Sohn des Strategen Nikephoros Bryennioi von Kappadokien
und Makedonien
Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 799
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Bryennioi
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Nikephoros (?) Bryennioi, Stratege von
Kappadokien und Makedonien, nahm 1057 an der Verschwörung teil,
die Isaak Komnenos auf den Thron brachte,
der Strateg selbst aber wurde gefangegenommen und geblendet. Sein Sohn
Nikephoros,
Dux
von Dyrrhachion und Sieger über die aufständischen Slaven
im Jahre 1072, ließ sich 1077 zum Kaiser ausrufen und versuchte,
nachdem er die europäischen Truppen vereinigt hatte, Konstantinopel
einzunehmen. Der asiatische Adel aber war auch diesmal stärker, und
der neue Kaiser Nikephoros
Botoneiates (gekrönt am 3. April 1078) entsandte sogleich
seinen Feldherrn, den späteren
Kaiser
Alexios Komnenos, gegen Nikephoros
Bryennioi, welcher dem KOMNENEN
unterlag.
Romanos brach mit
seinem anderen Oberbefehlshaber, Nikephoros
Bryennios, und dem Rest seiner Truppen zur kleinen Festungsstadt
Mantzikert auf, von der er annahm, sie würde keinen großen Widerstand
leisten. Wie sich herausstellte, traf dies ganz und gar zu: die Garnision
kapitulierte kampflos. Bereits am nächsten Tag wurden ein paar Männer
auf einenm Erkundungsstreifzug von berittenen seldschukischen Bogenschützen
überfallen und erlitten schwere Verluste. In der Annahme, er habe
es nur mit einer Handvoll Plünderer zu tun, sandte der Kaiser eine
kleine Abordnung unter Bryennios los
- und bekam einen Wutanfall, als ein, zwei Stunden später die Bitte
um Verstärkung eintraf. Nach einigem Zögern sandte er eine um
etliches größere Einheit unter der Führung eines impulsiven
Armeniers namens Basilakios zu Hilfe. Sie versuchten, die Bogenschützen
zu verfolgen, wurden jedoch in eine Falle gelockt und umzingelt. Basilakios
geriet in Gefangenschaft, aber nur wenige aus seinem Gefolge kamen mit
dem Leben davon. Bryennios ritt erneut
los - diesmal den gesamten rechten Flügel des Heers hinter sich -,
um seine Retter zu retten, und sah sich einem offenbar beträchtlichen
Teil des seldschukischen Heeres gegenüber. Der Rückzug ins Lager
erfolgte zwar geordnet, jedoch erlitt Bryennios
dabei nicht weniger als drei Wunden, zwei von Pfeilen in den Rücken
und eine von einer Lanze in die Brust. Zum Glück waren alle Verletzungen
nur geringfügiger Natur, und er konnte den Feldzug fortsetzen.
In jener Nacht ging kein Mond am Himmel auf - und es
gab nur wenig Schlaf für das byzantinische Heer. Die Seldschuken übten
unerbittlich Druck aus, sandten Pfeilhagel um Pfeilhagel und verursachten
soviel Aufruhr und Verwirrung in der Dunkelheit, dass man ein ums andere
Mal glaubte, sie hätten die Verteidigungslinie durchbrochen und das
Lager überrollt. Am nächsten Morgen war es für alle eine
angenehme Überraschung zu sehen, dass die Palisaden gehalten hatten
- aber eine höchst unangenehme zu hören, dass ein großes
Kontingent von uzischen Söldnern zum seldschukischen Feind übergelaufen
war. Es gab noch mehrere andere türkische Einheiten im Heer, und sie
alle konnten deren Beispiel jederzeit folgen. Angesichts dieser Umstände
und der Tatsache, dass die Hälfte seiner Armee mitsamt einem seiner
besten Feldherren spurlos verschwunden war, hätte man von Kaiser
Romanos erwartet, dass er die Delegation,
die ein, zwei Tage darauf eintraf, willkommen hieß. Offiziell kam
sie vom Kalifen in Bagdad, aber in Tat und Wahrheit offensichtlich von
Alp Arslan, der sie in der Hoffnung
sandte, man werde sie gnädiger empfangen, als wenn es hieß,
sie komme von ihm. Sie schlug einen Waffenstillstand vor.
