Margarete II. Malana                               Herzogin von Burgund
---------------------------                             Gräfin von Flandern (1384-1405)
13.4.1350-21.3.1405                               Gräfin von Artois, Nevers, Rethel, Franche-Comte und der Freigrafschaft Burgund
Male        Arras                                      Herzogin von Brabant und Limburg (1404-1405)

Begraben: Lille, in der Grablege ihrer Eltern
 

Einzige Tochter und Erbin des Grafen Ludwig III. von Maele-Flandern und der Margarete von Brabant, Tochter von Herzog Johann III.
 

Lexikon des Mittelalters: Band VI Seite 239
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Margarete von Flandern, Herzogin von Burgund
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+ um den 13. April 1350, + 11. März 1405
Male                                Arras

Begraben: Lille, in der Grablege ihrer Eltern

Tochter Ludwigs von Male, Grafen von Flandern

Nachdem 1351 der englische Hof für einen Sohn den englischen Königs um Margarete gefreit hatte, wurde die Grafentochter am 14. Mai 1357 zu Arras mit Philipp von Rouvres, Herzog von Burgund, vermählt, doch wurde sie schon nach sechs Monaten gemeinsamer Ehe zur Witwe (21. November 1361). Erneut wurde eine englische Verbindung mit dem Prinzen Edmund von Cambridge, vorgeschlagen, die aber an der Dispensverweigerung durch den Papst scheiterte. Margarete heiratete am 19. Juni 1369 den Herzog von Burgund, Philipp den Kühnen, dem sie elf Kinder gebar. 1384 erbte sie die Grafschaften ihres Vaters; damit begann in Flandern der Übergang an das Haus BURGUND.


Margarete war eine begehrte Partie, denn sie sollte eines Tages die Grafschaften Flandern, Artois, Nevers und Rethel in den Ardennen erben. Nach dem Tode ihres ersten Gemahls sollte sie den 3. Sohn Eduards III., den Grafen von Cambridge, ehelichen. Angesichts der Gefahr einer solchen Ehe für Frankreich, nämlich die mögliche Vorherrschaft Englands über Flandern und auch Burgund, bewirkte König Karl V. der Weise bei Papst Urban V. die Auflösung des Verlöbnisses. Der Bruder des Königs, Philipp der Kühne, genoß die Vorteile dieser Maßnahme und heiratete Margarete im Jahre 1369. Sie war geistvoll und häßlich und lebte in recht harmonischer Ehe mit ihm.

Calmette Joseph: Seite 28,44,75,81
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„Die großen Herzöge von Burgund“

