Sohn des Grafen
Eberhard I. von Spanheim
Heinzelmann Josef:
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"Die rheinischen Spanheimer
Juttas Eltern
Eine Floskel könnte man es nennen, dass Jutta
generosam secundum saeculi dignitatem duxit genealogiam,
aber die konkrete Angabe, sie sei ex nobilissima Galliae stirpe oriunda
überrascht. Nicht selten, etwa im Sprachgebrauch der Kurie, verstand
man damals unter Gallia auch das linksrheinische Deutschland. Dies geschieht
ja auch in der ersten Vita der Hildegard von Bingen: in Galliae citerioris
partibus. In der Jutta-Vita kann man den ohne citerior ge-brauchten Begriff
aber nur auf Frankreich oder eines der damaligen Lothringen beziehen.
Das bestärkt die aus dem Namen Stephan abzuleitenden
Vermutungen, die SPANHEIMER stammten von dort. Wie, wird leider
in der Vita nicht gesagt, indessen gibt es eindeutige Aussagen über
die Eltern Juttas: Pater eius … Stephanus de Spanheym
clare ortus in matrimonium sortitus est coniugem Sophiam omni prudentia
decoratam de clarissima Bauariorum ortam prosapia. Damit wird Mötschs
Vermutung bestätigt, sie käme aus Bayern. Dass sie eine FORMBACHERIN
sei, halte ich für wenig wahrscheinlich..
Wertvoll sind auch die Angaben, dass Stephan von
Sophia die Tochter Jutta inter cetera pignora … adeptus est,
dass also das Ehepaar mehr als zwei Kinder hatte; und dass die kleine Jutta,
deren Geburt für 1092 zu erschließen ist, vix … triennis orbata
est obitu patris. D. h., dass Stephan von Spanheim zwischen 1094 und
1096 gestorben ist (Trithemius behauptet 1118), was also auch das späteste
Geburtsdatum für Juttas Bruder Meinhard festlegt.
Genealogisch interessant ist nicht nur, was die Uita
positiv aussagt, sondern auch, was sie nicht sagt. Auffällig ist bereits,
dass Juttas Vater bei aller Betonung seiner edlen Abstammung keinen
Grafentitel trägt. Er war also nicht Graf.
Ich erspare mir hier, ausführlich darzulegen, weshalb
ich den 1075 genannten Stephan von Spanheim als den Vater von Juttas
Vater Stephan vermute, der eine Erbtochter aus dem Hause
SPANHEIM geheiratet hat und auch (1068) Vogt des Wormser Hochstifts
war. Juttas Mutter Sophia scheint nämlich in jener Zeit
erst geboren zu sein.
Die Beziehungen der rheinischen zu den Kärntner Spanheimern
Streng genommen sind es zwei Geschlechter, die SPANHEIMER
genannt werden: Gut belegt sind die „Kärntner“, agnatische
Nachkommen des Grafen Siegfried im Lavanttal; zu ihnen gehören
auch die „Magdeburger“ mit ihrem cognatischen Umfeld. Auf der anderen
Seite haben wir für die „rheinischen“, die sich von Stephan
von Spanheim herleiten, keine so dichte Quellensituation, wobei schon
zwischen der zweiten Generation (Meinhard) und der übernächsten
(Gottfried) ein genauer Filiationsbeweis fehlt, sodass es durchaus
möglich ist, dass die Nachfolge nicht im Mannesstamm erfolgte. Über
die ersten Generationen haben die Fälschungen des Trithemius einen
dicken Firnis geschmiert, den man rigoros beseitigen muss.
Die Benennung „Gallier“ in der Uita domnæ Juttæ
inclusæ widerspricht sich nur scheinbar mit Comes Engelbertus
ex patre Sigfrido Francorum civis. Wahrscheinlich soll dies
heißen, dass Siegfried nach salischem Recht lebte. „Franke“
ist auf jeden Fall so doppeldeutig, wie „Gallier“. „Francia“ kann für
das damalige Frankreich, für Lothringen und für die fränkischen
Herzogtümer Deutschlands stehen. Albert von Stade bezeichnet die Tochter
des 1118 verstorbenen Magdeburger Burggrafen Hermann als Richardis
de Franconia, den in Kärnten aufgewachsenen Erzbischof Hartwig
nennen die Gesta archiepiscoporum Magdeburgensium als vir de principibus
Francorum nobilitate clarissimus.
