Begraben: Lille, in der Grablege ihrer Eltern
Einzige Tochter und Erbin des Grafen
Ludwig III. von Maele-Flandern und der Margarete
von Brabant, Tochter von Herzog Johann III.
Lexikon des Mittelalters: Band VI Seite 239
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Margarete von Flandern, Herzogin von Burgund
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+ um den 13. April 1350, + 11. März 1405
Male
Arras
Begraben: Lille, in der Grablege ihrer Eltern
Tochter Ludwigs von Male, Grafen von Flandern
Nachdem 1351 der englische Hof für einen Sohn den
englischen Königs um Margarete gefreit
hatte, wurde die Grafentochter am 14. Mai 1357 zu Arras mit Philipp
von Rouvres, Herzog von Burgund, vermählt, doch wurde sie
schon nach sechs Monaten gemeinsamer Ehe zur Witwe (21. November 1361).
Erneut wurde eine englische Verbindung mit dem Prinzen
Edmund von Cambridge, vorgeschlagen, die aber an der Dispensverweigerung
durch den Papst scheiterte.
Margarete
heiratete am 19. Juni 1369 den Herzog von Burgund,
Philipp
den Kühnen, dem sie elf Kinder gebar. 1384 erbte sie die
Grafschaften ihres Vaters; damit begann in Flandern der Übergang an
das Haus BURGUND.
Calmette Joseph: Seite 28,44,75,81
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„Die großen Herzöge von Burgund“
Philipp von Rouvre
war mit Margarete von Flandern, der
Tochter des Grafen von Flandern Ludwig III. von Maele, verlobt.
Enttäuscht von dem unerwarteten Tod des ersten Verlobten seiner Tochter,
hatte der Graf von Flandern in der Zwischenzeit die Annäherungsversuche
eines anderen Prinzen, Edmunds von Langley,
des Sohnes Eduards III., freundlich
aufgenommen.
Die Heirat zwischen Margarete und Edmund
von Langley, dem Grafen von Cambridge und zukünftigen Herzog
von York, hätte es England erlaubt, Flandern zu gewinnen.
Da die junge Flämin nicht nur ihren Vater, sondern
auch ihre Großmutter beerben sollte, wären durch diese Heirat
zahlreiche Lehen in die Hände des Hauses
PLANTAGENET gefallen: das Artois, das Nivernais, Rethel,
die Freigrafschaft und zahlreiche kleinere Lehen.
Doch der Papst macht einen Strich durch die rechnung.
Die beiden jungen Leute sind Vetter und Cousine, zwar nur entfernt, aber
gleichwohl in einem die Ehe kirchlich verbotenen Grade. Der Heilige Stuhl
ist der Ansicht, daß man sich darüber nicht hinwegsetzen kann.
Urban V. widerruft die bereits erteilte Dispens und so wird Margarete
ein
zweites Mal um ihre Verlobung gebracht.
Offenbar hat die Intervention Margaretes
von Frankreich, der Großmutter der jungen Prinzessin, die
Entscheidung herbeigeführt. Die KAPETINGERIN
Margarete, eine gute und loyale Französin, überzeugte
ihren Sohn Ludwig
und
Margarete
wurde mit Philipp dem Kühnen von Burgund
verheiratet.
Die Hochzeit
Philipps
und
Margaretes war
im wahrsten Sinne des Wortes eine große Hochzeit. Sie wurde mit überwältigendem
Pomp begangen. Die kirchliche Trauung fand am 19. Juni 1369 in St. Bavo
zu Gent statt. Philipp hatte mit solcher
Gründlichkeit gefeiert, daß er bei drei Bürgern von Brügge
wertvolle Geschmeide verpfänden mußte, um den Genter Honoratioren
ein Abschiedsgeschenk geben und die Kosten für seine Rückreise
bestreiten zu können.
