Sohn des N.N.
Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 1883
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Sigibert von Köln, fränkischer König
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†
um 508
‚parens‘ Chlodwigs I.
Regierte die rheinischen Franken von Köln aus. Im Kampf mit den Alamannen bei Zülpich (496/97?) verwundet, hinkte er seitdem (‚Sigyberthus claudus‘). Nach der sagenhaften Überlieferung bei Gregor von Tours stiftete Chlodwig Sigiberts Sohn Chloderich, der ihn im Westgotenkrieg unterstützt hatte, zum Vatermord an und ließ ihn selbst anschließend umbringen: „So traf ihn dasselbe Los, das er ruchlos seinem Vater bereitet hatte“ (Hist. Fr. II, 40). Die rheinischen Franken erhoben Chlodwig durch Schilderhebung zu ihrem König; auch im gesamtfränkischen Reich erfüllte Köln noch länger Residenzfunktion.
Quellen:
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Gregor von Tours, Hist. Fr. II, 37,40 (MGH SRM I) - Fredegar
III, 25 (MGH SRM II)
Literatur:
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E. Zöllner, Gesch. der Franken bis zur Mitte des
6. Jh., 1970 - E. Ewig, Die Merowinger und das Frankenreich, 1993, 21f.,
30.
Bei Zülpich (Kreis Euskirchen bei Bonn) schließlich
wurde gegen Ende des Jahrhunderts der Rheinfranken-König
Sigibert im Kampf mit Alamannen am Knie verwundet.
Nun zwingen die Quellen der Zeit um 500 ohnehin dazu,
von zwei oder gar drei Schlachten der Franken gegen die Alamannen auszugehen.
Entsprechend nimmt man in der neueren Forschung an: Die erste habe "in
den 80er oder frühen 90er Jahren des 5. Jahrhunderts" bei Zülpich
stattgefunden und zur Knieverletzung des Rheinfranken-Königs
Sigibert geführt.
Ewig Eugen: Seite 21,30
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"Die Merowinger und das Frankenreich"
Chlodwig wurde bald
darauf - 496 und 497 - in einen Krieg mit den Alamannen verwickelt. Den
Anlaß boten wohl alamannische Einfälle in die rheinische Francia
über die Römerstraßen, die von Worms und Straßburg
nach Metz führten. Ob alle Alamannen an diesem Unternehmen beteiligt
waren, ist ungewiß. In jedem Fall aber handelt es sich um starke
Verbände, denen die rheinischen Franken nicht gewachsen waren. Sie
schwenkten vermutlich an der Mosel auf die von Toul über Metz und
Trier nach Köln führende Straße ein. Gregor von Tours berichtet,
daß der König
Sigibert von Köln in einer Schlacht gegen die Alamannen
bei Zülpich verwundet wurde. Das Römerkastell Zülpich lag
am Schnittpunkt der Straßen, die von Reims und Trier nach Köln
führten. Es ist wahrscheinlich, wenn auch nicht unbestritten, daß
Chlodwig
von Reims aus den rheinischen Franken zu Hilfe zog und die entscheidende
Schlacht bei Zülpich stattfand.
Bei den rheinischen Franken nutzte er, wenn man der sagenhaften
Überlieferung folgen kann, einen Konflikt zwischen seinem parens,
dem Kölner König
Sigibert, und dessen Sohn Chloderich,
um beide auszuschalten. Die Kölner Franken nahmen Chlodwig
in einem förmlichen Akt durch Schilderhebung als ihren König
an.
Schneider Reinhard: Seite 70
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"Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter"
So richtete sich sein Interesse auch auf das Reich
König Sigiberts von Köln.
Dessen Sohn Chloderich erhält
eine Botschaft Chlodwigs, in der dieser
auf des Vaters mangelnde Idoneität - er sei alt und lahm - hinweist,
und betont, daß im Todesfalle ihm, dem Sohne, des Vaters Reich rechtens
zustände [31 Hier und im folgenden Gregor II, 40 Seite 89ff;
die Ereignisse fallen in die Jahre 509-511, siehe Zöllner Seite 70.].
Aber Chlodwig geht von keinem reinen
bzw. alleinigen Erbfolgeanspruch des Sohnes aus, sondern sichert gleichzeitig
eine vertragliche Einigung seinerseits mit
Chloderich
zu,
die neben den Erbanspruch als politisch gewichtigste Komponente treten
soll. Wie sich zeigen wird, waren Hinweise auf Erbanspruch und amicitia
auch nur eine List, der Chloderich
zum Opfer fiel. Er hatte den Vater töten lassen und in dem Wahne,
das Reich gehöre ihm schon fast ganz, Boten an Chlodwig
geschickt: "Mein Vater ist tot, und ich habe seinen Schatz und sein Reich
bei mir". Der Schatz oder Hort als wesentliche materielle und ideelle Grundlage
des Königtums sollte mit Chlodwig
geteilt werden. Dieser ging nur zum Schein auf das Anerbieten ein, ließ
Chloderich
ermorden und rechtfertzigte den faktischen Herrscherwechsel vor dem
populus des Erschlagenen mit Beteuerungen seiner Unschuld und moralischen
Vorwürfen gegenüber
Chloderich.
Sein Rat für den populus zielte auf Annahme eines Schutzangebotes.
Offenbar wollte Chlodwig keine Erhebung
zum König des errungenen Gebietes, die dann aber doch erfolgte.
oo N.N.
†
Kinder:
Chloderich
†
um 508 ermordet
Literatur:
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Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899
- Ewig, Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. Verlag W. Kohlhammer
Stuttgart Berlin Köln 1993, Seite 21,30 - Geuenich, Dieter:
Geschichte der Alemannen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln
1997, Seite 70,83,157 - Hartmann Martina: Aufbruch ins Mittelalter.
Die Zeit der Merowinger. Primus Verlag 2003 Seite 46 -
Schneider, Reinhard: Königswahl und Königserhebung
im Frühmittelalter. Anton Hirsemann Stuttgart 1972, Seite 70 - 82
- Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum
Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1995, Seite 312,316,322,
326,339,359 - Zöllner Erich: Geschichte der Franken bis zur
Mitte des 6. Jahrhunderts. Verlag C. H. Beck München 1970, Seite 34,56,65,70,72,
106,128,132,171 -