Begraben: Ponthieres
Ältester Sohn des Grafen
Leuthard von Fezensac und der Grimhild; Bruder des Seneschall
Adalhard
Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1311
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Gerhard II., Graf von Paris, Dux von Vienne (Girard de
Vienne)
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+ 4. März 879
Begraben: Ponthieres
Sohn des Leotardus, Grafen von Fezensac und der Grimhildis, heiratete die ETICHONIN Berta, die Schwester Irmingards (oo LOTHAR I.).
Als Graf von Paris leistete Gerhard II. 837/38 KARL DEM KAHLEN den Treueid. 840/41 ging er zu LOTHAR I. über und verlor nach dessen Niederlage bei Fontenoy seine Grafschaft. Ihm blieben Besitzungen im Avalonnais und im Lassois. Comes palatini LOTHARS I., wurde Gerhard II. 844 Dux von Lyon und Vienne. Seit 855/56 übte er für seinen angeheirateten Neffen Karl von Provence de facto die Herrschaft aus; es gelang ihm, das Reich gegen Zugriffe vor allem KARLS DES KAHLEN zu schützen (861). 859 gründete Gerhard II. die Klöster Vezelay und Pothieres, die er, mit seinem im Herrschaftsgebiet KARLS DES KAHLEN liegenden burgundischen Besitz ausgestattet, dem Papst übertrug, unter Vorbehalt von lebenslangem Nießbrauch, tutio und defensio. Als Motiv für diese Maßnahme gilt die Sicherung der Güter vor westfränkischen Angriffen. Lothar II., 863 Nachfolger Karls von der Provence im Viennois und Lyonnais, ließ Gerhard II., der 860 gegen die Normannen siegreich war, in seiner Position. Nach dem Vertrag von Meerssen zog KARL DER KAHLE Heiligabend 870 ohne nennenswerten Widerstand in Vienne ein. Über Gerhards letzte Jahre herrscht Ungewißheit; möglicherweise wurde er nach der Leistung eines erneuten Treueids königlicher Siegelbewahrer KARLS DES KAHLEN (L. Levillain; anders R. Louis), - Als ‚Girad de Vienne‘ ‚de Fraite‘ oder ’de Roussillon‘ wurde Gerhard II. einer der namhaftesten Titelhelden der altfranzösischen Epik.
Deutsche Literatur:
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DBF XV, 1244f. – DHGE fasc. 119, 1476 – K.F. Werner (Braunfels,
KdG IV), 431f. -
Werner Karl Ferdinand: Seite 431
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"Die Nachkommen Karls des Großen"
Gerhard war Graf von Paris unter LUDWIG DEM FROMMEN, ging 840/41 von KARL DEM KAHLEN zu Kaiser LOTHAR I. über, verlor dadurch zwar seine Grafschaft, erhielt aber eine noch bedeutendere Position im Mittelreich, wo er als Dux von Vienne und Lyon in den Tagen des kranken Königs Karl von Provence (855-863) faktisch Regent war. Dieser "Girard de Vienne" der französischen Epik, der im Alter noch dem Angriff KARLS DES KAHLEN auf Vienne weichen mußte, hatte von Bertha, einer Tochter des Grafen Hugo von Tours, die Kinder Theudericus (starb jung) und Eva (Ava).
Hlawitschka, Eduard: Seite 165
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"Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische
Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert"
Adalhard I. war hiernach ein Bruder des Grafen Gerhard von Vienne, der für den König Karl von der Provence, den jüngsten legitimen Sohn Kaiser LOTHARS I., die Hauptlast der Regentschaft trug und darüberhinaus als Gründer der Klöster Vezaly und Ponthieres in dei Geschichte und als der tüchtige Girart de Roussillon in die Heldensage eingegangen ist
Boshof Egon: Seite 235
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"Ludwig der Fromme"
LUDWIG reagierte sofort. Ohne Verständigung mit LOTHAR übertrug er auf einem Aachener Reichsversammlung im Oktober mit Zustimmung der jüngeren Söhne KARL DEM KAHLEN ein großes Gebiet zwischen Nordseeküste, Rhein und Seine bis Burgund, das die Fuldaer Annalen als den "besten Teil des Frankenreiches" beschreiben. Weltliche und geistliche Große - Nithard hebt Hilduin von St. Denis und den Grafen Gerhard von Paris namentlich hervor - hatten dem Knaben zu huldigen und den Treueid zu leisten.
Schieffer Rudolf: Seite 153,163
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"Die Karolinger"
Immerhin gelang es, LUDWIG II.
vom Ausgreifen über Italien hinaus abzuhalten, aber auch
Lothar II. mußte dem Drängen der provencalischen
Magnaten nachgeben, die mit Karl als
nominellem König unter sich bleiben wollten und von Graf
Gerhard von Vienne angeführt wurden, einem Schwager von
LOTHARS I. Gemahlin Irmingard
und einstigen, vor KARL DEM KAHLEN
gewichenen Grafen von Paris.
Dort schritt KARL DER KAHLE
sogleich mit Waffengewalt gegen Graf Gerhard von
Vienne, seinen alten Feind, ein und ersetzte ihn durch seinen
neuen Schwager Boso.