Philipp von Rouvre war mit Margarete von Flandern, der Tochter des Grafen von Flandern Ludwig III. von Maele, verlobt. Enttäuscht von dem unerwarteten Tod des ersten Verlobten seiner Tochter, hatte der Graf von Flandern in der Zwischenzeit die Annäherungsversuche eines anderen Prinzen, Edmunds von Langley, des Sohnes Eduards III., freundlich aufgenommen.
Die Heirat zwischen Margarete und Edmund von Langley, dem Grafen von Cambridge und zukünftigen Herzog von York, hätte es England erlaubt, Flandern zu gewinnen.
Da die junge Flämin nicht nur ihren Vater, sondern auch ihre Großmutter beerben sollte, wären durch diese Heirat zahlreiche Lehen in die Hände des Hauses PLANTAGENET gefallen: das Artois, das Nivernais, Rethel, die Freigrafschaft und zahlreiche kleinere Lehen.
Doch der Papst macht einen Strich durch die rechnung. Die beiden jungen Leute sind Vetter und Cousine, zwar nur entfernt, aber gleichwohl in einem die Ehe kirchlich verbotenen Grade. Der Heilige Stuhl ist der Ansicht, daß man sich darüber nicht hinwegsetzen kann. Urban V. widerruft die bereits erteilte Dispens und so wird Margarete ein zweites Mal um ihre Verlobung gebracht.
Offenbar hat die Intervention Margaretes von Frankreich, der Großmutter der jungen Prinzessin, die Entscheidung herbeigeführt. Die KAPETINGERIN Margarete, eine gute und loyale Französin, überzeugte ihren Sohn Ludwig und Margarete wurde mit Philipp dem Kühnen von Burgund verheiratet.
Die Hochzeit Philipps und Margaretes war im wahrsten Sinne des Wortes eine große Hochzeit. Sie wurde mit überwältigendem Pomp begangen. Die kirchliche Trauung fand am 19. Juni 1369 in St. Bavo zu Gent statt. Philipp hatte mit solcher Gründlichkeit gefeiert, daß er bei drei Bürgern von Brügge wertvolle Geschmeide verpfänden mußte, um den Genter  Honoratioren ein Abschiedsgeschenk geben und die Kosten für seine Rückreise bestreiten zu können.
Als Philipp 1404 starb, war die Geldnot an einen Punkt gelangt, dass die Herzogin Margarete befürchtete, die Aktiva der ehelichen Gütergemeinschaft seien nicht ausreichend zur Abfindung der Gläubiger, du das tat, „was die armseligsten Bürgerfrauen, nicht ohne sich zu schämen, tu: sie verzichtete rechtskräftig auf die Gütergemeinschaft und legte als sichtbares Zeichen dieses Verzichts, sagt man, wie es der Brauch gebot, ihre Börse, ihren Schlüsselbund und ihren Gürtel auf den Sarg ihres Gemahls.
Dieselbe ländliche Note wiederholt sich mit einem mehr patoralen Akzent in der der persönlichen Tapisserien der Herzogin.. Hier haben Margeriten einen bevorzugten Platz, und man könnte nach dem Dekor  meinen, daß die Dame, die den Namen der reizenden Blume trägt, irgendwo ihr Trianon hat. Weiße und schwarze Lämmer, Schäfer und Schäferinnen bevölkern die frische Landschaft. Zu  den Margeriten gesellen sich Veilchen, Rosen, Vergißmeinnicht, Weißdorn und viele andere Zierden der Felder und Gärten. Das ist der Rahmen, in dem sich das Gefühlsleben der Fürstin abspielt, das der Wahlspruch erhellt: "pour la me tient le mal d'aimer!" Die Erbin von Flandern geht jedoch nicht völlig im ländlichen Idyll auf, und ihre Sammlung ist der ritterlichen Überlieferung ihres Herrscherhauses nicht verschlossen, denn Aimery de Narbonne und seine sechs Söhne, der "pres'hom" König Tristan und "Manfred deconfit par Charles d'Anjou" nehmen einen ehrenvollen Platz ein. Wenn aber die Mythologie der Antike nur ein einziges Thema liefert, ist es ein für die geheimen Neigungen der Dame sehr charakteristisches, nämlich das Urteil des Paris.
Allein Philipp erwidert die Gefühle Margaretes. Ein von Claus Sluter gemeißeltes, aber leider abhanden gekommenes Relief im Schloß von Germolles, stellte den Herzog und die Herzogin unter einer Ulme inmitten von Schafen dar. Überall sind Margeritensträuße und die verschlungenen Initialen P und M verstreut. Das schönste, denkwürdigste Beispiel der beiden beziehungsvollen Buchstaben kann man an der Chartreuse von Champmol als Zeichen der Stifter sehen.
Der Herzog und die Herzogin umgaben sich überall mit Kunst, in ihrer Kleidung, im modischen Beiwerk, in den Möbeln und im Geschirr. Die Wäsche Margaretes ist mit dem Weißdornblatt gezeichnet. Die Fürstin wechselt häufig die Toiletten, und die Rechnungsbücher enthüllen uns, dass es recht prächtige gewesen sein müssen.

Schelle Klaus: Seite 20
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„Karl der Kühne“

All das, die Feldzüge, die Hochzeiten, die politischen Winkelzüge verschlingen natürlich Unsummen. Allein für Philipps Gemahlin, Herzogin Margarete, hat Canat de Chizy aus alten Abrechnungen für 1384/85 Ausgaben von 43.318 Dukaten errechnet. Er hat das auf zweieinhalb Millionen Goldfranken umgerechnet, und das dürfte in heutiger Kaufkraft eine gut zweistellige Millionensumme in D-Mark ausmachen. Dabei müssen die Ausgaben der Herzogin noch bescheiden gewesen sein neben denen des Herzogs für Heerzüge, Subsudien, Hofhaltung und Geschenke.

Erbe Michael: Seite 42,60
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"Belgien, Niederlande, Luxemburg. Geschichte des niederländischen Raumes."

