Engelberga (Irmgard) von Vienne               Herzogin von Aquitanien
-----------------------------------------
877- nach 1.917
 

Tochter des Königs Bosos von Vienne und der Ermengard von Italien, Tochter von Kaiser LUDWIG II.
 

Werner Karl Ferdinand: Seite 458
*******************
"Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

VI. Generation

9
---

Die Lebensdaten Engelbergas (B. VI,5 "*etwa 877, + nach 912") lassen sich präzisieren. In einer Urkunde von 917 I, Bernard-Bruel 1, 193f., nr. 205 handelt ihr Gemahl mit anderen zusammen im Auftrag der Gattin ... Per manus nostras tradit Ingelberga ..., die für das Seelenheil des Gatten, ihr eigenes und ihres Bruders LUDWIG sowie der Eltern der Eheleute schenkt, also zu diesem Zeitpunkt noch lebte - wenn auch vielleicht nicht mehr lange, wenn die Schenkung krankheitshalber nicht von ihr selbst vorgenommen wird, wovon jedoch nichts verlautet. Ferner erscheint Engelberga in einer Urkunde Herzog Wilhelms von 910 IX 11, Bernard-Bruel 124-128, nr 112. Das ist der Terminus ante für ihre Ehe, die jedoch wesentlich früher geschlossen worden sein dürfte (uxor mea Ingelberga ...). Zur Frage der Verlobung Engelbergas mit König Karlmann siehe Anmerkung zu V, 33-34 und die folgende Anmerkung. Zum genauen Todesdatum Herzog Wilhelms (Brandenburg 917/19), 918 VII 6, siehe Auzias 453.


Hlawitschka Eduard: Seite 242-244
*****************
"Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

Und wir wissen weiter, daß LUDWIGS VON DER PROVENCE Schwester Engelberga mit dem Markgrafen Wilhelm von Aquitanien vermählt war, desgleichen, daß Manassse der Sohn einer Schwester des Richardus justiciarus war und eine Irmengard zur Gemahlin hatte.
Dagegen stimmt indessen die Überlegung bedenklich, daß Wilhelm von Aquitanien - wenn wir diesen in den hier genannten Uuilelmus wiedererkennen wollen - erst zu einer Zeit heiratete und sich mit der Familie LUDWIGS von der Provence verwandtschaftlich verband [Die Gemahlin Wilhelms von Aquitanien und Tochter Irmengards und Bosos, Engelberga, scheint ca. 877/78 geboren zu sein (vgl. E. Brandenburg, Die Nachkommen Karls d.Gr. (1935) Seite 3, und C. v. Kalckstein, Gesch. d. frz. Königtums I (1877) Seite 100 Anm.1). Eine Urkunde vom Mai 898 (Bouquet, Recueil des historiens des Gaules et de la France IX (1757) Seite 708) zeigt Engelberga zum ersten Mal als Gemahlin Wilhelms. Da dieser Ehe damals noch keine Kinder entsprossen waren (neque filii nostri neque filiae, si haberimus bzw. si fuerint), wird angenommen, daß die Ehe frühestens 897 zustande kam.], als LUDWIGS Mutter, die hier mitaufgeführte Irmengarda, wohl bereits verstorben war [Am 30. Novenmber 891 weilte Irmengarda in Piacenza, wo sie den von ihrer Mutter gegründeten Kloster S. Resurrezione die Höfe Felina und Luzzara etc. schenkte (L. Schiaparelli, I diplomi die Berengario I Seite 107 nr. 37). Daß Irmengarda damals in das genannte Piacenter Kloster eintrat, wird man wohl kaum mit F. Gingins-Sarra (Memoires pour servir a l'histoire des royaumes de Provence et de Borgogne-Jurane, in: Arch. f. Schweizer Gesch. VIII (1851) Seite 66ff.) aus den Urkundeneingangsworten ego in Dei nomine Irmengarda Deo devota herauslesen dürfen. Sieht man doch Irmengarda noch am 18. März 892 und am 11. August 894 als Intervenientin in Diplomen ihres Sohnes in der Provence auftreten (R. Poupardin, Recueil Seite 51 nr. 29 und Seite 55 nr. 30). Desgleichen wird sie in einer offensichtlich der ersten Jahreshälfte 896 gehörenden Urkunde LUDWIGS VON DER PROVENCE genannt (a.a.O. Seite 64 nr. 35). Am 22. Juni 896 scheint Irmengarda dann jedoch schon gestorben zu sein; an diesem Tag erteilte jedenfalls LUDWIG VON DER PROVENCE pro remedio anime gebitoris mei Bosonis et genetricis mea Ermingardis necnon et avi mei LUDOVICI eine Besitzbestätigung an das Kloster Tournua (a.a.O. Seite 57 nr. 31) - Nun ist Irmengarda noch in einer von R. Poupardin (a.a.O. Seite 72ff. nr. 39) zum Jahre 901 gesetzten Urkunde genannt; dieses Diplom, das LUDWIG bereits als Kaiser zeigt und folgende Datierungszeile enthält: Actum est preceptum apsud Lugdunum, anno ab incarnatione Domini DCCCXCV, indictione quarta, anno primo imperante HLUDOVICO gloriosissimo imperatore, ist aber im wesentlichen die Erneuerung eines Diploms LUDWIGS vom Jahre 892, in dem sich diese Nennung Irmengardas schon findet. Diese Nennung ist also einfach Entlehnung aus der Vorurkunde und somit nicht beweiskräftig. Dazu kommt, daß diese Urkunde eine Fälschung sein dürfte, bei der der frühere Besitzstand der Lyoner Kirche um die Eugendus-Abtei im Jura erweitert wurde. Im Jahre 901 war nämlich LUDWIG überhaupt nicht in Lyon, sondern er hielt sich von Oktober 900 bis Mai 902  Italien auf! Wenn man schon an der Echtheit der Urkunde festhalten will, dafür eine spätere Bearbeitung anzunehmen geneigt ist, muß sie eher zum Jahre 895 gesetzt werde, das auch als Inkarnationsjahr angeführt wird. Damals, als LUDWIG von ARNULF gerade quasdam civitates cum adiacentibus pagis, quas Roudolfus tenebat, erhielt (894), bestanden ja die besten Hoffnungen, das provencalische Reich noch einmal bis in den Jura auszudehnen, wo die genannte Eugendus-Abtei lag. - Daß Irmengarda 901 noch lebte, läßt sich jedenfalls mit dieser Urkunde nicht erweisen. Auch ein anderes Stück, auf das sich F. Fasoli, I re d'Italia (1949) Seite 62 Anm. 5, stützt, wenn sie schreibt: "Nel 909 Ermengarda era ancora via; cf. H. P. M. XIII, 434" ist nicht beweiskräftig; hier handelt es sich um eine Urkunde, die zum Herbst 891 einzureihen ist (vgl. oben Seite 58f. Anm. 99)]. Wenn Wilhelm als Verwandter eingetragen wurde, müßte also Irmengarda genauso wie der nicht genannte Boso schon verstorben gewesen sein. Zu fragen wäre dann aber auch, warum Engelberga, die eigentlich das Bindeglied von LUDWIG VON DER PROVENCE zu Wilhelm darstellt, nicht in den Eintrag aufgenommen worden ist.
 
 
 
 

 894
  oo Wilhelm I. Herzog von Aquitanien
              -6.7.918
 
 
 
 

Kinder:

  Boso
         - vor 918
 
 
 
 

Literatur:
-----------
Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 242-244 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 458 -
 
 
 
 
 
 
 
 
 


Copyright 2002 Karl-Heinz Schreiber - http://www.genealogie-mittelalter.de