Aus dem Hause der AGILOLFINGER
Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1116
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Garibald, Herzog der Bayern vor 555-ca. 591
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aus dem Geschlecht der AGOLOLFINGER
Unklar bleibt, ob vor ihm schon andere AGILOLFINGER den bayerischen Dukat innehatten. Garibald heiratete um 555 Walderada, die Tochter des Königs der Langobarden Wacho (ca. 510-540): Sie war die Frau des fränkischen Königs Chlothar I. gewesen, der sich wegen kirchlichen Widerspruchs jedoch von ihr trennte und sie nun "einem der Seinen", eben dem Bayern-Herzog, zur Gemahlin gab. Diese Tatsache zeigt die Abhängigkeit Garibalds von Chlothar, aber auch seine Königsnähe. Die innenpolitischen Schwierigkeiten des MEROWINGERS boten Garibald I. bald Gelegenheit zu eigener, raffinierter Politik im Bunde mit den 568 in Italien eingerückten Langobarden, mit denen ihn ein Interesse an der Brenner-Verona-Route verband. Garibald I. vermählte eine Tochter mit den langobardischen Herzog Ewin (Eoin) von Trient, der etwa zur gleichen Zeit (575) von den Franken angegriffen wurde; hieran wird Garibalds Übertritt in das Lager der Frankengegner deutlich. Im Zuge einer erneuten antifränkischen 'Konspiration' mußten Garibalds Kinder 589 zu den Langobarden fliehen: Garibalds Tochter Theudelinde heiratete, obwohl sie mit dem MEROWINGER Childebert verlobt war, den langobardischen König Authari; Garibald Sohn Gundo(b)ald wurde Herzog von Asti und Stammvater der agilolfingischen Langobarden-Könige. Nach dem fränkisch-langobardischen Ausgleich von 592 verlor Garibald I. seinen Dukat, vielleicht auch das Leben. Sein Nachfolger und wohl Sohn Tassilo I. band sich eng an die fränkische Herrschaft.
Literatur:
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H. Zeiss, Quellenslg. für die Gesch. des bair. Stammeshzm.s
bis 750, Bayer. Vorgeschichtsfreund 7/8, 1928/29 - E. Zöllner, Die
Herkunft der Agilolfinger, MIÖG 59, 1951, 245-264 - E. Zöllner,
Gesch. der Franekn, 1970, 101f.,107f. - N. Wagner, Zur Herkunft der Agilolfinger,
ZBLG 41,1978, 19-48 - Spindler I², 1981, 140ff [K. Reindel] - J. Jarnut,
Agilolfingerstud., 1986 - H. Wolfram, Die Geburt Mitteleurpas, 1987, 91ff.
oo Walderada, Tochter des Langobarden-Königs Wacho (* um 530)
Erster belegter Bayern-Herzog.
War vermutlich ein MEROWINGER-Sproß,
der langobardische Chronist Paulus Diaconus nannte ihn „rex“.
Die Fredegarchronik bezeichnete seine Kinder „aus dem
Geschlecht der Franken“.
Der Franken-König Theudebald
(+ 555) zählte ihn zu „einem der Seinen“.
Garibald wurde um
548 Herzog, schloß ein Bündnis mit den Langobarden, die
den Franken mehrere Niederlagen beibrachten.
Beginn der Kolonisation Tirols und des östlich von
Inn und Salzach gelegenen Landes.
Literatur:
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ADB 8; R. Reiser, Agilolf od. d. Herkunft d. Bayern,
1977; K. Bosl, Bayerische Geschichte 1971, 1979.