Ludwig II. von Male war 1346 seinem Vater Ludwig I. nachgefolgt, der bei der Niederlage des französischen Heeres gegen die Engländer bei Crecy den Tod gefunden hatte. Anders als sein Vorgänger setzte er auf Neutralität, was dadurch erleichtert wurde, daß das französische Königtum in den folgenden Jahren mit starken inneren Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Damit bekam Ludwig II. freie Hand zur Einmischung in die Sukzession im benachbarten Brabant. Da er mit der jüngeren Tochter des 1355 verstorbenen Herzogs Johann III., Margarethe, verheiratet war, forderte er von der älteren, Herzogin Johanna, die Herrschaften Antwerpen und Mecheln, die ihm 1357 abgetreten wurden. 1382 erbte er von seiner Mutter Margarethe von Artois (aus einer Nebenlinie der CAPETINGER) [Richtigstellung: Margarethe von Artois oder richtiger Margarethe von Frankreich entstammte als Tochter König Philipps V. des Langen von Frankreich selbstverständlich der Hauptlinie der KAPETINGER.] diese Grafschaft und die Franche-Comte. Da er ohne legitime männliche Nachkommen war, fiel sein gesamter Besitz 1384 an seine Tochter Margarethe von Male, die seit 1369 mit dem Herzog Philipp dem Kühnen von Burgund verheiratet war, dem jüngeren Bruder König Karls V. von Frankreich, der anläßlich dieser Heirat die Kastellaneien Lillie, Douai und Orchies wieder an Flandern zurückgegeben hatte. Mit dem Anfall dieser Territorien nach Ludwigs II. Tod konnte das Haus BURGUND somit zum ersten Mal im niederländischen Raum Fuß fassen.
Denn König Karl V. (1364-1380) konnte die Hilfe seines jüngeren Bruders wohl gebrauchen, vermochte er es doch, Frankreich an der Nord- wie an der Ostgrenze abzusichern. Die Grundlage hierfür bildete der Gebietserwerb, den Philipp infolge seiner 1369 vollzogenen Heirat mit der Erbin der Grafschaft Flandern, Margarethe von Male, zu erwarten hatte, zuderen Besitz außer Flandern selbst und dem Artois die Freigrafschaft Burgund (Franche-Comte) im Osten und die Grafschaft Nevers im Westen der Bourgogne zählten.

Ehlers Joachim: Seite 257,271,278,288
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"Geschichte Frankreichs im Mittelalter"

Vor allem aber wurde der Graf seiner Erbtochter Margarethe wegen umworben, und schon im Jahre 1363 hatte Eduard III. eine Heiratsverbindung zwischen ihr und seinem Sohn Edmund, Herzog von York, vorgeschlagen. Der drohenden Einkreisung arbeitete Karl V. mit Hilfe des Papstes entgegen, der einen kirchenrechtlich notwendigen Dispens verweigerte. Statt der englischen Heirat kam es schließlich im Juni 1369 zur Ehe Margarethes mit Herzog Philipp dem Kühnen von Burgund unter der Bedingung, daß die Städte Orchies, Douai und Lille an Flandern zurückgegeben würden.
Der Tod Philipps de Rouvre hatte seine damals zwölfjährige Gemahlin Margarethe als Witwe zurückgelassen. Sie war einziges Kind des Grafen Ludwig von Male und hatte als Erbe fünf Grafschaften zu erwarten: Flandern, Rethel und die Hälfte von Nevers durch ihren Vater; Burgund, Artois und die andere Hälfte der Grafschaft Nevers aus den Händen ihrer Großmutter Margarethe von Artois. Die Heirat der jungen Frau mit einem Sohn Eduards III. konnte der französische Hof 1365 verhindern, und nach zähen, vier Jahre lang geführten Verhandlungen kam am 12. und 13. April 1369 jener Vertrag zustande, durch den Karl V. die Städte Lille, Douai und Orchies mit ihren Landgebieten an Ludwig von Male zurückgab und eine Zahlung von 200.000 livres tournois für den Fall versprach, dass Margarethe seinen Bruder Philipp heiratete. Schon in diesem frühen Stadium der burgundischen Diplomatie Philipps des Kühnen zeigte sich, dass der Herzog eine autonome, bei entsprechender Interessenlage auch gegen die Krone Frankreichs zielende Politik treiben wollte: Karl V. hatte der französischen Monarchie im Vertrag ausdrücklich das Recht vorbehalten, die Städte dann zurückzukaufen, wenn Philipp von Burgund ohne Erben stürbe, und in einem geheimen Eid hatte Philipp dem König versprochen, ihm die drei Orte in jedem Falle nach dem Tod Ludwigs von Male zu übergeben. Alle diese Abmachungen aber wurden durch eine schriftliche Erklärung nichtig, mit der Philipp und Margarethe gegenüber Ludwig von Mmale versicherten, dass die genannten Städte niemals wieder von Flandern getrennt werden sollten.
Von den elf Kindern, die Philipp mit Margarethe von Flandern hatte, überlebten sieben, drei Söhne und vier Töchter.
Nach dem Tode Philipps des Kühnen wurde eine Teilung der Regierungsgewalt in seinen Territorien ausgeführt, wie er sie selbst noch festgelegt hatte. Seine Witwe Margarethe von Male verwaltete von Arras aus die Grafschaften Flandern, Artois und Burgund; der Nachfolger Johann das Herzogtum Burgund und die Grafschaft Nevers; Anton war seit den Verträgen von Mai und September 1404 mit Johanna von Brabant und seiner Mutter Margarethe Erbe Brabants und Herzog von Limburg. Schon im April 1405 musste ein neuer Hausvertrag geschlossen werden, weil Margarethe am 21. März gestorben war.

