Ältester Sohn des Grafen
Balduin II. der Kahle von Flandern und der Aelfthryd
von Wessex, Tochter von König
Alfred dem Großen
Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 1017
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Arnulf I. der Große, Graf von Flandern
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* um 900, + 27. März 965
Arnulf I. erbte 918
den nördlichen Teil der Grafschaft Flandern. Gegen den in Ostrevant
vordringenden Heribert II. von Vermandois eroberte
Arnulf 930
und 931 die Festungen Douai und Mortagne, während
er sich nach dem Tod des Grafen Adalhelm (932) des Artois und der befestigten
Abtei St-Vaast in Arras bemächtigte. Nach dem Tod seines Bruders Adalolf
(933) gliederte er im Westen das Gebiet um Therouanne und Boulogne
seiner Grafschaft ein. Durch die Eroberung von Montreuil an der Mündung
der Canche (948) kam der größte Teil der Grafschaft Ponthieu
in seine Hände, wodurch Flandern unmittelbar an die Normandie grenzte.
Wenig später zog er auch die Herrschaft über Amiens an sich,
so dass sich seine Macht von der Schelde bis über die Somme ausdehnte.
Die Sicherung seiner Ostgrenze hatte Arnulf
inzwischen
durch eine systematische Ehepolitik erreicht, indem er alle seine Töchter
mit lothringischen oder deutschen Fürsten verheiratete.
Nach dem frühen Tod seines einzigen Sohnes Balduin
III. (+ 1. Januar 962) erhoben sich die Söhne seines verstorbenen
Bruders Adalolf gegen ihren Onkel. Arnulf
blieb
keine andere Lösung, die Grafschaft zu retten, als sie bis zur Volljährigkeit
seines Enkels
Arnulfs
II. dem König von Frankreich, Lothar
zu übergeben.
Lothar verpflichtete
sich, Arnulf II. als Nachfolger von Arnulf
in
Flandern anzuerkennen und erhielt dafür selbst die Gebiete, die Arnulf
während
seiner Herrschaft erobert hatte (Ostrevant, Artois, Ponthieu und Amiens).
Als Laienabt der großen Abteien seiner Grafschaft führte
Arnulf mit Hilfe Gerhards von Brogne, der sie regulierten Äbten
unterstellte, eine Klosterreform durch.
VI. 20. ARNULF I., Graf von Flandern 918
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* ca. 890, + 964 27. III.
Gemahlinnen: a) ? ....
b) Adela von Vermandouis, Tochter Heriberts II. (siehe VII 2)
+ 958/60
Anmerkungen: Seite 118
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VI. 21. Arnulf I. (der Große)
Daten siehe Vanderkindere I, 289.
Die Geburtszeit ist nur ungefähr zu schätzen.
Ob er vorher schon mit einer anderen Frau vermählt war, wie die späte
Zeit der Heirat vermuten lassen könnte. wissen wir nicht [VIa 30]
Ergänzung: (Werner): Gemahlin: 934 Adela von Vermandois,
+ 960, siehe VII 2.
VI. Generation
30
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Auch F.-L. Ganshof, La Flandre
sous les premiers comtes, Bruxelles 1949, hält Arnulfs Ehe
mit Adela
934 für seine zweite Ehe.
Zu Adelas Todesjahr, das
sich gegenüber "958-960" auf 960 präzisieren läßt,
siehe VII, 3.
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Althoff Gerd: Seite 394
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"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"
G 32
Lü: 27.3. Ernaldus com + 964/65 Graf von Flandern
Durch die 961 geschlossene Ehe zwischen Mathilde
(G 52), der Tochter Hermann Billungs, und dem Grafen Balduin
von Flandern waren die BILLUNGER mit dem flandrischen Grafenhaus
verwandt. Dies ist der Grund für die Eintragung mehrerer Angehöriger
dieses Grafenhauses im Lüneburger Necrolog. Neben
Arnulf,
dem Schwiegervater Mathildes, finden sich: ihr Enkel Balduin
(G 55) mit seiner Gemahlin Geva
(G 17), sowie die Frau ihres Sohnes Susanna
regina (K 48).
Die Identifizierung des Ernaldus
com vom
27.3.
mit dem Schwiegervater Mathildes ist dadurch
leicht unsicher, dass ihr gleichnamiger Sohn am 30.3.987 starb. Der Unterschied
in den Todesdaten gibt jedoch den Ausschlag für den
älteren
Arnulf (vgl. Köpke-Dümmler,
Otto der Große, S. 395), dessen Todesjahr in den Quellen unterschiedlich
belegt ist. Arnulf I., in dessen Regierungszeit
die Verbindung der Familien zustande kam, erscheint als Gefolgsmann König
OTTOS DES GROSSEN in den Auseinandersetzungen mit dem französischen
Königtum.
