Sohn des Feldherrn Bardas Phokas, Bruder des
Kaisers Nikephoros
II. Phokas von Byzanz
Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 2108
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Phokas
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Den Titel verlieh ihm sein Sohn Nikephoros
II., der 963 den Thron usurpierte und seinen Bruder Leon
zum Kuropalates machte. Nach Ermordung Nikephoros'
II. kämpften die PHOKADEN
um die Macht. Sein Neffe Bardas, dux
von Antiocheia, revoltierte 987 und fiel am 13. April 989 bei Abydos,
dessen Sohn Nikephoros fiel 1022 bei einer Erhebung.
Leo, Curopalat 963-970
Kinder:
Nikephor der Blinde 972
†
Bardas, Kaiser
†
989
Petrus, Eunuch, Domestikos, Stratopedarch
†
977
Sophia
†
oo Konstantin Kleros
†
Leon Phokas, General, "Kuropalates", 971 geblendet
* ca. 915, †
Sohn des Generals Bardas Phokas des Älteren und Bruder von Kaiser Nikephoros II. Phokas
oo NN.
†
Kinder:
Nikephoros Phokas, Patrikios
†
Bardas Phokas, Gegen-Kaiser
†
989
Sophia Phokaina
†
oo Konstantinos Skleros
* ca. 930, †
991
Konstantin VII. ernannte
Leons Bruder Bardas Phokas zum Nachfolger von Johannes Kurkuas
als Oberbefehlshaber des Ostheeres und dessen Söhne Nikephoros
und Leon zu Militärgouverneuren der Themen Anatolien
und Kappadokien. Als Nikephoros
das Kommando im Osten zwei Jahre zuvor aufgegeben hatte, um den Kretafeldzug
vorzubereiten, war an seine Stelle sein jüngerer Bruder Leon getreten.
Innerhalb weniger Wochen nach jenem Wechsel sah sich dieser jedoch einem
Großangriff des langjährigen Reichsfeindes Saif-ad-Daulah
konfrontiert. Der Zeitpunkt (Frühsommer des Jahres 960) war sehr
gut gewählt, denn das byzantinische Ostheer, stark vermindert durch
den Kretafeldzug, war schwächer als in den voraufgegangenen Jahren.
Leon Phokas kämpfte immer noch an den Folgen eines erfolgreichen
Feldzugs im Süden Syriens, weilte also mehrere Tagesmärsche in
entgegengesetzter Richtung entfernt. Eine solche Gelegenheit wollte sich
Saif natürlich nicht entgehen lassen, und so überschritt
er etwa zur selben Zeit, da Nikephoros
nach Kreta aufbrach, ja vielleicht sogar am selben Tag, an der Spitze eines
sarazenischen Heeres von schätzungsweise 30.000 Mann die Reichsgrenzen
von Südosten her, passierte ungehindert die Talschluchten im östlichen
Taurosgebirge und marschierte auf die Festung Charsianon bei Melitene zu,
wo er die Garnision massakrierte und viele Gefangene nahm. Leon Phokas
verfolgte ihn, ließ sich dabei jedoch Zeit. Er wußte sehr wohl,
dass er zahlenmäßig völlig unterlegen war; außerdem
waren die Truppen, die ihm zur Verfügung standen, noch erschöpft
vom langem kräfteraubenden Feldzug. Er rückte also nur bis zu
den Bergen vor, wo er die Soldaten mit Bedacht an den Hauptpässen
postierte. Dann wartete er ab. Anfang November kehrte Saif-ad-Daulah
mit seinem Heer um: Sein Feldzug war ein grandioser Erfolg gewesen: seinem
Heer folgte ein langer Zug von Gefangenen; die Wagen ächzten unter
der Last der Beute. Selbstbewußt und ausgelassen nahm der lange Zug
seinen Weg durch das Gebirge zurück. Kaum erreichte er aber den Paß,
der auf griechisch Kylindros (Zylinder) heißt, erscholl ein Fanfare,
und schon gleich darauf wälzten sich gewaltige Steinbrocken den Hang
hinab auf den schutzlosen Tatzelwurm. Wie aus dem Nichts tauchten Leon
Phokas und sein Heer vor und hinter den arabischen Einheiten auf, und
Saif sah sich unvermittelt umzingelt. Der arabische Feldherr konnte
mit etwa 300 Reitern entkommen. Von den übrigen lag die Hälfte
erschlagen; die Überlebenden wurden gefangengenommen.
