Tochter des Grafen
Berengar II. von Sulzbach aus seiner 2. Ehe mit der Adelheid
von Diessen, Tochter von Graf Otto II. von Ambras; Schwester Gertruds,
der Gattin König KONRADS III.
Lexikon des Mittelalters: Band I Seite 2023
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Bertha von Sulzbach, Kaiserin von Byzanz
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+ 115/60
oo Kaiser Manuel I. Komnenos
Tochter Graf Berengars II. und Schwester Gertruds, der Gattin König KONRADS III.
Anlässlich der Verhandlungen KONRADS III. mit dem byzantinischen Kaiser Johannes II., die 1145/46 zu einem Freundschaftsbündnis KONRADS mit dem Nachfolger Johannes' II., Kaiser Manuel, führte, wurde Bertha 1142 mit Manuel verlobt und im Januar 1146 verheiratet. KONRAD erklärte sie dem byzantinischen Kaiserhof gegenüber zu seiner Adoptivtochter und sagte anlässlich der Bündnisbekräftigung 1148 in Thessalonike mündlich zu, ihr (Unter-)Italien als Mitgift zu geben, das gemeinsam den Normannen entrissen werden sollte. Auf Drängen Papst Eugens III. hin sollte Bertha für HEINRICH, den Sohn KONRADS III., eine byzantinische Prinzessin als Braut aussuchen, damit dieser (Unter-)Italien als Mitgift mitgeben und damit gleichsam zurückgegeben werden konnte; der Plan zerschlug sich durch den frühzeitigen Tod HEINRICHS.
Literatur:
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W. Bernhardi, JDG K. III. – NDB II, 151 – P. Lamm, Comneni e Staufer
I, 1955, 56ff. – H. Vollrath, Konrad III. und Byzanz, AKG 59, 1977, 321-365.
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Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 66
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Bertha von Sulzbach (Irene, Eirene), Kaiserin von Byzanz
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+ 1160 (1158?)
Konstantinopel
Vater: Berengar II, Graf von Sulzbach
Mutter: Adelheid von Wolfratshausen (DIESSEN-ANDECHS) (+ 1126)
oo 1146 Manuel I. Komnenos Kaiser von Byzanz (1122-1180)
Kam 1142 nach Konstantinopel. 1146 von ihrem Schwager König KONRAD III. adoptiert. Ihre Mitgift waren Apulien und Kalabrien, das erst zu erobern war. Zweck dieser politischen Heirat war, die durch die Kreuzzüge bedingten Spannungen zwischen den beiden Kaisern abzuschwächen und eine gemeinsame Politik gegen die Normannen einzuleiten. Als Exponentin des päpstlichen Rom, als „lateinischer Barbarin“ wurde sie vor allem von der Priesterschaft abgelehnt. Von ihrem persönlichen Leben zeugen unter anderem Gedichte und eine erhaltene Grabrede.
Literatur:
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NDB 2; C. O. Renner, B. v. S., Kaiserin von Byzanz, in: Gehört-gelesen,
14, 1967.
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GENEALOGISCHE TAFELN ZUR MITTELEUROPÄISCHEN GESCHICHTE
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Dr. Wilhelm Wegener: Seite 202
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27. Bertha (Irene)
Gattin seit 1146 des Kaisers Emanuel Komnenos
(+ 1180)
+ 1158 Moritz I, 255
vgl. die Kastler Reimchronik Vers 557 ff bei Moritz 2, 148, Bernhardi,
Jahrb. Konrad III. 266 u.a.m.
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Wilhelm Bernhardi: Seite 266-272
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"Jahrbücher der Deutschen Geschichte.Konrad III"
Vermutlich im Jahre 1140 schickte Johannes
einige Gesandte nach Deutschland, mit dem Auftrage, dem König
KONRAD eine Erneuerung der Einigung beider Reiche anzutragen.
Um das allgemeine Interesse durch das persönliche anzuspannen, warb
der Kaiser zugleich um eine Prinzessin ais der Familie des deutschen Königs
als Gemahlin für seinen jüngsten Sohn Manuel.
Nicht minder war KONRAD bereit, eine
deutsche Fürstentochter als Braut des Kaisersohnes nach Konstantinopel
zu schicken. Er schlug dem Kaiser hierzu eine Schwester seiner Gemahlin,
Bertha von Sulzbach, vor.
