Tochter des Johannes Makrembolitissos, Nichte des
Patriarchen Michael Kerullarios
Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 74
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Eudokia Makrembolitissa, byzantinische Kaiserin
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†
Stammte aus adliger Familie (Nichte des Patriarchen Michael Kerullarios)
oo 2. Konstantin X. Dukas (1059-1067) noch vor dessen Thronbesteigung
Sie gebar ihrem Gemahl mehrere Söhne und Töchter.
Nach dem Tode des Kaisers (22. Mai 1067) fungierte Eudokia
als Regentin für ihre Söhne. Infolge der katastrophalen
Lage an den Grenzen wurde Druck auf die Kaiserin ausgeübt, mit dem
Ziel, sie zur Bildung einer starken Militärregierung zu veranlassen.
Sie gab schließlich nach und heiratete den tüchtigen General
Romanos
IV. Diogenes
(Kaiser seit 1. Januar 1068), der seine Gemahlin bald vernachlässigte.
- Romanos wurde am 19. Oktober 1071
bei Mantzikert von Truppen des seldschukischen
Sultans
Alp Arslan vernichtend geschlagen [Richtigstellung: Die
Schlacht fand im August 1071 statt, wahrscheinlich am 26. August.] und
geriet in Gefangenschaft. Nach dem Abschluß eines Vertrages mit dem
Sultan wieder freigekommen, wurde Romanos
blad von einer innerbyzantinischen Opposition, geführt von der Familie
DUKAS, für abgesetzt erklärt
und vor Erreichen von Konstantinopel geblendet (†
1072). Schon wenige Wochen nach dem Eintreffen der ersten Gerüchte
von der vernichtenden Niederlage bei Mantzikert war eine Gesamtherrschaft
der Kaiserin Eudokia
und ihres älteren Sohnes Michael
gebildet
worden. Als Michael Psellos die Macht übernahm, ließ
er Michael VII. Ende Oktober 1071 zum
Alleinherrscher ausrufen, und Eudokia Makrembolitissa
wurde in das Kloster der Theotokos, das sie selbst gegründet
hatte, verbannt und zur Nonne geschoren. Hier lebte sie bis zum
Ende des Jahrhunderts, literarisch tätig, was ihr einen gewissen
Ruhm einbrachte. Sehr wahrscheinlich ist Eudokia
Makrembolitissa gemeinsam mit Romanos
IV. auf einem Elfenbein dargestellt (Paris, Cabinet des Medailles).
Obwohl zur kleinasiatischen Militärhierarchie gehörig,
wandelten sich die DUKAS im 11. Jh.
Von einem Magnatengeschlecht der Provinz zum klassischen Beispiel einer
hauptstädtischen Aristokraten-Familie. Zwei Kaiser (Konstantin
X., 1059-1067; Michael VII.,
1071-1078) markieren diese Wandlung und gleichzeitig das Übergewicht
Konstantinopels über die Provinz und besonders Kleinasien. Den DUKAS
half dabei die Verwandtschaft mit dem Patriarchen Michael Kerullarios
(durch die Gattin Konstantins X.)
und die enge Freundschaft mit dem Patriarchen Konstantin Leichudes, was
ihnen die Unterstützung der Kirche eintrug. Nach dem Tode
Konstantins X. übernahm die Kaiserin-Witwe
Eudokia Makrembolitissa für
die minderjährigen Söhne
Michael VII.,
Andronikos und Konstantin
die Regentschaft. Mitherrscher wurde Konstantins
Bruder, der Caesar
Johannes. Trotz der Gegnerschaft von Johannes
und Michael Psellos heiratete Eudokia den
General
Romanos Diogenes, der als Romanos IV.
Kaiser wurde (1068-1071). Die byzantinische Niederlage bei Mantzikert (1071)
wurde teilweise auch durch den Verrat von Andronikos,
Sohn des Caesars
Johannes, mitverschuldet. Nach der Niederlage inszenierte Johannes
in Konstantinopel eine Verschwörung, die Michael
VII. auf den Thron brachte, während Eudokia
schon
bald ins Kloster verbannt wurde. Dennoch wurden unter der Herrschaft
von Michael VII. sowohl Michael Psellos
als auch Johannes zugunsten des skrupellosen
Logotheten Nikephoritzes zurückgedrängt.
