Sohn des tschechischen, vermutlich mit den sächsischen LIUDOLFINGERN
verschwägerten Fürsten Slavnik in Libice
Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 101
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Adalbert Vojtech, Bischof von Prag seit 983
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* um 956, + 23. April 997
Sohn des tschechischen, vermutlich mit den sächsischen LIUDOLFINGERN verschwägerten Fürsten Slavnik
Den Namen Adalbert erhielt er bei der Firmung in Magdeburg, wo er in den Jahren 972-981 die dortige Schule unter der Leitung von Ohtrich besuchte. Nach der Rückkehr in das Heimatland wurde er in die Reihe des Klerus um Thietmar, Bischof von Prag, aufgenommen. Nach dessen Tod wurde Adalbert vom Volk zum Bischof ausgerufen; Anfang Juni 983 bekam er die Investitur von Kaiser OTTO II. in Verona und am 29. Juni die Weihe vom Metropoliten der Prager Diözese, Willigis von Mainz. Zu seiner Zeit wurde, wie Kosmas berichtet, das Bistum Mähren in den Prager Sprengel, der, den damaligen staatlichen Grenzen von Böhmen folgend, Schlesien und das Krakauer Land umfaßte, einverleibt. Von der bischöflichen Tätigkeit Adalberts wird fast nur Anektodenhaftes erzählt (vergeblicher Kampf gegen die heidnischen Bräuche und Sitten seiner Diözesanen, Streit wegen Verkauf der christlichen Sklaven an Heiden und Juden). Schon 988 verzichtete er auf seine Amtsausübung, begab sich nach Rom und trat mit Zustimmung des Papstes in die griechisch-lateinische Gemeinschaft der Mönche von San Bonifazio und Alessio auf dem Aventin ein. 992 übernahm er auf Betreiben des Mainzer Metropoliten und einer Gesandtschaft von Prag sein bischöfliches Amt wieder. In dieser Periode seiner Tätigkeit dürften die spärlich beglaubigten Kontakte zu Geza, Stephan und Boleslaw Chrobry aufgenommen worden sein. Es kann sein, dass eben diese Kontakte wie auch die seiner Brüder, der Fürsten von Libice, den Bruch Adalberts mit Herzog Boleslaw in Prag verursachten. Etwa 994/95 begab er sich nach Aachen zu König OTTO III. und von dort aus nach Rom, wo er erneut als Mönch in dem Kloster von San Bonifazio und Alessio häufig mit dem jungen Kaiser verkehrte. Der Erzbischof von Mainz setzte beim Papst durch, dass Adalbert den verwaisten bischöflichen Sitz in Prag übernehmen müsse. Es wurde ihm jedoch vom Papst gestattet, den Heiden zu predigen, falls Herzog Boleslaw ihn nicht wieder aufnähme. Im Juli 996 reiste Adalbert nach Deutschland, im späten Herbst erhielt er eine abschlägige Antwort aus Prag. Frei von bischöflichen Pflichten begab er sich nach Ungarn, wo er einige Monate am Hof des Herzogs Stephan verweilte. Hier soll Adalbert unter anderem in Mestris (wahrscheinlich Mons Ferreus, Pecsvarad in Pannonien) ein Kloster unter dem Abt Aatric (Anastasius) gegründet haben (Hypothesen, die dieses Kloster in Polen lokalisieren, sind kaum haltbar). Von Ungarn reiste Adalbert weiter zu dem polnischen Herzog Boleslaw und begann die Missionstätigkeit unter den slawischen Lutizen beziehungsweise den baltischen Pruzzen. Unter dem Einfluß Herzog Boleslaws begab er sich mit einer kleinen Schar von Geistlichen über Danzig zu den Prussen, wo er nach einem mißlungenen Versuch der Missionierung des Märtyrertod erlitt. Ältere Quellen geben den Ort des Todes ungenau an bei Cholinum in der Gegend von Elbing, spätere verlegen ihn ins Samaland. Der polnische Herzog kaufte de Leiche des Märtyrers von den Prussen und setzte sie in Gnesen, dem Hauptsitz seiner Landes, bei. Sofort nach dem Tode wurde Adalbert als Heiliger verehrt. Im Jahre 1000 zog Kaiser OTTO III. zum Grab seines Freundes Adalbert, wo ein Erzbistum errichtet wurde und der Kaiser Reliquien für seine Adalbert geweihten Kirchen in Aachen und Rom empfing. Erst im Jahre 1039 brachte der böhmische Herzog Bretislav die sterblichen Überreste Adalberts nach Prag. Der Kult versiegte hier aber bald, im Gegensatz zu Polen, wo er als Patron des Reiches verehrt wurde und wo schon 1127 eine "inventio capitis S. Adalberi" stattgefunden hatte.
Literatur:
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LThK I - BWbDG I, 13 - H. G. Voigt, A. v. Prag, 1898 - R. Wenskus,
Stud. zur hist.-polit. Gedankenwelt Bruns v. Querfurt, 1956 - M. Uhlirz,
Die älteste Lebensbeschreibung des Hl. A., 1957 -
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Gerd Althoff: Seite 298
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"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"
B 32
Me: 23.4. Adalberti epui et nart + 997 Prag
Der Eintrag ins Merseburger Necrolog gehört nicht der Ergänzunsschicht
an. Es handelt sich, wie die genitivische Form nachweist, um einen Heiligeneintrag,
der noch vor der Ergänzungsschicht gemacht wurde. In dieser Form wurde
Adalbert auch in das Magdeburger Necrolog
eingetragen. Zu Adalberts Herkunft
und Wirken vgl. Claude, Geschichte des Erzbistums Magdeburg 1, Seite 122ff.
u.ö.; Biographisches Wörterbuch 1, Spalte 13; LThK 1, Spalte
122.
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Literatur:
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Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg): Otto III. – Heinrich
II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 44-404 -
Walter Pohl: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg.
von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 66,71,101 - Hans K. Schulze: Das
Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler
Verlag, Seite 85,229,260,278-281,284,292,378 - Thietmar von Merseburg:
Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 144, 160,162,256,416
- Gerd Althoff: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung.
Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag
München 1984, Seite 298 B 32 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag
W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 122,133,138,141,145-150,161
– Ludat, Herbert: An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik
des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau
Verlag Weimar Köln Wien 1995, Seite 41,73,75-77,86 - Giese, Wolfgang:
Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit.
Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 111,144 – Ennen, Edith: Frauen
im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 66,97 - Weinfurter,
Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich
Puset Regensburg 1999, Seite 207-209,264 -