Bardas Phokas                                Kaiser von Byzanz (971)(987-989)
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    13.4.989
     bei Abydos
 

2. Sohn des byzantinischen Feldherrn Leon Phokas; Neffe von KaiserNikephoros II. Phokas
 

Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 2108
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Phokas
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Byzantinisches Adelsgeschlecht kappadokischer Herkunft

Nach Ermordung Nikephoros' II. kämpften die PHOKADEN um die Macht. Sein NeffeBardas, dux von Antiocheia, revoltierte 987 und fiel am 13. April 989 bei Abydos, dessen Sohn Nikephoros fiel 1022 bei einer Erhebung.



Collenberg, Weyprecht Hugo Graf Rüdt von: Seite 52 Tafel B 1
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"Wer war Theophano?"

Bardas, Kaiser 970 und 987
        989

Kinder:

  Sohn
     

  Nikephor "au col roide"
       1022



Bardas Phokas ließ sich am 15.8.987 zum Kaiser ausrufen und wurde von Basileios II. mit russischer Hilfe vernichtend geschlagen.

Norwich John Julius: Band II Seite 266,272-274,292-295,299-304
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"Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches."

Nach der Ermordung seines Onkels, Kaiser Nikephoros II., wurde Leons zweiter Sohn Bardas in das viel unwirtlichere Amaseia in Pontos, eine niederschlagsreiche Gegend in der Nähe der Schwarzmeerküste, verbannt. Im Frühjahr 971 war Bardas Phokas aus der Verbannung in Pontos entflohen und nach Cäsarea zurückgekehrt, in die kappadokische Machtbasis seiner Familie; dort hatte ihn eine Versammlung bürgerlicher und aristokratischer Familien zum Basileus ausgerufen. Zu Bardas aber schickte Kaiser Johannes Gesandte mit dem Versprechen, dass er sein Leben und seinen Besitz behalten dürfe, wenn er seinen Thronanspruch aufgebe. Bardas Phokas reagierte jedoch wie Swjatoslaw ein Jahr zuvor. Er rückte an der Spitze mehrerer tausend Leute langsam gegen Konstantinopel vor.
Zur Bekämpfung der Rebellen zog Kaiser Johannes seinen besten Feldherrn Bardas Skleros mit den besten Leuten aus Thrakien ab. Er trug seinem Schwager auf, keine Anstrengung zu scheuen, um ein Blutvergießen zu vermeiden. All jenen, die Phokas verließen, sollte er nicht nur Straffreiheit garantieren, sondern ihnen auch Ehren und eine finanzielle Belohnung in Aussicht stellen. Als alter Freund und Waffengefährter von Phokas gehorchte Skleros nur zu gern, zumal sein jüngerer Bruder Konstantin mit dessen Schwester verheiratet war. Kaum hatte er den See der vierzig Märtyrer erreicht, berichteten seine Späher, Phokas' Lager liege direkt vor ihnen. Er verzichtete jedoch auf einen Angriff und entsandte statt dessen eine Gruppe von Geheimagenten, die als Bettler verkleidet die Rebellen bestechen sollten. Ob die Geschwindigkeit und die Größe der kaiserlichen Truppen ihre Moral untergraben hatten oder die versprochenen großzügigen Belohnungen für eine Desertation unwiderstehlich erschienen - die Mission der Geheimagenten verlief außerordentlich erfolgreich. Jeden Abend wandten sich mehr Anhänger von Phokas ab, verließen sein Lager und liefen zu Skleros über, wo sie mit offenen Armen empfangen wurden. Phokas' Heer war in kürzester Zeit auf wenige hundert Mann zusammengeschrumpft - und noch kein einziger Pfeil war verschossen worden. Außer sich und gedemütigt floh Phokas im Schutz der Dunkelheit mit einer kleinen Gruppe Reiter, die noch zu ihm hielten. Er suchte mit seiner Familie Zuflucht in der Festung Tyropoion etwas außerhalb der heutigen Stadt Ilgin, aber es nützte ihm nichts. Skleros folgte ihnen und belagerte das kleine Kastell. Bardas Phokas und seine Getreuen hielten so lange aus, wie es ging. Nachdem ihnen zugesichert worden war, ihr Leben werde verschont, kamen er, seine Frau und seine Kinder heraus und ergaben sich.