Wir fragen uns vielleicht, weshalb der Sultan freiwillig
zu einem Waffenstillstand bereit war? Höchstwahrscheinlich weil er
sich weit von einem sicheren Sieg entfernt wähnte. Wir wissen, dass
er kurz vor Beginn der Kämpfe von einem möglichen Martyrium auf
dem Schlachtfeld sprach. Er kleidete sich ganz in Weiß, in ein Kleidungsstück,
so erklärte er, das ihm auch als Totenhemd dienen könnte. Auch
ließ er alle um sich herum schwören, dass sein Sohn Malik-Schah
im Falle seines Ablebens die Nachfolge übernehmen würde. Bis
dahin hatten sich die Seldschuken stets auf ihr Geschick in einer unsystematischen
Kriegführung mit Überfällen, Hinterhalten und Überraschungsangriffen
verlassen. Sie mochten offene Schlachten nicht und vermieden sie, wo sie
nur konnten. Trotz der vor kurzem erfolgten byzantinischen Demütigungen
hatten die türkischen Truppen noch immer einen heilsamen Respekt vor
der kaiserlichen Armee. Vor allem aber gab es vom Standpunkt des Sultans
aus überhaupt einen vernünftigen Grund für den Kampf? Die
einzige ernsthafte politische Meinungsverschiedenheit betraf Armenien,
eine sowohl für Alp Arslan als
auch für Kaiser Romanos
strategisch wertvolle Region. Man brauchte sich lediglich auf eine für
beide Seiten akzeptable Teilung zu einigen, dann konnten beide Heere unversehrt
abziehen - und Alp Arslan sein Augenmerk
wieder ganz auf das widmen, was ihn wirklich interessierte: das
fatimidische Kalifat.
Allein, der Entscheid des Kaisers war bereits gefallen.
Er wußte, dass dies die einzige Chance war, das Reich ein für
allemal von der türkischen Bedrohung zu befreien. Alp
Arslan stand mit seinem gesamten Heer nur wenige Kilometer entfernt.
Er selbst befehligte trotz des Debakels von Khelat noch immer eine Streitmacht,
die zwar nicht gleich groß war wie die türkische, jedoch größer
als jede, die er jemals wieder würde ausheben können. Und zu
guter Letzt muß er sich folgendes überlegt haben: Welche Chancen,
den Thron - oder gar sein Leben - zu bewahren, blieben ihm denn angesichts
der Intrigen der DUKAS, wenn er nach
Konstantinopel zurückkehrte, ohne dass es überhaupt zu einem
Kampf gegen die Seldschuken gekommen war? Er entließ die Gesandtschaft
deshalb mit dein Minimum an Höflichkeit und machte sich zur Schlacht
bereit.
Es ist eine eigenartige und etwas frustrierende Tatsache,
dass man sich offenbar weder über das Datum noch über den Ort
einer der folgenreichsten Schlachten der Weltgeschichte einig werden kann.
