Pyrrhos I.                                       König von Epeiros (306-272 v.u.Z.)
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319 v.u.Z. † 272 v.u.Z. gefallen
                   Argos
 

Einziger Sohn des Königs Aiakides von Epeiros aus dem Hause der AIAKIDEN und der Phthia, Tochter von Menon aus Thessalien
 

Illustriertes Lexikon des Altertums: Seite 351
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Pyrrhos
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Der größte molossische König von Epiros; er wurde 319 v. Chr. geboren und bestieg 307 noch minderjährig den Thron. 302 floh er vor Kassandros zu Demetrios I. Poliorketes, an dessen Seite er bei Ipsos kämpfte, ehe er Statthalter von Griechenland wurde. 297 heiratete er Ptolemaios' I. Stieftochter Antigone, und mit dessen Hilfe konnte Pyrrhos Epiros zurückerobern. Pyrrhos entledigte sich bald seines Mitregenten Nepoptolemos und heiratete nach Antigones Tod die Tochter Agathokles‘, wodurch ihm Korkyra und Leuka zufielen. Durch Eroberungen und weitere Heiraten erhielt er dann auch Teile Illyriens und Makedoniens, Ambrakia und Akarnania. 294 machte er Ambrakia zu seiner Hauptstadt und baute es prächtig aus. 291 brach ein Krieg gegen Demetrios aus, bei dem Pyrrhos im Bündnis mit Lysimachos halb Makedonien eroberte (288). Auch gewann er Thessalien und befreite Athen von der Belagerung durch Demetrios. 283 verlor er seinen makedonischen Anteil an Lysimachos. 280 setzte Pyrrhos nach Italien über, um Tarent gegen Rom zu unterstützten; die erste Schlacht bei Herakleia gewann er mit hohen Verlusten und hier tat er den berühmten Ausspruch: „Noch so ein Sieg, und wir sind verloren!“ (Diod. Sic. 22.6.2). Er hatte bei seiner Ankunft in Italien nur 25.000 Mann und 20 Elefanten und erkannte rasch Roms große zahlenmäßige Überlegenheit. Er versuchte, Frieden zu schließen. Sein diplomatischer Vertreter Kineas konnte jedoch den Senat nicht überzeugen, vor allem als Appius Claudius seine berühmte Rede über Roms Recht auf ganz Süd-Italien hielt. Auch seine weitere verlustreiche Schlacht bei Asculum (279) brachte Pyrrhos nicht weiter, und er ergriff freudig die Gelegenheit, als die sizilianischenn Griechen ihn um Hilfe gegen Karthago ersuchten. Mit großartigen Siegen eroberte er fast ganz Sizilien, doch konnte er Lilybaion nicht einnehmen und zerstritt sich mit den Griechen. Pyrrhos kehrte nach Italien zurück und blieb bei Beneventum (275) gegen Rom erfolglos. Er gab die Hoffnung auf irgendwelche Erfolge in Italien auf, ließ eine Garnision in Tarent zurück und kehrte heim nach Epiros. Nun griff er Antigonos Gonatas an, eroberte die Peloponnes und fiel 272 v.Chr., als er versuchte, nach Argos vorzustoßen.
Der große Feldherr und politische Führer verfaßte taktische und diplomatische Schriften und sah sich selbst als neuer Alexander. Durch seine großartigen Erfolge beeindruckte er die Zeitgenossen und wurde tatsächlich im Altertum mit Alexander und Hannibal verglichen. Doch hatte Pyrrhos nicht die Geduld, das Erreichte auch zu sichern, und stets trieb es ihn zu neuen Abenteuern. Am Ende waren alle Eroberungen umsonst gewesen, und nur die Festigung des Königreichs Epiros, die er selbst als nebensächlich erachtet hatte, erwies sich als beständig.

Literatur:
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Plutarch, Pyrrhus; P. Leveque, Pyrrhos, 1957.



