Eudokia Makrembolitissa               Kaiserin von Byzanz
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um 1035/40 1096
 

Tochter des Johannes Makrembolitissos, Nichte des Patriarchen Michael Kerullarios
 

Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 74
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Eudokia Makrembolitissa, byzantinische Kaiserin
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    †

Stammte aus adliger Familie (Nichte des Patriarchen Michael Kerullarios)

  oo 2. Konstantin X. Dukas (1059-1067) noch vor dessen Thronbesteigung

Sie gebar ihrem Gemahl mehrere Söhne und Töchter. Nach dem Tode des Kaisers (22. Mai 1067) fungierte Eudokia als Regentin für ihre Söhne. Infolge der katastrophalen Lage an den Grenzen wurde Druck auf die Kaiserin ausgeübt, mit dem Ziel, sie zur Bildung einer starken Militärregierung zu veranlassen. Sie gab schließlich nach und heiratete den tüchtigen General Romanos IV. Diogenes (Kaiser seit 1. Januar 1068), der seine Gemahlin bald vernachlässigte. - Romanos wurde am 19. Oktober 1071 bei Mantzikert von Truppen des seldschukischen Sultans Alp Arslan vernichtend geschlagen [Richtigstellung: Die Schlacht fand im August 1071 statt, wahrscheinlich am 26. August.] und geriet in Gefangenschaft. Nach dem Abschluß eines Vertrages mit dem Sultan wieder freigekommen, wurde Romanos blad von einer innerbyzantinischen Opposition, geführt von der Familie DUKAS, für abgesetzt erklärt und vor Erreichen von Konstantinopel geblendet (1072). Schon wenige Wochen nach dem Eintreffen der ersten Gerüchte von der vernichtenden Niederlage bei Mantzikert war eine Gesamtherrschaft der Kaiserin Eudokia und ihres älteren Sohnes Michael gebildet worden. Als Michael Psellos die Macht übernahm, ließ er Michael VII. Ende Oktober 1071 zum Alleinherrscher ausrufen, und Eudokia Makrembolitissa wurde in das Kloster der Theotokos, das sie selbst gegründet hatte, verbannt und zur Nonne geschoren. Hier lebte sie bis zum Ende des Jahrhunderts, literarisch tätig, was ihr einen gewissen Ruhm einbrachte. Sehr wahrscheinlich ist Eudokia Makrembolitissa gemeinsam mit Romanos IV. auf einem Elfenbein dargestellt (Paris, Cabinet des Medailles).



Lexikon des Mittelalters: Band III Spalte 1443
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Dukas (pl. Dukai)
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Obwohl zur kleinasiatischen Militärhierarchie gehörig, wandelten sich die DUKAS im 11. Jh. Von einem Magnatengeschlecht der Provinz zum klassischen Beispiel einer hauptstädtischen Aristokraten-Familie. Zwei Kaiser (Konstantin X., 1059-1067; Michael VII., 1071-1078) markieren diese Wandlung und gleichzeitig das Übergewicht Konstantinopels über die Provinz und besonders Kleinasien. Den DUKAS half dabei die Verwandtschaft mit dem Patriarchen Michael Kerullarios (durch die Gattin Konstantins X.) und die enge Freundschaft mit dem Patriarchen Konstantin Leichudes, was ihnen die Unterstützung der Kirche eintrug. Nach dem Tode Konstantins X. übernahm die Kaiserin-Witwe Eudokia Makrembolitissa für die minderjährigen Söhne Michael VII., Andronikos und Konstantin die Regentschaft. Mitherrscher wurde Konstantins Bruder, der Caesar Johannes. Trotz der Gegnerschaft von Johannes und Michael Psellos heiratete Eudokia den General Romanos Diogenes, der als Romanos IV. Kaiser wurde (1068-1071). Die byzantinische Niederlage bei Mantzikert (1071) wurde teilweise auch durch den Verrat von Andronikos, Sohn des Caesars Johannes, mitverschuldet. Nach der Niederlage inszenierte Johannes in Konstantinopel eine Verschwörung, die Michael VII. auf den Thron brachte, während Eudokia schon bald ins Kloster verbannt wurde. Dennoch wurden unter der Herrschaft von Michael VII. sowohl Michael Psellos als auch Johannes zugunsten des skrupellosen Logotheten Nikephoritzes zurückgedrängt.