Als Philipp 1404
starb, war die Geldnot an einen Punkt gelangt, dass die Herzogin
Margarete befürchtete, die Aktiva der ehelichen Gütergemeinschaft
seien nicht ausreichend zur Abfindung der Gläubiger, du das tat, „was
die armseligsten Bürgerfrauen, nicht ohne sich zu schämen, tu:
sie verzichtete rechtskräftig auf die Gütergemeinschaft und legte
als sichtbares Zeichen dieses Verzichts, sagt man, wie es der Brauch gebot,
ihre Börse, ihren Schlüsselbund und ihren Gürtel auf den
Sarg ihres Gemahls.
Dieselbe ländliche Note wiederholt sich mit einem
mehr patoralen Akzent in der der persönlichen Tapisserien der Herzogin..
Hier haben Margeriten einen bevorzugten Platz, und man könnte nach
dem Dekor meinen, daß die Dame, die den Namen der reizenden
Blume trägt, irgendwo ihr Trianon hat. Weiße und schwarze Lämmer,
Schäfer und Schäferinnen bevölkern die frische Landschaft.
Zu den Margeriten gesellen sich Veilchen, Rosen, Vergißmeinnicht,
Weißdorn und viele andere Zierden der Felder und Gärten. Das
ist der Rahmen, in dem sich das Gefühlsleben der Fürstin abspielt,
das der Wahlspruch erhellt: "pour la me tient le mal d'aimer!" Die Erbin
von Flandern geht jedoch nicht völlig im ländlichen Idyll
auf, und ihre Sammlung ist der ritterlichen Überlieferung ihres Herrscherhauses
nicht verschlossen, denn Aimery de Narbonne und seine sechs Söhne,
der "pres'hom" König Tristan und "Manfred deconfit par Charles d'Anjou"
nehmen einen ehrenvollen Platz ein. Wenn aber die Mythologie der Antike
nur ein einziges Thema liefert, ist es ein für die geheimen Neigungen
der Dame sehr charakteristisches, nämlich das Urteil des Paris.
Allein Philipp
erwidert die Gefühle Margaretes. Ein von Claus Sluter gemeißeltes,
aber leider abhanden gekommenes Relief im Schloß von Germolles, stellte
den Herzog und die Herzogin unter einer Ulme inmitten von Schafen dar.
Überall sind Margeritensträuße und die verschlungenen Initialen
P und M verstreut. Das schönste, denkwürdigste
Beispiel der beiden beziehungsvollen Buchstaben kann man an der Chartreuse
von Champmol als Zeichen der Stifter sehen.
Der Herzog und die Herzogin umgaben sich überall
mit Kunst, in ihrer Kleidung, im modischen Beiwerk, in den Möbeln
und im Geschirr. Die Wäsche Margaretes ist
mit dem Weißdornblatt gezeichnet. Die Fürstin wechselt häufig
die Toiletten, und die Rechnungsbücher enthüllen uns, dass es
recht prächtige gewesen sein müssen.
Schelle Klaus: Seite 20
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„Karl der Kühne“
All das, die Feldzüge, die Hochzeiten, die politischen Winkelzüge verschlingen natürlich Unsummen. Allein für Philipps Gemahlin, Herzogin Margarete, hat Canat de Chizy aus alten Abrechnungen für 1384/85 Ausgaben von 43.318 Dukaten errechnet. Er hat das auf zweieinhalb Millionen Goldfranken umgerechnet, und das dürfte in heutiger Kaufkraft eine gut zweistellige Millionensumme in D-Mark ausmachen. Dabei müssen die Ausgaben der Herzogin noch bescheiden gewesen sein neben denen des Herzogs für Heerzüge, Subsudien, Hofhaltung und Geschenke.
Erbe Michael: Seite 42,60
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"Belgien, Niederlande, Luxemburg. Geschichte des niederländischen
Raumes."