Dieser gepriesene Sieg zeigt deutlich, dass Leon Phokas,
selbst mit verminderter Truppenstärke, absolut in der Lage war, die
Ostgrenze zu verteidigen. Wie nicht anders zu erwarten, wirkte sich die
erneute Anwesenheit beider Brüder an der Spitzes eines Heeres, das
wieder seine frühere Größe erreicht hatte und in dem die
Kampfeslust größer war als je zuvor, nachhaltig auf das bevorstehende
Geschehen aus. Innerhalb von nur drei Wochen im Februar/März 962 rissen
die byzantinischen Truppen fünfundfünfzig mit Mauern bewehrte
Städte in Kilikien wieder an sich. Dann marschierten sie nach Aleppo,
wo sie wenige Monate später mit der Belagerung begannen. Der außerhalb
der Stadtmauern liegende Palast Saifs wurde noch am Abend ihrer
Ankunft geplündert. Die Soldaten brachten schließlich 390.000
Silberdenare, 2.000 Kamele, 1.400 Maultiere und so viele reinrassige arabische
Pferde an sich, dass "man sie nicht zählen konnte". Zwei Tage vor
Weihnachten stürmten die byzantinischen Truppen triumphierend die
Stadt. Da Aleppo keine Gefahr mehr darstellte, gab Nikephoros
den Befehl zum Rückzug, das siegreiche Heer trat den Heimweg an.
Als einer der ersten traf Nikephoros
Bruder Leon ein, Sieger der Schlacht am Kylindros-Paß.
Aber
Leon brachte die unerfreuliche Nachricht, dass ihr Vater,
der alte
Feldherr Bardas Phokas, sich als Geisel in Bringas Hand
befinde. Nach der Einnahme der Stadt Konstantinopel ernannte Nikephoros
II. seinen Bruder Leon zum Magistratos und Kuropalates,
das heißt Marschall des kaiserlichen Hofes.
Johannes Tzimiskes
mußte nur noch mit der Familie seines Opfers fertig werden, allen
voran Leon Phokas, dem ehemaligen Kuropalates, der
nach einem fehlgeschlagenen Gegen-Staatsstreich die Nerven verloren hatte
und mit seinem ältesten Sohn, der wie sein Onkel Nikephoros
hieß, in die Hagia Sophia geflüchtet war. Beide wurden ihrer
Würden, Ämter und Besitztümer enthoben und nach Lesbos in
die Verbannung geschickt. Leons zweiter Sohn
Bardas kam in das viel unwirtlichere
Amaseia in Pontos, eine niederschlagsreiche Gegend in der Nähe der
Schwarzmeerküste. Nur Patrikios, sein jüngster Sohn
und ebenfalls brillanter Feldherr, entging der Verbannung, vielleicht aufgrund
seiner ausgezeichneten militärischen Erfolge gegen die Sarazenen,
wahrscheinlich jedoch, weil er Eunuch war und daher auch längerfristig
keine Gefahr darstellte.
Leon Phokas und seinem Sohn Nikephoros war
es im Exil auf Lesbos, über einen Bischof die Neuigkeit von der Rebellion
seines Sohnes Bardas in ganz Thrakien
zu verbreiten; zudem hatten sie ihre unmittelbar bevorstehende Ankunft
angekündigt und die Bevölkerung aufgerufen, sich gegen den Thronräuber
zu erheben. Der Kaiser reagierte schnell. Als der Bischof verhaftet und
verhört wurde, gab er preis, was er wußte. Aufgrund seiner Aussage
verurteilte man Leon und seinen Sohn in einem Schnellverfahren zum
Tod. Der Kaiser bereute seine Entscheidung, hob das Todesurteil auf und
ordnete ihre Blendung und lebenslängliche Verbannung an. Als
ihm kurz darauf auch dies noch zu streng erschien, sandte er im letzten
Augenblick heimlich Anweisung nach Lesbos, das glühende Eisen zurückzuziehen
und beiden Männern das Augenlicht zu lassen. Schließlich seien
nicht sie es, sondern der Prätendent, der die wahre Gefahr darstellte.
oo N.N.
†
Kinder:
Bardas Phokas
†
13.4.989
Nikephoros
†
Peter Patrikios
†
977 gefallen
Sophia Phokaina
†
oo Konstantin Skleros
†
Literatur:
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Browning Robert: Byzanz. Roms goldene Töchter.
Die Geschichte des Byzantinischen Weltreiches. Gustav Lübbe Verlag
GmbH Bergisch Gladbach 1982 Seite 84 - Collenberg, Weyprecht Hugo
Graf Rüdt von: Wer war Theophano? Seite 52 - Eickhoff Ekkehard:
Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart
1996 Seite 31 - Norwich John Julius: Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen
Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1993 Band II
Seite 211,226-228, 232,236,240,266,273 - Tinnefeld Franz: Die Braut
aus Byzanz - Fragen zu Thephanos Umfeld und gesellschaftlicher Stellung
vor ihrer abendländischen Heirat. in: Wolf, Gunther: Kaiserin
Theophanu. Prinzessin aus der Fremde - des Westreichs Große Kaiserin,
Böhlau Verlag Köln/Weimar/Wien 1991 Seite 261 -