Tochter des Markgrafen
Boso von Tuszien aus dem Hause der
HUGONIDEN
und der Willa
von Burgund, Tochter von König
Rudolf I.;
Nichte des Königs
Hugo von Italien
Brandenburg Erich: Tafel 4 Seite 8
****************
"Die Nachkommen Karls des Großen"
VII. 24. Bertha
--------------------
* ..., + nach 965 18. VIII.
Gemahl: a) Boso, Graf von Provence
+ 935
b) ca. 936 Raimund Graf von Rouergue
+ vor 965 (961?)
VII. Generation
33-36
-------
Die vier Töchter aus der Ehe von König
Hugos Bruder
Boso mit Willa nennt Liudprand, Ant.
IV, 11, ed. Becker 109f.
Zur älteren Berta,
begnügt Brandenburg sich, außerdem Liutprand, Ant. V, 31 (Becker
149) zu zitieren und nach den dort gemachten Angaben den errsten Gemahl
der
Bertha auf der Tafel als "Boso,
Graf von Provence, + 935" zu bezeichnen. Es wird dadurch nicht deutlich,
daß dieser Boso der Bruder
König
Rudolfs (Raoul) von W-Franken (923-936) ist. Besitz und politische
Aktivität Bosos lagen vor allem in Lothringen, wo er König
HEINRICH I. lange erhebliche Schwierigkeiten machte (vgl. Flodoard,
Ann., Register der Ausgabe von Lauer) ehe er 935, nach dem 13. September
(zu welcher Zeit er noch urkundlich bei seinem Bruder, König
Rudolf, nachweisbar ist, Flodoard, ed. Lauer 62, Anmerkung 3)
starb. - Berthas
zweiten Gatten nennt Brandenburg "Raimund Graf von Rouergue, + vor 965
(961?)". Raimund hat aber außerdem das regnum Septimaniae
bzw. regnum Gothiae, das später Herzogtum Narbonne genannte
einst westgotische Gebiet S-Galliens an sich gebracht und nannte sich comes
et marchio; 936 trat er als dux Aquitaniae auf und vereinigte in seiner
Person, wenigstens den Anspruch nach, zeitweise die Herrschaft über
zwei fränkische regna, Aquitanien und Septimanien. Entsprechend
erscheint er bei Flodoard, Ann. 944 als Gothorum princeps, bei Liudprand,
Ant. V, 31 als Aquetanorum princeps.
König
Ludwig IV. hat offensichtlich die Ansprüche Raimunds
anerkannt, ihn in einem Diplom 939 IV 4 marchio (die offizielle Kennzeichnung
des höchsten Ranges der weltlichen Hierarchie in den karolingischen
Diplomen seit Ende 9. Jh., vgl. künftig Werner, Die Entstehung des
Fürstentums, 2 Bände, München, Wilhelm-Fink-Verlag) und
941 XII 5 princeps Aquitanorum genannt. (Die beiden Diplome Receuil des
actes de Louis IV, ed. Ph. Lauer, nr. 11 und 17).
Die Daten der beiden Eheschließungen Berthas
sind nicht leicht zu bestimmen. Hiestand 161 setzt die Ehe der Nichte König
Hugos mit einem Bruder König Rudolfs
von W-Franken sehr einleuchtend zu 928, als sich Hugo
und Rudolf Ende Oktober trafen und
sich das mit dem Tode König LUDWIGS III.
vakant gewordene Reich unter Ausschluß von
LUDWIGS Sohn Karl Konstantin
teilten: Vienne/Lyon, der große Dukat im N, kam unter westfränkische
Lehnshoheit, der Rest wurde von König Hugo regiert, ohne daß
er einen eigenen Königstitel für die Provence angenommen hätte
(so auch A. Hofmeister, Deutschland und Burgund im frühen Mittelalter,
1914, 56ff.). Das paßt auch zu dem zu erschließenden Geburtsjahr
der Bertha,
das um 915 liegen dürfte (Berthas
Vater Boso * 885). Das Datum der zweiten Ehe ist uns nur bei Liudprand
Ant. V, 31 überliefert, und selbst da handelt es sich um eine
höchst undurchsichtige Angabe. Liudprand schreibt, König
Hugo habe sich, nicht lange vor seinem Tode (um den Druck Berengars
II. in Italien auszuweichen, der ihn dort entmachtet hatte)
in die Provence begeben, omni cum pecunia ... Quo audito Raimundus Aquitanorum
princeps eum adiit, und wird gegen hohe Geldzahlungen sein Vasall,
mit dem Versprechen, ihm in Italien militärisch behilflich zu sein.