Thiele, Andreas: Tafel 200
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband"

ROMANOS IV. DIOGENES
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    1072 ermordet
 

  2) oo EUDOKIA MAKREMBOLITISSA
                 1096

Tochter des Johannes Makrembolites, Nichte des Patriarchen Michael Kerullarios, Witwe Kaiser Konstantins X., Regentin



Eudokia Makrembolitissa übernahm nach dem Tode ihres Gatten die Vormundschaft für ihren Sohn Michael VII. Durch militärische Niederlagen war die Hofpartei gezwungen, den General Romanos zum Kaiser auszurufen, der sich mit Eudokia vermählte. Nach dessen Gefangennahme übernahm sie am 19.8.1071 erneut die Regentschaft. Als sie sich 1072 weigerte, auf die Intrigen ihres Schwagers Johannes Dukas und des Michael Psellas einzugehen und den beim Krieg gegen Alp Arslan 1071 gefangengenommenen, aber dann befreiten Romanos IV. der Herrschaft für verlustig zu erklären, wurde sie am 24.10.1072 von Dukas verhaftet und als Nonne in ein von ihr gestiftetes Kloster am Bosporus eingesperrt.

Norwich John Julius: Band II Seite 434,448
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"Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches."

Im gleichen Jahr 1067 starb Konstantin X. Noch auf dem Totenbett tat er sein Bestes, um für eine Fortsetzung seiner katastrophalen Politik zu sorgen. Er forderte von seiner Frau Eudokia, zu schwören, dass sie nicht wieder heiraten werde, und verlangte von allen Anwesenden, dass sie sich schriftlich dazu verpflichteten, niemanden denn ein Mitglied seiner Familie als seinen Nachfolger anzuerkennen. Dummerweise bestand außer einem Staatsstreich der einzige Weg, zu einem Kaiser wie dem erforderlichen zu kommen, darin, dass Eudokia ihn heiratete - genau das aber nicht zu tun, hatte sie soeben geschworen.
Die Kaiserin war zwar durchaus gerne bereit, wieder einen Mann zu nehmen, sofern man sie von ihrem Eid befreien konnte. Dafür benötigte sie jedoch einen Dispens sowohl des Patriarchen wie des Senats. Und da schienen ihre Chancen schlecht zu stehen, denn das Amt des Patriarchen hielt Psellos' Freund Johannes Xiphilinos besetzt - gewissermaßen gemeinsam mit ihm Begründer der neuen Beamtenpartei. Und der Senat bestand fast ausschließlich aus Männern, die Konstantin ernannt hatte. Eudokia ließ sich jedoch in ihrer Findigkeit nicht lumpen. Unter Mitwirkung eines ihrer Palasteunuchen verbreitete sie das Gerücht, sie ziehe ernsthaft in Erwägung, den Bruder des Patriarchen zu heiraten, einen recht attraktiven Lebemann, Xiliphinos, der um die Beliebtheit seines bei den Frauen wußte, glaubte die Geschichte. Umgehend bestellte er deshalb die Senatoren einzeln zu sich und erläuterte ihnen beredt die Sündhaftigkeit des Eides, zu dem Konstantin X. seine Witwe gezwungen habe. Er sagte, es sei ungesetzlich und ungerecht, kurz, der Versuch eines Mannes, seine Eitelkeit zu befriedigen, ohne Rücksicht auf Wohl des Staates. Letzteres könne nur erhalten bleiben, wenn die Kaiserin einen würdigen Edelmann heirate und an ihn die kaiserliche Krone vererbe. Manche Senatoren stimmten zu, andere mußten auf die eine oder andere Art überredet werden, gaben aber schließlich ihre Einwilligung ebenfalls. Erst da konnte Eudokia ihre wahren Absichten preisgeben: sie würde nämlich nicht den Bruder des Patriarchen heiraten, sondern Romanos Diogenes, einen Mann, der mehr als jeder andere als Inbegriff des anatolischen Militäradels erschien.
Zuvor stand Eudokias Neigung eher nach dem anderen führenden Feldherrn jener Zeit, einem gewissen Nikephoros Botaneiates, von dem wir zu gegebener Zeit noch hören werden. Nach dieser einzigen Audienz änderte sie jedoch ihren Entschluß. Romanos, der unmittelbar danach nach Kappadokien reiste, war noch nicht zu Hause angekommen, da ließ schon zurückrufen. Die Hochzeit und gleich auch die Krönung fanden wenige Tage später statt.
In Konstantinopel, wo die Nachricht der Niederlage von Mantzikert als zweiter erschütternder Schlag des so schrecklichen Jahres eingetroffen war, teilte man seine Gefühle allerdings nicht. Im April, nur einen Monat nachdem Romanos Richtung Osten aufgebrochen war, hatten normannische Truppen unter Robert Guiscard Bari eingenommen. Die Berichte aus Bari waren aber wenigstens klar gewesen, die Nachrichten aus Mantzikert dagegen hoffnungslos wirr. Sie schufen eine Atmosphäre der Ungewißheit und Unentschlossenheit am Hof von Konstantinopel. In einem Punkt herrschte jedoch - vielleicht mit Ausnahme von Kaiserin Eudokia - Einigkeit: auch wenn Romanos sich noch am Leben und auf freiem Fuß befand, war er geschlagen und entehrt und kam als Basileus deshalb nicht länger in Frage. Aber wer sollte seinen Platz einnehmen? Die einen wollten, dass Eudokia wieder die höchste Regierungsgewalt ausübte, wie sie es vor ihrer Ehe getan hatte. Andere gaben Michael den Vorzug, ihrem Sohn mit Konstantin X. - vielleicht in Verbindung mit seinen jüngeren Brüdern Andronikos und Konstantin. Wieder andere setzten die größte Hoffnung in dieser Krise auf den Cäsar Johannes Dukas, der nun eiligst aus Bithynien zurückkehrte, wohin ihn Romanos vor seiner Abreise verbannt hatte. Schließlich war es in der Tat Johannes, der handelte, wenn auch scheinbar nicht in eigenem Interesse. Es kann keinen Zweifel geben, dass er mit dem Thron liebäugelte. Andererseits war seine Anhängerschaft nicht groß genug und einem direkten Versuch der Machtergreifung daher wenig Aussicht auf Erfolg beschieden. Zum Glück war sein Neffe Michael noch so jung, dass er mit ihm verfahren konnte, wie er wollte - sobald seine Mutter erst einmal aus dem Weg geschafft war. Zudem wußte er die Warägerwache hinter sich. Während die andern noch werweißten, was zu tun sei, teilte er die Wache in zwei Gruppen. Die eine Hälfte stürmte unter dem Befehl seines kurz zuvor zurückgekehrten Sohnes Andronikos den Palast und rief Michael zum Kaiser aus; die andere marschierte direkt zu den Gemächern von Kaiserin Eudokia und nahm sie fest. All das lief in Windeseile ab. Die überrumpelte Eudokia wurde in eine von ihr gegründete Kirche an der Mündung des Hellespont verbannt; dort scherte man ihr kurz darauf das Haar und zwang sie, den Nonnenschleier zu nehmen. Ein ähnliches Urteil wurde über Anna Dalassena verhängt, die Schwägerin des verstorbenen Kaisers Isaak Komnenos, als Warnung an die einzige andere Familie in der Hauptstadt, von der möglicherweise Schwierigkeiten zu erwarten waren. Eudokias Sohn MichaelVII. Dukas wurde in aller Feierlichkeit vom Patriarchen in der Hagia Sophia gekrönt.

