Gerüchte um: war sie nicht eine erklärte Calvinistin?
Bislang hat sich Katharina
der Gewaltsamkeit der GUISE gegen die Hugenotten in den Weg gestellt. Jetzt
entschließt sie sich, den Dingen freien Lauf zu lassen. Am letzten
Tag der Hochzeitsfeierlichkeiten Margaretes
verletzt ein Arkebusenschuß Coligny. Das Attentat ist Auftakt zu
einem Generalangriff der Hugenotten, die den König gefangennehmen
wollen. Katharina hat von diesem Komplott
erfahren. Sie hofft, ihren Sohn und das Königreich zu retten, indem
sie einige Köpfe rollen läßt. Es gelingt ihr sogar, den
König zu überzeugen.
In dieser drückend heißen Nacht des 24. August
läßt die Königin-Mutter die Glocken von Saint-Germain-l'Auxerrois
läuten. Das Signal für die Stadt im Alarmzustand: die Bartholomäusnacht.
Coligny und andere Hugenottenführer werden brutal ermordet, Massaker
und Mord in andere Stadtteile getragen. Ein Chronist schreibt: "Die berufsmäßigen
Mordbuben und Halsabschneider, die gewöhnlich verborgen in den Löchern
der engen und verwinkelten Gassen leben, kriechen hervor in der Hoffnung
auf irgendeine unerwartete Beute. Allein das Wort 'Hugenotte' rechtfertigt
jede Schlächterei, alte Feindschaften , persönlichen Groll, Geldstreit,
Liebeskonkurrenz, Haß jeder Art. Mehrere tausend Protestanten - fünfzehntausend?
- werden in Paris und auf dem Lande ermordet." Karl
IX., entgeistert, in Panik, befiehlt, diesen Horror zu beenden.
Katharina
ihrerseits klarsichtig, ruhig, antwortet dem Gesandten des Herzogs von
Savoyen: "Es ist besser, daß das ihnen denn uns geschieht. Was geschehen
ist, war schlicht notwendig."
Die Katholiken außerhalb Frankreichs atmen auf.
Papst Gregor XIII. stimmt ein Te-Deum an. In Genf aber ist man entsetzt.
Queen
Elisabeth I. hält sich klug bedeckt, aber die englischen
Freunde in La Rochelle unterhalten gerne den Religionshaß. Ungeachtet
dessen versucht Katharina unablässig,
die Machtbasis ihrer Dynastie zu verbreitern. Ihr Lieblingssohn
Heinrich
wird 1573 zum König von Polen gewählt. Im gleichen Jahr führt
sie Verhandlungen über eine Heirat ihres Sohnes Francois
mit
Elisabeth von England. Um sich
mit dieser Souveränin zu verbinden, unterzeichnet sie im Juni den
- für die Hugenotten günstigen - Vertrag von La Rochelle.
Gegen den schon sehr geschwächten König, der
in dauernder Furcht, ermordet zu werden, lebt, wird eine neue Rebellion
angezettelt. Katharina entsendet Truppen,
um die Rebellen niederzuschlagen. Am 30. Mai 1574, mit vierundzwanzig Jahren,
stirbt Karl IX. Trotz ihres Kummers
blüht Katharina auf, als Heinrich,
aus Polen heimgekehrt, im Februar 1575 in Reims gekrönt wird. Ihr
Lieblingssohn ist intelligent, kultiviert, aber von sprachlosmachender
Frivolität. Regieren läßt Heinrich
III. seine Mutter. In Beaulieu kommt es 1576 zu einer neuen
Verständigung mit den Hugenotten. Auf der anderen Seite des politischen
Spektrums bewirkt dies die Bildung der Katholischen Liga.
Katharina bricht
1578 einmal mehr, in dem Bemühen, das Land zu einen, zu einer langen
Reise auf. Achtzehn Monate lang durchquert sie die Guyenne, die Provence,
die Dauphine, bleibt aber immer in brieflichem Kontakt mit ihrem Sohn und
ihren Freunden. Ihre Korrespondenz füllt Bände. Sie vergißt
unterwegs aber nicht ihre Leidenschaft für Geschmeide, besucht und
kauft Landhäuser und Schlösser. In Paris läßt sie
dem Louvre einen Flügel und eine Galerie anfügen, beginnt mit
dem Bau der Tuilerien und ihrer eigenen Residenz, dem späeren Hotel
de Soissons.
Private Schicksalsschläge setzen Katharina
weiterhin zu. Heinrich umgibt sich
mit geschminkten, parfümierten Favoriten von unsäglichem Lebenswandel.