Spindler Max: Seite 140
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"Handbuch der bayrischen Geschichte"
Mit diesem Garibald begegnen
wir dem ersten namentlich bekannten AGILOLFINGER,
und man hat aus der Art seiner Eheschließung seine Abhängigkeit
von den Franken, sogar seine Einsetzung als Beamter, als "Amtsherzog" erschließen
wollen. Mit der starken Stellung, die den AGILOLFINGERN
in der Lex Baiuvariorum eingeräumt wird, läßt sich ein
"Amtsherzogtum" kaum vereinbaren und die Umstände der Eheschließung
Garibalds
lassen in der Abwehr gegen die Franken entstanden ist, und dass die berichtete
Heirat ein Kompromiß war. Aus der berichteten Heirat können
wir jedenfalls eine fränkisch-bayerisch-langobardische Allianz erschließen.
Der langobardische Herzog Ewin von Trient konnte 575
einen Vorstoß der Franken nach Italien zurückwerfen, und von
diesem gleichen Ewin erfahren wir, dass er die Tochter des Bayern-Königs
Garibald heiratete. Das ist sicher ein Hinweis darauf, dass
der Langobarde sich durch ein Bündnis mit seinem nördlichen Nachbarn
gegen ähnliche fränkische Angriffe abzusichern suchte.
Als die Franken 584 erneut die Langobarden bedrohten,
schloß sich der neue Langobarden-König
Authari, nachdem ihm die Verständigung mit den Franken
mißlungen war, an die Bayern an und bekräftigte das Bündnis
durch seine Heirat mit Theodelinde,
der Tochter Herzog Garibalds. Im gleichen
Jahr 589 noch geriet Garibald von Bayern
durch einen fränkischen Vorstoß in Bedrängnis, seine Tochter
Theudelinde
und sein Sohn Gundoald,
der von Authari das Herzogtum Asti
erhielt, mußten zu den Langobarden fliehen.
Für Bayern aber waren die Folgen der 591 erfolgten
Verständigung der Franken mit den Langobarden schwerwiegend, was aus
dem zur gleichen Zeit in Bayern erfolgten Herrscherwechsel ersichtlich
ist, der das Land zum ersten Mal in Abhängigkeit von den Franken zu
zeigen scheint: "Tassilo
ist vom Franken-König Childebert in
Bayern als König eingesetzt worden", wie Paulus Diaconus überliefert.
Der langobardisch orientierte Garibald wurde
durch den frankenfreundlichen Tassilo
abgelöst. Über das Schicksal Garibalds
erfahren wir nichts.
Werner Karl Ferdinand: Seite 107,109
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„Bedeutende Adelsfamilien im Reich Karls des Großen“
Auszugehen ist vom Namen des ersten uns bekannten dux
in Bayern, Garivald, dem König
Chlothar I., als er das Reich und die Witwe König
Theudebalds von Austrasien 555 an sich gebracht hatte, eben
diese Witwe,
Waldrada,
die Tochter des Langobarden-Königs Wacho,
angesichts der Einwendungen des Episkopats, zur Frau gab. Garivald,
der damals relativ jung gewesen sein dürfte, wurde gegen 590 samt
seinem Sohn Grimoald
vom MEROWINGER-König abgesetzt,
aber durch Verwandte im Dukat abgelöst, in deren Haus die gleichen
Leitnamen auftreten.
555/61
oo 3. Walderada, Tochter des Langobardenkönigs
Wacho
um 540-
Kinder:
Gundoald Herzog von Asti
- 612
Tassilo I.
- um
610
Theodelinde
um 570- 627
15.5.589
1. oo Authari Langobardenkönig
um 560-5.9.590
Tochter
-
oo Evin Graf von Trient
-
Grimoald I.
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Literatur:
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Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische
Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977 Seite 428
- Jarnut Jörg: Agilolfingerstudien. Anton Hiersemann Stuttgart
1986 Seite 12,50-54,57,61,117,126,128 - Kalckhoff Andreas: Karl
der Große. Profile eines Herrschers. R. Piper GmbH & Co. KG,
München 1987 Seite 49 - Spindler Max: Handbuch der bayrischen
Geschichte Seite 140 - Werner Karl Ferdinand: Bedeutende Adelsfamilien
im Reich Karls des Großen. Band I Seite 107-109 in: Braunfels Wolfgang:
Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf
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