NASSAU, GRAFSCHAFT
 

EUROPÄISCHE STAMMTAFELN NEUE FOLGE BAND I.1 Tafeln 60-80
 

Lexikon des Mittelalters: Band VI Seite 1034
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Nassau, Grafschaften
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Vorfahren der sich seit 1160 nach Burg Nassau nennenden Grafen waren die LAURENBURGER (1117 erstmals sicher bezeugt). Sie waren verwandt mit den Grafen von Arnstein und den Mainzer Erzbischöfen aus dem Hause SAARBRÜCKEN. Die Stammburg wurde gegen Ansprüche des Wormser Domstiftes behauptet und am 1. April 1159 dem Erzbischof von Trier zu Lehen aufgetragen. Frühe Besitzkomplexe entstanden um Weilburg, Dietkirchen, Dillenburg und im Edergebiet. Hinzu kamen als Lehen der Landgrafen von Thüringen Beilstein, Driedorf, Löhnberg. Früher Besitz ist zudem nachweisbar in der Herborner Mark und in der Herrschaft zum Westerwald. Aus dem Arnsteiner Erbe kam der Anteil an der Grafschaft im Eirich im Krondominat mit den Grafen von Katzenelnbogen. Die Einordnung in das staufische Machtgefüge förderte den Erwerb vieler Rechte zwischen Lahn und unterem Main mit Hauptpositionen in Sonnenberg und Idstein. Eine krisenhafte Stagnation brachte das 2. Viertel des 13. Jh., als im Siegerland Anlehnung an den Kölner Erzbischof gesucht werden mußte und im Süden der vom Erzstift Mainz sowie der Herrschaft Eppstein ausgehende Druck empfindlich zunahm. Ein Teilungsvertrag vom 16. Dezember 1255 brachte die Gliederung in die Walramische und Ottonische Hauptlinien südlich und nördlich der Lahn. Weitere Hausteilungen führten zur Abschichtung von Weilburg, Wiesbaden-Idstein 1305-1324,1355-1605, Dillenburg ab 1303, Beilstein 1343-1561 und Hadamar 1303-1394. Von großer Tragweite für Nassau-Weilburg war 1381 das Erbe der Grafschaft Saarbrücken, gefolgt 1393 vom Erwerb der Herrschaft Kirchheim-Bolanden und 1420 der Grafschaft Vianden. An Dillenburg-Siegen fiel 1403 Breda als erstes Stück der im 15. Jh. weiter ausgebauten Stellung des Hauses in den Niederlanden, das dort in den burgundischen Kämpfen mit Frankreich eine bedeutende Rolle spielte. Teilungen von 1425/27 und 1447/49 trugen den Eigenständigkeiten der alt-nassauischen und niederländischen Gebiete Rechnung.
Einen Höhepunkt der Reichsgeltung des Hauses brachte die Erhebung des Grafen Adolf von Nassau-Wiesbaden-Idstein zum König am 5. Mai 1292. Er vermochte zwar seinem Haus kleine Förderungen zu verschaffen, doch sein Versuch des Ausgreifens in die Landgrafschaft Thüringen und die Markgrafschaft Meißen blieb nicht nur erfolglos, sondern führte schließlich zu seiner Absetzung in Mainz am 23. Juni und zu Niederlage und Tod in der Schlacht bei Göllheim am 2. Juli 1298. Das durch außenpolitische Inkonsequenzen belastete kurze Königtum brachte immerhin durch die Verehelichung der Kinder mit den Fürstenhäusern Böhmen, Kurpfalz und Hessen einen Prestigegewinn. Für das Ansehen des Hauses spricht auch die Erhebung des Königsbruders Diether zum Erzbischof von Trier (1300-1307).
Die reichspolitische Verhaltensweise der Grafen in den beiden folgenden Jahrhunderten ist durch das Lavieren zwischen den großen Dynastien HABSBURG, LUXEMBURG und WITTELSBACH gekennzeichnet, wobei gelegentlich die Hauslinien in getrennten Lagern standen. Die territorialen Positionen aller Linien, die am Samtbesitz der Stammburg festhielten, erfuhren unterschiedlich verlaufende Konsolidierungen in den Regionen Weilburg und Wiesbaden sowie Zuwachs in Weilnau, Usingen, Haiser und dem durch die Eisengewinnung wertvollen Siegerland. Lange Zeit wichtiger war die Besetzung des Erzbischofsstuhles von Mainz zwischen 1346-1371, 1373-1390, 1396-1419 und 1461-1475. Die Grafensöhne wirkten dort als Kurfürsten zeitweise auf hoher Ebene der Reichspolitik; genannt sei die Königswahl RUPRECHTS VON DER PFALZ 1400. Doch entstanden enorme Lasten durch die wiederholten Erzbistumsschismen, die zum Niedergang  des Kurstaates in der Mainzer Stiftsfehde 1459/63 führten. Nicht ausgeschaltet werden konnte die Einengung durch die Nachbarn Katzenelnbogen und Hessen (1479 zudem vereinigt). Kurtrier im Lahnmündungsgebiet Eppstein und eine Reihe kleiner Herrschaften um den Großen Feldberg. Schädlich wirkten sich nicht zuletzt immer wieder auftretende Streitigkeiten zwischen den Linien des Hauses bei Erbfällen aus.

