Sohn des Grafen
Giselbert I. von Bergamo und der
Rotruda,
Tochter vom Königsrichter Walpert
Hlawitschka, Eduard: Seite 216
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"Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien
(774-962)"
CV.
LANFRANC
erlebte in seiner politischen Laufbahn einen ähnlichen
Aufstieg wie sein Vater Giselbert I.; zuerst begegnet er uns als
königlicher Vasall, dann erscheint er als Graf und schließlich
auch asl Pfalzgraf. Wie der Vater, der als homo novus auf der politischen
Bahn erschien und auch alle für einen Emporkömmling bezeichnenden
Mittel der Intrige, der Verschwörung und der geringen Gefolgsmannentreue
in Stunden echter Gefahr anwandte, um sich hochzukämpfen, so scheint
auch Lanfranc
sich verhalten zu haben. Auch bei ihm ist die wichtigste Stufe des Aufstieges
mit dem Wechsel einer politischen Machtkonstallation, nämlich mit
dem Übergang der Macht von Hugo
und Lothar auf Berengar
II., Hand in Hand gegangen.
Lanfranc erscheint
zum ersten Mal in dem am 12. Mai 935 in Pavia ausgestellten Diplom der
Könige Hugo und Lothar.
Auf Bitten "ihres edlen Vassus und lieben Getreuen Lanfranc"
schenken diese an Garibert, einen Vasallen Lanfrancs,
die Magd Walperga mit ihren Söhnen, welche bislang zur königlichen
curtis Burscanti gehörten. Und gleichfalls ist er wohl identisch mit
dem königlichen Vasallen Lanfranc,
der bei dem am 18. September 935 zugunsten des Bistums Parma in Pavia abgehaltenen
Placitum vor dem Pfalzgrafen Sarilo und den Königen
Hugo und Lothar zugegen
war, ja der neben dem Pfalzgrafen und den Bischöfen Atto und Batericuas
sowie den sechs Königsrichtern als einziger der noch anwesenden Königsvasallen
und anderen hohen Personen das Urteil mit unterzeichnet.
945 sehen wir Lanfranc zum
ersten Male als Grafen. In der am 29. März dieses Jahres ausgerstellten
Urkunde Hugos und Lothars
interveniert er als comes zusammen mit dem Grafen Aledram für
die Überlassung von Besitzungen in der Grafschaft Tortona und von
drei Mühlen bei Pavia an seine Mutter [Liudprand, Antapod. lib. IV,
cap. 14, Seite 112, berichtet, daß König ugo neben anderen auch
Rozam,
Walperti decollati filiam, die nach dessen eigenen
Angaben (lib. III, cap. 39; Seite 92) schon Gilleberto (= Giselberto)
comiti palatii ehelich verbunden war, zur Buhle auserwählt hatte
und diese ei mirae pulcrtudinis peperit natam. Die Rotlind,
welche Hugo in unserer Urkunde (Anmerkung
3) als filiam nostram bezeichnet, muß dieses von Liudprand
als "wunderhübsch" bezeichnete Mädchen sein; und beachtet man
noch weiter die schon bei Giselbert I. zitierte Urkunde von 959/Juli/13
(CdL Seite 1089, nr. 634)., dann muß die hier werwähnte Rotruda
Lanfrancs
Mutter und Rotlind Lanfrancs
Stiefschwester gewesen sein, obwohl es in der Urkunde selbst nicht ausgesprochen
wird.] Rotruda und an seine Stiefschwester Rotlinda
(Tochter König Hugos) mit ihrem
ersten Gemahl Graf Elisiard. Welcher Grafschaft Lanfranc
vorstand, läßt sich daraus allerdings nicht entnehmen. da aber
sein Vater, Giselbert I., die Grafschaft Bergamo verwaltete und
auch sein Sohn; Giselbert II., als Graf von Bergamo nachweisbar
ist, dürfte bei der sich ausbreitenden Sitte, daß die Söhne
in der Grafschaft des Vaters nachfolgen, anzunehmen sein, daß auch
er Graf von Bergamo war. - Ob er schon längere Zeit vor 945 Graf war,
das heißt ob er die Grafenwürde durch freien Willensentschluß
König
Hugos erlangte, oder ob er erst bei dem zu Anfang 945 eingetretenen
Übergang der Regierungsgewalt von Hugo
auf Berengar II. sein Amt durch des
letzteren Gunst erhielt, ist nicht zu sagen. Sicher ist nur, daß
er mit Berengars Hilfe bald zum Pfalzgrafen
aufstieg. Er trat damit an die Stelle Huberts,
eines illegitimen Sohnes König Hugos,
der dieses Amt im Zuge der ersten harten Eingriffe Berengars
verlor. "Obgleich die Italiener damals Hugo und
Lothar
wiederum als Könige anerkannten, so war doch Berengar
nur dem Namen nach Markgraf, in ahrheit aber König; jene dagegen hießen
Könige, galten aber in der Tat nicht einmal soviel wie Grafen" - sagt
Liudprand über die Zustände zwischen 945 und 950. Wenn deshalb
Lanfranc am 13. April 945 an Huberts
Statt als Pfalzgraf erscheint, dann muß er sich vorher zusammen mit
dem Veroneser Grafen Milo, dem Erzbischof Manasse von Mailand und den vielen
anderen Großen um den zu Anfang 945 durch den Vintschgau heranziehenden
Berengar verdient gemacht ahben und damit in dessen Gunst gelangt sein,
- ganz einerlei, ob er damals schon Graf war oder noch nicht; und es muß
die Gunst Berengars gewesen sein, dei ihn zur höheren Würde führte.
