Chlodwig III.                                  Franken-König (690-694)
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     694

Begraben: St-Denis
 

Sohn des Franken-Königs Theuderich III. und der Hrotchildis
 

Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 1869
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Chlodwig III., merowingischer König
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* ca. 677,  694

Begraben: St-Denis

Chlodwig III., der Sohn Theuderichs III. und Chrodichildis, folgte nach dem Tod seines Vaters 690/91 noch als "parvulus" in der Herrschaft. Urkundlich ist nachzuweisen, daß die königliche Mutter während der Unmündigkeit die Vormundschaft übernahm (MGH DD Merov. 58,61). Dabei fällt auf, "daß weder der übermächtige Hausmeier Pippin noch ein anderer fränkischer Machthaber, sondern die Königin-Witwe ... die procuratio ausübte" (Schneider, 175). Chlodwig III. gehört in die Reihe der spät-merowingischen "Schatten-Könige", die - praktisch nur noch Geschöpfe des princeps Francorum Pippin des Mittleren - auf das neustrische Kronland beschränkt waren; sie residierten nicht mehr in der bisher wichtigsten Pfalz Clichy, sondern nur noch auf anderen Pariser Domänen und in Compiegne. Die fränkischen Chroniken vermerken lediglich Chlodwigs Erhebung, Tod und Regierungsdauer (wobei die Cont. Fred. die irrigen Zeitangaben des Liber historiae Francorum korrigieren).

Quellen:
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Liber hist. Fr. 49; Cont. GFred. 6 (MGH SRM II) -

Literatur:
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E. Ewig, Die frk. Teilreiche im 7. Jh., Trierer Zs. 22, 1953, 139f.(abgedr. in: Ders., Spätantikes und frk. Gallien I, 1976, 226f.) - R. Schneider, Königswahl und Königserhebung im FrühMA, 1972, 174f. - E. Ewig, Stud. zur merow. Dynastie, FMASt 8, 1974, 23f., 28 -



Thiele, Andreas: Tafel 3
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

CHLODWIG III.
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    695

691 als Kind König.



Der unmündige Chlodwig III. folgte unter der Regentschaft seiner Mutter.

Schneider Reinhard: Seite 174,248
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"Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter"

Es ist verständlich, daß angesichts dieser Machtverhältnisse die Nachfolge Theuderichs III., der zwischen dem 2. September 690 und dem 12. April 691 verstarb keine größeren Probleme aufgeworfen zu haben scheint. Der Liber historiae Francorum meldet des Königs Tod und fährt fort: Chlodoveus, filius eius, puer regalem sedem suscepit, ex regina nomine Chrodchilde progenitus. Noch kürzer faßt sich Fredegars Fortsetzer mit der Notiz: Chlodovecho, filio eius parvulo, elegerunt in regnum. Unzweifelhaft war Chlodwig III. noch minderjährig, als er seinem Vater im Königtum nachfolgte. Die Nachrichten von des Jungen Übernahme der sedes regalis, die als Thronbesteigung im förmlichen Sinne interpretiert werden kann, und von einem Wahlakt, der seine Erhebung begründete, lassen sich gut miteinander vereinbaren. Neben dem Erbanspruch des Sohnes auf des Vaters Königtum ist die den Anspruch anerkennende Wahlentscheidung sichtbar, ohne daß die knappen Notizen verraten, wer an der electio teilnahm.
Wenn beide erzählende Quellen die Minderjährigkeit Chlodwigs III. betonen (puer bzw. filius parvulus), so muß konsequent nach der Vormundschaft für ihn gefragt werden. Die Antwort gibt eine Urkunde Chlodwigs vom 5.6.692, in der die Abtei St. Denis Abgabenfreiheit erhält. Im Eschatokoll heißt es, daß Aghilus auf Weisung rekognosziert habe. Beigefügte Tironische Noten hat A. Mentz aufgeschlüsselt als ordinante domna ex procuratione. Damit ist nachgewiesen, daß Theuderichs III. Witwe, die Königin Chrodechilde, deren signum in einer weiteren Urkunde neben dem Chlodwigs steht, für ihren unmündigen Sohn die Vormundschaft übte, wobei nach außen die rechtliche Fiktion der vollen königlichen Beurkundungsfähigkeit offensichtlich aufrechterhalten werden sollte. Ohne daß über die sehr kurze Königszeit Chlodwigs III. hier nähere Angaben noch gemacht werden können, bleibt ein gewisser Gegensatz etwa zu einigen früheren Vormundschaftsregelungen festzuhalten, daß weder der übermächtige Hausmeier Pippin noch ein anderer fränkischer Machthaber, sondern die Königin-Witwe, deren rechtliche Stellung insbesondere bei der Herrschaftsnachfolge eines minderjährigen Sohnes auf den Vater in der älteren fränkischen Geschichte sehr ausgeprägt war, die procuratio ausübte Bereits Ende 694 starb Chlodwig III. Sein Bruder Childebert III. folgte ihm Ende des gleichen Jahres als König.

