Sohn des N.N.
Lexikon des Mittelalters: Band VI Seite 1163
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Niklot
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Fürst der Abodriten (1131-1160) nach der Ermordung Knut Lawards. Der aus dem abodritischen Adel stammende heidnische Niklot regierte über die mecklenburgischen Gebiete bis zur Peene (daneben Pribislav, Neffe Heinrichs von Alt-Lübeck, über Wagrien und Polabien). Seine Herrschaft sicherte Niklot durch ein Bündnis mit dem holsteinischen Grafen Adolf II., das auch den Wendenkreuzzug 1147 überdauerte. 1151 erhielt Niklot holsteinische Hilfe gegen eine Erhebung der Kessiner und Zirzipanen. Um die slavischen Gebiete fest ins Herzogtum Sachsen zu integrieren, unternahm Heinrich der Löwe 1160 gemeinsam mit König Waldemar I. von Dänemark einen Kriegszug gegen die Abodriten, in dessen Verlauf Niklot den Tod fand. Sein Sohn Pribislav erhielt 1167 das Erbe des Vaters zu Lehen: Aus seiner Familie entstand so das Geschlecht der Herzoge von Mecklenburg.
Quellen:
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Helmhold v. Bosau, Chronica Slavorum, I/62ff., 71, 88,
ed. B. Schmeidler, MGH SRG (in us. schol.) 32, 1937
Literatur:
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M. Hamann, Mecklenburg. Gesch. 1968, 69-84 - Gesch. in
Gestalten, III, 1981, 221ff.
Jordan Karl: Seite 31,37,44,84-87
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"Heinrich der Löwe"
Um die neuen Siedlungen in Wagrien gegen Angriffe von
außen zu schützen, schloß Graf Adolf von Holstein mit
Niklot, dem Fürsten der in
Mecklenburg wohnenden Obodriten, einen Freundschaftsvertrag ab.
Den Wenden blieben die Vorbereitungen für diesen
Feldzug nicht verborgen. Fürst Niklot
ließ deshalb die Feste Dobin am Nordende des Schweriner Sees zu einer
Fluchtburg für die Bewohner des umliegenden Landes ausbauen. Unter
Hinweis auf den zwischen ihnen geschlossenen Freundschaftsvertrag bat er
gleichzeitig Graf Adolf um seine Vermittlung. Der Graf, der in Frankfurt
ebenfalls das Kreuz genommen hatte, konnte ihm aber keine Neutralität
zusichern. Er bat aber Niklot, selbst
Frieden zu halten und ihn zu warnen, falls die Slawen von sich aus angreifen
würden. Niklot
hat dies zwar zugesagt, entschloß sich aber, den Kreuzfahrern durch
einen Vorstoß nach Wagrien zuvorzukommen. Mit einer Flotte lief er
in den letzten Junitagen in die Travemündung ein, sandte aber auch
Boten nach Segeberg, um seinem Versprechen gemäß Graf Adolf
zu warnen. Da dieser abwesend war, konnte man keine wirksamen Gegenmaßnahmen
treffen. Die Bewohner Lübecks, die am 26. Juni trotz der Warnung durch
die Besatzung der Burg sorglos das Fest der Märtyrer Johannes und
Paulus mit einem großen Gelage gefeiert hatten, wurden von
Niklots Truppen im Schlaf überrumpelt. Die im Hafen
liegenden Schiffe gingen in Flammen auf; bei den Kämpfen sollen mehr
als 300 Mann den Tod gefunden haben. Nur die Burg leistete erfolgreich
Widerstand. Gleichzeitig zogen Niklots Reiterscharen
durchs Land und zerstörten einen großen Teil der in den letzten
Jahren angelegten Siedlungen. Lediglich die Burg Segeberg und einige
andere Orte konnten sich halten. Als der Graf Truppen zu einem Gegenangriff
aufbot, trat Niklot mit seiner Flotte,
auf der er Gefangene und reiche Beute mitführte, den Rückzug
an.
Mit einer großen Mannschaft leistete Graf Adolf
im Jahre 1151 dem Obodriten-Fürsten Niklot
beim Kampf gegen die Kessiner und Zirzipanen im östlichen Mecklenburg
Hilfe.
