Begraben: St-Denis
Sohn des Franken-Königs Theuderich
III. und der Hrotchildis
Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 1869
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Chlodwig III., merowingischer König
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* ca. 677, †
694
Begraben: St-Denis
Chlodwig III., der Sohn Theuderichs III. und Chrodichildis, folgte nach dem Tod seines Vaters 690/91 noch als "parvulus" in der Herrschaft. Urkundlich ist nachzuweisen, daß die königliche Mutter während der Unmündigkeit die Vormundschaft übernahm (MGH DD Merov. 58,61). Dabei fällt auf, "daß weder der übermächtige Hausmeier Pippin noch ein anderer fränkischer Machthaber, sondern die Königin-Witwe ... die procuratio ausübte" (Schneider, 175). Chlodwig III. gehört in die Reihe der spät-merowingischen "Schatten-Könige", die - praktisch nur noch Geschöpfe des princeps Francorum Pippin des Mittleren - auf das neustrische Kronland beschränkt waren; sie residierten nicht mehr in der bisher wichtigsten Pfalz Clichy, sondern nur noch auf anderen Pariser Domänen und in Compiegne. Die fränkischen Chroniken vermerken lediglich Chlodwigs Erhebung, Tod und Regierungsdauer (wobei die Cont. Fred. die irrigen Zeitangaben des Liber historiae Francorum korrigieren).
Quellen:
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Liber hist. Fr. 49; Cont. GFred. 6 (MGH SRM II) -
Literatur:
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E. Ewig, Die frk. Teilreiche im 7. Jh., Trierer Zs. 22,
1953, 139f.(abgedr. in: Ders., Spätantikes und frk. Gallien I, 1976,
226f.) - R. Schneider, Königswahl und Königserhebung im FrühMA,
1972, 174f. - E. Ewig, Stud. zur merow. Dynastie, FMASt 8, 1974, 23f.,
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CHLODWIG III.
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†
695
691 als Kind König.
Schneider Reinhard: Seite 174,248
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"Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter"
Es ist verständlich, daß angesichts dieser
Machtverhältnisse die Nachfolge Theuderichs
III., der zwischen dem 2. September 690 und dem 12. April 691
verstarb keine größeren Probleme aufgeworfen zu haben scheint.
Der Liber historiae Francorum meldet des Königs Tod und fährt
fort: Chlodoveus, filius eius, puer
regalem sedem suscepit, ex regina nomine Chrodchilde
progenitus. Noch kürzer faßt sich Fredegars Fortsetzer mit
der Notiz: Chlodovecho, filio eius
parvulo, elegerunt in regnum. Unzweifelhaft war Chlodwig
III. noch minderjährig, als er seinem Vater im Königtum
nachfolgte. Die Nachrichten von des Jungen Übernahme der sedes
regalis, die als Thronbesteigung im förmlichen Sinne interpretiert
werden kann, und von einem Wahlakt, der seine Erhebung begründete,
lassen sich gut miteinander vereinbaren. Neben dem Erbanspruch des Sohnes
auf des Vaters Königtum ist die den Anspruch anerkennende Wahlentscheidung
sichtbar, ohne daß die knappen Notizen verraten, wer an der electio
teilnahm.
Wenn beide erzählende Quellen die Minderjährigkeit
Chlodwigs
III. betonen (puer bzw. filius parvulus), so muß
konsequent nach der Vormundschaft für ihn gefragt werden. Die Antwort
gibt eine Urkunde Chlodwigs vom 5.6.692,
in der die Abtei St. Denis Abgabenfreiheit erhält. Im Eschatokoll
heißt es, daß Aghilus auf Weisung rekognosziert habe. Beigefügte
Tironische Noten hat A. Mentz aufgeschlüsselt als ordinante domna
ex procuratione. Damit ist nachgewiesen, daß
Theuderichs
III. Witwe, die Königin
Chrodechilde, deren signum in einer weiteren Urkunde neben dem
Chlodwigs
steht, für ihren unmündigen Sohn die Vormundschaft übte,
wobei nach außen die rechtliche Fiktion der vollen königlichen
Beurkundungsfähigkeit offensichtlich aufrechterhalten werden sollte.