Runciman, Steven: Seite 58,61
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"Geschichte der Kreuzzüge"

Am Ende triumphierte Michael Kerullarios dennoch. Die Kaiserin Eudokia Makrembolitissa, seine Nichte und Gattin des Konstantin Dukas, setzte seine Heiligesprechung durch.
Die kaiserliche Regierung war gezwungen, zu Taten zu schreiten. Konstantin X., dessen Politik der Herabsetzung der bewaffneten Streitkräfte die Hauptschuld an der ernsten Lage trug, war im Jahr 1067 gestorben und hatte einen jungen Sohn, Michael VII., unter der Regentschaft der Kaiserin-Mutter Eudokia zurückgelassen. Im nächsten Jahr heiratete Eudokia den Oberbefehlshaber Romanos Diogenes und erhob ihn zum Kaiser.
 
 
 
 

  1. oo Konstantin X. Dukas Kaiser von Byzanz
          1007 21.5.1067

   1.1.1068
  2. oo Romanos IV. Diogenes Kaiser von Byzanz
           um 1020 4.8.1072
 
 
 
 

Kinder:
1. Ehe

  Michael VII. Dukas
       um 1090

  Andronikos
       nach 1081

  Konstantin
  1060 1081 gefallen
 
 
 
 

Literatur:
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Norwich John Julius: Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1993 Band II Seite 434,448 - Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C. Beck München 1978, Seite 58,61 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 200 -