Begraben: nach seinem Wunsch in dem von ihm begründeten
Kloster St. Pantaleon in Köln
Jüngster Sohn des Königs
HEINRICH I. aus seiner 2. Ehe mit der Mathilde,
Tochter von Graf Dietrich
Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 753
********************
Brun I. (Bruno), Erzbischof von Köln seit 953
---------------------
* im Mai 925, + 11. Oktober 965
Reims
Begraben: nach seinem Wunsch in dem von ihm begründeten Kloster St. Pantaleon in Köln
Jüngster Sohn König HEINRICHS I. und der Königin Mathilde
Für Bruns Lebensweg und Wirksamkeit war und blieb entscheidend, dass er der Bruder OTTOS DES GROSSEN war: er hat Zeit seines Lebens als dessen geistlicher Helfer fungiert und wie kein anderer Geistlicher seiner Zeit die Verbindung von Königtum und Kirche verkörpert. Bereits als Knabe zum Geistlichen bestimmt, wurde er als 4-jähriger dem Bischof Balderich von Utrecht zur Erziehung übergeben, in dessen Domschule er sich mit Eifer dem liberalibus leitterarum studiis widmete (Ruotgeri vita Brunonis cap. 4); sie hat seine tiefe Liebe zur Welt der Bücher geweckt. Noch nicht 15-jährig, wurde er 939 auf ausdrücklichen Wunsch seines Bruders, König OTTOS, an den Hof berufen, um hier unter der Leitung des schottischen Bischofs Israel und später auch des von seinem Bischofssitz vertriebenen Rather von Verona seine Bildung zu komplettieren. Bald nahm er selbst an den Disputationen der gelehrten Griechen und Lateiner, die sich am Hof um den König versammelten, teil (vita Brunonis cap. 7); gleichzeitig wurde er zunehmend mit den Geschäften des Reiches vertraut gemacht. 940 (25. September) fungiert er bereits als Kanzler seines königlichen Bruders, um dieses wichtige Hofamt bis 953 (25. September) auszuüben (DDO I 35-164). Dabei zeichnet sich an der wachsenden Zahl seiner Interventionen sein zunehmender politischer Einfluß ab. Er hat sich als Kanzler nicht nur um die allgemeine Verwaltung, sondern auch um eine Verbesserung der Ausbildung der Hofgeistlichen bemüht (vita Brunonis cap. 8) und, wie er persönlich selbst von tiefer Frömmigkeit erfüllt war, auch stets den religiös-geistlichen Bedürfnissen Geltung verschafft. So hat er sich insbesondere für die Ausbreitung der Gorzeschen Reform eingesetzt - dies vor allem in den Klöstern, die OTTO ihm früh unterstellte, so nachweislich in der großen Abtei Lorsch. Die überragende Stellung, die er als Kanzler erlangt hatte, wird darin deutlich, dass er 951 - noch vor seiner Erhebung zum Bischof, was außergewöhnlich war - von OTTO zum Erzkapellan, das heißt zum Haupt der königlichen Kapelle, erhoben wurde (DO I 139, dazu vita Mathildis reg. cap. 9). Die Übertragung des höchsten geistlichen Hofamtes, das Brun bis zu seinem Tode innehatte, läßt erkennen, dass er jedenfalls für eines der großen Erzbistümer vorgesehen war. Dementsprechend wurde er zwei Jahre später (953) im Beisein von Bischof Gotfrieds von Speyer als königlicher Gesandten zum Erzbischof von Köln gewählt und wenig später, im August 953, inthronisiert (Reg. der Ebf.e v. Köln Nr. 383ff.). Bereits Anfang September 953 übertrug OTTO ihm dazu die Verwaltung des Herzogtums Lothringen, weshalb Ruotger (cap. 20) ihn treffend als "archidux" bezeichnet. Er umschreibt damit die Doppelstellung, in der Brun sich in den folgenden Jahren als Erzbischof wie als Reichsfürst mit allen Kräften für die Sache seines königlichen