Jüngerer Sohn des Herzogs
Drogo von der Champagne und der Anstrud,
Tochter oder Witwe des Hausmeiers Berchar
Hlawitschka Eduard: Seite 80
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"Die Vorfahren Karls des Großen"
39 Gottfried - Pippin
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Durch das in Nr. 37 wiedergegebene Zitat aus den älteren
karolingischen Annalen zum Jahre 723 und durch die Tatsache,
daß Erzbischof Hugo
von Rouen erst 730 verstarb (BM² 29a), steht fest, daß
Herzog
Arnulf neben Hugo mindestens
noch einen Bruder hatte. Da es nun in einer Urkunde Hugos
und Arnulfs vom Jahre 715, die lange
Zeit als Fälschung angesehen wurde, von E. Mühlbacher aber für
"formell und inhaltlich echt" (BM² 27) bestimmt worden ist, heißt:
nos in Dei nomine Hugo sacerdos
et germanus meus, illuster vir Arnulfus dux,
nec non Pippinus et
Godefridus, dum contigit ut genitor
noster, illuster vir Drogo quondam,
de hac luce migraret, nostra fuit petitio ... (MG. DD. Merow., Nr.
7, Seite 214; auch in Jahrbuch für lothringische Geschichte 1, 1888/89,
Seite 43, Nr. 6), wird man - da außerdem Gottfried
noch in zwei mittelalterlichen Metzer Fälschungen als Sohn Drogos
erscheint (BM² 30 und 30a) - Pippin und
Gottfried, die neben den in erster
Linie handelnden Brüdern Hugo
und Arnulf stehen, da zwei weitere
Söhne Drogos betrachten dürfen.
Vgl. zu diesem Problem auch E. Mühlbacher, Zur Genealogie
der älteren Karolinger (Forschungen zur Deutschen Geschichte 19, 1879),
Seite 455ff.
Bei der Frage nach der Identität von Adelas Verwandter
Plektrud
mit der Gattin Pippins II.
galt als ein derartiges Argument von erheblicher Beweiskraft lange Zeit
die Beobachtung, daß Pippins II.
Enkel Arnulf und
Pippin
der Jüngere in Bitburg bzw. in Besslingen begütert
gewesen seien.
Zu den Söhnen seines Halbbruders Drogo,
den Enkeln Pippins II. und Plektruds,
hatte Karl ein zwiespältiges Verhältnis:
Während er den 713/15 zum Kleriker geweihten Hugo
durch Übertragung einer Reihe von Bistümern und wichtiger Abteien
in den nordwestlichen Reichsteilen nach 718 zum Garanten seiner Herrschaft
in Neustrien machte, ließ er den dux Arnulf
und einen weiteren, namentlich nicht bekannten Sohn Drogos
723 in Haft nehmen und wohl auch beseitigen [Vgl. ebd. Seite 34 und Hlawitschka;
Studien Seite 51f. Über die Ereignisse berichten in knappen Worten
die sog. kleinen früh-karolingischen
Annalen, vgl. etwa Annales Nazariani a. 723 SS 1 Seite 25. Neuausgabe bei
W. Lendi, Untersuchungen zur frühalemannischen Annalistik. Die Murbacher
Ananlen (= Scrinium Friburgense 1, 1971) Seite 149: duo filio drogonis
ligati. arnoldus et unus mortuus; ähnlich die Annales Alamannici a.
723, ebd. Seite 148, und die Annales Mosellani a. 723 SS 16 Seite 494.
Neben Hugo und
Arnulf
sind mit einiger Wahrscheinlichkeit auch ein Gottfried
und
ein Pippin als Söhne
Drogos zu erschließen, von denen wohl einer der 723
erwähnte war, die aber beide gleichfalls nicht mehr in der Überleiferung
auftauchen, vgl. Hlawitschka, Vorfahren Seite 80 Anm. 29 und Dens., Studien
Seite 52.