Aus den Plänen sei aber nichts geworden, denn Hugo sei gestorben
(in Wahrheit war er an den italienischen Hof zurückgekehrt), und habe
sein Geld seiner Nichte Bertha - eben
der, von der wir hier sprechen - vermacht: Berthae
neti suae, Bosoni Arelatensis comitis viduae, pecunia derelicta. Quam etiam
brevi spatio intercedente memoratus Raimundus, inpurissimae gentis princeips
inpurior, sibi maritam effecerat ... Hier hat allein das Plusquamperfekt
des letzten Wortes Brandenburg (und vor ihm andere) dazu veranlaßt,
die Eheschließung brevi spatio nach dem Eintritt der Witwenschaft
(935), also "ca. 936", anzunehmen. Es muß aber doch auffallen, daß
Liudprand zum Zeitpunkt von König Hugos
Testament und Tod (948) Bertha
nicht Gattin Raimunds nennt, sondern Witwe (Bosos), was sie
doch nach der Annahme von Brandenburg seit 12 Jahren nicht mehr war. Das
brevi
spatio intercedenta könnte sich also auch auf Tod und Testament
König
Hugos beziehen, die Ehe Raimunds der Erbin nicht nur
von
Hugos Geld, sondern auch umfangreicher
Domänen (vgl. Hofmeister 45) gegolten haben.
Anläßlich der Streitbereinigung zwischen dem
westfränkischen
Herrscher Rudolf und dem niederburgundischen Regenten Hugo
von Vienne wegen der Nachfolgeregelung in der Provence kam es
zugleich zu einer Eheverabredung (928 Hochzeit) zwischen Rudolfs
Bruder Graf Boso von Perthois (+ 935) und der HUGONIDIN
Bertha
(+ nach 965), der Nichte
Graf Hugos
von Vienne und zukünftigen Gräfin von Arels und Avignon.
Dort erreichte Rudolf
allerdings
problemlos die Anerkennung durch Graf Karl Konstantin,
und da Rudolfs Bruder Graf Boso
von Perthois (+ 935) mit Bertha (+ ca. 965),
einer Nichte König Hugos von Italien,
verheiratet war, was ihm von 931 bis 935 den Besitz der niederburgundischen
Grafschaften Arles und Avignon einbrachte, muß man feststellen, daß
der westfränkische König in der Tat Nieder-Burgund beherrschte..
Hofmeister Adolf: Seite 45
***************
"Deutschland und Burgund im frühen Mittelalter"
Denn nicht nur Barvermögen, wovon Liudprand selber an anderem Orte spricht, sondern auch sehr umfangreichen Grundbesitz in verschiedenen provencalischen Grafschaften (Frejus, Riez, Gap, Vaison, Apt, Orange, Tricastin und Die) vererbte Hugo 947 seiner Nichte Berta, die Gemahlin des Grafen Raimund von Rouergue [Schenkung der Berta an Montmajour, 26. Februar 960, Hist. de Languedoc, Neue Ausg. V, Nr. 92, col 233f:].
Keiser Bruno: Seite 55-56
************
"Adelheid, Königin, Kaiserin, Heilige. Ein Leben
in bewegter Zeit."
In Arles, wo er hergekommen war, verstarb König
Hugo am 10. April 947. Sein beträchtlicher Vermögen
erbte eine Nichte namens Berta, eine
Tochter von Hugos Bruder Boso
und
Adelheids Tante Willa
die Ältere. Berta verfügte
über Einfluß. Ihr erster Mann war der Bruder eines Königs
von Frankreich gewesen, ihr zweiter hieß Raimund von Rouergue.
Seine Sippe besaß Macht und Ansehen in der Provence.
Berta setzte unverzüglich
die bereits begonnenen Vorbereitungen zu einem Feldzug gegen
Berengar fort, obschon dessen Frau Willa
ihre Schwester war. Überraschend schnell half sie damit Lothar
und Adelheid. Um
Berta
zu beschwichtigen, erhob Berengar keine
Einwände, als ihr Vetter Lothar
bekanntgab, er wolle nun das Adelheid
vor 10 Jahren gegebene Heiratsversprechen einlösen.
928
1. oo Boso von Burgund Graf von Provence
x um 890/95-13.9.935
936
2. oo Raimund Markgraf von Septimanien
- 961/65
Literatur:
---------
Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen
Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 4 Seite 8 - Hofmeister,
Adolf: Deutschland und Burgund im frühen Mitelalter, Wissenschaftliche
Buchgesellschaft Darmstadt 1970 Seite 45 - Keiser Bruno: Adelheid.
Königin, Kaiserin, Heilige. Ein Leben in bewegter Zeit. Piper Verlag
GmbH München 1999 Seite 55-56 - Schwager, Helmut: Graf Heribert
II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite
108,151 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen
bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang:
Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf
Seite 466 -