Bruders eingesetzt hat, stets bestrebt, Reich und Kirche dabei in gleicher Weise zu dienen. So hat er als dux die Beruhigung und Sicherung Lothringens durchgesetzt, während er das Erzbistum, weit über seinen Sprengel hinauswirkend, den deutschen Episkopat eng an das Königtum heranzog und damit praktisch eine Neuorganisation der Reichskirche in die Wege leitete (ottonisch-salisches Reichskirchensystem). Wesentlich dafür war, dass er in Köln die Leitung des Domschule selbst in die Hand nahm, hier aus dem ganzen Reichsgebiet begabte Schüler um sich scharte und mit ihnen die wichtigsten Bischofsstühle besetzte, damit sie nach dem Zeugnis seines Biographen (cap. 37) in seinem Sinne "rem punlicam suo quisque loco fide et viribus tuerentur". Es bezeichnet den Höhepunkt seiner Wirksamkeit, dass Brunam 26. Mai 961 seinen Neffen OTTO II. in Aachen zum König salbte und anschließend während der Abwesenheit OTTOS DES GROSSEN in Italien (bis Februar 965) zusammen mit Erzbischof Wilhelm von Mainz die Sorge für den jungen König und das Reich (custodiam regni Cisalpini) wahrnahm. Über der Sorge für das Reich hat er seine Kölner Kirche nicht vergessen: er hat sie um mehrere Neugründungen bereichert, so um das Kloster St. Pantaleon und die Stifter Groß St. Martin und St. Andreas in Köln. Zahlreiche andere Klöster und Stifter hat er mit reichen Reliquienschenkungen und Wohltaten bedacht, darunter vor allem auch seinen eigenen Dom, den er von Grund auf erneuert hat. Unter der Fülle seiner Aufgaben hat der rastlos Tätige früh seine Kräfte aufgezehrt. Erst 40-jährig ist er auf der Heimreise von einer diplomatischen Mission in Frankreich am 11. Oktober 965 in Reims gestorben, bis zuletzt dem Gebet und seinen Büchern hingegeben. Bald erzählte man von einer Vision des Klerikers Poppo, wonach Brun wegen seiner "übertriebenen" weltlichen Studien (ob inanem philosophiae executionem) vom höchsten Richter angeklagt, aber vom heiligen Paulus verteidigt und gerechtfertigt worden sei (Thietmar Chronicon II. cap. 16). In der Tat gehört die Sorge für die Pflege der weltlichen wie der geistlichen Studien wesentlich zu seinem Lebenswerk: Es ist die Verbindung seines Dienstes für Kirche, reich und Bildung, durch die er und als Prototyp des ottonischen Reichsbischofs erscheint.
Quellen:
----------
Ruotgeri vita Brunonis archiep. Colon., ed. I OTT (MGH
SRG NS 10, 1951) [Hauptquelle] - für alle weiteren Quellen s. F.W.
Oediger, Die Reg. d. Ebf.e v. Köln I, 1954-1961
Literatur:
------------
Hauck III, 1952, 41ff. - H. Sproemberg, Die lothring.
Politik Ottos d. Gr., RhVjbll 11, 1941, 53ff. - J. Fleckenstein, Die Hofkapelle
der dt. Kg.e 2 (MGH Schr. 16,2, 1966) - H. Schrörs, Ruotgers Lebensgesch.
des Ebf.s B. v. Köln, ebd. 88, 1910 - Ders., Ebf.e B. v. Köln,
AHVN 100, 1917 - J. Fleckenstein, B.s Dedikationsgedicht als Zeugnis der
karol. Renovatio unter Otto d. Gr., DA 11, 1954/55 - Ders., Königshof
und Bischofsschule unter Otto d. Gr., AK 38, 1956 - H. M. Klinkenberg,
Noch einmal zu Brunos Dedikatioinsgedicht, DA 12, 1956 - F. Lotter, Die
Vita Brunonis des Ruotger (BHF 9, 1958) - Ders., Das Bildnis Brunos I.
von Köln in der Vita des Ruotger, JbKGV 40, 1966 - H. Stehkämper,
Ebf. B. I. und das Mönchtum, ebd. - Die Reichsabtei Lorsch. Fschr.
zum Gedenken an ihre Stiftung 764, hg. F. Knöpp, I, 1973 [dort die
Beitr. von J. Semmler und H. Stehkämper].