Ist doch auch Berengar II. mit dem
Begünstiger seines Aufstieges - Milo - und anderem Großen bei
diesem Paveser Gerichtstag vom 13. April 945, bei dem Lanfranc zum ersten
Male als Pfalzgraf auftritt, neben dem gerade noch geduldeten König
Lothar zugegegen gewesen.
In drei Urkunden von 947, 949 und 950 gibt Lanfranc
als
comes
palatii Notaren die Erlaubnis zur schriftlichen Ausfertigung und Beglaubigung
getätigter Rechtshandlungen. Mit einem Diplom vom 20. August 949 schenkt
dann noch König Lotharinterventu
ac petitione Lanfranci comitis palacii
dem iudex Nazarius den von der porta Sancti Laurentii
usque ad pusterulam quae dicitur Fontescandia reichenden Teil der Stadtmauer
von Como mit einem jeweils 6 Fuß breiten Landstreifen innerhalb und
außerhalb derselben.
Der Name und die Herkunft der Gemahlin Lanfrancs
sind uns unbekannt; wir kennen nur zwei Kinder, - den späteren
Pfalzgrafen Giselbert II. und eine Tochter Franca. Beide suchten
ihre Ehepartner in Adelsfamilien mit fränkischem Herkommen. Giselbert
II. heiratete Alsinda, die Tochter des Markgrafen Arduin Glabrio, und
Franca
den marchio et dux Almericus ex genere Francorum. Sie selbst bekannten
sich das langobardische Recht, was somit auch die Zugehörigkeit Lanfrancs
zum Stamm der Langobarden erweist.
In der Urkunde Amelrichs und Francas vom 30. Januar
954 bezeichnet sich Franca als filia bone memorie
Lanfranci comes palacii; Lanfranc
muß deshalb damals schon verstorben gewesen sein. Höchstwahrscheinlich
dürfte seine Todestag auch noch vor dem 23. Juni 953 liegen, an dem
Otbert I. bereits als Pfalzgraf, das heißt als Amtsnachfolger Lanfrancs,
fungiert.
Jarnut ist es Beleg genug, eine dauernde Feindschaft der
GISELBERTINER
mit dem König anzunehmen, daß das Pfalzgrafenamt nach 927 auf
Graf Samson überging, und
Giselberts
Sohn Lanfranc es unter dem Einfluß
des Markgrafen Berengar von Ivrea zurückerhielt.
Ich möchte dagegen einwenden, daß in dieser Zeit der politischen
Wirren Bündnisse nutr kurze Zeit berdauerten. Schon seit 949 dürfte
Lanfranc, der noch 945 Berengars
Rückkehr nach Italien begünstigt oder gar vorbereitet hatte,
zu den Gegnern Berengars gehört
haben.
oo N.N.
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Kinder:
Giselbert II. Graf von Bergamo
- um 993
Franca
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oo Almericus Markgraf
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Literatur:
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Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern
und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen
Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau
1960 Seite 33,74,95,119,125-127,136,175,186,188,202, 216-218,230,233,239,244,274
- Pauler Roland: Das Regnum Italiae in ottonischer Zeit. Max Niemeyer
Verlag Tübingen 1982 Seite 134, 136 -