Lanfranc                                                 Graf von Bergamo
------------                                                Pfalzgraf von Italien
    - um 952/vor 23.6.953
 

Sohn des Grafen Giselbert I. von Bergamo und der Rotruda, Tochter vom Königsrichter Walpert
 

Hlawitschka, Eduard: Seite 216
******************
"Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

CV.                                  LANFRANC
 

erlebte in seiner politischen Laufbahn einen ähnlichen Aufstieg wie sein Vater Giselbert I.; zuerst begegnet er uns als königlicher Vasall, dann erscheint er als Graf und schließlich auch asl Pfalzgraf. Wie der Vater, der als homo novus auf der politischen Bahn erschien und auch alle für einen Emporkömmling bezeichnenden Mittel der Intrige, der Verschwörung und der geringen Gefolgsmannentreue in Stunden echter Gefahr anwandte, um sich hochzukämpfen, so scheint auch Lanfranc sich verhalten zu haben. Auch bei ihm ist die wichtigste Stufe des Aufstieges mit dem Wechsel einer politischen Machtkonstallation, nämlich mit dem Übergang der Macht von Hugo und Lothar auf Berengar II., Hand in Hand gegangen.
Lanfranc erscheint zum ersten Mal in dem am 12. Mai 935 in Pavia ausgestellten Diplom der Könige Hugo und Lothar. Auf Bitten "ihres edlen Vassus und lieben Getreuen Lanfranc" schenken diese an Garibert, einen Vasallen Lanfrancs, die Magd Walperga mit ihren Söhnen, welche bislang zur königlichen curtis Burscanti gehörten. Und gleichfalls ist er wohl identisch mit dem königlichen Vasallen Lanfranc, der bei dem am 18. September 935 zugunsten des Bistums Parma in Pavia abgehaltenen Placitum vor dem Pfalzgrafen Sarilo und den Königen Hugo und Lothar zugegen war, ja der neben dem Pfalzgrafen und den Bischöfen Atto und Batericuas sowie den sechs Königsrichtern als einziger der noch anwesenden Königsvasallen und anderen hohen Personen das Urteil mit unterzeichnet.
945 sehen wir Lanfranc zum ersten Male als Grafen. In der am 29. März dieses Jahres ausgerstellten Urkunde Hugos und Lothars interveniert er als comes zusammen mit dem Grafen Aledram für die Überlassung von Besitzungen in der Grafschaft Tortona und von drei Mühlen bei Pavia an seine Mutter [Liudprand, Antapod. lib. IV, cap. 14, Seite 112, berichtet, daß König ugo neben anderen auch Rozam, Walperti decollati filiam, die nach dessen eigenen Angaben (lib. III, cap. 39; Seite 92) schon Gilleberto (= Giselberto) comiti palatii ehelich verbunden war, zur Buhle auserwählt hatte und diese ei mirae pulcrtudinis peperit natam. Die Rotlind, welche Hugo in unserer Urkunde (Anmerkung 3) als filiam nostram bezeichnet, muß dieses von Liudprand als "wunderhübsch" bezeichnete Mädchen sein; und beachtet man noch weiter die schon bei Giselbert I. zitierte Urkunde von 959/Juli/13 (CdL Seite 1089, nr. 634)., dann muß die hier werwähnte Rotruda Lanfrancs Mutter und Rotlind Lanfrancs Stiefschwester gewesen sein, obwohl es in der Urkunde selbst nicht ausgesprochen wird.] Rotruda und an seine Stiefschwester Rotlinda (Tochter König Hugos) mit ihrem ersten Gemahl Graf Elisiard. Welcher Grafschaft Lanfranc vorstand, läßt sich daraus allerdings nicht entnehmen. da aber sein Vater, Giselbert I., die Grafschaft Bergamo verwaltete und auch sein Sohn; Giselbert II., als Graf von Bergamo nachweisbar ist, dürfte bei der sich ausbreitenden Sitte, daß die Söhne in der Grafschaft des Vaters nachfolgen, anzunehmen sein, daß auch er Graf von Bergamo war. - Ob er schon längere Zeit vor 945 Graf war, das heißt ob er die Grafenwürde durch freien Willensentschluß König Hugos erlangte, oder ob er erst bei dem zu Anfang 945 eingetretenen Übergang der Regierungsgewalt von Hugo auf Berengar II. sein Amt durch des letzteren Gunst erhielt, ist nicht zu sagen. Sicher ist nur, daß er mit Berengars Hilfe bald zum Pfalzgrafen aufstieg. Er trat damit an die Stelle Huberts, eines illegitimen Sohnes König Hugos, der dieses Amt im Zuge der ersten harten Eingriffe Berengars verlor. "Obgleich die Italiener damals Hugo und Lothar wiederum als Könige anerkannten, so war doch Berengar nur dem Namen nach Markgraf, in ahrheit aber König; jene dagegen hießen Könige, galten aber in der Tat nicht einmal soviel wie Grafen" - sagt Liudprand über die Zustände zwischen 945 und 950. Wenn deshalb Lanfranc am 13. April 945 an Huberts Statt als Pfalzgraf erscheint, dann muß er sich vorher zusammen mit dem Veroneser Grafen Milo, dem Erzbischof Manasse von Mailand und den vielen anderen Großen um den zu Anfang 945 durch den Vintschgau heranziehenden Berengar verdient gemacht ahben und damit in dessen Gunst gelangt sein, - ganz einerlei, ob er damals schon Graf war oder noch nicht; und es muß die Gunst Berengars gewesen sein, dei ihn zur höheren Würde führte. Ist doch auch Berengar II. mit dem Begünstiger seines Aufstieges - Milo - und anderem Großen bei diesem Paveser Gerichtstag vom 13. April 945, bei dem Lanfranc zum ersten Male als Pfalzgraf auftritt, neben dem gerade noch geduldeten König Lothar zugegegen gewesen.
In drei Urkunden von 947, 949 und 950 gibt Lanfranc als comes palatii Notaren die Erlaubnis zur schriftlichen Ausfertigung und Beglaubigung getätigter Rechtshandlungen. Mit einem Diplom vom 20. August 949 schenkt dann noch König Lotharinterventu ac petitione Lanfranci comitis palacii dem iudex Nazarius den von der porta Sancti Laurentii usque ad pusterulam quae dicitur Fontescandia reichenden Teil der Stadtmauer von Como mit einem jeweils 6 Fuß breiten Landstreifen innerhalb und außerhalb derselben.
Der Name und die Herkunft der Gemahlin Lanfrancs sind uns unbekannt; wir kennen nur zwei Kinder, - den späteren Pfalzgrafen Giselbert II. und eine Tochter Franca. Beide suchten ihre Ehepartner in Adelsfamilien mit fränkischem Herkommen. Giselbert II. heiratete Alsinda, die Tochter des Markgrafen Arduin Glabrio, und Franca den marchio et dux Almericus ex genere Francorum. Sie selbst bekannten sich das langobardische Recht, was somit auch die Zugehörigkeit Lanfrancs zum Stamm der Langobarden erweist.
In der Urkunde Amelrichs und Francas vom 30. Januar 954 bezeichnet sich Franca als filia bone memorie Lanfranci comes palacii; Lanfranc muß deshalb damals schon verstorben gewesen sein. Höchstwahrscheinlich dürfte seine Todestag auch noch vor dem 23. Juni 953 liegen, an dem Otbert I. bereits als Pfalzgraf, das heißt als Amtsnachfolger Lanfrancs, fungiert.