Tuchmann Barbara: Seite 226,447
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"Der ferne Spiegel"

Zwölf Monate nach der VISCONTI-Hochzeit nahm Enguerrand de Coucy als Gesandter des Königs an einer Heirat von größerer politischer Tragweite und nicht geringerem Glanz teil. Um die Braut hatte zwei Könige gestritten, Karl V. für seinen Bruder Philipp von Burgund und König Eduard, der sie mit seinem Sohn Edmund vermählen wollte. Sie war Margarete von Flandern, die Tochter und Erbin von Ludwig von Male, jenes Grafen von Flandern, der einst Isabella sitzen gelassen hatte. Eduard hatte sich um diese vielversprechenden Dame fünf Jahre lang bemüht und war soweit gegangen, ihrem Vater Calais und 170.000 Pfund zu versprechen. Aber da die beiden Hauptbeteiligten im vierten Grad blutsverwandt waren – was kaum zwei Personen königlicher Abstammung in Europa nicht waren -, bedurfte die Heirat eines päpstlichen Dispenses. Entschlossen, England und Flandern auseinander zu halten, machte sich Karl V. seinen Einfluss auf den französischen Papst zunutze. Urban V. verweigerte Edmund und Margarete den Dispens, gestand ihn aber nach einer Schamfrist Philipp und Margarete zu, die genauso eng miteinander verwandt waren. Der König von England war ausmanövriert.
Um Margaretes Leidenschaft für Juwelen zu befriedigen, ließ der Herzog von Burgund aus ganz Europa Edelsteine kommen und kaufte als wertvollstes Stück der Kollektion Enguerrand de Coucy ein Perlenkollier für 11.000 Livres ab.
Die Herzöge von Burgund und Berry, die sich auf den Herzog der Bretagne als ihren Verbündeten in der politischen Auseinandersetzung stützten, setzten ihre ganze Kraft darein, den Kriegszug zu verhindern. Die Herzogin von Burgund fügte dem Konflikt die Hitzigkeit einer Familienfehde hinzu, da sie Montforts Nichte und daher auf seiner Seite war. Sie haßte Clisson mit giftiger Intensität.



Verwandtschaft mit Philipp von Rouvre

                                                       Philipp V. der Lange König von Frankreich
                                                        1291-3.1.1322

                                                        oo Johanna von Burgund
                                                 1294-21.1.1329
 

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                         Margarete                                                                       Johanna
                         1310-9.5.1382                                                                1308-   1347

                        oo Ludwig II. Graf von Flandern                                       oo Odo IV. Herzog von Burgund
                             um 1304-26.8.1346                                                          1295- 4.1349
 

                                ---                                                                              ---
                         Ludwig III. Graf von Flandern                                         Philipp Prinz von Burgund
                         25.11.1330-30.1.1384                                                     10.11.1323-22.9.1346