Literatur:
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F. W. Th. Schliephake-K. Manzel, Gesch. von N. von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenw3art, 7 Bde, 1864-1869 - O. Renkhoff, Territorialgesch. des Fsm.s N.-Dillenburg, 1932 - W: Schmidt, Territorialgesch. der Herrschaft N.-Idstein und der angrenzenden Ämter, 1954 - G. W. Sante, Strukturen, Funktionen und Wandel eines hist. Raumes: N., NassA 85, 1974, 151-164 - A. Gerlich, Interterritoriale Systembildungen zw. Mittelrhein und Saar in der zweiten Hälfte des 14. Jh., BDLG 111, 1975, 103-137 - Ders., N. in polit. Konstellationen am Mittelrhein von Kg. Adolf bis Ebf. Gerlach (1292-1346), NassA 95, 1984, 1-37 [Lit.] - E. Gensicke, Landesgesch. des Westerwaldes, 1987.


Ehemaliges deutsches Herzogtum, 4708 km; Hauptstadt Wiesbaden

Die alte Stammburg der Grafen von Nassau wurde um 1100 erbaut. 1160 Grafschaft. Durch die Teilung von 1255 entstand die Walramische Hauptlinie (mit Weilburg, Idstein, Usingen, Wiesbaden) und die Ottonische Hauptlinie (mit Siegen, Dillingen, Hadamar, Beilstein). Die Ottonische Hauptlinie erwarb 1384 Diez, dann im 15. Jahrhundert mehrere niederländische Grafschaften und 1530 das französische Herzogtum Oranien (Orange). Die von ihr abgezweigte alte Linie Nassau-Oraniengewann die Statthalterschaft der nördlichen Niederlande sowie die Grafschaften Moers und Lingen. Als sie 1702 mit Wilhelm III. ausstarb, folgte ihr in den Niederlanden der Zweig Nassau-Diez als neue Linie Nassau-Oranien, während durch den Oranischen Erbfolgestreit Moers und Lingen an Preußen, Oranien selbst an Frankreich fielen. Die Neuoranische Linie vereinigte 1743 auch den Stammbesitz der Ottonischen Hauptlinie in ihrer Hand. Für den Verlust der Niederlande wurde sie 1803 mit Fulda und Corvey entschädigt; 1806 nahm ihr jedoch Napoleon I. auch ihren deutschen Besitz. Dann erhielt sie 1815 die niederländische Königskrone und dazu das Großherzogtum Luxemburg. Die Walramische Linie, die 1381 auch die Grafschaft Saarbrücken geerbt hatte, teilte sich wiederholt in mehrere Zweige. Von ihnen waren zuletzt noch Nassau-Usingen (erloschen 1816) und Nassau-Weilburg übrig; sie vereinigten, nachdem sie für ihre linksrheinische Verluste 1803 verschiedene Gebietsteile rechts des Rheins erhalten hatten, ihr Land 1806 zu einem Gesamtstaat und nahmen den Herzogstitel an. 1815 fiel auch der einstige Stammbesitz der Ottonischen Hauptlinie (außer Siegen) an das neue Herzogtum Nassau, das 1818 eine neue Verfassung erhielt und sich 1836 dem deutschen Zollverein anschloß. Herzog Adolf trat im Krieg von 1866 auf die Seite Österreichs; darauf wurde Nassau in Preußen einverleibt. Allerdings wurde der Herzog 1890, als das niederländische Königshaus im Mannesstammm erlosch, Großherzog von Luxemburg; aber 1912 starb mit seinem Sohn Wilhelm auch der Mannesstamm der Walramischen Linie aus.
 