ROMANOS IV. DIOGENES
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† 1072
ermordet
2) oo EUDOKIA MAKREMBOLITISSA
† 1096
Tochter des Johannes Makrembolites, Nichte des Patriarchen
Michael Kerullarios, Witwe Kaiser Konstantins X., Regentin
Norwich John Julius: Band II Seite 434,448
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"Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches."
Im gleichen Jahr 1067 starb Konstantin
X. Noch auf dem Totenbett tat er sein Bestes, um für eine
Fortsetzung seiner katastrophalen Politik zu sorgen. Er forderte von seiner
Frau Eudokia, zu schwören,
dass sie nicht wieder heiraten werde, und verlangte von allen Anwesenden,
dass sie sich schriftlich dazu verpflichteten, niemanden denn ein Mitglied
seiner Familie als seinen Nachfolger anzuerkennen. Dummerweise bestand
außer einem Staatsstreich der einzige Weg, zu einem Kaiser wie dem
erforderlichen zu kommen, darin, dass Eudokia
ihn heiratete - genau das aber nicht zu tun, hatte sie soeben geschworen.
Die Kaiserin war zwar durchaus gerne bereit, wieder einen
Mann zu nehmen, sofern man sie von ihrem Eid befreien konnte. Dafür
benötigte sie jedoch einen Dispens sowohl des Patriarchen wie des
Senats. Und da schienen ihre Chancen schlecht zu stehen, denn das Amt des
Patriarchen hielt Psellos' Freund Johannes Xiphilinos besetzt
- gewissermaßen gemeinsam mit ihm Begründer der neuen Beamtenpartei.
Und der Senat bestand fast ausschließlich aus Männern, die Konstantin
ernannt hatte. Eudokia ließ sich
jedoch in ihrer Findigkeit nicht lumpen. Unter Mitwirkung eines ihrer Palasteunuchen
verbreitete sie das Gerücht, sie ziehe ernsthaft in Erwägung,
den Bruder des Patriarchen zu heiraten, einen recht attraktiven
Lebemann, Xiliphinos, der um die Beliebtheit seines bei den Frauen
wußte, glaubte die Geschichte. Umgehend bestellte er deshalb die
Senatoren einzeln zu sich und erläuterte ihnen beredt die Sündhaftigkeit
des Eides, zu dem Konstantin X. seine Witwe
gezwungen habe. Er sagte, es sei ungesetzlich und ungerecht, kurz,
der Versuch eines Mannes, seine Eitelkeit zu befriedigen, ohne Rücksicht
auf Wohl des Staates. Letzteres könne nur erhalten bleiben, wenn die
Kaiserin einen würdigen Edelmann heirate und an ihn die kaiserliche
Krone vererbe. Manche Senatoren stimmten zu, andere mußten auf die
eine oder andere Art überredet werden, gaben aber schließlich
ihre Einwilligung ebenfalls. Erst da konnte Eudokia
ihre wahren Absichten preisgeben: sie würde nämlich nicht den
Bruder des Patriarchen heiraten, sondern Romanos Diogenes, einen
Mann, der mehr als jeder andere als Inbegriff des anatolischen Militäradels
erschien.
Zuvor stand Eudokias
Neigung eher nach dem anderen führenden Feldherrn jener Zeit, einem
gewissen Nikephoros Botaneiates, von
dem wir zu gegebener Zeit noch hören werden. Nach dieser einzigen
Audienz änderte sie jedoch ihren Entschluß. Romanos,
der unmittelbar danach nach Kappadokien reiste, war noch nicht zu Hause
angekommen, da ließ schon zurückrufen. Die Hochzeit und gleich
auch die Krönung fanden wenige Tage später statt.
In Konstantinopel, wo die Nachricht der Niederlage von
Mantzikert als zweiter erschütternder Schlag des so schrecklichen
Jahres eingetroffen war, teilte man seine Gefühle allerdings nicht.
Im April, nur einen Monat nachdem Romanos
Richtung Osten aufgebrochen war, hatten normannische Truppen unter Robert
Guiscard Bari eingenommen. Die Berichte aus Bari waren aber wenigstens
klar gewesen, die Nachrichten aus Mantzikert dagegen hoffnungslos wirr.