Den ersten Vorstoß ins Slawenland unternahm Heinrich
der Löwe im Sommer 1158; doch ist uns über diesen kurzen Zug,
der durch die Grafschaft Ratzeburg gegen die Obodriten führte, kaum
etwas bekannt. Vielleicht ist Niklot damals
in seine Gefangenschaft geraten und einige Zeit in Lüneburg in Haft
gehalten worden. Vor seinem Aufbruch nach Italien war Heinrich bemüht,
den Frieden im Grenzgebiet zu sichern. Er berief Niklot
und
die anderen Slawenfürsten zu sich und verpflichtete sie durch Eid,
bis zu seiner Rückkehr mit den Sachsen und Dänen Frieden zu halten
und ihre Schiffe in Lübeck an seine Beauftragten auszuliefern. Auch
Graf Adolf ermahnte Niklot, während
seiner Abwesenheit keine Feindseligkeiten zu unternehmen. Diese Maßnahmen
hatten jedoch keinen Erfolg, da die Obodriten nur alte und unbrauchbare
Schiffe ablieferten und nach dem Abzug des Herzogs ihre Angriffe auf die
dänischen Küsten erneuerten. Nur mit aller Mühe konnte Bischof
Gerold einen Waffenstillstand vermitteln und einen Vorstoß des Dänen-Königs
nach Wagrien verhindern. Nach seiner Rückkehr nach Sachsen hielt der
Herzog in den ersten Augusttagen des Jahres 1160 in Barförde an der
Elbe nordöstlich von Lüneburg einen Landtag ab und traf auf der
nahen Ertheneburg mit König Waldemar
zusammen, der sich über die Wortbrüchigkeit der Slawen beklagte.
Über die Slawenfürsten, die der Ladung des Herzogs nicht Folge
geleistet hatten, sprach Heinrich die Acht aus und verabredete mit dem
Dänen-König ein gemeinsames Unternehmen gegen die Obodriten,
das während der Erntezeit beginnen sollte. Niklot
wollte
diesem Angriff wiederum wie beim Wendenkreuzzug des Jahres 1147 durch einen
Überfall auf Lübeck zuvorkommen. Durch die Wachsamkeit eines
Priesters - so berichtet Helmhold - gelang es aber, die Brücke über
die Wakenitz zu sperren und dadurch eine Überrumpelung der Stadt zu
verhindern. Im Spätsommer des Jahres drang der Herzog mit einem großen
Heer ins Obodritenland ein, während gleichzeitig eine dänische
Flotte unter Führung König Waldemars
und Bischof Absolom bei der Insel Poel landete und von hier
aus mecklenburgisches Küstengebiet verwüstete. Diesem doppelten
Angriff war Niklot
nicht gewachsen. Er mußte den größten Teil
seines Landes preisgeben und setzte beim Rückzug die Burgen Ilow bei
Wismar, Mecklenburg und Dobin in Brand. Nur in der durch die Warnow geschützten
Feste Werle konnte er sich halten und führte von hier aus einen Kleinkrieg
gegen das langsam vorrückende sächsische Heer. Als seine beiden
Söhne
Pribislaw und Wratislaw in der Nähe von Mecklenburg
eine Schlappe erlitten, unternahm Niklot
selbst
einen Vorstoß und wollte die Troßknechte des Herzogs beim Futterholen
in einen Hinterhalt locken. Dabei wurde er von sächsischen Rittern,
die sich als Knechte verkleidet hatten, überlistet und im Kampf
erschlagen. Dass die Sachsen das Haupt ihres gefallenen Gegners als
Beute mit sich führten, zeigt die ganze Härte der Kämpfe.
Niklot war
der letzte bedeutende Obodritenfürst; über seinem Leben liegt
eine gewisse Tragik. Er versuchte, die politische Selbständigkeit
des Obodritenlandes östlich der Lübecker Bucht zu wahren und
dabei am alten Glauben festzuhalten. Dieses Ziel glaubte er durch ein Einvernehmen
mit Graf Adolf von Holstein, an dem er auch nach dem Wendenkreuzzug festhielt,
erreichen zu können. Als dieser Wille der Selbstbehauptung mit dem
Herrschaftsanspruch des sächsischen Herzogs zusammenstieß, war
er dessen militärischer Überlegenheit nicht gewachsen. Mit seinem
Tode brach der Widerstand im Lande schnell zusammen. Seine beiden Söhne
gaben auch Werle preis, steckten die Burg in Brand und zogen sich in das
unwegsame Landesinnere zurück. Noch im gleichen Jahr schlossen sie
mit dem Herzog Frieden, traten das ganze von ihm eroberte Land an ihn ab
und behielten nur die Gebiete von Kessin und Zirzipanien mit der Burg Werle,
die sie von Heinrich zu Lehen nahmen.
oo N.N.
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Kinder:
Wartislaw
- 5./6.1164
Pribislaw I.
-30.12.1178
Prislaw Herr zu Laaland
- um 1172
Literatur:
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Jordan, Karl: Heinrich der Löwe, Deutscher
Taschenbuch Verlag München, Seite 31,37,44,78,84-87, 92,130 -