                        oo Margarete von Brabant                                                oo Johanna von Auvergne
                            9.2.1323-   1368                                                              8.5.1326-26.9.1364
 

                                    ---                                                                             ---
                           Margarete II. Malana  ------------- oo -----------------    Philipp von Rouvre Herzog von Burgund
                                 13.4.1350-21.3.1405                                               1344-21.11.1361



Verwandtschaft mit Edmund Herzog von York

                                               Philipp IV. der Schöne König von Frankreich
                                               1268-29.11.1314

                                              oo Johanna von Navarra
                                                  1271-2.4.1304
 

                           ---------------------------------------------------------------------
                    Philipp V. der Lange                                                     Isabella
                    1291-3.1.1322                                                                1292-27.8.1357

                    oo Johanna von Burgund                                              oo Eduard II. König von England
                        1294-21.1.1329                                                              25.4.1284-21.9.1327
 

                      ---                                                                               ---
               Margarete                                                                       Eduard III. König von England
               1310-9.5.1382                                                                 13.11.1312-21.6.1377

              oo Ludwig II. Graf von Flandern                                      oo Philippa von Hennegau
                  um 1304-26.8.1346                                                         um 1312-15.8.1369
 

                ---                                                                                   ---
             Ludwig III. Graf von Flandern                                         Edmund Herzog von York
             25.11.1330-30.1.1384                                                     5.6.1341-1.8.1402

            oo Margarete von Brabant
                9.2.1323-   1368
 

               ---
            Margarete II. Malana Gräfin von Flandern
            13.4.1350-21.3.1405



Verwandtschaft mit Philipp dem Kühnen

                                           Philipp III. der Kühne König von Frankreich
                                           3.4.1245-5.10.1285

                                          oo Isabella von Aragon
                                              1243-28.1.1271
 

                              ----------------------------------------------------------------------
                    Philipp IV. der Schöne König von Frankreich                    Karl Graf von Valois
                    1268-29.11.1314                                                                  12.3.1270-15.12.1325

                    oo Johanna von Navarra                                                   oo Margarete von Anjou-Sizilien
                        1271-2.4.1304                                                                     1273-31.12.1299
 

                           ---                                                                                   ---
                   Philipp V. der Lange                                                         Philipp VI. König von Frankreich
                   1291-3.1.1322                                                                    1293-22.8.1356

                  oo Johanna von Burgund                                                     oo Johanna von Burgund
                      1294-21.1.1329                                                                      1293/94-12.9.1348
 

                        ---                                                                                   ---
                   Margarete von Frankreich                                              Johann II. König von Frankreich
                   1310-9.5.1382                                                                  26.4.1319-8.4.1364

                  oo Ludwig II. Graf von Flandern                                        oo Bona von Luxemburg
                      um 1304-26.8.1346                                                           20.5.1315-11.9.1349
 

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                  Ludwig III. Graf von Flandern                                           Philipp der Kühne Herzog von Burgund
                  25.11.1330-30.1.1384                                                       15.1.1342-27.4.1404

                 oo Margarete von Brabant
                     9.2.1323-   1368
 

                     ---
                 Margarete II. Malana Gräfin von Flandern
                 13.4.1350-21.3.1405



  21.3.1356
  1. oo Philipp von Rouvre Herzog von Burgund
           1344-21.11.1361

  19.6.1369
  2. oo Philipp der Kühne Herzog von Burgund
          15.1.1342-27.4.1404
 
 
 

11 Kinder:

  Johann Ohnefurcht
  28.5.1371-10.9.1419

  Karl
   3.1372-13.7.1373

  Anton Graf von Rethel
  1384-25.10.1415

  Margarete
  1374-8.3.1441

12.4.1385
   oo Wilhelm II. Herzog von Bayern
        5.4.1365-31.5.1417

  Ludwig
   5.1377-10.1.1378

  Katharina
  1378-26.1.1425
  Pontoise Dijon

1393
  oo Leopold IV. Herzog von Österreich
      1371-3.6.1411

  Bona
  1379-10.9.1399

  Maria
   8.1380-2./3.10.1428

1401
  oo Amadeus VIII. Graf von Savoyen
       4.9.1383-7.1.1451

  Philipp Graf von Nevers
   10.1389-25.10.1415
 
 
 
 