Johannes Tzimiskes hielt Wort. Er ließ Bardas tonsurieren und ihn und seine Familie ins Exil nach Chios bringen, auf eine der schönsten Inseln in der Ägäis. Kaum ein Herrscher wäre so gnädig mit einem rebellischen Thronanwärter verfahren; kaum ein Prätendent konnte sich je über eine so milde Strafe freuen.
Nach dem Scheitern seiner ersten Revolte gegen Tzimiskes war Bardas Phokas, Neffe des Kaisers Nikephoros, fest entschlossen, eine zweite gegen Basileios II. zu lancieren, sobald sich eine Gelegenheit bot. Skleros ergriff als erster die Initiative, ließ sich im Frühjahr 976 von seinen Truppen zum Basileus ausrufen und marschierte mit seinen Truppen auf Konstantinopel.
Der immer noch einflußreiche Eunuch und Haushofmeister Basileios hatte den Mut, den Oberbefehl über das Heer gegen Skleros Bardas Phokas anzuvertrauen. Dies war, gelinde gesagt, eine unerwartete Ernennung. Phokas' Loyalität dem Thron gegenüber war kaum weniger fragwürdig als diejenige von Skleros. Als der Entscheid gefällt wurde, befand sich Phokas noch immer auf Chios in der Verbannung. Andererseits wurde mittlerweile das gesamte Heer von anatolischen Baronen kontrolliert, und ein anderer Befehlshaber wäre kaum verläßlicher gewesen. Wenn Phokas auch von seiner Machtergreifung träumte, mußte er doch zuerst Skleros aus dem Weg räumen. Die einzige Gefahr bestand darin, dass die beiden Feldherren gemeinsame Sache gegen Konstantinopel machten. So warf Bardas Phokas, den man in aller Eile von Chios herbrachte, die Mönchskutte ab, legte den beiden Kaisern den Treueid ab und begab sich in aller Stille zu seiner Machtbasis in Cäsarea, wo es für ihn ein leichtes war, ein Heer auszuheben. Skleros, der die Gefahr in seinem Rücken erkannte, blieb keine Wahl, als sich zurückzuziehen. Der folgende Bürgerkrieg dauerte an die drei Jahre. Es kam zu mehreren blutigen Begegnungen. Bardas Skleros gelang es jedoch trotz wiederholten taktischen Siegen nicht, die Streitkräfte seines Rivalen aufzureiben. Sie schafften es immer wieder, sich in tadelloser Ordnung zurückzuziehen, Verstärkung zu holen und sich ein, zwei Monate später mit neuen Kräften dem Kampf zu stellen. Schließlich standen sich die beiden Heere doch zum letzten Mal gegenüber. Das genaue Datum ist umstritten, es muß jedoch im Frühjhar des Jahres 979 gewesen sein. Als Bardas Phokas erkannte, dass die Schlacht eine Wendung zu seinen Ungunsten nahm, forderte er Skleros heraus, den Konflikt im direkten Zweikampf zu entscheiden. Mutig - denn Phokas war ein Hüne von einem Mann - nahm Skleros die Herausforderung an. Die Soldaten beider Seiten scharten sich umd sie, um zuzusehen. Mit einem wie eine Szene aus der Ilias beschriebenen Auftakt begann der Kampf. Die zwei Kämpen galoppierten aufeinander los und schlugen gleichzeitig zu. Phokas konnte Skleros' Hieb ablenken; dieser traf statt seiner sein Pferd, durchtrennte dessen Zaumzeug und verletzte es am Ohr. Sein eigener Hieb dagegen hatte sein Ziel getroffen. Skleros fiel in seinem Sattel nach vorne und glitt mit blutüberströmten Kopf zu Boden. Ein paar seiner Männer trugen ihn bewußtlos zu einem nahe gelegenen Fluß, um die Wunde auszuwaschen; die übrigen flohen. Der Krieg war zu Ende.