In den moslemischen Chroniken heißt es einmütig, sie habe an
einem Freitag stattgefunden, und zwar zweifellos im August. In der historischen
Forschung streitet man sich jedoch noch immer darüber, ob es der 5.,12.,19.
oder 26. August war. Die meisten europäischen Untersuchungen halten
offenbar den 19. für am wahrscheinlichsten. Dabei wird aber ein wichtiger
Hinweis außer acht gelassen, der Umstand nämlich, dass Michael
Attaleiates - der mit dabei war - die zweit- oder drittletzte Nacht vor
der Schlacht als mondlos (aselenos) schildert. Im August des Jahres 1071
war, nach dem Julianischen Kalender, am 13. Vollmond. Dies würde heißen,
dass am 16. und 17 die Nächte noch immer hell waren, am 23. und 24.
aber schon viel dunkler, erschien doch der Mond dann nur noch eine oder
zwei Stunden vor der Morgendämmerung als schmale Sichel. Wenn wir
die Möglichkeit ausschließen, dass Attaleiates nur meinte, der
Himmel sei bedeckt gewesen - zu der Jahreszeit in jener Gegend höchst
unwahrscheinlich -, hieße dies für uns, dass das Schicksal des
Byzantinischen Reichs am Freitag, dem 26. August 1071, besiegelt wurde.
Was den Ort betrifft, so wissen wir, dass die Schlacht
auf einer ziemlich flachen Steppe ausgetragen wurde, im Umkreis von zwei
bis drei Kilometern der Festung von Mantzikert (wo heute die türkische
Stadt Malazgirt steht). Der Chronist Nikephoros
Bryennios, ein Enkel und Namensvetter von Romanos'
Feldherrn und eine weitere wichtige Quelle, fügt hinzu, dass
die byzantinischen Truppen im Endstadium der Schlacht in Hinterhalte gerieten.
Da Steppen wenig Verstecke bieten, heißt das, dass es auch hügeliges
Gelände in der Nähe gegeben haben muß. Nun ist Armenien
ein gebirgiges Land, aber es gibt in der Tat eine solche Steppe von etwa
fünf bis sechs Kilometern auf einer Südwest-Nordost-Achse unmittelbar
südöstlich von Mantzikert erstreckt. Dahinter zieht sich ein
von Sturzbächen und Schluchten zerklüfteter Hügelzug - ein
ideales Gebiet für Hinterhalte - wieder zu den Bergen hinauf. Irgendwo
auf dieser gegen 100 Quadratkilometer messenden Ebene stellten sich die
beiden Heere also an frühen Nachmittag einander gegenüber auf.
Die Schlacht begann.
Oder kann man das gar nicht sagen? Tatsache ist, dass
sich das vor Mantzikert trotz seiner überragenden historischen
Bedeutung bis auf den allerletzten Abschnitt kaum als richtige Schlacht
bezeichnen läßt. Romanos
hatte sein Heer, wie in den traditionellen Armeehandbüchern angegeben,
in einer langen Linie formiert, mehrere Reihen tief, die Kavallerie zu
beiden Seiten. Er selbst bezog in der Mitte Stellung, Bryennios
zu seiner Linken und ein kappadokischer General namens Alyattes zu
seiner Rechten. Dahinter stand eine beträchtliche Nachhut, die, wie
es heißt, aus dem "Aufgebot des Adels" bestand: es handelte sich
um die persönlichen Einheiten von Großgrundbesitzern; sie stand,
etwas überraschend, unter der Führung von Andronikos
Dukas, dem Sohn des Cäsars
Johannes Dukas und Neffen des verstorbenen
Kaisers Konstantin X. Der junge
Mann scheint keinen Hehl aus seiner Verachtung für Romanos
gemacht zu haben. Es verwundert deshalb, dass ihm dieser überhaupt
gestattete, am Feldzug teilzunehmen. Vermutlich hielt er es für sicherer,
ihn als potentielle Geisel in unmittelbarer Nähe zu haben, als ihn
in Konstantinopel zurückzulassen, wo er ihm Schwierigkeiten bereiten
konnte. Wenn es sich so verhält, sollte es sich als der größte
Fehler seines Lebens erweisen.