Ludwig II. von Male war 1346 seinem Vater Ludwig
I. nachgefolgt, der bei der Niederlage des französischen Heeres
gegen die Engländer bei Crecy den Tod gefunden hatte. Anders als sein
Vorgänger setzte er auf Neutralität, was dadurch erleichtert
wurde, daß das französische Königtum in den folgenden Jahren
mit starken inneren Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Damit bekam
Ludwig
II. freie Hand zur Einmischung in die Sukzession im benachbarten Brabant.
Da er mit der jüngeren Tochter des 1355 verstorbenen Herzogs Johann
III., Margarethe, verheiratet war, forderte er von der älteren,
Herzogin Johanna, die
Herrschaften Antwerpen und Mecheln, die ihm
1357 abgetreten wurden. 1382 erbte er von seiner Mutter Margarethe
von Artois (aus einer Nebenlinie der CAPETINGER)
[Richtigstellung: Margarethe von Artois
oder
richtiger Margarethe von Frankreich entstammte
als Tochter
König Philipps V. des
Langen von Frankreich selbstverständlich
der Hauptlinie der KAPETINGER.]
diese
Grafschaft und die Franche-Comte. Da er ohne legitime männliche
Nachkommen war, fiel sein gesamter Besitz 1384 an seine Tochter Margarethe
von Male, die seit 1369 mit dem Herzog Philipp
dem Kühnen von Burgund verheiratet war, dem jüngeren
Bruder König Karls V. von Frankreich,
der anläßlich dieser Heirat die Kastellaneien Lillie, Douai
und Orchies wieder an Flandern zurückgegeben hatte. Mit dem Anfall
dieser Territorien nach Ludwigs II. Tod konnte das Haus
BURGUND somit zum ersten Mal im niederländischen Raum Fuß
fassen.
Denn König Karl V. (1364-1380)
konnte die Hilfe seines jüngeren Bruders wohl gebrauchen, vermochte
er es doch, Frankreich an der Nord- wie an der Ostgrenze abzusichern. Die
Grundlage hierfür bildete der Gebietserwerb, den Philipp
infolge seiner 1369 vollzogenen Heirat mit der Erbin der Grafschaft
Flandern, Margarethe von Male, zu erwarten hatte, zuderen Besitz
außer Flandern selbst und dem Artois die Freigrafschaft Burgund (Franche-Comte)
im Osten und die Grafschaft Nevers im Westen der Bourgogne zählten.
Ehlers Joachim: Seite 257,271,278,288
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"Geschichte Frankreichs im Mittelalter"
Vor allem aber wurde der Graf seiner Erbtochter Margarethe
wegen
umworben, und schon im Jahre 1363 hatte Eduard
III. eine Heiratsverbindung zwischen ihr und seinem Sohn Edmund,
Herzog von York, vorgeschlagen. Der drohenden Einkreisung arbeitete
Karl
V. mit Hilfe des Papstes entgegen, der einen kirchenrechtlich
notwendigen Dispens verweigerte. Statt der englischen Heirat kam es schließlich
im Juni 1369 zur Ehe Margarethes mit Herzog
Philipp dem Kühnen von Burgund unter der Bedingung, daß
die Städte Orchies, Douai und Lille an Flandern zurückgegeben
würden.
Der Tod Philipps de Rouvre
hatte seine damals zwölfjährige Gemahlin Margarethe als
Witwe zurückgelassen. Sie war einziges Kind des Grafen Ludwig von
Male und hatte als Erbe fünf Grafschaften zu erwarten: Flandern,
Rethel und die Hälfte von Nevers durch ihren Vater; Burgund,
Artois
und die andere Hälfte der Grafschaft Nevers aus den Händen
ihrer Großmutter Margarethe von Artois.
Die Heirat der jungen Frau mit einem Sohn Eduards
III. konnte der französische Hof 1365 verhindern, und nach
zähen, vier Jahre lang geführten Verhandlungen kam am 12. und
13. April 1369 jener Vertrag zustande, durch den
Karl V. die Städte Lille, Douai und Orchies
mit ihren Landgebieten an Ludwig von Male zurückgab und eine
Zahlung von 200.000 livres tournois für den Fall versprach,
dass Margarethe seinen Bruder Philipp
heiratete. Schon in diesem frühen Stadium der burgundischen Diplomatie
Philipps
des Kühnen zeigte sich, dass der Herzog eine autonome,
bei entsprechender Interessenlage auch gegen die Krone Frankreichs zielende
Politik treiben wollte: Karl V. hatte
der französischen Monarchie im Vertrag ausdrücklich das Recht
vorbehalten, die Städte dann zurückzukaufen, wenn
Philipp von Burgund ohne Erben stürbe, und in einem geheimen
Eid hatte Philipp dem König versprochen,
ihm die drei Orte in jedem Falle nach dem Tod Ludwigs von Male zu
übergeben. Alle diese Abmachungen aber wurden durch eine schriftliche
Erklärung nichtig, mit der Philipp
und Margarethe gegenüber Ludwig von Mmale versicherten,
dass die genannten Städte niemals wieder von Flandern getrennt werden
sollten.