Vgl. dazu Köpke-Dümmler, Otto der Große,
passim (Register S. 596) und Vanderkindere, La Formation territoriale,
S. 54 ff.
Zum Selbstverständnis der flandrischen Grafenfamilie
von
der besonders Witgers Genealogia Arnulfi comitis (MGH SS 9, S. 302 f.)
Auskunft gibt, vgl. Patze, Adel und Stifterchronik, S. 15-21.
Belege des Todesdatums bei Vanderkindere, S. 289.
Schwager Helmut: Seite 35,149,155,187,216,226,351,359-365
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„Graf Heribert II. von Vermandois“
Durch Balduins II. Sohn Graf
Arnulf I. der Große (918-965) wurde Flandern ebenfalls
ständig erweitert (Eroberung der Grafschaft ArtoisS, zeitweise auch
der Grafschaft Amiens und des Hafens Montreuil-sur-Mer).
Inzwischen (932) nutzte Graf
Arnulf I. von Flandern die Gunst der Stunde und eroberte das
herrenlose Arras.
Im Jahre 934 schloss Graf Arnulf
I. der Große von Flandern die schon lange projekierte
Ehe mit Heriberts II. Tochter Adela.
Dieses Bündnis mit dem ehemaligen Todfeind der
HERIBERTINER, der als Graf von Flandern, Artois, Boulogne(-sur-Mer)
und Therouanne inzwischen die machtvollste Stellung im NO des W-Fränkischen
Reiches innehatte, sicherte Graf Heribert II. erheblich gegen König
Rudolf
und Markgraf Hugo
ab.
Der westfränkische König war hilflos, als König
OTTO I. das abgefallene Lothringen, das sich nach der Schlacht
von Birten (939) dem W-Frankenreich zugewandt hatte, grausam verheerte.
Eine angelsächsische Hilfsflotte seines Onkels Aethelstan
(+ 939) plünderte darüber hinaus lediglich die flämischen
Küsten, insbesondere die Grafschaft Boulogne, mit dem Ergebnis, dass
der verärgerte Graf Arnulf I. von Flandern
sich König OTTO DEM GROSSEN zuwandte.
Hier kam es jedoch zu langwierigen Verhandlungen Graf
Heriberts II. und Herzog Hugos des Großen
von Franzien mit den beiden heribertinischen
Schwiegersöhnen Wilhelm I. von der Normandie und
Graf
Arnulf I. von Flandern. Infolge der sehr unterschiedlichen Interessenlage
gelangte man allerdings zu keinem konkreten Ergebnis, wenn man davon
absieht, dass der Normanne und der Flame, trotz ihrer gegenwärtigen
Feindschaft, vereint für einen Friedensschluss dem westfränkischen
König eintraten und zu vermitteln suchten. Dies darf einen freilich
nicht verwundern, hatte
Graf Arnulf I. von Flandern
sich doch seit 936 sowieso meist von allen Attacken auf König
Ludwig IV. ferngehalten und nur im Jahre 939 sich kurzfristig
an der liudolfingisch-heribertinischen
Koalition gegen den KAROLINGER beteiligt.