Lexikon Alte Kulturen: Band III Seite 222
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Pyrrhus (Pyrrhos), König der Molosser und Hegemon von Epirus 306-302,297-272 v. Chr.
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* 319/318 v. Chr. † 272 v. Chr.
                               Argos

Pyrrhus wuchs bei den Illyriern auf, die ihn 306 als König der Molosser einsetzten, 302 verlor er die Herrschaft an Kassander und ging 298 als Geisel nach Alexandreia. Erhielt 297 mit Hilfe Ptolemaios‘ I. die Herrschaft über Epirus zurück (Residenz Ambrakia), die er 287-284 kurzzeitig über Makedonien, Thessalien und Illyrien ausweiten konnte, im Kampf mit Lysimachos 284 jedoch wieder verlor. 280 setzte er mit 25.000 Mann, von Tarentum gegen Rom um Hilfe ersucht, nach Italien über, schlug die Römer 280 bei Herakleia (Lukanien) unnd 279 bei Ausculum (heute Ascoli Satriano) unter hohen eigenen Verlusten ('Pyrrhussieg') und kämpfte 278-276 auf Sizilien mit den Griechen gegen Karthago. Sein strenges Regiment führte jedoch zu Zerwürfnissen mit den Griechen Siziliens, so daß  er nach Italien zurückkehrte, wo er 275 von den Römern bei Beneventum geschlagen wurde. Nach Epirus zurückgekehrt, eroberte Pyrrhus 274 Makedonien. - Die zeitweilige Bedrohung Roms durch Pyrrhus und seine Erfolge bestimmten im weiteren Roms Politik gegenüber den hellenistischen Staaten.
Literatur: Leveque, P.: Pyrrhos. Paris 1957.



Thiele, Andreas: Tafel 244
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband"

PHYRRHUS I. "DER GROSSE"
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* 319 v.u.Z. † 272 v.u.Z. gefallen

Sohn des um 312 ermordeten Königs Aiakides von Epiros
Pyrrhus I. folgte 306 v.u.Z. seinem ermordeten Onkel König Alketas II. als König und geriet gegen seinen Cousin und Mit-König Neoptolemos II. und wurde von diesem 302 v.u.z. bis 296 v.u.Z. verjagt. Er ermordete ihn und folgte allein. Pyrrhus I. war 298-296 v.u.Z. Geisel in Ägypten und kam letztlich mit Hilfe des Königs Glaukias von Illyrien und des Königs Ptolemaios I. von Ägypten auf den Thron zurück. Er machte 301 v.u.Z. auf der Seite des Königs Antigonos I. die entscheidende Schlacht bei Ipsos mit und blieb durch den Bund der Epirotai, dessen Hegemon er wurde, konstitutionellen Grenzen in seiner Königsstellung unterworfen. Er verbündete sich mit Arkananien, eroberte weitere Küstengebiete mit Ambrakia dazu und machte diese Stadt zu seiner neuen Residenz. Er bekriegte jahrelang seinen Schwager König Demetrios I. von Makedonien und verjagte ihn 288 v.u.Z. zusammen mit König Lysimachos von Thrakien. Er hatte schon vorher in Makedonien mitgemischt und Teilgebiete besetzt. Er wurde 284 v.u.Z. von Lysimachos wieder verdrängt und verlor dabei auch Illyrien und Thessalien. Pyrrhus I. war ab 279/78 v.u.Z. in einem völlig anarchischen Makedonien formal wieder König, wurde dort aber endgültig 275/74 v.u.Z. von König Antigonos II. verdrängt. Er setzte 280 v.u.Z., von Tarent gegen Rom zu Hilfe gerufen, nach Italien über und siegte 280 v.u.Z. in der Schlacht bei Herakleia, 279 v.u.Z. in der Schlacht bei Asculum, jeweils sehr verlustreich "Pyrrhus-Siege" ("Noch so ein Sieg und wir sind verloren"). Er setzte nach Sizilien über und nahm den Titel "König von Sizilien" an, kämpfte bis 276 v.u.Z. gegen Karthago darum, ging nach Italien zurück und unterlag 275 v.u.Z. in der Schlacht bei Benevent den Römern. Er wendete sich danach wieder Makedonien zu und wurde von Antigonos II. nach Sparta abgelenkt. Pyrrhus mischte in den Bürgerkriegen auf der Peloponnes mit und fiel letztlich im Straßenkampf in Argos. Der Eindruck seiner Persönlichkeit und seiner zeitweiligen Erfolge hatte in der Folgezeit entscheidend Roms Politik gegenüber der hellenistischen Staatenwelt bestimmt.