Die Herkunftsbezeichnung in der Vita Juttas steht also
der Einreihung ihres Vaters als Sohn oder gar Enkel Siegfrieds von Lavanttal
nicht im Wege, eher handelt es sich aber um einen (¿angeheirateten?)
(Groß-)Neffen, und beide kamen aus einem heute nicht mehr deutschen
Gebiet, u. U. aus einem dort zu suchenden Spanheim; die Familie hatte kleinen,
gleichbenannten Streubesitz im Naheland, der bei den ständigen Reisen
des damaligen Hochadels eine günstig gelegene Station war und Stephans
Erbteil oder die Mitgift seiner Frau wurde.
Die sichersten Indizien für den Zusammenhang der
beiden SPANHEIMER-Stämme liefern die Traditionsnotizen von
St. Paul im Lavanttal. Der Codex Traditionum Monasterii St. Pauli wurde
bald nach 1237 von dem Mönch und Priester Wernhard nach älteren
Vorlagen (wohl auch von Erzbischof Hartwig) niedergeschrieben. Dazu
kommt als Realie ein Geschenk aus dem Kloster Sponheim mit einem Bild des
Grafen Meinhard an das Kloster St. Paul.
Die beiden Geschlechter oder Stämme hängen
eng zusammen, obwohl dies nicht durch das übliche genealogische Indiz
der Namenvererbung bestätigt wird. Das wäre schon eine Warnung
für alle, die diese sicher sinnvolle Forschungsmethode überfordern.
Aber eine Namenvererbung gab es doch und zwar betraf
sie den Beinamen. In beiden Geschlechtern taucht früh, fast gleichzeitig
in den 1070er Jahren, die Bezeichnung von Spanheim u. ä. auf. Opinio
communis war bisher, dass sich dieser „Stammsitz“ auf Burg, Ort und Kloster
Spanheim, jetzt Sponheim bei Kreuznach bezieht. Es gäbe keinen anderen
Ort dieses Namens im deutschen Sprachraum.
Engelbert I. wird in der Zeugenreihe einer Seelgerätstiftung
für das Kloster St. Peter zu Salzburg, die etwa 1060 bis 1077 Oktober
14 zu datieren ist, als comes de castro Spanheim bezeichnet.
Mit dem rheinischen Spanheim war keine Grafschaft verbunden. Auch macht
es wenig Sinn, einen Grafen nach einer 600 km entfernten, unbedeutenden
(jedenfalls urkundlich noch nicht belegten) Burg in einem ganz anderen
Reichsteil zu bezeichnen, von der sein Vater eventuell herkam, in einer
Zeit, da man Adligen Beinamen bestenfalls nach ihren Amtssitzen oder Wohnorten
oder Herrschaftsmittelpunkten gab. „Spanheim“ hieß, so darf man annehmen,
Engelberts Burg bei dem späteren Kloster St. Paul oder eine
Burg im Salzburgischen, wo er viele Güter und Rechte besaß.
Ich spiele den Ball ins Feld der österreichischen Historiker.
Natürlich ist der Gleichklang der beiden Burgnamen
im Nahegau und im Lavanttal (oder dem Salzburgischen) nicht zufällig:
Eine ist der anderen nachbenannt, oder beide nach einer noch unbekannten
dritten. Die rheinische ist mit wahrscheinlich etwas später (1072
chronikalisch, 1075 urkundlich) belegt als die andere, die außerdem
Sitz eines Grafen war. Gleichwohl scheint sie älter zu sein. Das Ur-Spanheim
wäre also noch zu finden, bzw. nachzuweisen.
oo Sophia
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Kinder:
Meginhard Graf von Spanheim
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Jutta Gründerin des Frauenklosters Disibodenberg
1090-22.12.1136
Hugo Erzbischof von Köln (1137)
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