Von den elf Kindern, die Philipp
mit Margarethe von Flandern hatte, überlebten sieben, drei
Söhne und vier Töchter.
Nach dem Tode Philipps des Kühnen
wurde eine Teilung der Regierungsgewalt in seinen Territorien ausgeführt,
wie er sie selbst noch festgelegt hatte. Seine Witwe Margarethe von
Male verwaltete von Arras aus die Grafschaften Flandern, Artois
und Burgund; der Nachfolger Johann das
Herzogtum Burgund und die Grafschaft Nevers; Anton
war
seit den Verträgen von Mai und September 1404 mit Johanna von Brabant
und seiner Mutter Margarethe Erbe Brabants und Herzog von Limburg.
Schon im April 1405 musste ein neuer Hausvertrag geschlossen werden, weil
Margarethe
am
21. März gestorben war.
Tuchmann Barbara: Seite 226,447
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"Der ferne Spiegel"
Zwölf Monate nach der VISCONTI-Hochzeit nahm Enguerrand
de Coucy als Gesandter des Königs an einer Heirat von größerer
politischer Tragweite und nicht geringerem Glanz teil. Um die Braut hatte
zwei Könige gestritten, Karl V.
für seinen Bruder Philipp von Burgund und
König
Eduard, der sie mit seinem Sohn Edmund
vermählen
wollte. Sie war Margarete von Flandern, die Tochter und Erbin von
Ludwig von Male, jenes Grafen von Flandern, der einst
Isabella sitzen gelassen hatte. Eduard
hatte
sich um diese vielversprechenden Dame fünf Jahre lang bemüht
und war soweit gegangen, ihrem Vater Calais und 170.000 Pfund zu versprechen.
Aber da die beiden Hauptbeteiligten im vierten Grad blutsverwandt waren
– was kaum zwei Personen königlicher Abstammung in Europa nicht waren
-, bedurfte die Heirat eines päpstlichen Dispenses. Entschlossen,
England und Flandern auseinander zu halten, machte sich Karl
V. seinen Einfluss auf den französischen Papst zunutze.
Urban V. verweigerte Edmund
und Margarete
den Dispens, gestand ihn aber nach einer Schamfrist Philipp
und Margarete zu, die genauso eng miteinander verwandt waren. Der
König von England war ausmanövriert.
Um Margaretes Leidenschaft für Juwelen zu
befriedigen, ließ der Herzog von Burgund aus ganz Europa Edelsteine
kommen und kaufte als wertvollstes Stück der Kollektion Enguerrand
de Coucy ein Perlenkollier für 11.000 Livres ab.
Die Herzöge von Burgund und Berry, die sich auf
den Herzog der Bretagne als ihren Verbündeten in der politischen Auseinandersetzung
stützten, setzten ihre ganze Kraft darein, den Kriegszug zu verhindern.
Die Herzogin von Burgund fügte dem Konflikt die Hitzigkeit
einer Familienfehde hinzu, da sie Montforts Nichte und daher auf seiner
Seite war. Sie haßte Clisson mit giftiger Intensität.