Als Bardas Skleros im Jahre 987 aus arabischer Gefangenschaft zurückkehrte, fand er heraus, dass viele Adlige Bardas Phokas bevorzugten, ja, in der Tat so viele, dass Phokas, anstatt ein kaisertreues Heer gegen ihn anzuführen wie acht Jahre zuvor, einmal mehr die Seiten wechselte und am 15. August das Reich offiziell in eigenem Recht beanspruchte. Von beiden Anwärtern war Phokas nun wesentlich stärker. Er genoß die mehrheitliche Unterstützung der älteren Offiziere sowie der Landaristokratie. Er wagte jedoch nicht, Skleros im Rücken nach Konstantinopel zu marschieren. Kein Zweifel, dass man sich in irgendeiner Form einigen mußte. Bardas Phokas unterbreitete Skleros deshalb den Vorschlag, das Reich unter sich aufzuteilen. Ihm wurde der europäische Teil genügen, wozu natürlich Konstantinopel gehörte; Skleros bliebe ganz Anatolien vom Marmarameer bis an die Ostgrenze. Gegen den Rat all seiner Verbündeten ging Skleros auf diesen Vorschlag ein. Er war nicht länger auf der Hut - und ging prompt direkt in die Falle. Kurz darauf wurde er verhaftet und verbrachte die folgenden beiden Jahre hinter den Mauern der Festung Tyropoion. Bardas Phokas dagegen versuchte, die Macht an sich zu reißen.
Zu diesem Zeitpunkt kann Phokas kaum am Erfolg seiner Operation gezweifelt haben. Auf seinem langen Marsch durch Kleinasien war er auf keinerlei Widerstand gestoßen; immer mehr Begeisterte scharten sich unter seinem Banner; sein Gegner war ein junger, unerfahrener Kaiser, dessen einzige militärische Heldentat in einem Debakel geendet hatte und dessen Heer - oder was davon noch übriggeblieben war - gebrochen und vollkommen demoralisiert war. Wie sollte er unter diesen Umständen scheitern? An der Küste des Marnmarameers teilte er sein Heer auf: die eine Hälfte sandte er Richtung Westen nach Abydos am Hellespont, die andere verschanzte sich gegenüber von Konstantinopel in Chrysopolis. Er selbst begann mit den Vorbereitungen eines Zwei-Fronten-Angriffs auf die Hauptstadt.
Die kaiserliche Flotte hinderte mit ihren andauernden Patrouillen auf dem Hellespont, dem Marmarameer und dem Bosporus Bardas Phokas daran, auf europäischen Boden überzusetzen. Ungefähr zur Wintersonnenwende erschien die wikingische Flotte mit den von Großfürst Wladimir von Kiew zugesagten 6.000 Kämpfern an Bord. Eines Abends gegen Ende Februar 989 überquerten sie im Schutz der Dunkelheit mit dem Kaiser persönlich an der Spitze die Meerenge und bezogen wenige hundert Meter vom Hauptlager der Aufständischen entfernt Stellung an der Küste von Chrysopolis. Beim ersten Tageslicht griffen sie an. Gleichzeitig überschüttete eine Schwadron kaiserlicher Flammenwerfer die Küste mit Griechischem Feuer. Phokas' Leute, von der furchterregenden Schar aus dem Schlaf gerissen, konnten wenig zu ihrer Verteidigung unternehmen. Die Angreifenden schwangen gnadenlos Schwerter und Kampfbeile, bis sie knöcheltief im Blut standen. Nur wenige ihrer Opfer kamen mit dem Leben davon. Von drei untergeordneten Befehlshabern, die man dem Kaiser auslieferte, wurde einer gehängt, der zweite gepfählt und der dritte ans Kreuz geschlagen. Zu seinem Glück scheint sich Bardas Phokas bei den Reservetruppen aufgehalten zu haben, wenn nicht sogar in Nikäa. Jedenfalls war er ein Stück weit von Chrysopolis entfernt. Sobald er von den Massaker hörte, beeilte er sich, um zu seinem restlichen Heer bei Abydos zu gelangen. Wenn er nur diesen Hafen an der Mündung des Hellespont erreichte, würde er dort genügend Schiffe finden, um seine Männer auf die Halbinsel Gallipoli übersetzen zu lassen und von dort den Angriff auf