Sohn des Tagila und der Gisa
Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 525
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Teja (Theia), König der Ostgoten
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† 552
Sohn eines Fritigern, Namensvetters des Fritigern, Siegers von Adrianopel (378).
Teja hatte mehrere
Brüder, der jüngste hieß Aligern. Ein gleichnamiger
arianisch, wohl ostgotischer Comes Teia in Italien (494/495), der
in dieser Eigenschaft drei Briefe von Papst Gelasius I. erhielt,
könnte entsprechend der gentilen Namengebung und dem Altersunterschied
Großvater Tejas gewesen sein.
Tejas Name wird zum
ersten Mal im Frühjahr 552 genannt, als er als Comes von Verona
und zugleich Befehlshaber eines großen Gotenheeres die Via
Postumia überfluten ließ, um den Vormarsch des Römerheeres
unter Narses zu verhindern. Nachdem Teja
um den 1. Juli 552 als letzte Verstärkung zweitausend Reiter seinem
König
Totila
zugeführt hatte, eröffnete dieser die Schlacht auf den Busta
Gallorum, die mit der Katastrophe der Ostgoten endete. Teja
überlebte, erreichte Pavia und nahm dort das Königtum
an. Er reorganisierte sein Heer, versuchte mit den Franken eine antirömische
Allianz zu begründen und ließ zahlreiche römische Geiseln
töten. Als Narses
den gotischen Königsschatz, der in Cumae unter Tejas
Bruder Aligern aufbewahrt wurde, bedrohte, nahm Teja
die Schlacht am Mons Lactarius an, wahrscheinlich am 30. Oktober 552.
Sein »heldenhafter« Tod und die abermalige Niederlage beendeten
das ostgotische Königtum in Italien.
H. Wolfram
TEJA
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+ 553 gefallen
Teja war Herzog
und Feldherr, hatte den Oberbefehl in Oberitalien, legte
gegen Narses gewaltige Schanzanlagen an und wurde nach der Schlacht
bei Tadinae König. Er versammelte die Gotenreste am Mons Lactarius
bei Positano, lieferte nach dem Augenzeugenbericht von Prokop einen Heldenkampf
und fiel. Die Reste des Gotenheeres durften abziehen.
Dahn Felix: Seite 78,80
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"Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte
Europas."
Inzwischen hatten die Führer der Goten unter Totilas
Oberleitung
umsichtige Maßnahmen getroffen. Teja,
der spätere König, wurde mit auserlesenen Truppen nach
Verona geschickt, die Straßen nach Süden zu sperren. Das hatte
Teja so vollständig bewirkt, daß Narses in
die größte Verlegenheit geriet.
Aus arger Ratlosigkeit - denn der Angriff auf
Tejas Stellung schien sinnlos - befreite den Feldherrn der Vorschlag
eines ortskiundigen Heerführers, dasHheer zu Land der Küste entlangzuführen.
Totila hatte zuerst
bei Rom das Eintreffen von Tejas Heer
abgewartet, dessen Aufstellung nun umgangen war. Auf die Nachricht von
dem Vorbeimarsch des Feindes an Arimium eilte er durch Tuscien entgegen
und nahm Stellung am Fuß des Apennin bei dem Städtchen Taginas.
Die aus der Schlacht von Taginas geretteten Goten flohen
nach Norden über den Po nach Ticimun. Dort wählten sie den tapferen
Teja
zum König; noch immer gab das Volksheer den jetzt freilich
hoffnungslosen Kampf nicht auf. Teja
versuchte, mit den zu Ticinum gehobenen Geldern des von Totila
gesammelten Schatzes abermals die Hilfe der Franken zu erkaufen, zog schleunigst
alle gotische Mannschaft zusammen und rüstete aufs neue den Widerstand.
Jetzt nahm der Kampf die Färbung eines Vernichtungs-,
eines Rassenkrieges an. Die Goten in Campagnien und den übrigen Landschaften,
verzweifelnd, Italien behaupten zu können, töteten alle Patrizier
und Senatoren, die sie fanden. Auch die von Totila
angeblich als Höflinge, in Wahrheit als Geiseln um seine Person gescharten,
zuletzt über den Po geschickten Söhne dieser Adelsgeschlechter,
dreihundert an der Zahl, ließ Teja
töten. Narses wandte sich nun gegen Cumä, in dessen festem
Schloß Aligern, Tejas
Bruder, befehligte und den größeren Teil des von
Totila wieder gesammelten Königsschatzes bewachte.
Teja erkannte, daß von den Franken keine Hilfe zu erwarten
sei, und eilte Cumä zum Entsatz heran. Zwar suchte Narses ihm
den Weg zu verlegen, indem er zwei Feldherren in Tuscien lagern ließ,
aber es gelang Teja, diese zu täuschen,
indem er die kürzesten Straßen, die sie sperrten rechts liegen
ließ, und ähnlich wie früher Narses, an der Küste
des Ionischen Meerbusens hin in klug gewählten Märschen unbemerkt
bis nach Campanien zog. Dort schlug er in trefflich gewählter Stellung
am Fuß des Vesuvs ein verschanztes Lager, der kleine Fluß Drako
trennte beide Heere.
