Begraben: Rom, Lateran
Sohn des N.N.
Lexikon des Mittelalters: Band V Seite 540
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Johannes X., Papst (April 914-Juni 928)
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+ 929
Begraben: Rom, Lateran
Gebürtig aus der Romagna und bereits erwählter Bischof von Bologna, als er um 905 zum Erzbischof von Ravenna aufrückte. Seine Translation auf den römischen Stuhl verdankte er gutem Einvernehmen mit dem Stadtherrn, dem Senator Theophylakt, ebenso wie mit König BERENGAR I. VON ITALIEN. Als Papst brachte er sogleich ein breites militärisches Bündnis zustande, das 915 in der Schlacht am Garigliano Mittelitalien von der Plage sarazenischer Überfälle befreite. Im Dezember 915 krönte er, ungeachtet des geblendeten Kaisers LUDWIG (DEM BLINDEN) VON DER PROVENCE, BERENGAR zum Kaiser. Für sein universales Amtsverständnis spricht, dass er zu Bischofserhebungen in Narbonne, Lüttich und Reims Stellung nahm, 916 durch Legaten und Schriftstücke die Synode von Hohenaltheim beeinflußte, 927 die erste Papsturkunde für Cluny ausstellte, Anweisungen zur Missionierung der Normannen gab, um die Gewinnung Kroatiens und Dalmatiens für den lateinischen Ritus bemüht war und 923 im Tetragamie-Streit die kirchliche Einheit mit Byzanz wiederherstellte. Als er sich 926 mit dem neuen italienischen König Hugo verband und den eigenen Bruder Petrus als Markgraf von Spoleto begünstigte, zog er sich die Feindschaft von Theophylakts Tochter Marozia und ihres Gatten Wido von Tuszien zu, die 927 für die Ermordung des Petrus sorgten und 928 auch Johannes X. festnehmen und durch Leo VI. ersetzen ließen. Im Kerker soll er später erdrosselt worden sein.
Quellen:
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LP II, 240f. - Jaffe I, 49-453; II, 706 - RI II 5, Nr.
15-89 - H. Zimmermann, Papsturkk. 896-1046, I, 1988, 61-99
Literatur:
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T. Venni, Giovanni X, ASRSP 59, 1936, 1-136 - Haller
II, 199-201, 548 - Seppelt II, 350-355 - H. Zimmermann, Das dunkle Jh.,
1971, 44-75 - H. Fuhrmann, Die Synode von Hohenaltheim (916) - quellenkundl.
betrachtet, DA 43, 1987, 440-468.
Der energische und begabte, doch völlig skrupellose
Johannes X. verdankte seine Würde
der Senatrix
Theodora I. von Tusculum, möglicherweise seiner Mätresse.
Er war vor allem Feldherr, und es gelang ihm, eine große Liga gegen
die Sarazenen aufzustellen, die unter seiner Führung und der Theophylakts
von Tusculum am Garigliano, dem Grenzfluß zwischen Latium und Kampanien,
belagert und geschlagen wurden.
Der Papst krönte König
BERENGAR I. VON FRIAUL zum Kaiser, zweifellos auf Weisung Theophylakts
von Tusculum. BERENGAR I., den eine
erhebliche Mitschuld an den Verwüstungen der Ungarn in Italien traf,
die er ermutigt hatte, wurde ermordet. An seine Stelle trat als neuer König
von Italien Rudolf
II. von Hoch-Burgund. Diesen verdrängte Markgraf
Hugo von der Provence, Urenkel Kaiser
LOTHARS I. Hugo wurde von seinem Halbbruder Wido II. von
Tuszien, dem zweiten Manne der Marozia,
gerufen und mit Unterstützung des Papstes zum neuen König erhoben.
Er regierte als Tyrann in Pavia, eine der fürchterlichsten Gestalten
des Jahrhunderts, der eine ähnliche Rolle spielte wie im 15. Jahrhundert
Cesare Borja.
In Rom herrschte Marozia
als absolute Diktatorin. Als der Papst ihr zu lästig und zu selbständig
wurde, ließ sie ihn einkerkern und bald darauf ermorden.
In seiner letzten Zeit scheint der Papst sich ernstlicher
um die Kirche gekümmert zu haben. In die Angelegenheiten Deutschlands
griff er ein, als er einen Legaten zur Synode KONRADS
I. nach Hohenaltheim bei Nördlingen sandte, die vor
allem der Reichseinheit und der Festigung der Königsmacht galt. Weder
KONRAD I. noch sein Nachfolger HEINRICH
I. DER VOGLER sind je nach Italien gekommen und haben die
Kaiserkrone nie empfangen.
Literatur:
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.
in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters
Band XI Seite 226 - Cawthorne Nigel: Das Sexleben der Päpste.
Die Skandalchronik des Vatikans. Benedikt Taschen Verlag 1999 Seite 74,76,77
- Hermann von Reichenau: Chronicon. in: Ausgewählte Quellen
zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 632 - Hlawitschka
Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten
im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu
seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New
York - Paris Seite 169 - Liudprands von Cremona: Werke in: Quellen
zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Band VIII Wissenschaftliche
Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 296,332-336,352,356,370,388, 390
- Zettler, Alfons: Geschichte des Herzogtums Schwaben. Verlag W.
Kohlhammer GmbH Stuttgart 2003 Seite 89 -