Berta von Tuszien                                      Gräfin von Vitry
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um 910/15-18.8.965
 

Tochter des Markgrafen Boso von Tuszien aus dem Hause der HUGONIDEN und der Willa von Burgund, Tochter von König Rudolf I.; Nichte des Königs Hugo von Italien
 

Brandenburg Erich: Tafel 4 Seite 8
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"Die Nachkommen Karls des Großen"

VII. 24. Bertha
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             * ..., + nach 965 18. VIII.

Gemahl: a) Boso, Graf von Provence
                         + 935
             b) ca. 936 Raimund Graf von Rouergue
                                     + vor 965 (961?)


Werner Karl Ferdinand: Seite 466
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"Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

VII. Generation
33-36
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Die vier Töchter aus der Ehe von König Hugos Bruder Boso mit Willa nennt Liudprand, Ant. IV, 11, ed. Becker 109f.
Zur älteren Berta, begnügt Brandenburg sich, außerdem Liutprand, Ant. V, 31 (Becker 149) zu zitieren und nach den dort gemachten Angaben den errsten Gemahl der Bertha auf der Tafel als "Boso, Graf von Provence, + 935" zu bezeichnen. Es wird dadurch nicht deutlich, daß dieser Boso der Bruder König Rudolfs (Raoul) von W-Franken (923-936) ist. Besitz und politische Aktivität Bosos lagen vor allem in Lothringen, wo er König HEINRICH I. lange erhebliche Schwierigkeiten machte (vgl. Flodoard, Ann., Register der Ausgabe von Lauer) ehe er 935, nach dem 13. September (zu welcher Zeit er noch urkundlich bei seinem Bruder, König Rudolf, nachweisbar ist, Flodoard, ed. Lauer 62, Anmerkung 3) starb. - Berthas zweiten Gatten nennt Brandenburg "Raimund Graf von Rouergue, + vor 965 (961?)". Raimund hat aber außerdem das regnum Septimaniae bzw. regnum Gothiae, das später Herzogtum Narbonne genannte einst westgotische Gebiet S-Galliens an sich gebracht und nannte sich comes et marchio; 936 trat er als dux Aquitaniae auf und vereinigte in seiner Person, wenigstens den Anspruch nach, zeitweise die Herrschaft über zwei fränkische regna, Aquitanien und Septimanien. Entsprechend erscheint er bei Flodoard, Ann. 944 als Gothorum princeps, bei Liudprand, Ant. V, 31 als Aquetanorum princeps. König Ludwig IV. hat offensichtlich die Ansprüche Raimunds anerkannt, ihn in einem Diplom 939 IV 4 marchio (die offizielle Kennzeichnung des höchsten Ranges der weltlichen Hierarchie in den karolingischen Diplomen seit Ende 9. Jh., vgl. künftig Werner, Die Entstehung des Fürstentums, 2 Bände, München, Wilhelm-Fink-Verlag) und 941 XII 5 princeps Aquitanorum genannt. (Die beiden Diplome Receuil des actes de Louis IV, ed. Ph. Lauer, nr. 11 und 17).
Die Daten der beiden Eheschließungen Berthas sind nicht leicht zu bestimmen. Hiestand 161 setzt die Ehe der Nichte König Hugos mit einem Bruder König Rudolfs von W-Franken sehr einleuchtend zu 928, als sich Hugo und Rudolf Ende Oktober trafen und sich das mit dem Tode König LUDWIGS III. vakant gewordene Reich unter Ausschluß von LUDWIGS Sohn Karl Konstantin teilten: Vienne/Lyon, der große Dukat im N, kam unter westfränkische Lehnshoheit, der Rest wurde von König Hugo regiert, ohne daß er einen eigenen Königstitel für die Provence angenommen hätte (so auch A. Hofmeister, Deutschland und Burgund im frühen Mittelalter, 1914, 56ff.). Das paßt auch zu dem zu erschließenden Geburtsjahr der Bertha, das um 915 liegen dürfte (Berthas Vater Boso * 885). Das Datum der zweiten Ehe ist uns nur bei Liudprand Ant. V, 31 überliefert, und  selbst da handelt es sich um eine höchst undurchsichtige Angabe. Liudprand schreibt, König Hugo habe sich, nicht lange vor seinem Tode (um den Druck Berengars II. in Italien auszuweichen, der ihn dort entmachtet hatte) in die Provence begeben, omni cum pecunia ... Quo audito Raimundus Aquitanorum princeps eum adiit, und wird gegen hohe Geldzahlungen sein Vasall, mit dem Versprechen, ihm in Italien militärisch behilflich zu sein. Aus den Plänen sei aber nichts geworden, denn Hugo sei gestorben (in Wahrheit war er an den italienischen Hof zurückgekehrt), und habe sein Geld seiner Nichte Bertha - eben der, von der wir hier sprechen - vermacht: Berthae neti suae, Bosoni Arelatensis comitis viduae, pecunia derelicta. Quam etiam brevi spatio intercedente memoratus Raimundus, inpurissimae gentis princeips inpurior, sibi maritam effecerat ... Hier hat allein das Plusquamperfekt des letzten Wortes Brandenburg (und vor ihm andere) dazu veranlaßt, die Eheschließung brevi spatio nach dem Eintritt der Witwenschaft (935), also "ca. 936", anzunehmen. Es muß aber doch auffallen, daß Liudprand zum Zeitpunkt von König Hugos Testament und Tod (948) Bertha nicht Gattin Raimunds nennt, sondern Witwe (Bosos), was sie doch nach der Annahme von Brandenburg seit 12 Jahren nicht mehr war. Das brevi spatio intercedenta könnte sich also auch auf  Tod und Testament König Hugos beziehen, die Ehe Raimunds der Erbin nicht nur von Hugos Geld, sondern auch umfangreicher Domänen (vgl. Hofmeister 45) gegolten haben.


