Dietrich von Querfurt                     Stifter des Klosters Ludesburg
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    - nach 1107
 

Sohn oder Enkel des Grafen Wilhelm von Lutisburg aus dem Hause QUERFURT
 

Fenske, Lutz: Seite 319-323
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"Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung im östlichen Sachsen"

Demzufolge hatte zur Zeit Reinhards von Halberstadt (1107-1123) ein adliger Herr namens Dietrich, der aus dem Geschlecht der Edelfreien von Querfurt stammte [117 UB H. Halb. Nr. 213 Seite 179: ... nobilis quidam nomine Tidricus de Corenvorde oriundus ...], in Zusammenarbeit mit diesem Bischof in Ludesburg ein Benediktinerkloster gegründet und ausgestattet [118 UB H. Halb. Nr. 213 Seite 180.], dessen Vogtei der Verfügung des Stifters und seiner Nachkommen unterstehen sollte. Zeit seines Lebens verfolgte Dietrich sein Gründungsvorhaben mit Eifer und fand dabei Unterstützung durch seinen Neffen Friedrich, einen Konversen [119 UB H. Halb.: ... huic pio operi, quoadusque vixit, studiose insudans et dominum Fridericum nepotem suum, in habitu monachio post arma deposita  religiose viventem, fidelem cooperatorem habens ...]. Jedoch kam diese Stiftung, wie die Urkunde weiter berichtet, zu Lebzeiten Dietrichs nicht zur Vollendung oder machte jedenfalls keine Fortschritte. Nach Dietrichs Tod gingen die eigenkirchlichen Rechte auf Grund erbrechtlicher Kriterien in den Besitz einer adligen Dame namens Mathilde über, der es anscheinend auch nicht gelang, die Entwicklung des Klosters in günstigere Bahnen zu leiten. Als sie starb, wurde ihr Sohn Gottschalk ihr Rechtsnachfolger, der bald darauf die Vogtei über das Kloster Ludesburg an Burggraf Burchard I. für den Preis von 8 Talenten aus dessen Magdeburger Lehen und 13 Hufen Allodialbesitz verkaufte. Die Urkunde bemerkt zu diesem Vorgang, es hätten nun die alten Gelübde Dietrichs zusammen mit denjenigen Burchards zufriedenstellend verwirklicht werden können. Die Stiftung wird sich also bis zu diesem Zeitpunkt nicht so recht entfaltet haben. Diese Vermutung erklärt wohl auch, daß das Kloster jetzt mit Zustimmung des schon erwähnten Konverse Friedrich und des früheren Vogtes Gottschalk von Burggraf Burchard verlegt und in der unmittelbaren Nähe der Querfurter Burg in Eilwardesdorf an einem günstigeren Ort neu errichtet wurde. Burchard verbesserte auch die wirtschaftlichen Grundlagen, indem er dem Kloster Güter aus dem Besitz der Querfurter Burgkirche übertrug.
Die Urkunde Bischof Rudolfs führt auch die Besitzungen auf, mit denen Dietrich seine Gründung ausgestattet hatte. Im ganzen handelte es sich um Grundbesitz in einer Größenordnung von 66 1/2 Hufen an 12 Orten und um 8 Wälder. Ferner gehörten vier Ministerialen dazu, welche Dietrich zusammen mit ihren Dienstlehen ebenfalls dem Kloster übertragen hatte.
Den genealogischen Zusammenhang kennzeichnet das Diplom durch den die Abstammung Dietrichs umschreibenden Wortlaut als nobilis quidam nomine Tidricus de Corenvorde oriundus. An anderer Stelle erläutert die gleiche Urkunde das Verwandtschaftsverhältnis zwischen Burchard und Dietrich völlig unmißverständlich als Burchardus, de prefati Tidrici stirpe in Corenvorde natalicia nobiliter trahens [133 UB H. Halb. Nr. 213 Seite 179f.].
Dieses Quellenzeugnis wirft indirekt auch ein Licht auf die vom Annalista Saxo überlieferte Genealogie, die Wilhelm von Lutisburg in einen Sippenzusammenhang mit den Edelfreien von Querfurt stellt: Dietrich, ein naher Verwandter der Querfurter Herren, der in Lutisburg, dessen Namen bereits Wilhelm als herkunftsanzeigenden Zunamen führte, ein Kloster gründete, dürfte dort als Besitznachfolger Wilhelms anzusprechen sein. Es ist daher eine sehr aufschlußreiche, weiterführende Beobachtung, die vermittels der Urkunde Bischof Rudolfs möglich wird, daß gerade hier ein Adliger ein Kloster errichtete, der in die stirps de Corenvorde gehörte. Der sächsische Annalist hat über die Nachkommen dieses Wilhelm keine Nachrichten hinterlassen. Dietrich, der seine Stiftung zwischen 1107 und 1123 machte, könnte recht gut in direkter Linie von dem in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts lebenden Wilhelm abstammen.
 
 
 
 

Literatur:
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Fenske, Lutz: Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung im östlichen Sachsen, Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1977 Seite 319-323 -