Literatur:
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Calmette, Joseph: Die großen Herzöge von Burgund. Eugen Diederichs Verlag München 1996 Seite Seite 28,44,47,67,75,81,91,106,222, 257,278 - Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter. W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 257,271,278,288 - Ehlers Joachim/ Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 296,299 - Erbe Michael: Belgien, Niederlande, Luxemburg. Geschichte des niederländischen Raumes. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1993 Seite 42,60 - Favier, Jean: Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1989 Seite 412 - Hoensch, Jörg K.: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer 2000 Seite 160 - Leo Heinrich Dr.: Zwölf Bücher niederländischer Geschichten, Eduard Anton Verlag Halle 1832 - Schelle, Klaus: Karl der Kühne. Burgund zwischen Lilienbanner und Reichsadler. Magnus Verlag Essen Seite 20 - Stoob Heinz: Kaiser Karl IV. und seine Zeit. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 209 - Tamussino Ursula: Margarete von Österreich. Diplomatin der Renaissance Verlag Styria Graz Wien Köln 1995 Seite 13 - Tamussino Ursula: Maria von Ungarn. Ein Leben im Dienst der Casa de Austria Verlag Styria Graz Wien Köln 1998 Seite 179,211,220 - Tuchmann Barbara: Der ferne Spiegel. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1995 Seite 226,418,447 -



Leo Heinrich Dr.: Seite 284-287/Band II Seite 1,21-23
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"Zwölf Bücher niederländischer Geschichten"