Endgültige Abmachungen in Betreff Rogers
kamen indes damals nicht zu Stande; wohl aber erklärte sich Johannes
bereit, die Tochter des Grafen von Sulzbach als Gemahlin für
seinen Sohn anzunehmen
Zur Abholung der Braut ordnete er eine 3. Gesandtschaft vornehmer Männer
ab. Die Verlobung Berthas mit Manuel
war gerade in jenen Tagen von größerer Tragweite
geworden, als in der Zeit ihrer Festsetzung. Seine beiden ältesten
Söhne hatte Johannes kurz nacheiander,
wahrscheinlich während des Sommers 1142, durch den Tod vcerloren;
den 3. hielt er für den Thronm nicht geeiegnet, so daß sich
für die Tochter Berengars
von Sulzbach die Aussicht eröffnete, einst als Kaiserin des
oströmischen Reiches eine erhabene Stellung einzunehmen, die vor allem
für die Politik des deutschen Königs bedeutungsvoll werden konnte.
Steven Runciman: Seite 526,664
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"Geschichte der Kreuzzüge"
Wie schon 1136 verschaffte sich Kaiser Johannes
Rückendeckung durch ein Bündnis mit dem deutschen König
gegen Roger von Sizilien. Seine Botschafter begaben sich an den Hof KONRADS
III., um die nötigen Vereinbarungen zu treffen und die
Freundschaft mit einer Eheschließung zu besiegeln. Bei ihrer Rückkehr
im Jahre 1142 brachten sie KONRADS Schwägerin
Bertha von Sulzbach mit, die unter
dem Namen Irene die Gemahlin Manuels,
des jüngsten Kaisersohnes, werden sollte.
Gegen Ende des Jahres 1159 starb die Kaiserin
Irene, die gebürtige Bertha von
Sulzbach, und ließ als einziges Kind eine Tochter zurück.
John Julius Norwich: Band III Seite 109-110,149
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"Byzanz"
Manuel wäre so oder so ein
untreuer Gatte gewesen; aber diese Neigung erhielt zweifellos zusätzlichen
Auftrieb durch die Erscheinung und die Wesensart seiner 1. Frau, die sich
nicht mit törichten Umgarnungsversuchen aufhielt, sondern andere Werte
pflegte. Bereits 1142 hatte Johannes Komnenos
eine dynastisch begründete Vermählung mit Manuel
als Bräutigam eingefädelt, um seinen Bund mit KONRAD
III., dem designierten Kaiser von Westrom, gegen König
Roger II. von Sizilien zu besiegeln. Von der Idee entzückt,
hatte KONRAD zu diesem Zweck seine
Schwägerin, die deutsche Prinzessin Bertha
von Sulzbach, als Braut vorgeschlagen und nach Konstantinopel
gesandt. Manuel, dessen 3 ältere
Brüder zu diesem Zeitpunkt alle noch am Leben waren, so dass er nicht
viel Aussicht auf den Thron hatte, konnte sich für die Idee nicht
erwärmen, und eine erste Begegnung zwischen ihm und der für ihn
vorgesehenen Braut trug wenig dazu bei, allseits Begeisterung für
den Plan zu entfachen. Doch gegen Ende des Jahres 1144 überlegte man
sich die Vor- und Nachteile noch einmal, und nach weiteren Verhandlungen
mit KONRAD, die in einem Bündnis
gipfelten, wurden die entsprechenden Vorkehrungen getroffen. Bertha
hatte die Zeit bis dahin in der Abgeschiedenheit der kaiserlichen
Frauengemächer verbracht. Nun trat sie wieder in das Licht der Öffentlichkeit,
tauschte ihren fremden fränkischen gegen den wohlklingenderen, wenn
auch betrüblich unoriginellen griechischen Namen Irene und
nahm im Januar 1146 pflichtgetreu Kaiser Manuel
zum Mann.