Philipp V. der Lange König
von Frankreich
1291-3.1.1322
oo Johanna von Burgund
1294-21.1.1329
-------------------------------------------------------------------
Margarete
Johanna
1310-9.5.1382
1308- 1347
oo Ludwig II. Graf von Flandern
oo Odo IV. Herzog von Burgund
um 1304-26.8.1346
1295- 4.1349
---
---
Ludwig III. Graf von Flandern
Philipp Prinz von Burgund
25.11.1330-30.1.1384
10.11.1323-22.9.1346
oo Margarete von Brabant
oo Johanna von Auvergne
9.2.1323- 1368
8.5.1326-26.9.1364
---
---
Margarete II. Malana ------------- oo -----------------
Philipp von Rouvre Herzog von Burgund
13.4.1350-21.3.1405
1344-21.11.1361
Philipp IV. der Schöne König von Frankreich
1268-29.11.1314
oo Johanna von Navarra
1271-2.4.1304
---------------------------------------------------------------------
Philipp V. der Lange
Isabella
1291-3.1.1322
1292-27.8.1357
oo Johanna von Burgund
oo Eduard II. König von England
1294-21.1.1329
25.4.1284-21.9.1327
---
---
Margarete
Eduard III. König von England
1310-9.5.1382
13.11.1312-21.6.1377
oo Ludwig II. Graf von Flandern
oo Philippa von Hennegau
um 1304-26.8.1346
um 1312-15.8.1369
---
---
Ludwig III. Graf von Flandern
Edmund Herzog von York
25.11.1330-30.1.1384
5.6.1341-1.8.1402
oo Margarete von Brabant
9.2.1323- 1368
---
Margarete II. Malana Gräfin von Flandern
13.4.1350-21.3.1405
Philipp III. der Kühne König von Frankreich
3.4.1245-5.10.1285
oo Isabella von Aragon
1243-28.1.1271
----------------------------------------------------------------------
Philipp IV. der Schöne König von Frankreich
Karl Graf von Valois
1268-29.11.1314
12.3.1270-15.12.1325
oo Johanna von Navarra
oo Margarete von Anjou-Sizilien
1271-2.4.1304
1273-31.12.1299
---
---
Philipp V. der Lange
Philipp VI. König von Frankreich
1291-3.1.1322
1293-22.8.1356
oo Johanna von Burgund
oo Johanna von Burgund
1294-21.1.1329
1293/94-12.9.1348
---
---
Margarete von Frankreich
Johann II. König von Frankreich
1310-9.5.1382
26.4.1319-8.4.1364
oo Ludwig II. Graf von Flandern
oo Bona von Luxemburg
um 1304-26.8.1346
20.5.1315-11.9.1349
---
---
Ludwig III. Graf von Flandern
Philipp der Kühne Herzog von Burgund
25.11.1330-30.1.1384
15.1.1342-27.4.1404
oo Margarete von Brabant
9.2.1323- 1368
---
Margarete II. Malana Gräfin von Flandern
13.4.1350-21.3.1405
19.6.1369
2. oo Philipp der Kühne Herzog von Burgund
15.1.1342-27.4.1404
11 Kinder:
Johann Ohnefurcht
28.5.1371-10.9.1419
Karl
3.1372-13.7.1373
Anton Graf von Rethel
1384-25.10.1415
Margarete
1374-8.3.1441
12.4.1385
oo Wilhelm II. Herzog von Bayern
5.4.1365-31.5.1417
Ludwig
5.1377-10.1.1378
Katharina
1378-26.1.1425
Pontoise Dijon
1393
oo Leopold IV. Herzog von Österreich
1371-3.6.1411
Bona
1379-10.9.1399
Maria
8.1380-2./3.10.1428
1401
oo Amadeus VIII. Graf von Savoyen
4.9.1383-7.1.1451
Philipp Graf von Nevers
10.1389-25.10.1415
Literatur:
-----------
Calmette, Joseph: Die großen Herzöge
von Burgund. Eugen Diederichs Verlag München 1996 Seite Seite 28,44,47,67,75,81,91,106,222,
257,278 - Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter.