Bedeutendere und verwickeltere Verhältnisse, auch für Flandern, traten erst ein, als Margarethas von Flandern noch sehr junger Gemahl, Philippe de Rouvre, der letzte Herzog von Burgund älterer Linie, 1361 starb und die Erbschaftsregulierung Schwierigkeiten brachte.
Von Philippes Besitzungen war das Herzogtum Burgund unstreitig ein Fahnenlehen des Reiches, was überhaupt auf angeheiratete Verwandte, am wenigsten aber auf die 11-jährige Margaretha von Flandern übergehen konnte, mit welcher die Ehe Philippes bis dahin nur zeremoniell, nicht wirklich vollzogen war; allein Philippes Großvater, Herzog Odo von Burgund, war mit einer Prinzessin Johanna von Frankreich vermählt gewesen, welche eine Tochter Philipps und der Königin Johanna, durch diese aber eine Enkelin Margarethas von Artois und Odos, Freigrafen von Burgund, war: und so waren für das burgundische Haus Erbansprüche auf Artois und Franche-Comte, - durch Philippes Vater, Philippe, der mit Johanna von Bourbon, Gräfin von Boulogne und Auvergne, vermählt war, waren für dasselbe Haus Erbansprüche auf die Grafschaften Boulogne und Auvergne erworben worden, und Philipp von Rouvre war vor seinem Tod wirklich in Besitz aller dieser Herrschaften gekommen.
Da die zuletzt genannten vier Herrschaften durch Weiber mit Burgund verbunden worden waren, fielen sie auch nicht mit dem Herzogtum an die Krone zurück, sondern kamen an die repsektiven nächsten Erben jener Herzoginnen, welche dem Hause BURGUND dieselben zugebracht hatten; auf Artois und Franche-Comte aber hatte die nächsten Ansprüche die fürstliche Familie von Flandern, und wirklich behielt des Grafen Louis’ Mutter, Margaretha von Frankreich, beide Herrschaften, so wie seine Tochter die ihr als Wittum zugesicherten Einkünfte in allen Territorien ihres verstorbenen Gemahles; doch konnte Louis selbst den mannigfachen und zum Teil sehr verwickelten Unterhandlungen über die Teilung dieser Nachlassenschaft Philippes von Rouvre nicht fremd bleiben. In diese Unterhandlungen griffen aber Gesandte des Königs von England ein, welcher die junge Witwe Philippes von Rouvre für seinen Edmund zur Gemahlin zu gewinnen suchte. Es führte dies Vorhaben zu um so schwierigeren Lagen für Louis, als dieser sowohl als seine Mutter und der König von Frankreich die Verbindung mit einem englischen Prinzen nur ungern sehen konnten, die flämischen Dreistädte dagegen entschieden ihren Vorteil dabei wahrnahmen.
Um die Dreistädte nicht von sich abzuwenden, musste der Graf scheinbar das Interesse des Königs von England bei dieser Sache nehmen, während seine Mutter Margaretha das französische wahrnahm, und der französische Hof eine Heirat der jungen Witwe Philippes von Rouvre mit dem neuen Herzog von Burgund, der ebenfalls Philipp hieß und ein Sohn König Jeans war, in Vorschlag brachte und wirklich durchsetzte [Ein Tag ward für diese Heiratsverhandlungen gehalten im August 1361 zu Oudenaerde in der Kirche der heiligen Walpurg. Meyer fol. 161,b. Im folgenden Jahre ward in Dover unterhandelt zwischen Eduard und Louis, und letzterer musste um der Städte willen ersteren zusagen; allein der Papst gab keine Dispensation. Meyer fol. 162.a. Froissart cap. 258.]. Im September 1368 kam König Karl selbst nach Doornyk, wohin er außer dem Herzog von Brabant und dem Grafen von Hennegau auch den Grafen Louis von Flandern einlud, welcher sich jedoch bewogen fand, wegen Kränklichkeit nicht zu erscheinen, um die Städte nicht zu verletzen; seine Mutter Margaretha führte an seiner Stelle die Sache und drohte ihm dann, sich ein Leides anzutun, falls er seine Opposition gegen die französische Verbindung bestehe. Scheinbar notgedrungen gab er nach, erreichte aber durch dies Benehmen, dass der König, um ihm die Mittel zu Besänftigung seiner Fläminger an die Hand zu geben, auf einem späteren wegen dieser Heirat im April 1369 zu Gent gehaltenen Tage durch seine Botschafter Lille, Douay und Orchies an Flandern zurückgeben ließ gegen Vernichtung mehrerer Schuldforderungen, welche Graf Louis noch an ihn hatte [Froissart sagt, der Graf von Flandern habe nicht eher bestimmt in die französische Heirat gewilligt, bis ihn König Eduard seines früher gegebenen Wortes entbunden habe.].
Gerade zu jener Zeit fand am 12. Juli 1369 die erwähnte Rückgabe der drei, Flandern früher entrissenen Städte statt; denn schon hatte der Krieg zwischen Frankreich und England wieder begonnen, und Flandern blieb nun, seit am 19. Juni 1369 die Hochzeit des Herzogs Philippe von Burgund und Margarethas von Flandern statt gehabt, bei Frankreich.
Einige Monate, nachdem der Leichnam des letzten Grafen von Flandern prachtvoll zu St. Peter in Lille beigesetzt war, zogen dessen Tochter Margaretha und deren Gemahl Herzog Philipp von Burgund unter glänzender ritterlicher Begleitung in Brügge ein, um in den durch diese Erbschaft ihnen zugefallenen flämischen Landschaften die Huldigung anzunehmen.
Während der glänzenden Hoffeste, welche im Frühjahr 1404 statt hatten bei Gelegenheit der Übertragung der Regierung der brabantischen Lande an die Herzogin von Burgund und demnächst an deren zweiten Sohn Anton, erkrankte Herzog Philipp am 17. April an der obenerwähnten choleraartigen Seuche, ließ sich von Brüssel, wo jene Feste gefeiert wurden, auf sein Schloß nach Hal bringen und starb hier am 27. April des genannten Jahres, nachdem der Wunsch, der ihn besonders nach Hal, trotzdem, daß er todkrank war, getrieben hatte, der Wunsch, in der Frauenkirche dieses Ortes zu beten, erfüllt worden war. Bis zum letzten Augenblick behielt der Herzog sein Bewußtsein. Von den drei Söhnen, welche der Herzog hinterließ, folgte ihm der älteste, Johann, in Burgund, Artois und Flandern; der zweite, Anton, ward bald nach des Vaters Tode Ruwaart in den brabantischen Landen; der dritte, Philipp, führte den Titel eines Grafen von Nevers.
Der junge Herzog von Burgund war inwischen durch den am 16. März 1405 [So gibt Meyer das Datum. Barante nennt den 21. März.] erfolgten Tod seiner Mutter, welche den Titel und selbst die Macht einer Gräfin von Flandern (obgleich sie die Ausübung derselben, wie früher ihrem Gemahl, so nun ihrem Sohne überlassen hatte) bis zu ihrem Ende fortführte, vollkommener Herr in Flandern geworden.
 
 
 
 
 
 
 


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