Ansonsten hatte Heriberts II. flämischer Schwiegersohn seine Neutralität
zur Ausdehnung der eigenen Macht im NO an der Grenze genutzt
Kaum war der Friede jedoch mühsam etabliert, als
ein Ereignis im Nordosten der Francia eintrat, das jahrelange Unruhen auslösen
und erneut alle Beteiligten gegeneinander aufbringen sollte. Schuld daran
waren die Querelen zwischen Wilhelm I. von der Normandie und Graf
Arnulf I. von Flandern. Diese Unstimmigkeiten, die sich offensichtlich
erneut um die Streitfrage Montreuil-sur-Mer (im Jahre 939 von Graf
Arnulf I. erobert) entzündet hatten, vergrößerten
sich im Laufe des Jahres 942 immer mehr, bis schließlich bei einem
Treffen beider Fürsten am 17. Dezember 942 auf einer kleinen Somme-Insel
bei Picquigny Wilhelm I. von Vasallen Graf Arnulfs
I. ermordet wurde.
Im Januar 939 verband sich Herzog
Hugo der Große von Franzien und dessen Vasallen (unter
anderem Graf Herluin II. von Ponthieu) gegen
König
Ludwig IV. und brach anschließend plündern in Flandern
ein, während ihr gemeinsamer Verbündeter Graf Heribert II. die
Offensive gegen Erzbischof Artald von Reims im Süden vortrug, wobei
er Besitzungen der Reimser Kirche okkupierte. Die königliche Partei
wehrte sich mit geistlichen Waffen, indem Erzbischof Artald den Kirchenbann
gegen Graf Heribert II. verhängte; auch Wilhelm I. von der Normandie
wurde auf Betreiben Graf Arnulfs I. wegen
der Verwüstung Flanderns exkommuniziert.
b) Die (Mark-)Grafschaft Flandern unter Graf Arnulf I. den Großen von Flandern
Bekanntlich sind die Beziehungen der HERIBERTINER
zu den Grafen von Flandern um 900/10 zutiefst zerstört gewesen, waren
doch mit Graf Rudolf von Cambrai, der Onkel Arnulfs
I. und mit Graf Heribert I. der Vater Heriberts II. bereits
auf der Strecke geblieben. Die wichtigste Aufgabe des heranwachsenden Grafen
Heribert II. war damit die Festlegung seiner Flandern-Politik gewesen Der
HERIBERTINER
entschloß sich hierbei zu einem Bruch mit der Politik seines Vaters,
indem er sowohl auf jede Expansion in Richtung NO der Gallia verzichtete
als auch jeden Gedanken an eine mögliche Rache für die Ermordung
seines Vaters weit von sich wies. Offensichtlich waren beide Unternehmungen
zu kostspielig und hatten zudem nur geringe Aussichten au Erfolg. Als politischer
Pragmatiker, der Heribert II. war, richtete er seinen Expansionsdrang daher
mehr nach Süden, Osten und Südosten, während er bezüglich
Flanderns auf strikte Neutralität achtete! Da die politischen Interessen
und Expansionsräume Graf Heriberts II. sowie
Graf
Arnulfs I. von Flandern infolgedessen zu verschieden waren,
kam es selten zu engeren Kontakten über eine längere Zeit hinweg.
Eine solche Ausnahme stellten bisweilen die Normannen-Kriege dar, so zum
Beispiel im Sommer 925, als die Heere König
Rudolfs,
Graf Arnulfs I. sowie
Graf Heriberts II. gegen Graf Rollo
von Rouen zogen und dabei die Stadt Eu nebst ihren Einwohnern vernichteten.
Doch stand der Flame unversehens alleine da, nachdem der schlaue Graf Rollo
mit den anderen westfränkischen Großen separate Sicherungsverträge
abgeschlossen hatte, und musste nun die Rache der Normannen fürchten.
Daher wandte sich Graf Arnulf
I. in den nächsten Jahren nurmehr seinen ureigensten Interessen
zu (Ausbau der flandrischen Macht, Kontakte zum angelsächsischen England,
Kämpfe mit den Normannen Graf Rollos) und vernachlässigte die
übrige Francia, in der ein erbitterter Machtkampf zwischen Graf Heribert
II.,
König Rudolf und Markgraf
Hugo dem Großen von Neustrien tobte.
Allerdings benützte der Flame das dabei entstandene
politische Chaos, um im Trüben zu fischen und beispielsweise im Jahre
931 die Festung Mortage zu erobern. Nach der Ermordung Graf Adalhelms von
Artois in Noyon im Jahre 932 benützte er ebenso die Gunst der Stunde
und riss das herrenlos Arras an sich. Somit profitierte Graf
Arnulf I. von Flandern letztlich
doch von den Aktivitäten Graf Heriberts II., mit dem er sich schließlich
auch in einer für diesen enorm kritischen Zeit, als alle über
den HERIBERTINER herfielen, verwandtschaftlich
verband. Der Flame heiratet nämlich Mitte des Jahres 934 die ältere
Tochter des HERIBERTINERS namens Adela
(+ 960), mit der er auch den frühverstorbenen Sohn und
Mitregenten
Balduin III. (958-962) hatte. Dieses Bündnis der
ehemaligen Todfeinde sicherte beide erheblich in ihrer Politik ab, bedeutete
für Graf Heribert II. aber mit der Gewinnung des machtvollsten Fürsten
im Nordosten des Westfränkischen Reiches – Graf
Arnulf I. war Graf von Flandern, Artois, Boulogne(-sur-Mer),
Ostrevant, Amiens und Therouanne sowie Laienabt der bedeutendsten
Klöster Saint-Omer, Saint-Amand zu Elnone sowie Saint-Vaast zu Arras
– einen wertvollen Prestigegewinn in einer für ihn sonst nur niederlagenreichen
Zeit!