Hartmann Martina: Seite 83,168
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"Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger."

So ließ Pippin den älteren der beiden Söhne Theuderichs zum König erheben, Chlodwig III. (691-694), einen Knaben von 16 oder 17 Jahren, der unter der Vormundschaft seiner Mutter Chrodechilde stand, allerdings drei Jahre später bereits starb (694). Seinen "Regierungspflichten scheint Chlodwig aber, wie wir aus seinen Urkunden ersehen können, nachgekommen zu sein. Von ihm kennen wir zwar auch das genaue Todesdatum nicht, aber wir wissen, dass er in Saint-Denis seine letzte Ruhe fand.

Offergeld Thilo: Seite 264,265
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"Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter."

9.9. Die letzten Merowinger (687-751)

Daß nach Theuderichs III. Tod 691 sein kleiner Sohn Chlodwig III. zum König erhoben wurde, änderte daher an der Situation so gut wie nichts [713 Liber historiae Francorum c. 49, Seite 323, Constinuationes Fredegardii c. 6, Seite 172.]. Immerhin war Chlodwig der letzte Herrscher, bei dem eine merowingische Königin noch eine gewisse Rolle spielte, da seine Mutter Chrodechild an der Ausstellung der - natürlich weiterhin auf den Namen des Königs lautenden - Urkunden mitwirkte [714 Sie unterzeichnet D Mer. 134 durch ihr signum und scheint in den tironischen Noten in D 138 erwähnt zu werden (ordinante domna ex procuratione); vgl. Schneider, Königswahl Seite 175. Nach ihr begegnen keine Königinnen mehr in den Quellen; insofern unzutreffend die Bemerkung Sasses, Regina Mater Seite 93 Anm. 23, die "Mitherrschaft von Frauen" sei seit 575 "bis zum Ende der MEROWINGER-Zeit 751 charakteristisch für die MEROWINGER-Dynastie" gewesen.].
Selbstverständlich wurde das vom alleinigen princeps Pippin gelenkte Reich nicht mehr geteilt. Chlodwigs III. jüngerer Bruder Childebert war 691 übergangen worden und gelangte erst nach dessen Tod 694 auf den Thron.
 
 
 
 

Literatur:
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Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Dahn, Felix: Die Völkerwanderung. Kaiser Verlag Klagenfurth 1997, Seite 461 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band II Seite 207 - Ewig Eugen: Die fränkischen Teilungen und Teilreiche (511-613). Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz 1952 Seite 139 - Ewig, Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1993, Seite186, 189,199,202-204,206 - Hartmann Martina: Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger. Primus Verlag 2003 Seite 83,168 - Jarnut, Jörg: Agilolfingerstudien. Anton Hiersemann Stuttgart 1986, Seite 108 - Nack Emil: Germanien. Ländern und Völker der Germanen. Gondrom Verlag GmbH & Co. KG, Bindlach 1977 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 264,265,268,271,273,276,279,291 - Schneider, Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter, Seite 174,248 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 3 - Werner Karl Ferdinand: Bedeutende Adelsfamilien im Reich Karls des Großen. in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf, Band I Seite 101,140,145,207,248 -