  1. oo ANTIGONE
                †

Stieftochter des Königs Ptolemaios I. von Ägypten, Tochter Philipps und der Berenike I.

  2. oo LANASSA VON SYRAKUS-SIZILIEN
                †

Tochter des Tyrannen (Königs) Agathokles, Erbin von Korkyra

   3. oo BIRKENNA VON ILLYRIEN
                 †



Sein Vater hatte 317 v.u.Z. Olympias und deren Enkel Alexander IV. nach Makedonien zurückgeführt. Aber Kassandros konnte sich durchsetzen und behielt auch in Epeiros die Oberhand, so dass treue Freunde Pyrrhos nach Illyrien retteten. Der Illyrer-König Glaukias hatte ihn aufgezogen und adoptiert und führte ihn 306 v.u.Z. nach Epeiros zurück. 302 v.u.Z. wurde er auf Betreiben des Kassandros erneut verdrängt. Nachdem der junge Fürst ein unstetes Leben geführt hatte, trat er in die Armee des Antigonos I. ein und kämpfte 301 v.u.Z. bei Ipsos auf der Seite seines Schwagers Demetrios I. Poliorketes und schlug sich tapfer. Danach agierte er als "Stratege von Hellas", als Beauftragter des Demetrios für die Städte des Panhellenischen Bundes. Nach dem Friedensschluß mußte sich Pyrrhos als Unterpfand des Vertrages bis 297 v.u.Z. nach Ägypten begeben. Nach seiner Heirat mit Antigone, der Stieftochter von Ptolemaios I., kehrte er mit ägyptischer Hilfe nach Epeiros zurück. Nach der Ermordung des Neptolemos II. regierte Pyrrhos seit 297 v.u.Z. allein. Er versuchte seinem Reich im Gefüge der hellenistischen Staaten eine Großmachtstellung zu verschaffen (Heeresreform nach makedonischem Vorbild) und wie Alexander der Große im Osten ein Weltreich im westlichen Mittelmeer zu begründen. 287 v.u.Z. wurde er zum König von Makedonien ausgerufen und mußte das Land mit Lysimachos teilen. 284 v.u.Z. annektierte Lysimachos auch den westlichen Teil Makedoniens, da die Soldaten des Pyrrhos meuterten, so dass Pyrrhos nur noch einige an Epeiros grenzende Landschaften verblieben. Er folgte 281 v.u.Z. einem Hilfeersuchen der Stadt Tarent und einigte sich mit seinem Rivalen um die makedonische Krone, Ptolemaios Keraunos, der ihm sogar Truppen zur Verfügung stellte. An der Spitze von 20.000 Fußsoldaten, 3.000 thessalischen Reitern, 2.000 Bogenschützen, 500 Schleuderern und 20 Kriegselefanten zog er nach Italien, wo er die Römer 280 v.u.Z. bei Heraclea und trotz schwerer Verluste 279 v.u.Z. bei Asculum besiegte ("Pyrrhos-Sieg"). Nach seiner Landung in Sizilien und Eroberung der karthagischen Inselfestungen (278/76 v.u.Z.) wurde Pyrrhos in der Schlacht bei Benevent 275 v.u.Z. infolge Erschöpfung seiner materiellen Reserven zum Rückzug gezwungen. Mit 8.000 Mann zu Fuß und 500 Reitern kehrte er im Herbst 275 v.u.Z. nach Epeiros zurück. Trotz großer Erfolge konnte er sein Ziel, seine Herrschaft in Unter-Italien und Sizilien aufzurichten, nicht erreichen. Im Kampf um die Krone Makedoniens besiegte er im Frühjahr 274 v.u.Z. seinen Feind Antigonos II. Gonatas, worauf ein Teil von dessen Heer zu Pyrrhos überlief. Nachdem er weite Teile Makedoniens besetzt hatte, setzte er den Krieg auf der Peloponnes fort. Er besiegte die Spartaner im offenen Felde, konnte Sparta aber nicht halten. Darauf zog er nach Argos, um seinem Parteigänger Aristeas zu Hilfe zu kommen. Im Straßenkampf fiel er hier.
Pyrrhos galt als der bedeutendste Feldherr der hellenistischen Zeit. Er scheiterte, weil er seine Pläne zu weit gesteckt und seine Unternehmen nicht mit der nötigen Sorgfalt vorbereitet hatte. Das Land Epeiros war eine zu schmale Grundlage für die hochgesteckten Ziele des Königs, die fehlenden Machtmittel konnten durch die persönliche Bravour des Herrschers nicht aufgewogen werden. Mit der Ermordung seiner Urenkelin Deidameia 233 v.u.Z. endete die Monarchie.
 