Den ganzen Nachmittag lang rückte das kaiserliche
Heer über die Steppe vor. Anstatt ihm jedoch entgegenzutreten, zog
sich der seldschukische Gegner in einem weiten Bogen langsam zurück
und überließ die Initiative seinen berittenen Bogenschützen,
welche die byzantinischen Flanken entlang auf und ab galoppierten und sie
mit Pfeilen übersäten. Wutentbrannt durchbrach daraufhin die
Reiterei ihre Linie und verfolgte sie in das Vorgebirge hinein und - man
braucht es kaum zu erwähnen - direkt in die sorgsam vorbereiteten
Hinterhalte. Für den zunehmend frustrierten Kaiser in der Mitte blieb
die Stelle, wo der Feind hätte sein sollen, jedoch leer. Er ritt immer
weiter und weiter, offenbar in der Annahme, dass die gegnerischen Truppen
wenden und sich dem Kampf stellen müßten, sobald sie die Berge
erreichten. Dann erkannte er, dass die Sonne rasch unterging und er sein
Lager so gut wie unverteidigt zurückgelassen hatte. Eine weitere Verfolgung
hatte keinen Sinn mehr - wenn er denn überhaupt je jemanden verfolgt
hatte. Er ließ die kaiserlichen Standarten wenden, gab damit das
vereinbarte Signal zur Umkehr und wendete sein Pferd.
Auf diesen Augenblick aber hatte Alp
Arslan gewartet. Von seinem Beobachtungsposten in den Hügeln
aus hatte er jede Bewegung von Romanos
und seinem Heer beobachtet. Jetzt, und erst jetzt, gab er den Befehl zum
Angriff. Als seine Männer auf die Steppe hinunterströmten, brachen
die byzantinischen Reihen in größter Verwirrung auseinander.
Einige Söldnereinheiten, die sahen, dass die Standarte gewendet worden
war und die Bedeutung dessen nicht verstanden, wähnten den Kaiser
tot und flohen. Unterdessen stellten sich die Seldschuken direkt hinter
der byzantinischen Front quer und schnitten sie so von der Nachhut ab.
In diesem Augenblick hätte die Nachhut ihre Existenz rechtfertigen
und vorrücken müssen, um den Feind zwischen sich und den regulären
Einheiten einzuschließen und ihm die Flucht zu verunmöglichen.
Statt dessen verbreitete Andronikos Dukas
bewußt unter seinen Männern das Gerücht, der Kaiser sei
geschlagen und die Schlacht verloren. Darauf flohen sie. Je mehr die Panik
um sich griff, desto mehr Einheiten folgten ihnen. Lediglich die Reitertruppen
am linken Flügel ritten dem Kaiser zu Hilfe, als sie erkannten, in
was für Schwierigkeiten er steckte. Die Seldschuken stürzten
sich jedoch von hinten auf sie, und so mußten auch sie bald ihr Heil
in der Flucht suchen.
Inmitten seiner persönlichen Garde hielt Romanos
die Stellung und brüllte seinen Truppenverbänden vergeblich zu,
sie sollten sich wieder sammeln. Chaos und Verwirrung waren zu groß.
Attaleiates beschreibt es folgendermaßen:
Außerhalb des Lagers war alles auf der Flucht, alle
schrien Unzusammenhängendes und sprengten ohne Ordnung umher; niemand
konnte sagen, was genau vor sich ging. Einige behaupteten, der Kaiser kämpfe
noch immer mit dem Rest seines Heeres und die Barbaren seien in die Flucht
geschlagen, andere, er sei getötet oder gefangen. jeder hatte etwas
anderes zu berichten... Es war wie ein Erdbeben. das Gebrüll, der
Schweiß, die Wellen der Angst, die Staubwolken und nicht zuletzt
die türkischen Horden, die überall um uns herumritten. Je nach
seiner Behendigkeit, Entschlossenheit und Stärke suchte jedermann
sein Heil in der Flucht. Der Feind folgte ihnen dicht auf den Fersen, brachte
die einen um, nahm andere gefangen und zertrampelte wieder andere unter
den Hufen der Pferde. Es war eine Tragödie, ein Anblick jenseits aller
Trauer oder Klage. Was könnte in der Tat entsetzlicher sein, als die
ganze kaiserliche Armee auf der Flucht zu sehen, geschlagen und verfolgt
von grausamen, unmenschlichen Barbaren; der Kaiser hilflos und von mehr
und mehr Feinden umgeben, die kaiserlichen Zelte, Symbole der militärischen
Macht und Überlegenheit, von diesen Männern übernommen,
der ganze römische Staat zugrunde gerichtet - im Wissen, dass das
Reich selbst am Rande des Zusammenbruchs stand?