Ihr ältestes Kind, Caude de Lorraine,
stirbt, dann, schlimmer noch: der quirlige Francois
d'Alencon. Sein Tod am 10. Juni 1584 stellt die Erbfolge in
Frage, da König Heinrich III.
keine Kinder hat. Wird das salische Recht angewendet, fällt die Krone
der älteren BOURBONEN-Linie zu,
das heißt Heinrich von Navarra,
dem Mann Margaretes - einem Hugenotten!
Ein Häretiker auf Frankreichs Thron, der aber gleichwohl von Ludwig
dem Heiligen abstammt. Überdies weiß Katharina,
daß Heinrich sich mit Margarete
zerstritten hat.
Die Katholische Liga erzwingt im Juli 1585 den Vertrag
von Nemours, der die reformierte Religion untersagt. Katharinas
politische Klarsicht weist einmal mehr den Weg. Sie sagt: "Es gibt kein
Mittel, wohl gesicherten Frieden in diesem Königreich zu sehen, es
sei denn der König von Navarra macht sich zum Katholiken." Margaretes
Mann ist noch nicht so weit wie seiner Schwiegermutter Weisheit. Er setzt
sich an die Spitze der Protestanten. Und wieder gibt es Streit, den Krieg
der drei Heinriche: Heinrich von Navarra,
Heinrich von Guise und Heinrich III.
Heinrich von Guise wird übermächtig. In Paris
wird er der Chef der Liga, gewissermaßen zum Herren der Hauptstadt.
Am 12. Mai 1588 provoziert er den "Tag der Barrikaden". Er stellt
eine Bedrohung für den Thron dar. Heinrich
III. läßt ihn in Blois am 23. Dezember 1588 ermorden,
was alle Ligaanhänger gegen ihn aufbringt. Katharina
fühlt sich bedroht. Mit ihrem Sohn sucht sie in Blois Zuflucht. Unterwegs
hat sie sich erkältet. Sie erfährt vor ihrem Tod, daß ihr
gehätschelter Sohn sie entmachten wollte, sie weiß, daß
nach dem Attentat auf den Herzog von Guise am 22. Dezember 1588 die Lage
sich nur verschlechtern kann.
Am 5. Januar 1589 stirbt Katharina
in den Armen des Sohnes, den sie so geliebt, der aber durch seine Sprunghaftigkeit
verschuldet hat, daß ihr geduldiges Versöhnunswerk scheitert.
Sie wird in der Kirche Saint-Sauveur bestattet. Erst später (1610),
als Heinrich IV. schon König ist,
werden ihre sterblichen Übereeste nach Saint-Denis überführt.
Mahoney Irene: Seite 11,12
*************
"Katharina von Medici"
Aussehen und Charakter
Katharina Maria Romola, Herzogin
von Urbino, Nichte des Papstes Clemens VII., war der einzige
noch lebende Sproß des einstmals so großen Hauses der MEDICI.
Sie war die Braut
Heinrichs von Orleans,
des zweiten Sohnes des Königs von Frankreich. Sogar in einem Zeitalter
galanter Komplimente nannte niemand die junge Braut schön. Sie hatte
einige Monate zuvor ihren 14. Geburtstag gefeiert, und ihre Größe
wurde als durchschnittlich angesehen. Ihre Haut war makellos und ziemlich
bläßlich, ihr Haar dunkel und üppig, ihre Unterlippe etwas
dick, im Gegensatz zu ihrer dünnen Oberlippe und ihren markanten,
starken Augenbrauen. Ihre Nase und ihre vorstehenden Augen trugen die Kennzeichen
des Hauses der MEDICI. Aber wenn sie auch nicht schön war,
so war sie doch charmant und außergewöhnlich anmutig, Eigenschaften,
die im Italien der Renaissance hoch im Kurs standen. Wenn sie etwas von
der Arroganz der MEDICI geerbt hatte, so trug sie es nicht zur Schau.
Ungeschick und Unsicherheit hatten ihr - immerhin merkwürdig
bei einem Kind von so jungen Jahren - Haltung verliehen sowie eine Selbständigkeit,
die sich als Fügsamkeit maskierte. In den ersten 14 wirren und gefährlichen
Jahren ihres Lebens hatte sie gelernt, dass Sicherheit - und Erfolg - oft
abhingen von Geduld, Bescheidenheit und peinlichem Bestreben, zu gefallen.
