Stephan                                                   Graf von Spanheim (1075-1118)
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    -   1118
      (zwischen 1094 und 1096)
 

Sohn des Grafen Eberhard I. von Spanheim
 

Heinzelmann Josef:
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"Die rheinischen Spanheimer

Juttas Eltern

Eine Floskel könnte man es nennen, dass Jutta generosam secundum saeculi dignitatem duxit genealogiam, aber die konkrete Angabe, sie sei ex nobilissima Galliae stirpe oriunda überrascht. Nicht selten, etwa im Sprachgebrauch der Kurie, verstand man damals unter Gallia auch das linksrheinische Deutschland. Dies geschieht ja auch in der ersten Vita der Hildegard von Bingen: in Galliae citerioris partibus. In der Jutta-Vita kann man den ohne citerior ge-brauchten Begriff aber nur auf Frankreich oder eines der damaligen Lothringen beziehen.
Das bestärkt die aus dem Namen Stephan abzuleitenden Vermutungen, die SPANHEIMER stammten von dort. Wie, wird leider in der Vita nicht gesagt, indessen gibt es eindeutige Aussagen über die Eltern Juttas: Pater eius … Stephanus de Spanheym clare ortus in matrimonium sortitus est coniugem Sophiam omni prudentia decoratam de clarissima Bauariorum ortam prosapia. Damit wird Mötschs Vermutung bestätigt, sie käme aus Bayern. Dass sie eine FORMBACHERIN sei, halte ich für wenig wahrscheinlich..
Wertvoll sind auch die Angaben, dass Stephan von Sophia die Tochter Jutta inter cetera pignora … adeptus est, dass also das Ehepaar mehr als zwei Kinder hatte; und dass die kleine Jutta, deren Geburt für 1092 zu erschließen ist, vix … triennis orbata est obitu patris. D. h., dass Stephan von Spanheim zwischen 1094 und 1096 gestorben ist (Trithemius behauptet 1118), was also auch das späteste Geburtsdatum für Juttas Bruder Meinhard festlegt.
Genealogisch interessant ist nicht nur, was die Uita positiv aussagt, sondern auch, was sie nicht sagt. Auffällig ist bereits, dass Juttas Vater bei aller Betonung seiner edlen Abstammung keinen Grafentitel trägt. Er war also nicht Graf.
Ich erspare mir hier, ausführlich darzulegen, weshalb ich den 1075 genannten Stephan von Spanheim als den Vater von Juttas Vater Stephan vermute, der eine Erbtochter aus dem Hause SPANHEIM geheiratet hat und auch (1068) Vogt des Wormser Hochstifts war. Juttas Mutter Sophia scheint nämlich in jener Zeit erst geboren zu sein.

