Lexikon des Mittelalters: Band VII Seite 1443
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Schaumburg, Schauenburg, Grafen von
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Den an der Mittelweser ansässigen Edlen Adolf 'de Scowenburg' belehnte 1111 Herzog Lothar von Sachsen mit der Grafschaft Holstein, wo Adolf I. und seine Nachfolger im 12./13. Jh. die Landesherrschaft durch Kolonisierung Wagriens begründeten. Die dänische Besetzung Holsteins (1201-1225/27) und die Vertreibung Adolfs III. führten zu einer Herrschaftsintensivierung in den Stammlanden. Vom Zentrum, der am S-Hang des Süntels gelegenen Burg Schaumburg, aus wurden die Städte Rinteln (1239), Stadthagen und Hessisch Oldendorf gegründet, und gemeinsam mit den - im 13. Jh. noch dominierenden - Bischöfen von Minden kultivierten die SCHAUMBURGER den Dülwald durch Anlegen von Hagensiedlungen. Nach den Erbteilungen von 1273 (Linien Kiel-Itzehoe) und 1295/97 (Plön-Pinneberg-Itzehoe/Rendsburg), bei denen die Schaumburger Linie in Holstein mit der Herrschaft Pinneberg abgefunden wurde, verstärkte sich die Territorialisierung an der Weser. Der Einflußbereich der in Süden ansässigen Seitenlinie beschränkte sich auf die Diözesen Minden und Hildesheim, deren Domkapiteln häufig Grafensöhne angehörten; aus ihr gingen einige Bischöfe hervor. Unter Graf Otto I. (1366-1404) erstreckte sich die in 8 Ämter gegliederte Grafschaft vom Weserbergland (1377 Kauf der Grafschaft Sternberg, ab 1400/05 an Lippe verpfändet) bis zum Steinhuder Meer und von der Weser bis zum Deister (Amt Lauenau vom Herzogtum Braunschweig 1331 angepfändet). Ansprüche auf das Erbe der 1390 ausgestorbenen Plöner Linie wurden übergangen bzw. durch Geldzahlungen abgefunden; gleiches geschah 1459 beim Tod Herzog Adolfs VIII. von Schleswig-Holstein. Einen Landzuwachs brachten 1492 die Erbschaft der westfälischen Herrschaft Gemen. Ende des 14. Jh. (1389/97) gewann der aus der schon in der 2. Hälfte des 13. Jh. starken Dienstmannschaft hervorgegangene Adel Mitsprache in Landesangelegenheiten; seit dem 15. Jh. bildete er mit Städten, Flecken und Klöstern die Landstände. Größere wirtschaftliche Bedeutung gewann seit dem 16. Jh. der Abbau von Sandsteinen bei Stadthagen und von Steinkohle bei Obernkirchen.
Literatur:
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G. Schmidt, Die alte Gft. S. (Stud. und Vorarbeiten zum Hist. Atlas
v. Niedersachsen, H 5, 1920) - T. Dissmann, Die Landstände der alten
Gft. S., 1938 - W. Maack, Gft. S., 1964 - H. bei der Wieden, S. Genealogie,
1966.
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Ehemalige deutsche Grafschaft an der Weser
Benannt nach der Burg Schaumburg zwischen Rinteln und Oldendorf,
deren Erbauer Adolf I. bisher von
Santersleben genannt, wahrscheinlich ein Verwandter der Grafen von Walbeck,
um 1030 von Kaiser KONRAD II. mit dem
umliegenden Landstrich belehnt wurde. Dessen Enkel Adolf
III. erhielt 1106 die Grafschaft Holstein. Schaumburg blieb bis
1290 mit Holstein vereinigt, bis Adolf VI.,
Gerhards I. von Holstein-Rendsburg Sohn,
die Nebenlinie Schaumburg begründete, welcher jedoch in Holstein
die Grafschaft Pinneberg verblieb. Nach dem Aussterben der Hauptlinie 1459
machte Otto II. vergeblich Anspruch
auf das Herzogtum Holstein gegen Dänemark geltend.
Otto IV., 1531-1537 Bischof von Hildesheim, führte 1558
die Reformation ein. 1620 in den Reichsfürstenstand erhoben, erlosch
es 1640 mit Otto III., worauf dessen
Mutter Elisabeth, Gemahlin des Grafen
Georg Hermann von Schaumburg-Gehmen, Tochter des Grafen Simon
VI. von der Lippe, ihren Bruder Philipp von der Lippe zum Erben einsetzte.
Darauf fiel ein Teil der Grafschaft an Hannover, der Rest der Grafschaft
wurde 1647/48 zwischen Hessen-Kassel und einer Linie des Hauses LIPPE geteilt.