W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 257,271,278,288 - Ehlers Joachim/
Müller
Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige
des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München
1996 Seite 296,299 - Erbe Michael: Belgien, Niederlande, Luxemburg.
Geschichte des niederländischen Raumes. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart
Berlin Köln 1993 Seite 42,60 - Favier, Jean: Frankreich im
Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart
1989 Seite 412 - Hoensch, Jörg K.: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche
Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer
2000 Seite 160 - Leo Heinrich Dr.: Zwölf Bücher niederländischer
Geschichten, Eduard Anton Verlag Halle 1832 - Schelle, Klaus: Karl
der Kühne. Burgund zwischen Lilienbanner und Reichsadler. Magnus Verlag
Essen Seite 20 - Stoob Heinz: Kaiser Karl IV. und seine Zeit. Verlag
Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 209 - Tamussino Ursula: Margarete
von Österreich. Diplomatin der Renaissance Verlag Styria Graz Wien
Köln 1995 Seite 13 - Tamussino Ursula: Maria von Ungarn. Ein
Leben im Dienst der Casa de Austria Verlag Styria Graz Wien Köln 1998
Seite 179,211,220 - Tuchmann Barbara: Der ferne Spiegel. Deutscher
Taschenbuch Verlag München 1995 Seite 226,418,447 -
Bedeutendere und verwickeltere Verhältnisse, auch
für Flandern, traten erst ein, als Margarethas von Flandern noch
sehr junger Gemahl, Philippe de Rouvre,
der letzte Herzog von Burgund älterer Linie, 1361 starb und die Erbschaftsregulierung
Schwierigkeiten brachte.
Von Philippes Besitzungen
war das Herzogtum Burgund unstreitig ein Fahnenlehen des Reiches, was überhaupt
auf angeheiratete Verwandte, am wenigsten aber auf die 11-jährige
Margaretha
von Flandern übergehen konnte, mit welcher die Ehe
Philippes
bis
dahin nur zeremoniell, nicht wirklich vollzogen war; allein
Philippes
Großvater, Herzog Odo von Burgund,
war mit einer Prinzessin Johanna von Frankreich
vermählt
gewesen, welche eine Tochter
Philipps
und der Königin Johanna, durch
diese aber eine Enkelin Margarethas von Artois
und Odos, Freigrafen von Burgund, war: und so waren für das burgundische
Haus Erbansprüche auf Artois und
Franche-Comte, - durch
Philippes
Vater, Philippe, der mit Johanna von
Bourbon, Gräfin von Boulogne und Auvergne, vermählt war, waren
für dasselbe Haus Erbansprüche auf die Grafschaften Boulogne
und Auvergne erworben worden, und Philipp von
Rouvre war vor seinem Tod wirklich in Besitz aller dieser Herrschaften
gekommen.
Da die zuletzt genannten vier Herrschaften durch Weiber
mit Burgund verbunden worden waren, fielen sie auch nicht mit dem Herzogtum
an die Krone zurück, sondern kamen an die repsektiven nächsten
Erben jener Herzoginnen, welche dem Hause BURGUND
dieselben
zugebracht hatten; auf Artois und Franche-Comte aber hatte
die nächsten Ansprüche die fürstliche Familie von Flandern,
und wirklich behielt des Grafen Louis’ Mutter, Margaretha
von Frankreich, beide Herrschaften, so wie seine Tochter die
ihr als Wittum zugesicherten Einkünfte in allen Territorien ihres
verstorbenen Gemahles; doch konnte Louis selbst den mannigfachen
und zum Teil sehr verwickelten Unterhandlungen über die Teilung dieser
Nachlassenschaft Philippes von Rouvre
nicht fremd bleiben. In diese Unterhandlungen griffen aber Gesandte des
Königs von England ein, welcher die junge Witwe Philippes
von Rouvre für seinen Edmund zur
Gemahlin zu gewinnen suchte. Es führte dies Vorhaben zu um so schwierigeren
Lagen für Louis, als dieser sowohl als seine Mutter und der
König von Frankreich die Verbindung mit einem englischen Prinzen nur
ungern sehen konnten, die flämischen Dreistädte dagegen entschieden
ihren Vorteil dabei wahrnahmen.
