DOUGLAS
Lexikon des Mittelalters:
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Douglas
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Schottische Adels-Familie (Schottland), die zuerst in den 70-er Jahren
des 12. Jh. in Schottland als Einwanderer aus Flandern in Erscheinung
trat; sie war im Zuge der großen Einwanderungswelle von
anglo-französischen und flämischen Siedlern gekommen, die von
den schottischen Königen im 12. Jh. nach Schottland gerufen worden
waren.
Zunächst waren die DOUGLAS
eine der vielen kleineren Familien, die etwas Landbesitz erhielten und
sich in die schottische Gesellschaft integrierten. Im ersten
Jahrhundert ihrer Ansiedlung in Schottland gab es noch keinen Hinweis
darauf, daß diese Familie einmal zum mächtigsten
Adels-Geschlecht in Schottland aufsteigen sollte, bis sie dann in den
50-er Jahren des 15. Jh. durch König
Jakob II. ihre
herausragende Stellung verlor.
Wie bei einigen anderen bedeutenden
Adels-Familien im schottischen Spät-Mittelaler, vor allen Dingen
bei den GORDON, Earls of Huntly,
und den CAMPELL, Earls of Argyll,
begann ihr Aufstieg mit der Unterstützung von Robert Bruce.
James Douglas
(für
die Schotten »the Good
Sir James«,
für die Engländer »the
Black Douglas«) unterstützte König Robert loyal gegen die
englischen Könige Eduard I. und Eduard II.
seit den ersten hoffnungslosen Tagen, als sich Robert mit
wenig Aussicht auf Erfolg selbst zum König einsetzte und begann,
die Engländer aus seinem Königreich zu vertreiben. James Douglas war
ein
Führer in der Schlacht
von Bannockburn (1314), und er war es, der
1329 mit dem Herzen des toten Königs zum Kreuzzug aufbrach und in
Spanien 1330 selbst den Tod fand. Er war Sohn und Erbe des ersten Lord of Douglas gewesen;
sein Neffe und Erbe William
wurde
der erste Earl of Douglas im Jahre 1358. Die Erreichung
dieser Stufe der Erfolgsleiter führte auch zur Anhäufung von
Lehensbesitz, besonders, weil die DOUGLAS
sich
wiederholt als unfähig erwiesen, für
legitime männliche Leibeserben zu sorgen:
2. Earl wurde Williams Sohn, 3. Earl aber der illegitime Sohn von
Good Sir James, und der zweite,
illegitime Sohn von Earl William
selbst wurde Earl
of Angus im Jahre 1397. Von dem älteren und dem
jüngeren Familienzweig (»Black DOUGLAS«
und »Red DOUGLAS«),
beide im Earl-Rang, wurde
gesagt, daß der weniger bedeutende auf
den bedeutenderen Zweig mit einem neidischen, aber zu diesem Zeitpunkt
ohnmächtigen Auge schaue.
Archibald »the Grim«
('der Schreckliche'), der 3.
Earl
of Douglas, verband eine herkömmliche
Frömmigkeit bei seinen religiösen Gründungen mit
skrupellosem Besitzstreben: Bei seinem Tod im Jahre 1400 gehörte
der ganze Südwesten Schottlands den DOUGLAS.
Sein
Sohn Archibald, der 4. Earl, erhielt den Beinamen
»the Tyneman«,
weil er in den
Schlachten von Homildon (1402) und Shrewsbury (1403)
eine
klägliche Figur abgegeben hatte; weder bei seinen
militärischen Handlungen noch bei politischen Verhandlungen mit
England zeigte er viel Geschick, doch noch blieb seine Macht in
Schottland unanfechtbar, und im Dienst des französischen Königs Karl VII. wurde er
lieutenant
général der
französischen Armee
und Herzog von Touraine, bis
er 1424 bei Verneuil
seine letzte Schlacht und sein Leben verlor.
Der 5. Earl war
General-Leutnant von
Schottland während der Minderjährigkeit von König Jakob II.
Sein Tod
(1439) führte zu einer einschneidenden Veränderung. Sein Sohn
wurde bei einem Aufstand hingerichtet, an seine Stelle trat der Bruder
von Archibald »the
Grim«. Die Familie hatte
nun den Zenit ihrer Macht erreicht.
In den 40-er Jahren des 15. Jh. erhielten drei Brüder der DOUGLAS-Familie die Würde eines Earls, Earl of Douglas
im Süden und Earl
of Moray und Earl of Ormond im
Norden. Das erschien dem mündig gewordenen Jakob II.
als eine zu große Machtkonzentration. Sein Versuch, sich den
Landbesitz der DOUGLAS
anzueignen, während William,
der 8. Earl, eine
»grand
tour« nach Rom (1450-1451) unternahm, war der Beginn einer Reihe
von Ereignissen, die zu der aufsehenerregenden Ermordung des Earl 1452
und der endgültigen Vernichtung der Familie 1455 führten.
Nach 1455 trat nun die Linie der
»Red
DOUGLAS«
aus ihrem Schattendasein hervor und agierte im 16. Jh. mit
größerer Willkür, als die »Black DOUGLAS«
es je getan hatten.
J. Wormald