Tochter des Grafen Fulko II. der Gute von Anjou
aus seiner 1. Ehe mit der Gerberga von Maine, Tochter von Graf Herve
Werner Karl Ferdinand: Seite 479
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"Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr
1000 (1.-8. Generation)"
VIII. Generation
79-82
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Zu König
Ludwig V. und seinen Regierungsdaten vgl. Eiten 203-210.
Zu Ludwigs Gattin
Adelheid, Tochter des Grafen Fulco
II. von Anjou, weist Lot, Dernier Carolingiens 366ff. nach, daß
sie in erster Ehe mit Stephan von Gevaudan, in zweiter Ehe mit Ludwig
V. verheiratet (982 bis 984, vgl. Eiten), noch zu Lebzeiten
ihres zweiten Gemahls in dritter Ehe Graf Wilhelm von Arles heiratete,
und damit die Mutter der Königin Constanze
ist, die sich König Robert II. aus
dem Grafenhaus von Arles zur Gattin holte.
Adelheids dritte
Ehe muß zwischen 984 und c 986 geschlossen sein, wie sich aus den
Geburtsdaten ihrer Kinder ergibt. Sie überlebte ihren dritten Gatten
(+ 1010), vgl. Roman d'Amat, Dictionn. de Biogr. franc. 2, 1936, 61. Ob
sie auch noch 1026 oder 1028 lebte, ist zweifelhaft, vgl. Lot 1. c., 368,
Anm. 4.
Adelheid von Anjou
- Königin wider Willen
Geboren: 947 - Heirat: 981, Brionde - + 993, Arles
Gemahlin Ludwigs V. des Faulen (+ 967; König 986-987)
Adelheid ist vierunddreißig,
Witwe des Grafen Stephan von Gevaudan, Mutter mehrerer Kinder, als
sie Ende 981 in Brionde, zwischen Loire und Allier, den künftigen
Ludwig
V., einen Jüngling von vierzehn Jahren heiratet. Am gleichen
Tag wird sie von einer Bischofsversammlung gekrönt Ihr Mann ist nämlich
seit 979 der Krone assoziiert. Sie wird also Königin, da sie Frau
eines gekrönten Prinzen ist, herrscht aber noch nicht.
Der Altersunterschied, gegensätzliche Lebenserfahrungen,
können diese Ehe, die Lothar
und Emma,
die königlichen Eltern Ludwigs,
und Graf Fulkes II. von Anjou, der Vater der Braut, so geschickt
eingefädelt zu haben glauben, nur zur Katastrophe machen. Aber hier
geht es um Staatsinteressen: das französsiche Königreich ist
in diesen 80-er Jahren bedenklich geschrumpft und seine Erweiterung um
die herrliche Grafschaft Anjou nur von Vorteil. Die Eheleute verstehen
sich nicht. Sie haben keine Kinder, und Ludwig
gibt sich so üblen Orgien hin, daß Lothar
gezwungen ist, ihn in Brionde aufzusuchen und an seine prinzlichen Pflichten
zu erinnern. Zwei Jahre harrt Adelheid
aus, dann läuft sie schlicht davon und heiratet einfach in der Provence
Wilhelm,
den Grafen von Arles. Jetzt hat sie offenbar zwei Ehemänner. Die Geschichte
wirbelt Staub auf. Selbst in Rom redet man davon. Wahrscheinlich hat Adelheid
ihre prinzliche Heirat annullieren lassen - unbekannt aber bleibt durch
wen, auf welche Weise und wann: Von lokalen kirchlichen Instanzen? Ohne
die Billigung Roms? Das kann für Adelheid
durchaus gefährlich sein: läßt sich ein König eine
so beschämende Flucht einfach gefallen?
Adelheid hat allerdings
Glück im Unglück anderer. 986 stirbt ihr Schwiegervater
Lothar. Ihr Ex- oder Noch-Mann Ludwig
wird König. Theoretisch ist sie Königin, da die Gültigkeit
der Eheauflösung umstritten ist - und es nach den geltenden Rechtsvorstellungen
kaum einen Grund gibt, sie zu rechtfertigen. Für die Juristen, erst
recht Theologen, ist dies ein interessantes Thema. Allerdings stirbt Ludwig
im folgenden Jahr. Königin aber will diese Tochter Graf Fulkes
II. von Anjou und der Gerberge von Maine - einer Dame von reinstem
französischen Blut - nicht sein. Sie will Gräfin von Arles
bleiben. In dieser Stadt wird sie sechs Jahre später, 993,
sterben. Sie war die letzte KAROLINGER-Königin
- wider Willen. Die nächste Königin, die erste aus dem Geschlecht
der KAPETINGER, wird übrigens
ihren Namen tragen, Adelheid von Aquitanien.
Ludwigs Vater stiftete 982 für seinen Sohn eine Ehe mit Adelheid, der Schwester Gottfrieds von Anjou, in der Hoffnung, so das karolingische Unterkönigtum in Aquitanien zu neuem Leben zu erwecken. Die Ehe des jugendlichen Königs mit der wesentlich älteren Frau scheiterte genauso wie sein Bemühen, Anerkennung im Lande zu finden, so dass ihn sein Vater zwei Jahre später nach Laon heimholen mußte.
Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller
Bernd: Seite 72-74
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"Die französischen Könige des Mittelalters.
Von Odo bis Karl VIII. 888-1498"
Im W-Frankenreich war inzwischen Königin
Emma um eine Heirat ihres Sohnes Ludwig
bemüht gewesen. Nach Richer hätte Gottfried "Graumantel" von
Anjou die Eheverbindung
Ludwigs mit
der Witwe des Grafen Raimund von Gothien, Adelheid,
einer Schwester Gottfrieds, vorgeschlagen. Das klingt zwar recht plausibel,
doch wird meist vergessen zu betonen, dass Adelheid
etwa das Alter von Ludwigs Mutter Emma
hatte - eher älter als jünger! - und Ludwig
selbst im Jahre 980 bestenfalls 14 Jahre alt war. Die Heirat - wenn sie
denn je stattgefunden hat - war nicht glücklich, was niemanden überraschen
konnte. Nach Richer hätte Lothar
982 einen eigenen Aquitanienfeldzug unternehmen müssen, um seinen
Sohn zurückzuholen.
1. oo Stefan Graf von Gevaudan
- 979
982
2. oo Ludwig V. König von Frankreich
- 984 967-21.5.987
984/86
3. oo Wilhelm II. Graf von Arles
- 998
vor 1016
4. oo Otto Wilhelm Graf von Burgund
x 958/59-21.9.1026
Kinder:
3. Ehe
Konstanze von Arles
um 986-25.7.1032
1002
oo 3. Robert II. der Fromme König von Frankreich
20.7.1072-20.7.1031
Literatur:
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Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller
Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis
Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 72-74 -
Glocker
Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik.
Böhlau Verlag Köln Wien 1989, Seite 299 - Schieffer Rudolf:
Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite
217 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von
Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet
Regensburg 1996, Seite 69,77 -