Allerdings hatte Graf Arnulf
I. von Flandern auch gegen den von Markgraf Hugo von Neustrien
präsentierten Ludwig IV., den
Sohn des 929 verstorbenen westfränkischen
Königs Karl III., nichts einzuwenden, war er doch mit dem
KAROLINGER
verwandt und dieser zudem als Landfremder ziemlich ungefährlich.
Daher akzeptierte der Flame schließlich sogar, dass Ludwig
IV. im Juni 936 am Strand seiner Grafschaft Boulogne-Sur-Mer
landete, wo er ihm mit anderen westfränkischen Aristokraten sogleich
huldigte. Engeren Kontakt bekamen beide aber erst im Sommer 937, als der
KAROLINGER
nach der Trennung von seinem bisherigen Protektor Herzog Hugo der Große
von Franzien Front gegen diesen und dessen Schwager Graf Heribert II. machte.
Um Verbündete in diesem Kampf zu gewinnen, erschien der westfränkische
König am 21. August 937 in Saint-Omer, von wo aus er Verbindung zu
seinem angelsächsischen Onkel Aethelstan
aufnahm
und sich anschließend mit Graf Arnulf I.
von Flandern und Graf Rotger II. (+ 942) gegen Graf
Heribert II. verbündete.
Als dann im Jahre 938 der offene Krieg des HERIBERTINERS
und seines robertinischen Schwagers gegen König
Ludwig IV. kurz bevorstand, begab sich der KAROLINGER
erneut
an die Kanalküste zum Hafen Guines, um von dort aus die angelsächsische
Hilfe und Unterstützung seitens Graf Arnulf
I. zu erwarten. Letztlich zögerte der Flame aber ein aktives
militärisches Engagement hinaus und intervenierte erst, als der KAROLINGER
im
Herbst 938 durch Graf Heribert II., Herzog Hugo von Franzien und Herzog
Giselbert von Lothringen bei Pierrepont eine Schlappe erlitt. Dabei vermittelte
er mit seinem Schwiegervater einen Waffenstillstand, der vom Herbst 938
bis Ende Januar 939 geplant war.
Seit Februar 939 standen König
Ludwig IV., Herzog Hugo der Schwarze von Burgund und Graf
Arnulf I. von Flandern erneut im
Kampf mit Graf Heribert II., Herzog Hugo dem Großen
von Franzien und dem Normannen-Fürsten Wilhelm I. Dabei
gerieten besonders Normannen und Flamen heftig aneinander, da Wilhelm I.
mit Truppenmacht in Flandern eindrang und es verwüstete. Der westfränkische
König half Graf Arnulf I., indem
er den Normannen durch Erzbischof Artald von Reims exkommunizieren ließ;
umgekehrt diente der Flame als Vermittler zwischen seinen beiden Verwandten,
dem westfränkischen König Ludwig IV.