Laut Basil von Ochrid, Erzbischof von Thessalonike, der 1160 für
sie die Totenmesse las, soll Kaiserin Bertha-Irene
durch ihre schöne Gestalt, den Rhythmus ihrer Bewegungen und ihren
blütenzarten Teint selbst unbeseelte Dinge entzückt haben, aber
bei einer Totenrede unterliegt niemand einem Eid, und so sei darauf hingewiesen,
dass andere, sachlichere Zeugnisse uns ein abweichendes Bild ihrer wirklichen
Tugenden vermitteln. So heißt es bei Niketas Choniates:
Sie war indes nicht so sehr auf äußere Schönheit bedacht
als auf innere Vorzüge und Seelenschönheit. Deshalb lehnte sie
Puder, Untermalung der Augen, Mieder und Schminke, den Ersatz für
die natürliche Wangenröte, ab. Das alles überließ
sie den törichten unter den Frauen, sie selbst baute auf ihre Tugend,
diese war ihr Schmuck. Sie hatte aber auch die Unbeugsamkeit und Starrsinnigkeit
ihres Volkes, weshalb die Beziehungen des Kaisers zu ihr kühl blieben.
Manuel gewährte ihr jede Ehre,
einen prächtigen Thron und herrliche Gewänder, ein Gefolge und
alles übrige, was nur einer Kaiserin zusteht, aber die Ehre des Ehebettes
verletzte er oft.
Sie starb, ohne sich viel Respekt oder Verehrung verschafft zu haben.
Ob sie sich darum bemühte oder nicht - und es ist zu vermuten, dass
sie es nicht allzu heftig betrieb -, es gelang
Bertha nie, die Zuneigung der byzantinischen Bevölkerung
zu gewinnen, der sie zu steif und zu unelegant, kurz, zu deutsch erschien.
Dies leistete wohl auch dem Gerücht über ihre legendäre
Niedertracht Vorschub. Doch auf dem diplomatischen Parkett bewies sie auf
überzeugende Weise ihren Wert, sprang sie doch mehrmals mit Erfolg
ein, wenn es darum ging, bei gespannten Beziehungen zwischen ihrem Mann
und ihrem Schwager zu vermitteln. Sie spielte zudem eine entscheidende
Rolle beim Zustandekommen des politischen Bündnisses zwischen Manuel
und KONRAD, das 1148 anlässlich
KONRADS Besuchs in Konstantinopel geschlossen
wurde. Im allgemeinen aber lebte sie zurückgezogen im Palast und widmete
sich gottesfürchtigen Werken und der Erziehung und Ausbildung ihrer
beiden Töchter, von denen die eine noch im Kindesalter starb. Berthas
Tod rief nur wenig Echo hervor - am wenigsten von Seiten ihres
Ehemannes.
Ende 1159 war Kaiserin Irene,
geborene Bertha von Sulzbach, in Konstantinopel
gestorben; sie hinterließ 2 Töchter. Manuel
befand sich gerade auf einem Feldzug in Anatolien. Er richtete
ihr ein glanzvolles Begräbnis aus und ließ sie im väterlichen
Pantokratorkloster beisetzen.
oo 1. Manuel I. Komnenos Kaiser von Byzanz
1116/22-24.9.1180
Kinder:
Maria
1151- 1183 ermordet
1165
1. oo Bela III. König von Ungarn
- 1169 um 1148-23.4.1196
1179
2. oo Rainer Markgraf von Montferrat
1162-
1183 ermordet
Literatur:
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Cardini, Franco: Friedrich I. Barbarossa. Kaiser des Abendlandes, Verlag
Styria Graz 1990, Seite 31,54,58,60,86,123 - Wies, Ernst W.: Kaiser Friedrich
Barbarossa. Mythos und Wirklichkeit, Bechtle Esslingen 1999, Seite 61 -
Csendes, Peter: Heinrich VI., Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Wiesbaden
1993, Seite 15 - Houben, Hubert: Roger II. von Sizilien. Herrscher zwischen
Orient und Okzident, Primus Verlag Darmstadt 1997, Seite 94-96 - Jordan,
Karl: Heinrich der Löwe, Deutscher Taschenbuch Verlag München,
Seite 28 - Karl Lechner: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich
976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 193-195
- Engels, Odilo: Die Staufer. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln
1972, Seite 37,38,40, 41,58 - Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge,
Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C. Beck München 1978, Seite 526,569-570,664
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