Von Kindesbeinen an war sie zu der Erkenntnis gelangt, dass sie selbst,
während ihre Stellung ihr eine unermeßliche Bedeutung verlieh,
nur geringe Bedeutung besaß. Mit ihrer scharfen Intelligenz und stetigem
Rechnen mit der Wirklichkeit hatte sie sich mit den Tatsachen abgefunden,
ohne sich dagegen aufzulehnen. Die Vielfalt ihrer Rolle hatte offensichtlich
weder ihr Gemüt verkümmern lassen noch ihre Fähigkeit, sich
des Lebens, so, wie es sich ihr darbot, zu freuen. Dass sie allerdings
ihre Fähigkeit beeinträchtigt hatte, einfache und reine Zuneigung
zu erwidern, war eine Tatsache, der sich weder ihre Zeitgenossen noch Katharina
selbst
bewußt geworden wären. In Wirklichkeit war ihr das ganze Leben
hindurch so wenig persönliche Zuneigung entgegengebracht worden, dass
für sie nur wenig Notwendigkeit bestand, zu lernen, damit fertig zu
werden.
28.10.1533
oo Heinrich II. König von
Frankreich
31.3.1519-10.7.1559
Kinder:
Franz II.
19.1.1544-5.12.1560
Ludwig
3.2.1549-24.10.1550
Karl IX.
27.6.1550-30.5.1574
Heinrich III.
19.9.1551-2.8.1589
Franz Herzog von Alencon
18.3.1555-10.6.1584
Elisabeth
2.4.1545-3.10.1568
2.2.1560
oo 2. Philipp II. König von Spanien
21.5.1527-13.9.1598
Margarete
14.5.1553-27.3.1615
18.8.1572
oo Heinrich IV. von Frankreich
13.12.1553-14.5.1610
Claudia
12.11.1547-20.2.1575
22.1.1559
oo Karl II. Herzog von Lothringen
18.2.1543-14.5.1608
Viktoria
24.6.1556-17.8.1556
Johanna
24.6.1556-24.6.1556
Literatur:
-----------
Andrieux Maurice: Heinrich IV. Frankreichs guter
König. Societäts-Verlag Frankfurt 1955 Seite 14,27,34,39,49,62,71,72,74,83,92,96,
101,110,115,126,133,139,141,145,150,161,176,178,297 - Fraser Antonia:
Die sechs Frauen Heinrichs VIII. Claasen Verlag GmbH Hildesheim 1995 Seite
206,208,419 - Giardini Cesare: Don Carlos. Infant von Spanien. Eugen
Diederichs Verlag München 1994 Seite 99,103,109,118,126-129,133,136,140,143,187,210
- Hartmann Peter Claus: Französische Könige und Kaiser
der Neuzeit. Von Ludwig XII. bis Napoleon III. 1498-1870. Verlag C. H.
Beck München 1994 Seite 52,58,66,71,88,91,95-100,102-106,108-118,120,122-127,
129-132,138-141,143,146-148,162 - Jurewitz-Freischmidt Sylvia: Die
Herrinnen der Loire-Schlösser. Königinnen und Mätressen
um den Lilienthron. Casimir Katz Verlag, Gernsbach 1996 Seite 8-457 - Lavater-Sloman
Mary: Elisabeth I. Herrin der Meere, Gustav Lübbe Verlag GmbH Bergisch
Gladbach 1988 Seite 43,179,182,198,199,219,229,258,313,316,328,442 - Luzzatti
Ivo: Katharina Medici 1519-1589. Verlag F. Bruckmann, München 1943
- Mahoney Irene: Katharina von Medici. Königin von Frankreich.
Eugen Diederichs Verlag München 1994 - Neale John E. Elisabeth
I. Königin von England. Eugen Diederischs Verlag München 1994
Seite 117,133,152, 161,177,248-252,260,262,284-286,317,362,454 - Taillander
Saint-Rene Madeleine Marie Louise: Heinrich IV. Der Hugenotte auf Frankreichs
Thron. Eugen Diederichs Verlag München 1995 Seite 7-507 - Tamussino
Ursula: Maria von Ungarn. Ein Leben im Dienst der Casa de Austria Verlag
Styria Graz Wien Köln 1998 Seite 200,207 - Treffer Gerd: Die
französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18.
Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996 Seite 247-255 - Treffer
Gerd: Franz I. von Frankreich Herrscher und Mäzen Verlag Friedrich
Pustet Regensburg 1993 Seite 93,108,199,233,247,252,262,276,304 -