Auch das weitere Schicksal Arnulfs
ist nicht bekannt. Es ist zu vermuten, daß er, wenn er nicht ebenfalls
in der Haft verstarb, so zuletzt Hlawitschka Seite 51, sein Leben hinter
Klostermauern verbrachte, zumindest aber keinen politischen Einfluß
mehr erlangte. Arnulf ist 716/17 als
dux und als Schenker an Echternach bezeugt, Wampach 1,2 Nr. 25 und
29 Seite 62,70. Karl Martell beließ
ihn also nach seinem Herrschaftsantritt 717/18 zunächst in seiner
Stellung als dux - wobei es möglicherweise zu einer zeitweiligen Annäherung
kam, vgl. Semmler Seite 20, der hierfür allerdings von einer unzutreffenden
Datierung der Urkunden Wampach 1,2 Nr. 27 und 29 ausgeht -, entmachtet
ihn aber zu einem Zeitpunkt, als seine eigenen Söhne offensichtlich
das Mündigkeitsalter erlangt hatten, vgl. Semmler Seite 331 mit Anm.
243. Nicht aufrechtzuerhalten ist die von Breysig (wie Anm. 322) Seite
45f und neuerdings wieder von Eckhardt, Studia Seite 128ff vertretene Annhame,
daß der von Pippin II. 714 zum
Hausmeier bestellte Sohn seines jüngeren Sohnes
Grimoald,
Theudoald,
nach 717/18 in nähere Verbindung zu Karl
Martell getreten sei. Sie beruht auf einer verfehlten Deutung
der Zeugnisliste von D Arnulf 11 Seite 99 = Gysseling/Koch Nr. 173 Seite
305f.
Theudoald starb offensichtlich
bald nach seiner am 26.9.715 bei Compiegne erlittenen Niederlage gegen
die Neustrier vgl. Semmler Seite 6 mit Anm. 40 und Hlawitschka Seite 54f.
Schließt man aus dem unten unter Anm. zitierten
Passus der Urkunde
Pippins II. und
Plektrruds von 714 auf noch weitere
Söhne Grimoalds, sind deren Namen
und Schicksal unbekannnt; vgl. dazu Hlawitschka, Vorfahren Seite 78 Anm.
394. Eine andere Deutung schlägt Jarnut Seite 350f. vor. Ausgehend
von der Annahme, Adelas Schwester Regentrud habe aus erster Ehe Pilitrud,
die Tante von Karl Martells Gemahlin
Swanahild, zur Tochter gehabt und sei
in zweiter Ehe mit dem Bayern-Herzog Theodebert verheiratet gewesen, nimmt
er an, daß auch "Swanahild zur
Sippe Irminas von Oeren gehörte". Da Karl
Martell Swanahild nach seinem Sieg
über Plektrud und ihre Enkel heiratet,
hält es Jarnut, gestützt darauf, "daß sowohl
Karl
Martell als auch sein Sohn,
König
Pippin, Nachkommen Hugberts und Irminas heirateten" (Seite 351),
für durchaus wahrscheinlich, daß Karl
durch
seine Heirat mit
Swanhild "die Unterstützung
jener Familie erreichen wollte, deren überragende Bedeutung für
die fränkische Geschichte eben diese Heiraten unterstützten.
Erscheint es an sich bereits als historisch wenig wahrscheinlich, daß
Karl,
nachdem er die nicht in den geistlichen Stand eingetretenen Enkel Plektruds
beseitigt bzw. entmachtet hatte, diesen Schritt mit der Heirat einer Enkelin
von Plektruds nach Bayern verheirateter
Schwester Regentrud gleichsam wieder wettmachen wollen, so beruht die von
Jarnut vorgeschlagene Deutung, wie der Gang der vorherigen Untersuchung
zeigt, vor allem auf zahlreichen nicht näher begründeten, sich
gegenseitig wiederum bedingenden Hypothesen. Daß Swanhild
eine Verwandte Karl Martells über
Plektrud
war, läßt sich, geht man von den sicheren personengeschichtlichen
Zeugnissen zu Plektrud und Swanhild
aus, weder im einzelnen absichern noch auch nur annähernd wahrscheinlich
machen, siehe oben Seite 226ff mit Anm. 230 und 234.].
Literatur:
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Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der
frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982, Seite 265
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