Wer überlebte? Nur gerade jene, die rechtzeitig
geflohen waren. Die armenischen Soldaten hatten auch in guten Zeiten nur
wenig für Byzanz und seine Leute übrig. Diese hatten ihr Land
erobert und verfolgten auch jetzt noch ihre Familien, weil sie ihren Glauben
aufrechterhalten wollten. Die Söldner sind weniger zu bedauern. Sie
waren dem Reich zwar gefühlsmäßig nicht verbunden und verständlicherweise
über die Diskriminierung durch den Kaiser erzürnt, der seine
einheimischen Truppen unverhüllt bevorzugte. Sie standen jedoch unter
Vertrag, und ihr Sold war bezahlt. Sie verhielten sich zwar kaum schlimmer
als alle Söldner auf der ganzen Welt, aber ein bißchen mehr
Einsatz hätten sie schon beweisen dürfen. Die einzigen wirklichen
Bösewichte waren jene aus dem "Aufgebot des Adels", welche die Nachhut
bildeten, sowie ihr Befehlshaber Andronikos Dukas.
Ihre schmähliche Flucht lag vermutlich eher in Verrat als in Feigheit
begründet, und dies macht sie um kein Jota entschuldbarer.
Es gab noch einen weiteren Überlebenden: Romanos
Diogenes. Obwohl praktisch allein auf weiter Flur gelassen,
widerstand er tapfer der Versuchung zu fliehen und kämpfte bis zum
Schluß wie ein Löwe. Erst als sein Pferd unter ihm fiel und
seine Hand so zerfetzt war, dass er das Schwert nicht mehr halten konnte,
ließ er sich gefangennehmen. Seine Häscher müssen gewußt
haben, wen sie da ergriffen. Dennoch erhielt er keine Sonderbehandlung.
Die ganze Nacht lag er unter den übrigen Verwundeten und Sterbenden
und wurde erst am folgenden Morgen dem Sultan vorgeführt: im Gewand
eines gewöhnlichen Soldaten und in Ketten gelegt.
Die Herrschaft Michaels VII.
ging
so katastrophal weiter, wie sie begonnen hatte. Ein Jahr nach Mantzikert
kam es in Bulgarien zu einem gefährlichen Austand. Es war weitgehend
den Anstrengungen Nikephoros Bryennios'
zu verdanken, daß das reich schließlich die Kontrolle wiedererlangte,
allerdings zu einem sehr hohen Preis.
Als Byzanz deshalb ein, zwei Jahre später einer
erneuten und viel gefährlicheren Revolte gegenüberstand, wurde
Roussel aus der Gefangenschaft entlassen und kämpfte Seite
an Seite gegen zwei neue Thronanwärter. Der erste hieß
Nikephoros Bryennios. Nachdem er sich
in Mantzikert ausgezeichnet hatte, war er zum Dux (Gouverneur)
von Dyrrhachion ernannt worden und dort hauptsächlich für
die Niederschlagung des slawischen Aufstandes von 1072 verantwortlich gewesen.
Da er nicht mehr bereit war, die Unfähigkeit
Michael
Parapinakes' und seiner Regierung hinzunehmen - und er außerdem
gehört hatte, daß der Eunuch Nikephoritzes ein Attentat
auf ihn plante -, probte er im November 1077 den Aufstand und marschierte
in seiner Hauptstadt Adrianopel ein, wo er sich zum Basileus ausrufen
ließ. Schon einige Wochen später stand er mit seinem Heer
vor den gewaltigen Mauern von Konstantinopel.