 
Dudo  Graf von Laurenburg  1093-1104 
Drutwin  Graf von Laurenburg 1104-1124 
Ruprecht I.  1124-1152 
Arnold I.  1124-1148 
Arnold II.  1152-1158 
Ruprecht II. der Streitbare  1158-1190 
Walram I.  1148-1198 
Heinrich I. 1158-1167 
Heinrich II. der Reiche  1198-1247 
Ruprecht III.  1198-1230 
Walram II.  1247-1255 
Otto I.  1247-1255 

WALRAMSCHE LINIE
 
Walram II.  1247/1255-1277 
ADOLF I.  1277-1298 
Ruprecht IV.  1298-1304 
Gerlach I.  1298-1355 
Walram III.  1298-1322 
Adolf II.  1344-1355 
Johann I.  1344-1355 

A. Nassau-Wiesbaden-Idstein
 
Adolf II.  1344/1355-1370 
Gerlach II.    in Wiesbaden 1344/1355-1370 
Walram IV.     in Idstein  1370-1393 
Adolf III.  1393-1426 
Johann II.  1426-1480 
Nassau-Idstein
 
Philipp 1480-1509
Nassau-Wiesbaden
 
Adolf IV.  1480-1511 
Philipp I.  1511-1558 
Philipp II.  1558-1566 
Balthasar  1566-1568 
Johann Ludwig I.  1568-1596 
Johann Ludwig II.  1596-1605 

B. Nassau-Weilburg-Saarbrücken
 
Johann I.  1344/1355-1371 
Ruprecht  1355-1390 
Philipp I.  1371-1429 
Philipp II.   1429-1442 

Nassau-Saarbrücken
 
Johann II.  1442-1472 
Johann Ludwig  1472-1544 
Philipp  1544-1554 
Philipp  1554-1559 
Johann III.  1559-1574 

Nassau-Weilburg
 
Philipp II.  1429/1442-1492 
Johann III.    Mitregent  1472-1480 
Ludwig I.  1492-1523 
Philipp III.  1523-1559 
Albrecht  1559-1593 
Philipp IV.  1559-1602 
Ludwig II.  1593-1625 
Wilhelm Ludwig  1625-1629 
Johann IV.  1625-1629 

a. Nassau-Saarbrücken
 
Wilhelm Ludwig  1625/1629-1640 
Kraft  1640-1642 
Johann Ludwig  1642-1659 
Gustav Adolf  1642-1659 
Volrad  1642-1659 

Saarbrücken
 
Gustav Adolf  1642/1659-1677 
Ludwig Kraft  1677-1713 
Karl Ludwig  1713-1723 

Ottweiler
 
Johann Ludwig  1642/1659-1690 
Friedrich Ludwig  1690-1728 

Usingen
 
Volrad  Fürst seit 4.8.1688  1642/1659-1702 
Wilhelm Heinrich I.  1702-1718 
Karl  1718-1735 