Schwager, Helmut: Seite 108,151
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"Graf Heribert II. von Soissons"

Anläßlich der Streitbereinigung zwischen dem westfränkischen Herrscher Rudolf und dem niederburgundischen Regenten Hugo von Vienne wegen der Nachfolgeregelung in der Provence kam es zugleich zu einer Eheverabredung (928 Hochzeit) zwischen Rudolfs Bruder Graf Boso von Perthois (+ 935) und der HUGONIDIN Bertha (+ nach 965), der Nichte Graf Hugos von Vienne und zukünftigen Gräfin von Arels und Avignon.
Dort erreichte Rudolf allerdings problemlos die Anerkennung durch Graf Karl Konstantin, und da Rudolfs Bruder Graf Boso von Perthois (+ 935) mit Bertha (+ ca. 965), einer Nichte König Hugos von Italien, verheiratet war, was ihm von 931 bis 935 den Besitz der niederburgundischen Grafschaften Arles und Avignon einbrachte, muß man feststellen, daß der westfränkische König in der Tat Nieder-Burgund beherrschte..

Hofmeister Adolf: Seite 45
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"Deutschland und Burgund im frühen Mittelalter"

Denn nicht nur Barvermögen, wovon Liudprand selber an anderem Orte spricht, sondern auch sehr umfangreichen Grundbesitz in verschiedenen provencalischen Grafschaften (Frejus, Riez, Gap, Vaison, Apt, Orange, Tricastin und Die) vererbte Hugo 947 seiner Nichte Berta, die Gemahlin des Grafen Raimund von Rouergue [Schenkung der Berta an Montmajour, 26. Februar 960, Hist. de Languedoc, Neue Ausg. V, Nr. 92, col 233f:].

Keiser Bruno: Seite 55-56
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"Adelheid, Königin, Kaiserin, Heilige. Ein Leben in bewegter Zeit."

In Arles, wo er hergekommen war, verstarb König Hugo am 10. April 947. Sein beträchtlicher Vermögen erbte eine Nichte namens Berta, eine Tochter von Hugos Bruder Boso und Adelheids Tante Willa die Ältere. Berta verfügte über Einfluß. Ihr erster Mann war der Bruder eines Königs von Frankreich gewesen, ihr zweiter hieß Raimund von Rouergue. Seine Sippe besaß Macht und Ansehen in der Provence.
Berta setzte unverzüglich die bereits begonnenen Vorbereitungen zu einem Feldzug gegen Berengar fort, obschon dessen Frau Willa ihre Schwester war. Überraschend schnell half sie damit Lothar und Adelheid. Um Berta zu beschwichtigen, erhob Berengar keine Einwände, als ihr Vetter Lothar bekanntgab, er wolle nun das Adelheid vor 10 Jahren gegebene Heiratsversprechen einlösen.
 
 
 
 

    928
  1. oo Boso von Burgund Graf von Provence
      x   um 890/95-13.9.935

    936
  2. oo Raimund Markgraf von Septimanien
                  -   961/65
 
 
 
 

Literatur:
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Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 4 Seite 8 - Hofmeister, Adolf: Deutschland und Burgund im frühen Mitelalter, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1970 Seite 45 - Keiser Bruno: Adelheid. Königin, Kaiserin, Heilige. Ein Leben in bewegter Zeit. Piper Verlag GmbH München 1999 Seite 55-56 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 108,151 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 466 -
 
 
 
 
 
 
 
 
 


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