 
 
 

  1. oo Antigone, Tochter des Philippos und der Berenike I.
           um 320 v.u.Z. † vor 290 v.u.Z.

    297 v.u.Z.-290 v.u.Z.
  2. oo Lanassa, Tochter des Agathokles von Syrakus
                †

  3. oo Byrkenna von Illyrien, Tochter des Bardylis II.
                 †
 
 
 
 

Kinder:
1. Ehe

  Ptolemaios Regent von Epeiros 280-275 v.u.Z.
  um 297 v.u.Z. † 272 v.u.Z. gefallen

2. Ehe

  Alexander II.
  um 295 v.u.Z. † 242 v.u.Z.

  Olympias
  um 296 v.u.Z. † 240 v.u.Z.

  oo Alexander II. König von Epeiros
       um 295 v.u.Z. † 242 v.u.Z.

3. Ehe

  Helenos Statthalter in Tarent
  um 292 v.u.Z. † nach 272 v.u.Z.
 
 
 
 

Literatur:
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Bengtson Hermann: Die Diadochen. Die Nachfolger Alexanders des Großen. C.  H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München 1987 Seite 13,68,79,103,105,107,114,118,130,147,152,153,159,161, 194 - Bengtson Hermann: Herrschergestalten des Hellenismus. Verlag C.H. Beck München 1975 Seite 65,79,81,91-111,144,148,166,321 - Bengtson Hermann: Philipp und Alexander der Große. Die Begründer der hellenistischen Welt. Eugen Diederichs Verlag München 1997 Seite 11,83 - Droysen Johann Gustav: Geschichte des Hellenismus. Primus Verlag 1998 Band I Seite 154-427/Band III Seite 58-325 - Errington Malcolm: Geschichte Makedoniens. C.H. Beck Verlag München 1986 Seite 125, 136,137,139,140,142,145,149,150,151,152,247 (A 16) - FISCHER WELTGESCHICHTE. Band 6 Der Hellenismus und der Aufstieg Roms. Die Mittelmeerwelt im Altertum II. Fischer Bücherei KG, Frankfurt am Main 1965 Seite 9,59,62,69,73,82,127,129,134,139,144,147,300,306,308,318,346,352 - Grant, Michael: Von Alexander bis Kleopatra. Die hellenistische Welt. Gondrom Verlag GmbH & Co KG, Bindlach 1984 Seite 20,23,34,38,45,114,125 - Herm Gerhard: Die Welt der Diadochen. Alexanders Erben kämpfen um die Herrschaft. C. Bertelmann Verlages GmbH, München 1978 Seite 67,84,91,133,141,148,174,183,196,316 - Hölbl Günther: Geschichte des Ptolemäerreiches. Politik, Ideologie und religiöse Kultur von Alexander dem Großen bis zur römischen Eroberung. Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1994 Seite 24,38,292 A 105 - KLEINES Lexikon des Hellenismus. Harrassowitz Verlag Wiesbaden 1993 Seite 17,45,58,78,88,153,187,211,226,240,242, 263,431,476,483,506,621,629,680,724,727,736,812,814 - Kreißig Heinz: Geschichte des Hellenismus. Akademie-Verlag Berlin 1982 Seite 91,111,114,130 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 244 -