Regino: Seite 265
*******
"Chronik." in: Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VII

Das Jahr 883.

König Ludowich, der Bruder Karlomann's, stirbt beim heiligen Dionysius und wird dort ehrenvoll bestattet; ihn betrauerten alle Völker Galliens unter heftigen Wehklagen. Er  war nämlich ein Mann von der größten Tapferkeit und vertheidigte das ihm unterthänige Reich kraftvoll und mannhaft gegen die Anfeindung der Heiden. Unter den übrigen Thaten, die er rüstig vollbrachte, wird vorzüglich jenes Treffen gerühmt, in welchem er an dem Orte, der Sodaltcurt heißt, mit aller Macht gegen die Nordmannen focht; in diesem Kampfe streckte er, wie man sagt, mehr als 8000 der Feinde mit dem  Schwerte nieder. Sein Bruder Karlomann übernahm das Reich.

Um dieselbe Zeit ging der Bischof Bertulf von Trier zum Herrn ein am 10. Februar, dem auf dem Bischofstuhle durch die Wahl der Geistlichkeit und des gesammten Volkes der ehrwürdigste Priester Ratbod am 8. April nachfolgte. In diesen Tagen am 22. April wird von demselben Bischof Ratbod für  die Metzer Kirche Ruotbert zum Vorsteher geweiht.

Um diese Zeit wird Hugo, der Sohn Lothar's, von einigen Freunden der Zwietracht und des Haders zu der Hoffnung verleitet, das väterliche Reich wiederzuerlangen und alle, die der Gerechtigkeit und dem Frieden Haß geschworen, strömten ihm zu, so daß in wenigen Tagen eine zahllose Schaar von Räubern seiner Hoheit sich untergeben hatte. Zu diesen gesellen sich auch einige von den Großen des Reiches, durch eitle Hoffnung verführt, und leisten Huldigung, nämlich die Grafen Stephan, Ruotbert, Wicbert, Thietbald, sowie auch Albrich und sein Bruder Stephan, und so arge Räubereien und Gewaltthaten wurden von diesen im Reiche verübt, daß zwischen ihrer und der Nordmannen Bosheit kein Unterschied stattfand, außer daß sie sich des Mordens und Brennens enthielten. So feindselig war der allmächtige Gott in seinem Zorne dem Reiche Lothar's, und durch solche Wunden seines  Wachsthums rottete er die Kraft desselben mit der Wurzel aus,  daß die Weissagung des heiligsten Papstes Nicolaus und zugleich auch der Fluch, den er über dies Reich ausgesprochen, vollständig erfüllt wurde.

Um diese Zeit tödtete auch jener Hugo den Grafen Wicbert, der ihm von früher Jugend an hold gewesen war; wenige Tage darauf ließ er den Bernar, einen edlen und ihm sehr ergebenen Mann, meuchlings ermorden, da er durch die Schönheit seiner Frau gefesselt war, und nimmt diese auch ohne  Verzug zur Ehe. Dies Weib hieß aber Friderada und ehe sie sich mit Bernar verband, war sie mit Engilramm, einem mächtigen Manne, vermählt gewesen, welchem sie eine Tochter gebar. Die letztere nahm nachmals der Graf Richwin zur Ehe und eben dieser ließ sie auch wegen Unzucht, die sie begangen, enthaupten. Im J. d. g. M.