Glocker Winfrid: Seite 275
**************
"Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der
Politik"
VI, 7 BRUN
----------------
* 925 V (1. Hälfte), + 965 X 10
940 Kanzler, 948-950 Abt des Klosters Lorsch, 953 VIII 9/20 Erzbischof von Köln, 953 "archidux" in Lothringen
Als 3. Sohn König HEINRICHS
I. und der Königin Mathilde
ist Brun bei Widukind I c. 31, S. 43,
und in der Antapodosis Liutprands IV c. 15, S. 113, bezeugt. In D O I.
48 nennt OTTO I. Bruno seinen Bruder.
Weitere Belegstellen sind Köpke-Dümmler S. 14f, und MGH DD O
I, S. 60 (Registerposition "Brun...diac., fr. Ottonis I. imp."), zu entgehen.
Die Geburtszeit Brunos
ergibt
sich aus der Angabe Ruotgers c. 42, S. 44, der Kölner Erzbischof sei
zu Pfingsten 965 gerade 40 Jahre alt gewesen.
Der Todestag
Brunos ist
genannt bei Ruotger c. 45, S. 49, und im Merseburger Nekrolog; vgl. Althoff,
Adelsfamilien Kommentar B 142. Das Memorienbuch von St. Panthaleon zu Köln
hat auffälligerweise den X 11 als Gedächtnistag (Beerdigungstag?)
gefeiert. Zum Todestag
Brunos vgl.
Köpke-Dümmler S. 396 mit Anm. 2.
Brun ist erstmals
in D O I. 35 von 940 IX 25 als Kanzler in der Rekognitionszeile genannt.
Zu seinem Abbiat in dem Reichskloster Lorsch vgl. Stehkämpfer, Brun
S. 308 ff.
Die Quellen seiner Erhebung als Kölner Erzbischof
sind bei BO. 232a und von Oediger, Regesten Erzbischöfe von Köln
Bd. 1, Nr. 383, zusammengestellt.
Zur Stellung Bruns
als "archidux" in Lothringen vgl. im 1. Teil S. 125 f.
Allgemein orientiert zu Brun
der
Artikel von Josef Fleckenstein im Lexikon des Mittelalters Bd. 2, Sp. 753
ff. s. v. Nr.3.
B 142
Lü: 10.10. Brun aps
+ 965 Köln
Me: 11.10. Agrippine ciuitatis
archiepiscopus Brun
Als Sohn der Königin Mathilde
war Brun mit den BILLUNGERN verwandt;
vgl. dazu Kommentar G 39.
Widukind III, 59 berichtet, dass Egbert der Einäugige
auf Fürsprache Bruns die Verzeihung
OTTOS
DES GROSSEN während des Liudolf-Aufstandes
erlangte; zu den Beteiligten an diesem Aufstand s. ausführlich oben
Seite 79 ff.
Im Merseburger Necrolog gehört der Eintrag Bruns
nicht zur Ergänzungsschicht, sondern wurde von einer Hand geschrieben,
die sonst nicht im Necrolog nachzuweisen ist.
Allg. zur Tätigkeit Bruns
als Abt von Lorsch, Erzbischof von Köln
und Herzog von Lothringen vgl. Fleckenstein, Hofkapelle 2, 30f,
u. ö.; Lorter, Die Vita Brunonis des Ruotger, passim; Oediger, Geschichte
der Erzbischöfe von Köln, S. 100ff.; Ders., Regesten der Erzbischöfe
von Köln 1, Nr. 347 - 483; NDB 2, S. 670; Biogr. Wörterbuch 1,
Spalte 368f; FW B 66 und Lexikon des Mittelalters 2, Sp. 753ff mit weiteren
Hinweisen.
BRUN
---------
* V. 925, + Reims 11. X 65
Begraben: Köln Str. Pantaleon
940/53 königlicher Kanzler
948/50 Abt von Lorsch
951/65 Erzkappelan
953/65 Erzbischof von Köln
954 archidux in Lothringen
gründet St. Pantaleon zu Köln
DIE NACHKOMMEN KÖNIG HEINRICH I.
6. BRUN, Erzbischof von Köln
----------------------------------------
* 925 (erste Maihälfte)
+ 11.10.965 in Reims
Grabstätte: Kirche St. Pantaleon in Köln