Konstantinopel zu lancieren. Kaum angekommen, begann er mit der Belagerung der gleichnamigen Stadt. Gallipoli leistete jedoch erbitterten Widerstand. Da die kaiserliche Flotte die Meerenge sicher unter Kontrolle hielt, erwies sich eine wirkungsvolle Blockade als unmöglich. In der Zwischenzeit machte sich Kaiser Basileios, nach Konstantinopel zurückgekehrt, an die Vorbereitung eines Entlastungsangriffs. Mitte März 989 war man bereit loszuschlagen. Umgehend wurde ein Kontingent vorausgeschickt. Es stand - eher unerwartet - unter dem Befehl seines Bruders und Mit-Kaisers Konstantin. Basileios II. schiffte sich wenige Tage später ein. Er ging ein paar Kilometer nordöstlich in der Nähe von Lampsakos an Land und marschierte unverzüglich auf die belagerte Stadt zu, die hünenhaften Waräger hinter sich.
Am nächsten Morgen standen sich die beiden gegnerischen Heere auf der offenen Ebene von Abydos landeinwärts gegenüber; auf beiden Seiten versuchte man mehrere Tage lang, sich in eine bessere Ausgangsstellung zu manövrieren. Erst am Samstag, dem 13. April 989, gab der Kaiser in der Morgendämmerung den Befehl zum Angriff. Zuerst machte es den Anschein, als wollte schon der erste Ansturm die Entscheidung herbeiführen. Die Aufständischen zerstreuten sich, viele wurden erschlagen, andere machten kehrt und rannten auf und davon. Nur unter größten Schwierigkeiten gelangs es Bardas Phokas, wieder Ordnung in seine Reihen zu bringen und die restlichen Truppenverbände zu formieren. Als er über die Ebene blickte, soll er, so ist überliefert, Basileios erblickt haben, der gerade seine nordischen Reihen abritt, sie lobte und zu noch größerem Schlachten anfeuerte, und an seiner Seite Konstantin mit einer langen Lanze. Phokas' Gesichtszüge nahmen einen neuen Ausdruck an. Er erinnerte sich, dass er bei seiner letzten Begegnung mit Bardas Skleros eine sichere Niederlage in einen Sieg verwandelt hatte, indem er seinem Feind einen Zweikampf vorschlug. Alle ignorierend, die ihn von seinem Vorhaben abzubringen versuchten, schrie er unvermittelt nach seinem Pferd, gab ihm die Sporen und donnerte im Galopp auf die kaiserliche Front zu, das Schwert direkt auf den Kaiser gerichtet. Basileios blieb stehen; er umklammerte sein eigenes Schwert mit der Rechten und hielt in der Linken eine Ikone der Gottesmutter, die für ihre wundertätige Kraft bekannt war. Näher und näher kam sein Angreifer: "Wie eine von einem Orkan getriebene Wolke", schreibt Psellos. Dann schien er plötzlich zu schwanken. War er von einem plötzlichen Schwindelanfall ergriffen? Er hielt sein Pferd an, glitt aus dem Sattel und blieb reglos auf dem Boden liegen. Als Basileios, Konstantin und ihr Gefolge einen Augenblick später zu ihm traten, war er bereits tot. Zuerst wurde angenommen, er sei von einem Pfeil getroffen worden. An seinem Körper gab es jedoch kein Anzeichen für eine Wunde. In Wirklichkeit hatte ihn schlicht der Schlag gerührt, vermutlich verursacht durch Aufregung und Anstrengung. Er war offenbar sofort tot. Als seine Truppen sahen, was geschehen war, gerieten sie in Panik und flohen. Aber sie waren für die warägischen Riesen leichte Beute; sie verfolgten sie und hackten sie kurzerhand in Stücke.
 
 
 
 

  oo N.N.
        
 
 
 
 

Kinder:

  Nikephoros
       1022
 
 
 
 

Literatur:
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Collenberg, Weyprecht Hugo Graf Rüdt von: Wer war Theophano? Seite 52 Tafel B 1 - Norwich John Julius: Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1993 Band II Seite 266,272-274,292-295,299-304 -