Die Beziehungen der rheinischen zu den Kärntner Spanheimern

Streng genommen sind es zwei Geschlechter, die SPANHEIMER genannt werden: Gut belegt sind die „Kärntner“, agnatische Nachkommen des Grafen Siegfried im Lavanttal; zu ihnen gehören auch die „Magdeburger“ mit ihrem cognatischen Umfeld. Auf der anderen Seite haben wir für die „rheinischen“, die sich von Stephan von Spanheim herleiten, keine so dichte Quellensituation, wobei schon zwischen der zweiten Generation (Meinhard) und der übernächsten (Gottfried) ein genauer Filiationsbeweis fehlt, sodass es durchaus möglich ist, dass die Nachfolge nicht im Mannesstamm erfolgte. Über die ersten Generationen haben die Fälschungen des Trithemius einen dicken Firnis geschmiert, den man rigoros beseitigen muss.
Die Benennung „Gallier“ in der Uita domnæ Juttæ inclusæ widerspricht sich nur scheinbar mit Comes Engelbertus ex patre Sigfrido Francorum civis.  Wahrscheinlich soll dies heißen, dass Siegfried nach salischem Recht lebte. „Franke“ ist auf jeden Fall so doppeldeutig, wie „Gallier“. „Francia“ kann für das damalige Frankreich, für Lothringen und für die fränkischen Herzogtümer Deutschlands stehen. Albert von Stade bezeichnet die Tochter des 1118 verstorbenen Magdeburger Burggrafen Hermann als Richardis de Franconia, den in Kärnten aufgewachsenen Erzbischof Hartwig nennen die Gesta archiepiscoporum Magdeburgensium als vir de principibus Francorum nobilitate clarissimus.
Die Herkunftsbezeichnung in der Vita Juttas steht also der Einreihung ihres Vaters als Sohn oder gar Enkel Siegfrieds von Lavanttal nicht im Wege, eher handelt es sich aber um einen (¿angeheirateten?) (Groß-)Neffen, und beide kamen aus einem heute nicht mehr deutschen Gebiet, u. U. aus einem dort zu suchenden Spanheim; die Familie hatte kleinen, gleichbenannten Streubesitz im Naheland, der bei den ständigen Reisen des damaligen Hochadels eine günstig gelegene Station war und Stephans Erbteil oder die Mitgift seiner Frau wurde.
Die sichersten Indizien für den Zusammenhang der beiden SPANHEIMER-Stämme liefern die Traditionsnotizen von St. Paul im Lavanttal. Der Codex Traditionum Monasterii St. Pauli wurde bald nach 1237 von dem Mönch und Priester Wernhard nach älteren Vorlagen (wohl auch von Erzbischof Hartwig) niedergeschrieben. Dazu kommt als Realie ein Geschenk aus dem Kloster Sponheim mit einem Bild des Grafen Meinhard an das Kloster St. Paul.
Die beiden Geschlechter oder Stämme hängen eng zusammen, obwohl dies nicht durch das übliche genealogische Indiz der Namenvererbung bestätigt wird. Das wäre schon eine Warnung für alle, die diese sicher sinnvolle Forschungsmethode überfordern.
Aber eine Namenvererbung gab es doch und zwar betraf sie den Beinamen. In beiden Geschlechtern taucht früh, fast gleichzeitig in den 1070er Jahren, die Bezeichnung von Spanheim u. ä. auf. Opinio communis war bisher, dass sich dieser „Stammsitz“ auf Burg, Ort und Kloster Spanheim, jetzt Sponheim bei Kreuznach bezieht. Es gäbe keinen anderen Ort dieses Namens im deutschen Sprachraum.
Engelbert I. wird in der Zeugenreihe einer Seelgerätstiftung für das Kloster St. Peter zu Salzburg, die etwa 1060 bis 1077 Oktober 14  zu datieren ist, als comes de castro Spanheim bezeichnet. Mit dem rheinischen Spanheim war keine Grafschaft verbunden. Auch macht es wenig Sinn, einen Grafen nach einer 600 km entfernten, unbedeutenden (jedenfalls urkundlich noch nicht belegten) Burg in einem ganz anderen Reichsteil zu bezeichnen, von der sein Vater eventuell herkam, in einer Zeit, da man Adligen Beinamen bestenfalls nach ihren Amtssitzen oder Wohnorten oder Herrschaftsmittelpunkten gab. „Spanheim“ hieß, so darf man annehmen, Engelberts Burg bei dem späteren Kloster St. Paul oder eine Burg im Salzburgischen, wo er viele Güter und Rechte besaß. Ich spiele den Ball ins Feld der österreichischen Historiker.
Natürlich ist der Gleichklang der beiden Burgnamen im Nahegau und im Lavanttal (oder dem Salzburgischen) nicht zufällig: Eine ist der anderen nachbenannt, oder beide nach einer noch unbekannten dritten. Die rheinische ist mit wahrscheinlich etwas später (1072 chronikalisch, 1075 urkundlich) belegt als die andere, die außerdem Sitz eines Grafen war. Gleichwohl scheint sie älter zu sein. Das Ur-Spanheim wäre also noch zu finden, bzw. nachzuweisen.
 
 
 
 

  oo Sophia
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Kinder:

  Meginhard Graf von Spanheim
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  Jutta Gründerin des Frauenklosters Disibodenberg
  1090-22.12.1136

  Hugo Erzbischof von Köln (1137)
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