Begraben: Gorze
Sohn des Sigram und der Landrada,
Tochter von Dux
Robert I.
Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 1948
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Chrodegang, Bischof von Metz
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+ 6. März 766
Begraben: in seiner Gründung Gorze
Das wichtigste Lebenszeugnis bietet die Geschichte der
Bischöfe von Metz des Paulus Diaconus (MGH SS II, 267f.). Ihm zufolge
stammte Chrodegang aus dem Hasbengau
(heute östliches Belgien), aus derselben Region wie die älteren
PIPPINIDEN,
und gehörte einer Familie des "allerersten fränkischen Adels"
an; der Oberrheingau-Graf
Cancor, Gründer des Klosters Lorsch, war sein consanguineus.
Chrodegang
wuchs
am Hof Karl Martells auf und wurde
dessen "Referendar"; die letzte erhaltene Urkunde des Hausmeiers hat Chrodegang
rekognosziert (741). Wohl bald danach (30. September 742?) wurde Chrodegang
zum
Bischof von Metz geweiht. Sein Aufstieg zum Haupt des fränkischen
Episkopats begann jedoch erst nach der Übernahme der Regierung des
Gesamtreichs durch Pippin (747) mit
dem Beginn der 50-er Jahre des 8. Jh. Im Auftrag des Königs und des
ganzen fränkischen Adels reiste Chrodegang
753
nach Rom, um Papst Stephan II. zu den folgenreichen Verhandlungen mit dem
Franken-König und zu dessen Salbung über die Alpen zu geleiten.
Im Jahr darauf zeichnete ihn der Papst mit dem Pallium aus und verlieh
ihm damit die Würde eines Erzbischofs. Auf den Synoden von Ver (755)
und Compiegne (757) übte Chrodegang
einen über seinen Sprengel weit hinausreichenden Einfluß aus;
auf der Synode von Attigny (762) stand er an der Spitze des gesamten reformwilligen
fränkischen Episkopats. Er darf als der Nachfolger des Bonifatius
und als Fortsetzer seiner Werks bezeichnet werden (Th. Schieffer). Eine
besondere Sorge Chrodegangs galt dem
Mönchtum. Bei der Gründung des berühmten Klosters Gorze
(748) als eines "Musterklosters" beabsichtigte Chrodegang
unter anderem eine enge Bindung der monastischen Kommunität an den
Diözesanbischof; sein Privoleg für Gorze von 757 stellte das
Verhältnis von Kloster und Bischof durch die Einführung des fränkischen
Rechtsbegriffs "mundeburdis et defensio" auf eine neue Grundlage (E. Ewig).
Auch an der Gründung von Lorsch (764/65) hatte Chrodegang
großen Anteil; als ersten Abt hat er seinen Bruder Gundelannd mit
einer Gruppe Gorzer Mönche dorthin entsandt. Schon 761 hatte Chrodegang
Gorzer Mönche in das rechtsrheinische Kloster Gengenbach geschickt.
Von Rom ließ er die Gebeine dreier Märtyrer nach Gorze bringen;
während die Reliquien des hl. Gorgonius dort blieben, wurden die des
hl. Nazarius nach Lorsch, die des hl. Nabor in das Metzer Kloster St. Avold
übertragen. In allen diesen Maßnahmen erkennt man den Aufbau
eines Klosterverbandes, zu dem auch die bischöflichen Metzer Klöster
St. Trond, Senons und Neuweiler gehörten. Noch bedeutsamer ist Chrodegangs
programmatische
Reform des Metzer Kathedralklerus, dessen Lebensnormen er im Sinne der
"vita communis" ordnete und um 755 in einer Kanonikerregel niederlegte.
Sie prägte das gemeinsame Leben in der Feier des Gottesdienstes, in
der Bindung von Arbeit und Gebet an einen gemeinsamen Lebensraum, in der
Gewährung gemainsamer Nahrung und Kleidung aus dem Kirchengut. Diese
Regel wurde das Vorbild späterer Regelungen der "vita canonica"; so
entstand um 1000 eine ae. Übersetzung. Das räumliche Substrat
dieser Lebensordnung war die Metzer Kathedralgruppwe, die Chrodegang
ausbaute und reich ausstattet. Ein Grundzug der Reformen Chrodegangs
ist die Ausrichtung seiner Maßnahmen an dem "mons atque ordo" der
römischen Kirche. Die Kanonikerregel zeigt sie ebensowie die wohl
von Chrodegang geschaffene Metzer Stationsordnung,
welche die täglich wechselnden Orte des bischöflichen Gottesdienstes
festlegte. Ferner hat Chrodegang in
Metz die "Romana cantilea", die liturgische Texte in ihrer römischen
Form und Vortragsweise, eingeführt. Seitdem war Metz das Zentrum der
liturgischen Reform im Frankrenreich, aber auch eine Stätte der theologischen
ud wissenschaftlichen Arbeit. Durch die Maßnahmen Chrodegangs
wurde Metz überhaupt zum Vorbild einer Bischofsstadt, dessen Wirkung
sich in den folgenden Jahrzehnten, zum Beispiel bei Leidrad von Lyon, bis
in die Einzelheiten nachweisen läßt.