Sie schufen eine Atmosphäre der Ungewißheit und Unentschlossenheit
am Hof von Konstantinopel. In einem Punkt herrschte jedoch - vielleicht
mit Ausnahme von Kaiserin
Eudokia - Einigkeit: auch wenn Romanos
sich noch am Leben und auf freiem Fuß befand, war er geschlagen
und entehrt und kam als Basileus deshalb nicht länger in Frage. Aber
wer sollte seinen Platz einnehmen? Die einen wollten, dass Eudokia
wieder
die
höchste Regierungsgewalt ausübte, wie sie es vor ihrer Ehe
getan hatte. Andere gaben Michael den
Vorzug, ihrem Sohn mit Konstantin X.
- vielleicht in Verbindung mit seinen jüngeren Brüdern
Andronikos und Konstantin.
Wieder andere setzten die größte Hoffnung in dieser Krise auf
den Cäsar Johannes
Dukas, der nun eiligst aus Bithynien zurückkehrte, wohin
ihn Romanos vor seiner Abreise verbannt
hatte. Schließlich war es in der Tat Johannes,
der handelte, wenn auch scheinbar nicht in eigenem Interesse. Es kann keinen
Zweifel geben, dass er mit dem Thron liebäugelte. Andererseits war
seine Anhängerschaft nicht groß genug und einem direkten Versuch
der Machtergreifung daher wenig Aussicht auf Erfolg beschieden. Zum Glück
war sein Neffe Michael noch
so jung, dass er mit ihm verfahren konnte, wie er wollte - sobald seine
Mutter erst einmal aus dem Weg geschafft war. Zudem wußte er die
Warägerwache hinter sich. Während die andern noch werweißten,
was zu tun sei, teilte er die Wache in zwei Gruppen. Die eine Hälfte
stürmte unter dem Befehl seines kurz zuvor zurückgekehrten Sohnes
Andronikos
den Palast und rief Michael zum Kaiser
aus; die andere marschierte direkt zu den Gemächern von
Kaiserin
Eudokia und nahm sie fest. All das lief in Windeseile
ab. Die überrumpelte Eudokia wurde
in eine von ihr gegründete Kirche an der Mündung des Hellespont
verbannt;
dort scherte man ihr kurz darauf das Haar und zwang sie, den
Nonnenschleier
zu nehmen. Ein ähnliches Urteil wurde über
Anna Dalassena verhängt, die Schwägerin des verstorbenen
Kaisers Isaak Komnenos,
als Warnung an die einzige andere Familie in der Hauptstadt, von der möglicherweise
Schwierigkeiten zu erwarten waren. Eudokias
Sohn MichaelVII. Dukas wurde in aller
Feierlichkeit vom Patriarchen in der Hagia Sophia gekrönt.
Runciman, Steven: Seite 58,61
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"Geschichte der Kreuzzüge"
Am Ende triumphierte Michael Kerullarios dennoch.
Die
Kaiserin Eudokia
Makrembolitissa, seine Nichte und Gattin des Konstantin
Dukas, setzte seine Heiligesprechung durch.
Die kaiserliche Regierung war gezwungen, zu Taten zu
schreiten. Konstantin X., dessen Politik
der Herabsetzung der bewaffneten Streitkräfte die Hauptschuld an der
ernsten Lage trug, war im Jahr 1067 gestorben und hatte einen jungen Sohn,
Michael
VII., unter der Regentschaft
der
Kaiserin-Mutter Eudokia
zurückgelassen. Im nächsten Jahr heiratete Eudokia
den Oberbefehlshaber Romanos Diogenes und erhob ihn zum
Kaiser.
1. oo Konstantin X. Dukas Kaiser von Byzanz
1007 † 21.5.1067
1.1.1068
2. oo Romanos IV. Diogenes Kaiser von Byzanz
um 1020 † 4.8.1072
Kinder:
1. Ehe
Michael VII. Dukas
†
um 1090
Andronikos
†
nach 1081
Konstantin
1060 † 1081
gefallen
Literatur:
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Norwich John Julius: Byzanz. Der Aufstieg des
oströmischen Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und München
1993 Band II Seite 434,448 - Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge,
Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C. Beck München 1978, Seite 58,61
- Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur
europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs-
und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994
Tafel 200 -