Das Jahr 880.
Im Jahre des Herrn 880 aber verwüsteten die Nortmannen
mit Feuer und Schwert die Stadt Tornaca und alle Klöster am Fluß
Scaldus, indem sie zugleich die Bewohner des Landes tödteten oder
gefangen fortführten. Gozlin aber und Chuonrad
mit ihren Genossen, mißvergnügt über die Freundschaft des
Abtes
Hugo und ihrer Herren mit Hludowich,
brachten diesen dazu, noch einmal nach Francien zu kommen. Sofort aber
zog Abt Hugo mit seinen Freunden und seinen Herren und einem zahlreichen
Heere gegen ihn, und sie lagerten sich bei dem Kloster des heiligen Quintinus;
Hludowich
aber lagerte mit seinem Heere am Fluß Hisa. Und nachdem Gesandte
hin und her gegangen waren, hatten die genannten Könige eine Zusammenkunft
und befestigten untereinander durch Vermittlung des Abts
Hugo ihre Friedensbündnisse, indem sie auch diejenigen
wieder zu Gnaden annahmen, welche von ihnen abgefallen waren. Dies geschah
im Monat Februar. Darauf schickte sich Hludowich
an, in sein Reich zurückzukehren, und unterwegs traf er auf Nortmannen,
die vom Raubzuge heimkehrten, und es
kam bei Tumiomum zum Kampf zwischen ihnen. Er aber würde
über sie einen herrlichen Sieg davongetragen haben, wenn nicht zum
Unglück sein Sohn Hugo gefallen
wäre. Diesen tödtete Godefrid,
der König der Dänen, und nach seinem Tode stand der König
davon ab, die Nortmannen zu verfolgen. Viele aber der Edlen dieses Volks
fielen daselbst; die übrigen, welche entkamen, kehrten nach ihrem
Lager zurück. Auch Abt Hugo nahm an dieser Schlacht Theil.
Während so Hludowich nach seinem Reiche zurückkehrte, kamen die Könige Hludowich und Karlmann mit ihren Getreuen nach Ambianis und hier theilten die Franken das Reich unter die Brüder; Hludowich erhielt einen Theil Franciens und ganz Neustrien, Karlmann aber Aquitanien, einen Theil von Burgund und Gothien. Und darauf zog jeder von dannen nach seinem Reiche. Danach entsandte König Hludowich den Heinrich, einen seiner Großen, um mit Hludowich und Karlmann gegen den Tyrannen Boso zu ziehen. Und auf dem Wege selbst schlug Heinrich den Teutbald, den Sohn Hucberts, in einer schweren Schlacht. Hludowich entsandte den Gauzlin mit vielen andern zum Schutz des Reiches gegen die Nortmannen; er selbst aber und sein Bruder zogen mit dem übrigen Heere nach Burgund und brachten die Städte, deren sich jener Tyrann bemächtigt hatte, wieder in ihre Gewalt. Und nachdem sie sich mit König Karl, dem Bruder Hludowichs, vereinigt halten, schlossen sie Boso in der Stadt Vienna ein; und sie boten ihm zuvörderst Frieden an, den er jedoch nicht annehmen wollte. Während sie nun die Stadt ringsum einschlossen, befestigte er sich innerhalb aufs stärkste. Darob belegten ihn die Bischöfe nach dem Rathschluß der Könige und Fürsten mit dem ewigen Bannfluch. König Karl aber brach eines Nachts auf, ohne Wissen Hludowichs und Karlmanns, verbrannte sein Lager und kehrte nach seinem Reiche zurück. Um diese Zeit starb auch König Karlmann, der Bruder Karls und Hludowichs. Die aber, welche Vienna belagerten, kehrten in die Heimath zurück, da sie sahen, daß sie den Feinden keinen Schaden anzuthun vermöchten.
Abt Gozlin und das Heer, welches mit ihm war, beschlossen
gegen die Nortmannen zum Kampf zu ziehen und sandten Botschaft an die,
welche jenseits des Flusses Scaldus waren, zum bestimmten Tag zu kommen,
damit die einen auf diesem Ufer des Flusses, die andern auf jenem die Nortmannen
vernichten möchten; aber es geschah nicht so, wie sie wünschten.
Denn nicht nur führten sie keinen glücklichen Schlag aus,
sondem vermochten kaum in schimpflicher Flucht sich zu retten, nachdem
die meisten von ihnen gefangen genommen und getödtet waren. Und ihre
Furcht und ihr Schrecken fiel auch auf die Bewohner des Landes; die Nortmannen
aber, durch ihren Sieg übermüthig gemacht, rasteten Tag und Nacht
nicht, die Kirchen zu verbrennen und das christliche Volk zu morden. Da
ergriffen alle Mönche, Kanoniker, Nonnen, mit den Gebeinen der Heiligen,
und alles Volk von jedem Stand und Alter zwischen den Flüssen Scaldus
und Somna und jenseits des Flusses Scaldus die Flucht. Denn die Dänen
schonten niemand, selbst nicht das Alter, sondern verheerten alles mit
Feuer und Schwert. Da aber Gozlin und die mit ihm waren, sahen, daß
sie den Dänen nicht widerstehen könnten, wurde das Heer im Anfang
des Monats Oktober entlassen und jeder kehrte nach Haus zurück. Die
Nortmannen oder Dänen aber veränderten ihren Aufenthalt und erbauten
sich im Monat November zu Curtriacus ein befestigtes Lager, um daselbst
zu überwintern; und von da verheerten sie das Land der Menapier
und Sueven bis zur Ausrottung der Bewohner, weil sie diesen sehr feindlich
gesinnt waren; und das ganze Land wurde von der gierigen Flamme verzehrt.
König
Hludowich aber kehrte nach Francien zurück und beging den
Tag der Geburt des Herrn in der Pfalz Compendium.