Usingen
 
Karl  1718/1735-1775 
Karl Wilhelm  1775-1803 
Friedrich August  1803-1816 

Saarbrücken
 
Wilhelm Heinrich II.  1735-1768 
Ludwig 1768-1794 
Heinrich  1794-1797 

b. Nassau-Idstein
 
Johann IV.  1625/1629-1668 
Georg August Samuel  1668-1721 

c. Nassau-Weilburg
 
Ernst Kasimir 1625-1655 
Friedrich  1655-1675 
Johann Ernst  1675-1719 
Friedrich Wilhelm  1675-1684 
Karl August  1719-1753 
Karl Christian  1753-1788 
Friedrich Wilhelm  1788-1816 
Wilhelm Herzog  1816-1839
Adolf  1839-1866 

OTTONISCHE LINIE
 
Otto I.  1247/1255-1290 
Heinrich I.  1290-1303 
Emich  1290-1303 
Emich  1290-1303 

A. Nassau-Siegen
 
Heinrich I.  1290/1303-1343 

I. Nassau-Beilstein
 
Heinrich I.  1343-1388 
Heinrich II. 1388-1410 
Reinhard  1388-1412 
Johann I.  1412-1425 
Heinrich III.  1412-1425 

Liebenscheid
 
Heinrich III. 1412/1425-1477 

Beilstein
 
Johann I.  1412/1425-1473 
Heinrich IV.  1473-1499 
Johann II.   1499-1513 
Johann III.   1513-1561 

II. Nassau-Dillenburg
 
Otto II.  1343-1350 
Johann I. 1350-1416 
Adolf  1416-1420 
Johann II.   1420-1443 
Engelbert I.  1420-1442 
Johann III.  1420-1429 
Johann IV.  1442-1475 
Heinrich II.  1442-1451 
Engelbert II. Niederlande 1475-1504 
Johann V.  1504-1516 

a. Nassau-Breda
 
Heinrich III. 1516-1538 
Renatus in Orange 1540  1538-1544 

b. Nassau-Dillenburg
 
Wilhelm der Reiche   1516-1559 

1. Nassau-Oranien
 
Wilhelm I. der Schweiger  1559-1584 
Philipp Wilhelm  1584-1618
Moritz  1618-1625 
Friedrich Heinrich 1625-1647 
Wilhelm II.  1647-1650 
Wilhelm III. von England 1650-1674 

2. Nassau-Dillenburg
 
Johann VI. der Ältere  1559-1606 

Nassau-Dillenburg
 
Wilhelm Ludwig  1606-1620 

 Nassau-Siegen
 
Johann I. der Mittlere  1606-1623 

Katholische Linie
 
Johann II. der Jüngere 1623-1638 
Johann Franz Desideratus 1638-1699 
Wilhelm Hyacinth 1699-1734 

Reformierte Linie
 
Johann Moritz 1606-1679 
Georg Friedrich  1606-1674 
Heinrich  1611-1652 
Wilhelm Moritz 1652-1691 
Friedrich Wilhelm Adolf  1691-1722 
Friedrich Wilhelm 1722-1734 

Nassau-Beilstein
 
Georg  seit 1620 Nassau-Dillenburg 1606-1623 
Ludwig Heinrich  1623-1662 
Albrecht  1623-1626 
Heinrich 1662-1701 
Adolf  1653-1676 
Wilhelm  1701-1724 
Christian 1724-1739 

Nassau-Dietz
 
Ernst Kasimir  1606-1632 
Heinrich Kasimir I. 1632-1640 
Wilhelm Friedrich Fürst 1654 1640-1664 
Heinrich Kasimir II. 1664-1696 
Johann Wilhelm Friso 1696-1711
Wilhelm IV.  1711-1751 
Wilhelm V. Batavus 1751-1806 
Wilhelm VI.  1806-1814 

Nassau-Hadamar
 
Johann Heinrich  1606-1653 
Moritz Heinrich  1653-1679 
Franz Alexander 1679-1711 

B. Nassau-Hadamar
 
Emich I.  1290/1303-1334 
Johann  1334-1365 
Emich II.  1334-1359 
Heinrich  1365-1369 
Emich III.  1365-1394 

C. Nassau-Dillenburg
 
Johann  1290/1303-1328