Um die Dreistädte nicht von sich abzuwenden, musste
der Graf scheinbar das Interesse des Königs von England bei dieser
Sache nehmen, während seine Mutter Margaretha
das
französische wahrnahm, und der französische Hof eine Heirat der
jungen Witwe Philippes von Rouvre
mit
dem neuen Herzog von Burgund, der ebenfalls Philipp
hieß und ein Sohn König Jeans
war, in Vorschlag brachte und wirklich durchsetzte [Ein Tag ward für
diese Heiratsverhandlungen gehalten im August 1361 zu Oudenaerde in der
Kirche der heiligen Walpurg. Meyer fol. 161,b. Im folgenden Jahre ward
in Dover unterhandelt zwischen Eduard
und Louis, und letzterer musste um der Städte willen ersteren
zusagen; allein der Papst gab keine Dispensation. Meyer fol. 162.a. Froissart
cap. 258.]. Im September 1368 kam König Karl
selbst
nach Doornyk, wohin er außer dem Herzog von Brabant und dem Grafen
von Hennegau auch den Grafen Louis von Flandern einlud, welcher
sich jedoch bewogen fand, wegen Kränklichkeit nicht zu erscheinen,
um die Städte nicht zu verletzen; seine Mutter Margaretha
führte an seiner Stelle die Sache und drohte ihm dann, sich ein Leides
anzutun, falls er seine Opposition gegen die französische Verbindung
bestehe. Scheinbar notgedrungen gab er nach, erreichte aber durch dies
Benehmen, dass der König, um ihm die Mittel zu Besänftigung seiner
Fläminger an die Hand zu geben, auf einem späteren wegen dieser
Heirat im April 1369 zu Gent gehaltenen Tage durch seine Botschafter
Lille, Douay und Orchies an Flandern zurückgeben ließ gegen
Vernichtung mehrerer Schuldforderungen, welche Graf Louis noch an
ihn hatte [Froissart sagt, der Graf von Flandern habe nicht eher bestimmt
in die französische Heirat gewilligt, bis ihn König
Eduard seines früher gegebenen Wortes entbunden habe.].
Gerade zu jener Zeit fand am 12. Juli 1369 die erwähnte
Rückgabe der drei, Flandern früher entrissenen Städte statt;
denn schon hatte der Krieg zwischen Frankreich und England wieder begonnen,
und Flandern blieb nun, seit am 19. Juni 1369 die Hochzeit des
Herzogs Philippe von Burgund und Margarethas von Flandern
statt gehabt, bei Frankreich.
Einige Monate, nachdem der Leichnam des letzten Grafen
von Flandern prachtvoll zu St. Peter in Lille beigesetzt war, zogen dessen
Tochter Margaretha und deren Gemahl Herzog
Philipp von Burgund unter glänzender ritterlicher Begleitung
in Brügge ein, um in den durch diese Erbschaft ihnen zugefallenen
flämischen Landschaften die Huldigung anzunehmen.
Während der glänzenden Hoffeste, welche im
Frühjahr 1404 statt hatten bei Gelegenheit der Übertragung der
Regierung der brabantischen Lande an die Herzogin von Burgund und
demnächst an deren zweiten Sohn Anton, erkrankte Herzog
Philipp am 17. April an der obenerwähnten choleraartigen
Seuche, ließ sich von Brüssel, wo jene Feste gefeiert wurden,
auf sein Schloß nach Hal bringen und starb hier am 27. April des
genannten Jahres, nachdem der Wunsch, der ihn besonders nach Hal, trotzdem,
daß er todkrank war, getrieben hatte, der Wunsch, in der Frauenkirche
dieses Ortes zu beten, erfüllt worden war. Bis zum letzten Augenblick
behielt der Herzog sein Bewußtsein. Von den drei Söhnen, welche
der Herzog hinterließ, folgte ihm der älteste,
Johann, in Burgund, Artois und Flandern; der zweite, Anton,
ward bald nach des Vaters Tode Ruwaart in den brabantischen Landen; der
dritte, Philipp, führte den Titel
eines Grafen von Nevers.
Der junge Herzog von Burgund war inwischen durch den
am 16. März 1405 [So gibt Meyer das Datum. Barante nennt den
21.
März.] erfolgten Tod seiner Mutter, welche den Titel und selbst
die Macht einer Gräfin von Flandern (obgleich sie die Ausübung
derselben, wie früher ihrem Gemahl, so nun ihrem Sohne überlassen
hatte) bis zu ihrem Ende fortführte, vollkommener Herr in Flandern
geworden.