CARLISLE
Lexikon des Mittelalters:
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Carlisle
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Stadt und Bistum im nördlichen England.
In beherrschender Lage am letzten Übergang des Eden vor seiner
Mündung in die Irische See gelegen, zählte die antike
Vorgängersiedlung Luguvalio zu den bedeutenderen römischen castra; bei ihm entwickelte sich
eine städt. Siedlung (Caer-Luel, daraus: Carlisle), die
möglicherweise Siedlungskontinuität seit dem 4. Jh.
besaß. Der hl. Cuthbert
besuchte im 7. Jh. die römischen Ruinen. Im 11. Jh. Hauptzentrum
der Herrschaft (lordship) des
südlichen oder »englischen« Cumbria, wurde es 1092 von
Wilhelm II. Rufus
besetzt, der die älteste normannische Burg errichten ließ.
Nachdem Carlisle ein
Jahrhundert lang im Besitz normannischer Großer und der
Könige von Schottland gewesen war (König
David I.
starb hier
im Jahre 1153), kam die Burg, die mehrfach umgebaut und auf einen
Umfang von 1,5 ha erweitert wurde, im Jahre 1157 wieder an die
englische Krone und wurde Sitz des Sheriffs
von Carlisle,
später
des Sheriffs von Cumberland.
1322-1323 bestand ein earldom Carlisle, das im
17. Jh. neubegründet wurde.
Der älteste erhaltene Teil der
Burg ist der keep, ein
schmuckloser Steinbau aus dem späten 12. Jh.; der übrige
Baubestand entstammt zum größten Teil dem 14.-16. Jh.,
darunter ein Torbau aus der Zeit König
Eduards
III. (1327-1377).
König Heinrich I. errichtete das
Bistum Carlisle im Jahre
1133, indem er das Gebiet, das zwischen Solway und einer ost-westlichen
Linie von Stainmore zum Fluß Duddon lag, von der Diözese
Glasgow (oder Cumbria) abtrennte. Die Kathedrale erhielt ein
Augustinerchorherren-Stift, eine in England
einmalige Regelung, die aber in Schottland (St. Andrews) ihre
Parallele hatte. Das Bistum wurde 1540 aufgehoben.
Carlisle galt zwar als
Stadt, doch waren Ausdehnung und Einwohnerzahl des mittelalterlichen borough
offensichtlich. sehr
gering. Die Stadt war mit einer Steinmauer befestigt, von der nur mehr
wenige Reste zeugen. Den Zugang bildeten drei (nicht erhaltene) Tore:
das englische (Süd-), das irische (West-) und das schottische
(Nord-)Tor. Burg, Stadt und Kathedrale bildeten zusammen den
entscheidenden Hauptstützpunkt an der Nordwestgrenze Englands und
hatten daher unter Angriffen und Belagerungen der Schotten viel zu
leiden; die Kathedrale wurde im Krieg von 1644 schwer beschädigt.
G.W.S. Barrow