und dem ostfränkisch-deutschen König
OTTO I., als der LIUDOLFINGER
Anfang
939 eine Verhandlungsdelegation ins Westfränkische Reich schickte,
um eine Verbindung der Westfranken mit der ostfränkisch-deutschen
Adelsopposition zu verhindern. Quasi als Belohnung dafür griff Graf
Arnulf I. kurz darauf Montreuil-sur-Mer an, was ihn in einen
langen Krieg mit dessen Herrscher Graf Herluin II. von Ponthieu (+ 945)
und dem Normannen-Fürsten Wilhelm I. brachte. Im ausbrechenden Krieg
um das ostfränkisch-deutsche Herzogtum Lothringen stand der Flame
dennoch zunächst auf Seiten des westfränkischen
Königs Ludwig IV. gegen den ostfränkisch-deutschen
König OTTO I.; als jedoch eine angelsächsische Hilfsflotte
Ludwigs
IV. flämische Küsten verwüstete, wechselte Graf
Arnulf I. die Seite und schloss sich einer Verschwörung
westfränkischer Großer, worunter sein Schwiegervater Graf Heribert
II., Herzog Hugo der Große von Franzien
und
der Normannen-Fürst Wilhelm I. befanden, an die mit dem ostfränkisch-deutschen
König einen Beistandspakt beschworen. Allerdings beteiligte sich der
Flame in der Folgezeit nicht an den Kämpfen, sondern widmete sich
der Auseinandersetzung um Montreuil-sur-Mer und weiteren Expansionsplänen
Dabei musste er seit Anfang/Mitte 940 in Kauf nehmen,
dass sein normannischer Todfeind Wilhelm I. Langschwert mit Graf
Heribert II. verbunden war, indem dieser dessen Tochter Liutgard
geheiratet hatte. Dies dürfte meines Erachtens zweifellos auf die
Passivität Arnulfs I. im Kampf
Graf Heribert II. gegen
König
Ludwig IV. zurückzuführen sein, so dass sich der HERIBERTINER
gezwungen sehen mochte, in der Person des Normannen Wilhelm I. auf einen
aggressiveren Partner für seine Interessen zu setzen. Im Herbst 941
erst sieht man Graf Arnulf von Flandern wieder
in der westfränkischen Reichspolitik aktiv, als er einer Einladung
seines Schwiegervaters Graf Heribert II. zu
einer Konferenz mit dessem zweiten Schwiegersohn Wilhelm I. von der Normandie
und dessen Schwager Herzog Hugo der
Große von Franzien folgte. Dabei erwies sich überraschenderweise,
trotz ihrer Todfeindschaft wegen Montreuil, Wilhelm I. als sein Verbündeter
in ihrem Bestreben, ihren Schwiegervater zu einem Friedensschluss mit König
Ludwig IV. zu bewegen, was jedoch scheiterte. Daraufhin wandte
sich Graf Arnulf I. wieder seiner erbitterten,
anti-normannischen Politik zu die sich im Laufe des Jahres 942 noch steigerte,
offensichtlich infolge der wachsenden Macht der Normannen. Schließlich
führte diese gegenseitige Antipathie der beiden Schwiegersöhne
Graf Heriberts II. zur Katastrophe,
als der Flame am 17. Dezember 942 seinen normannischen Rivalen nach einer
friedlichen Unterredung bei Picquigny ermorden ließ, woraus er aber
erst später politischen Nutzen ziehen sollte (im Jahre 949 Eroberung
von Montreuil-sur-Mer). Der HERIBERTINER,
der nur zwei Monate später als betagter Mann starb, hatte auf die
Auseinandersetzung keinerlei Einfluss mehr genommen.
Ehlers Joachim: Seite 45
*************
"Die Kapetinger"
Seit der Zeit KARLS DES KAHLEN
gab es im Norden ein Machtzentrum um Brügge, das Graf Balduin I.
(+ 879) als Schwiegersohn des Königs aufgebnaut hatte. Seine Nachfolger
konnten durch regionale Erfolge bei der Normannenabwehr und geschicktes
Aunutzen der Kämpfe zwischen ROBERTINERN,
KAROLINGERN,
den Grafen von Vermandois und dem Erzbischof von Reims, ihr Gebiet nach
Süden bis Therouanne und Boulogne, nach Norden bis zur Schelde vergrößern
und schließlich mit Arnulf I. (918-965) vom König den
marchio-Titel erhalten.
1. oo N.N.
-
933
2. oo Adela von Vermandois, Tochter des Grafen
Heribert II.
910/15- 960
Kinder:
Hildegard
934- 971/72
oo Dietrich II. Graf von Holland
-1.4.988
Egbert
- vor 10.7.953
Balduin III.
940-1.1.962
Elftrude
-
oo Siegfried Herr von Guines
- 965
Liutgard
935-18.10.962
950
oo Wichmann Graf von Hamaland
-14.12.973
Literatur:
------------
Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im
Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der
Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 58,83,394
G 32 -
Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen
Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 1 - Ehlers
Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln
2000 Seite 45 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller
Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis
Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 51,54,64
- Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter. W. Kohlhammer
GmbH 1987 Seite 23,49 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag
C.H. Beck München 1994, Seite 63 - Glocker Winfrid: Die Verwandten
der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln
Wien 1989 Seite 34 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen
Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 120,125,128-132,223
- Leo Heinrich: Zwölf Bücher niederländischer Geschichten,
Eduard Anton Verlag Halle 1832 Seite 12-13 - Riche Pierre: Die Karolinger.
Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co.
KG, München 1991 Seite 277,299,307,309 - Schieffer Rudolf:
Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite
214,225 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag
Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 6-403 - Werner Karl
Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8.
Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk
und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 460 - Werner
Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher
Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 496 -