Ohne daß über die sehr kurze Königszeit Chlodwigs
III. hier nähere Angaben noch gemacht werden können,
bleibt ein gewisser Gegensatz etwa zu einigen früheren Vormundschaftsregelungen
festzuhalten, daß weder der übermächtige Hausmeier Pippin
noch ein anderer fränkischer Machthaber, sondern die Königin-Witwe,
deren rechtliche Stellung insbesondere bei der Herrschaftsnachfolge eines
minderjährigen Sohnes auf den Vater in der älteren fränkischen
Geschichte sehr ausgeprägt war, die procuratio ausübte
Bereits Ende 694 starb Chlodwig III.
Sein Bruder Childebert III. folgte
ihm Ende des gleichen Jahres als König.
Hartmann Martina: Seite 83,168
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"Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger."
So ließ Pippin den älteren der beiden Söhne Theuderichs zum König erheben, Chlodwig III. (691-694), einen Knaben von 16 oder 17 Jahren, der unter der Vormundschaft seiner Mutter Chrodechilde stand, allerdings drei Jahre später bereits starb (694). Seinen "Regierungspflichten scheint Chlodwig aber, wie wir aus seinen Urkunden ersehen können, nachgekommen zu sein. Von ihm kennen wir zwar auch das genaue Todesdatum nicht, aber wir wissen, dass er in Saint-Denis seine letzte Ruhe fand.
Offergeld Thilo: Seite 264,265
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"Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im
frühen Mittelalter."
9.9. Die letzten Merowinger (687-751)
Daß nach Theuderichs III.
Tod
691 sein kleiner Sohn Chlodwig III. zum
König erhoben wurde, änderte daher an der Situation so
gut wie nichts [713 Liber historiae Francorum c. 49, Seite 323,
Constinuationes Fredegardii c. 6, Seite 172.]. Immerhin war Chlodwig
der letzte Herrscher, bei dem eine merowingische
Königin noch eine gewisse Rolle spielte, da seine Mutter Chrodechild
an der Ausstellung der - natürlich weiterhin auf den Namen des Königs
lautenden - Urkunden mitwirkte [714 Sie unterzeichnet D Mer. 134
durch ihr signum und scheint in den tironischen Noten in D 138 erwähnt
zu werden (ordinante domna ex procuratione); vgl. Schneider, Königswahl
Seite 175. Nach ihr begegnen keine Königinnen mehr in den Quellen;
insofern unzutreffend die Bemerkung Sasses, Regina Mater Seite 93 Anm.
23, die "Mitherrschaft von Frauen" sei seit 575 "bis zum Ende der
MEROWINGER-Zeit
751 charakteristisch für die MEROWINGER-Dynastie"
gewesen.].
Selbstverständlich wurde das vom alleinigen princeps
Pippin
gelenkte Reich nicht mehr geteilt. Chlodwigs III.
jüngerer Bruder Childebert
war 691 übergangen worden und gelangte erst nach dessen Tod 694
auf den Thron.
Literatur:
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Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899
- Dahn, Felix: Die Völkerwanderung. Kaiser Verlag Klagenfurth
1997, Seite 461 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter,
Jan Thorbecke Verlag 1991, Band II Seite 207 - Ewig Eugen: Die fränkischen
Teilungen und Teilreiche (511-613). Verlag der Akademie der Wissenschaften
und der Literatur in Mainz 1952 Seite 139 - Ewig, Eugen: Die Merowinger
und das Frankenreich. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1993,
Seite186, 189,199,202-204,206 - Hartmann Martina: Aufbruch ins Mittelalter.
Die Zeit der Merowinger. Primus Verlag 2003 Seite 83,168 - Jarnut,
Jörg: Agilolfingerstudien. Anton Hiersemann Stuttgart 1986, Seite
108 - Nack Emil: Germanien. Ländern und Völker der Germanen.
Gondrom Verlag GmbH & Co. KG, Bindlach 1977 - Offergeld Thilo:
Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter.
Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 264,265,268,271,273,276,279,291
- Schneider, Reinhard: Königswahl und Königserhebung im
Frühmittelalter, Seite 174,248 - Thiele, Andreas: Erzählende
genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband
1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 3 - Werner Karl
Ferdinand: Bedeutende Adelsfamilien im Reich Karls des Großen. in:
Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag
L. Schwann Düsseldorf, Band I Seite 101,140,145,207,248 -