Pauler Roland: Seite 134,136
************
"Das Regnum Italiae in ottonischer Zeit"

Jarnut ist es Beleg genug, eine dauernde Feindschaft der GISELBERTINER mit dem König anzunehmen, daß das Pfalzgrafenamt nach 927 auf Graf Samson überging, und Giselberts Sohn Lanfranc es unter dem Einfluß des Markgrafen Berengar von Ivrea zurückerhielt. Ich möchte dagegen einwenden, daß in dieser Zeit der politischen Wirren Bündnisse nutr kurze Zeit berdauerten. Schon seit 949 dürfte Lanfranc, der noch 945 Berengars Rückkehr nach Italien begünstigt oder gar vorbereitet hatte, zu den Gegnern Berengars gehört haben.
 
 
 
 

  oo N.N.
             -
 
 
 

Kinder:

  Giselbert II. Graf von Bergamo
        - um 993

 Franca
         -

  oo Almericus Markgraf
             -
 
 
 
 

Literatur:
-----------
Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 33,74,95,119,125-127,136,175,186,188,202, 216-218,230,233,239,244,274 - Pauler Roland: Das Regnum Italiae in ottonischer Zeit. Max Niemeyer Verlag Tübingen 1982 Seite 134, 136 -
 
 
 
 
 
 
 
 


Copyright 2002 Karl-Heinz Schreiber - http://www.genealogie-mittelalter.de