Riche Pierre: Seite 173,196,223,239,345
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"Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."
Erwähnenswert sind auch die GERHARDINER,
die Familie Graf Gerhards
von Paris, von dessen beiden Söhnen der eine Stephan,
ebenfalls Graf von Paris wurde, der andere, Leuthard, erlangtre
die Grafschaft Fezensac in Aquitanien.
Dazu mußte KARL
sein Königreich durchziehen, abe rkaum war er aufgebrochen, lief der
Adel zu LOTHAR über, verlockt
von dessen Versprechungen. Als dieser die Seine erreichte, berichtet Nithard,
traten Abt Hilduin von Saint-Denis, Graf Gerhard
von Paris und Pippin, der
Sohn König Bernhards von Italien,
auf seine Seite über. "Sie zogen es vor, lieber nach Sklavenart die
Treue zu brechen und ihre Eide zu verleugnen, als für einige Zeit
ihren Besitz zu verlassen."
König Karl von der Provence
war 855 noch ein Kind, der eigentliche Herr im Reich war sein Erzieher,
Graf
Gerhard von Vienne, ehemals Graf von Paris, der sich im Jahre
843 seinem Schwager LOTHAR I. angeschlossen
hatte. Dieser bedeutende Adlige, Vetter mehrerer
KAROLINGER-Könige,
war verheiratet mit Bertha, der Tochter des Grafen Hugo von Tours
aus dem Geschlecht der ETICHONEN.
Gerhard
besaß Güter in Burgund, im Avallonais und speziell die Gebiete
um Vezelay und Pothieres, wo er 858 zwei Klöster gründete. Um
zu verhindern, daß sich KARL DER KAHLE
oder irgendein anderer Laie dieser Gründungen bemächtigte, bat
er den Papst, sie in seinen Schutz zu nehmen. Als Graf von Vienne
war Gerhard gewissermaßen
Regent
der Provence. Er verteidigte das Königreich energisch gegen die
Normannen, die rhoneaufwärts bis Arles vorstießen. Er konnte
sie zum Verlassen der Camargue zwingen und erhielt zu diesem Erfolg ein
Glückwunscchschreiben von Abt Lupus von Ferrieres.
Gerhard von Vienne
mußte das Königreich Provence auch gegen KARL
DEN KAHLEN verteidigen, der unter dem Vorwand intervenierte,
der mächtige Graf Folcrat von Arles habe ihn zu Hilfe gerufen. KARL
zog aber nicht weiter als bis Macon, weil Gerhard
damit
gedroht hatte, den Besitz der Reimser Kirche in Saint-Remi-de-Provence
zu beschlagnahmen.
König Karl von der Provence
hatte keinen Erben, deswegen verhandelte Gerhard
mit Lothar II. Nach dem Tod des Königs
plante er die Vereinigung der Provence mit Lotharingien, um so den Zusammenhalt
zwischen Rhone- und Rheintal wiederherzustellen. Aber nach dem Tod Karls
im Jahr 863 erhob auch LUDWIG II. von Italien
Ansprüche auf das Erbe. In der Pfalz Mantaille bei Vienne wurde ein
Kompromiß gefunden und das Königreich zweigeteilt: Die westliche
Hälfte mit den Bistümern Lyon, Vienne und Grenoble wurde Lothar
II. zugestanden und von Gerhard regiert. Die östliche Hälfte
mit den Kirchenprovinzen Arles, Aix-en-Provence und Embrun wurde mit dem
Königreich Italien vereinigt. Da LUDWIG II.
aber
ständig in Italien festgehalten wurde, konnte er sich um diesen provencalischen
Annex kaum wirklich kümmern.
Graf Gerhard von Vienne,
der in dieser Gegend tatsächlich die Macht ausübte, widersetzte
sich den Abmachungen von Meerssen und empörte sich gegen den W-Frankenkönig.
Gestärkt durch dei Unterstützung der Erzbischöfe Ado von
Vienne und Remigius von Lyon begannn KARL DER
KAHLE die Belagerung von Vienne, das
Gerhards Gemahlin Bertha verteidigte.
Nach der Einnahme der Stadt erlaubte er dem Grafen, sich mit seiner Frau
nach Avignon zurückzuziehen, das LUDWIG II.
gehörte; beide starben hier kurz danach. So endete die politische
Laufbahn dieses bedeutenden Adligen, der wenig später als Girart de
Roussillon in dei Heldensage einging.
Die KAROLINGER begünstigten
diese Entwicklung ganz offensichtlich nicht, aber es war ihnen unmöglich,
Graf
Gerhard von Vienne daran zu hindern, Papst Nikolaus I. um seinen
Schutz für das Kloster Vezalay zu bitten, das er auf seinen burgundischen
Besitzungen gegründet hatte.
819
oo Berta von Tours, Tochter des Grafen Hugo
um 805- nach 870
Kinder:
Theuderich
- jung
Ava
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Literatur:
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Boshof Egon: Ludwig der Fromme. Primus Verlag
Darmstadt 1996 Seite 235 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen
Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 123, 143
- Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen.
Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10.
und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 165,167,171 - Riche
Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch
Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 173,196,223,239,253,345
- Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart
Berlin Köln 1992 Seite 153,163 -