Seinem Aufstand hätte durchaus Erfolg beschieden
sein können - hätte nicht beinahe gleichzeitig im Osten eine
ähnliche Revolte stattgefunden. Deren Anführer hieß ebenfalls
Nikephoros,
aber mit Nachnamen Botaneiates, und
amtierte als Strategos im Thema Anatolikon. Er ist überdies
bereits an anderer Stelle einmal kurz in dieser Geschichte aufgetaucht,
nämlich als Ehekandidat von Kaiserin Eudokia,
bevor sie das Erscheinen von Romanos Diogenes
diese Idee verwerfen ließ. Romanos aber
hatte Botaneiates ganz bewußt
vom Mantzikert-Feldzug ausgeschlossen, vermutlich weil er an seiner Loyalität
zweifelte. Der Feldherr war darauf auf seine ausgedehnten Ländereien
in Anatolien zurückgekehrt, wo er kurz nach Michaels
Thronbesteigung
sein gegenwärtiges Amt übernahm. Nun erhob auch er, vermutlich
aus demselben höchst ehrenwerten Motiven, wie Bryennios,
die Waffen gegen den Kaiser.
Von den beiden Kandidaten war Bryennios
als Feldherr überlegen, Botaneiates
dagegen als Angehöriger der PHOKAS und
damit Mitglied der alten Militäraristokratie von weit vornemerer Abkunft;
außerdem befand er sich in einer stärkeren Position, insbesondere
da es ihm gelungen war, die seldschukischen Streitkräfte zubestechen,
die Michael gegen ihn in Dienst gestellt
hatte. Weder Bryennios noch Botaneiates
unternahm
einen direkten Angriff auf Konstantinopel. Aufgrund geheimer Verhandlungen
zu entsprechenden Kreisen wußten sie sehr wohl, daß die allgemeine
Unzufriedenehit über de steigenden Preise bald eine Entscheidung erbeiführen
mußte. Und sie sollten recht behalten. Im März des Jahres 1078
brachen überall in Konstantinopel Unruhen aus. Viele Regeirungs- und
andere öffentliche Gebäude, daruner auch Nikephoritzes'
neuer Kornspeicher, wurden niedergebrannt, er selbst von der Menge ergriffen
und zu Tode gequält. Der erbärmliche
Michael,
der gerade noch das Glück hatte, mit dem Leben davonzukommen, dankte
umgehend ab und zog sich ins Studioskloster zurück. Am 24. März
zog Nikephoros Botaneiates im Triumph
in Konstantinopel ein. Dort ließ er als erstes seinen Rivalen
Bryennios festnehmen und blenden.
Runciman, Steven: Seite 68-69,70
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"Geschichte der Kreuzzüge"
Nikephoros Botaneiates
fand das Leben eines Aufrührers leichter als das eines Herrschers.
Andere Heerführer folgten seinem Beispiel. Auf dem westlichen Balkan
rief sich Nikephoros Bryennios, der
Statthalter
von Dyrrhachion, zum Kaiser aus und zog die Soldaten der europäischen
Provinzen unter seine Fahnen. Alexios Komnenos
wurde gegen ihn mit einer kleinen Streitmacht unausgebildeter Griechen
und einiger Franklen ausgesandt, die wie üblich desertierten. Nur
das rechtzzeitige Eintreffen einiger türkischer Söldner ermöglichte
es ihm, Bryennios zuschlagen.
Literatur:
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Norwich John Julius: Byzanz. Der Aufstieg des
oströmischen Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und München
1993 Band II Seite 439-441,444,453,455; Band III Seite 15 - Runciman,
Steven: Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C.
Beck München 1978 Seite 68-69,70 -