Narses hatte alle seine Kräfte herangezogen
und lagerte trotz großer Übermacht den Goten zwei Monate lang
gegenüber, ohne einen Angriff zu wagen. Als aber der Befehlshaber
der Flotte, die bis dahin von der See her die Goten verpflegt hatte, alle
seine Schiffe verräterisch den Feinden übergab und nun auch eine
kaiserliche Flotte das Meer sperrte, mußte Teja,
vom Hunger gedrängt, jene Stellung räumen; auf dem gegen den
Vesuv gegenüberliegenden Milchberg ("mons lactarius") fanden die Reste
des Gotenvolkes die letzte Zuflucht. Die Feinde wagten keinen Angriff auf
die steilen Felsen, aber der Hunger bedrängte die Eingeengten auch
hier. Da beschlossen sie, im freien Heldentod der langen Not ein ruhmvolles
Ende zu machen, und brachen plötzlich zum Angriff gegen die überraschten
Byzantiner vor. Abermals ist es der feindliche Geschichtsschreiber Prokop,
der, wie bei Taginas des Totila, so
beim Vesuv, in der letzten Schlacht des Ostgoten-Volkes, König
Tejas
Heldenmut bezeugt und verherrlicht.
"Ich werde nun", hebt er an, "den höchst denkwürdigen
Kampf schildern, in welchem sich Teja
den größten Heroen an Heldenkühnheit gleich erwies. Die
Goten spornte die Verzweiflung, die Römer die Scham, der Minderzahl
zu erliegen. Früh am Morgen begfann der Kampf.
Teja stand, allen sichtbar, mit dem Schild gedeckt, den Speer
zückend als der Vorderste mit wenigen Begleitern vor der Schlachtreihe
der Seinen. Wie ihn die Byzantiner erblickten, stürmten die Tapfersten
in großer Zahl gegen ihn allein vor, in der Erwartung, mit seinem
Fall werde die Schlacht zu Ende sein. Sie alle drangen mit Speeresstoß
und Lanzenwurf auf ihn ein, er aber fing alle Speere mit dem Schild, sprang
dann plötzlich vor und erschlug sehr viele; so oft sein Schild ganz
von Lanzen gespickt war, gab er ihn seinem Schildträger ab und ergriff
einen anderen. Als er so volle acht Stunden gekämpft, hatte er wieder
einmal den von zwölf Lanzen starrenden Schild nicht mehr handhaben,
noch die Angrifer damit abwehren. Eifrig rief er seinen Schildträger
herbei. Aber nicht um eines Fingers Breite wich er vom Ort, nicht den Fuß
setzte er zurück, nicht einen Schritt ließ er den Feind vordringen,
wich auch nicht, den Schild auf den Rücken werfend, zur Seite oder
nach rückwärts. Sondern wie in die Erde gemauert stand er fest
mit seinem Schild, mit der Rechten die Angreifer niederstreckend, mit der
Linken sie abwehrend und den Waffenträger mit Namen herbeirufend.
Als dieser ihm den frischen Schild brachte und der König den von Lanzen
beschwerten wechselte, gab er einen Augenblick die Brust bloß: da
durchbohrte ihn ein Wurfspeer und er starb sofort" (September 552).
Die Byzantiner zeigten sein abgehauenes Haupt auf einem
Schaft beiden Schlachtreihen, die Ihrigen zu ermutigen, die Goten zur Aufgabe
zu zwingen. Aber ingrimmig setzten sie verzweifelten Goten den Kampf fort,
bis die Nacht ein Ende machte. Mit gleicher Wut kämpften sie den ganzen
folgenden Tag vom frühesten Morgen bis in die Nacht unter großen
Verlusten auf beiden Seiten. Endlich sandten die Goten einige ihres Adels
an Narses. Die Goten forderten freien Abzug mit ihrer in verschiedenen
Städten hinterlegten Habe als Wegegeld. Auf den rat seines ersten
Unterführers willigte Narses in die Vorschläge. So zogen
die letzten Goten - es waren nicht mehr tausend Mann! - aus ihrem Lager
ab, Waffen und Habe mit sich tragend. Sie wanderten durch die ganze Halbinsel
nach Pavia, dann über den Po und überschritten die Alpen, die
Italien von anderen germanen scheiden: fast ohne Spur verschwanden die
Reste.
Literatur:
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Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische
Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977 Seite 78,80,158,176,376
- Ensslin Wilhelm: Theoderich der Große. F. Bruckmann KG München
1959 Seite 331 - Norwich John Julius: Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen
Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1993 Seite
298 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger
im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 87
- Riehl Hans: Die Völkerwanderung. Der längste Marsch
der Weltgeschichte. W. Ludwig Verlag 1988 Seite 251,273 - Schreiber
Hermann: Auf den Spuren der Goten. List Verlag München 1977 246,254,256,257,260,265,303
- Schreiber Hermann: Die Hunnen. Attila probt den Weltuntergang.
Econ Verlag Wien-Düsseldorf 1990 Seite 309 - Schreiber Hermann:
Die Vandalen. Siegeszug und Untergang eines germanischen Volkes. Gondrom
Verlag Bindlach 1993 Seite 335,356 - Thiele, Andreas: Erzählende
genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische
Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband,
R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 220 -