Gaudentius                                                Erzbischof von Gnesen
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um 970- 1006/12/22
 

Sohn des tschechischen, vermutlich mit den sächsischen LIUDOLFINGERN verschwägerten Fürsten Slavnik in Libice
 

Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1142
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Gaudentius (tschech. Radim),  1. Erzbischof von Gnesen
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* 970, + Todesdatum unsicher (1006/12/22)

Sohn des böhmischen Fürsten Slavnik, Bruder des Prager Bischofs Adalbert Vojtech

Trat 980 mit ihm zusammen in das römische Benediktinerkloster Bonifazio e Alessio auf dem Aventin ein, begleitete den Bruder auf seiner Missionsreise zu den Prussen (997) und wurde Zeuge seines Märtyrertodes und seiner Translatio nach Gnesen Wieder in Rom, förderte sein Bericht die Heiligsprechung Adalberts; er war die wichtigste Quelle für die Adalbert-Vita des Johannes Canaparius. Gaudentius schloß sich einer Delegation des polnischen Fürsten Boleslaw I. an, die sich beim Papst und Kaiser mit Erfolg um die Umwandlung des polnischen Missionsbistums in ein Erzbistum für ganz Polen bemühte, und wird bereits vor der Konstituierung des Erzbistums im Dezember 999 in einer in Rom ausgestellten Urkunde als archiepiscopus S. Adalberti aufgeführt. Vage bleibt die Nachricht, Gaudentius habe später Boleslaw exkommuniziert. Die ihm zugeschriebene Verfasserschaft des Adalbert-Lobgedichtes "Quatuor immensi" (O. Kralik) entbehrt der Grundlage (D. Trestik).

Quellen:
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Thietmar v. Merseburg IV, 45, ed. R. Holtzmann, MGH SRG NS IX, 1935.
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Gerd Althoff: Seite 329
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"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

                                                                 B 146

Lü:     14.10.    Gaudencius aps   + 1006 Gnesen

Die Eintragung des ersten Gnesener Erzbischofs, der ein Halbbruder des hl. Adalbert von Prag war, ins Lüneburger Necrolog weist auf die intensiven Beziehungen der BILLUNGER zu den PIASTEN auch in der Zeit der Polenkriege hin; siehe dazu ausführlich oben Seite 114ff. Über die enegen Verbindungen Familie Adalberts und Gaudentius zu den PIASTEN, die jedoch später durch den Bruch des Gaudentius mit Boleslaw Chrobry getrübt wurden, siehe Wenskus, Studien, Seite 146 mit Anmerkung 364 und Seite 196 mit weiteren Hinweisen.
Zur Gründung des Erzbistums Gnesen und der damit verbundenen Ostpolitik OTTOS III. vgl. Wenskus, Seite 171ff.; Claude, Geschichte des Erzbistums Magdeburg 1, Seite 188-196; Ludat, An Elbe und Oder, Seite 69ff; Giese, Der Stamm der Sachsen und das Reich; Seite 144ff.
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Literatur:
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Gerd Althoff: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 114,329 B 146 -