Sohn des Hausmeiers Liuthericus
Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 105
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Adalrich (Attich, Eticho), Herzog des Elsaß 673-700
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Stammte wahrscheinlich aus Burgund und war zunächst Patricius der
Provence. Wurde dann von König Childerich
II. zum Herzog ernannt und stellte sich nach dessen Ermordung
auf die Seite des neustrischen Hausmeiers Ebroin, mit dem er sich aber
bald überwarf. Adalrich anerkannte
nun Dagobert II., den Sohn König
Sigiberts III., den man aus Irland zurückgerufen hatte,
als König. Daraufhin konfiszierte Ebroin alle seine Güter in
Burgund. Adalrich regierte sein Herzogtum
gewalttätig und ließ den heiligen German von Münster-Granfelden
und den Bibliothekar des Klosters ermorden, als dieser sich ihm widersetzten.
Durch fromme Stiftungen versuchte er, seine Gewalttaten gutzumachen. So
gründete er das Frauenkloster Hohenburg, dem seine Tochter Odilia
als erste Äbtissin vorstand, die später Schutzpatronin
des Elsaß wurde. Auch das Kloster Ebersmünster nördlich
von Schlettstadt geht auf Adalrichs Gründung
zurück. Das Leben des Herzogs ist Gegenstand zahlreicher Legenden.
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Eugen Ewig:
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"Die Merowinger"
Eticho, der einem frankoburgundischen Geschlecht entstammte und der Gründer der Herzogsdynastie war, kam unter Childerich II. um 673 an den Rhein, wo er unter diesem Herrscher bezeugt ist. Sein Versuch, sich nach der Ermordung des Königs der Provence zu bemächtigen, scheiterte vor Lyon. Als Herzog im Elsaß hatte sich Eticho von der Zentralgewalt emanzipiert und setzte die Erblichkeit der Herzogswürde auch im Elsaß durch. Die vorher mit der Verwaltung des Königsguts beauftragten Grafen verschwinden. Eticho gründete für seine Tochter Odilia das Frauenkloster Hohenmünster bei Straßburg und die Abtei Ebersheim. Im Herzogtum folgte ihm wohl noch vor dem Tod Pippins sein Sohn Adalbert.
Heinrich Büttner:
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"Geschichte des Elsaß I" 1991
Im Jahre 673 war Herzog Eticho an
die Stelle des 664/66 noch in einer Urkunde für Speyer genannten Herzogs
Bonifatius getreten. Es ist die markanteste Gestalt, deren Bild wir uns
unter den elsässischen Herzögen am lebendigsten ausmalen können.
Von ihm ab ist das Herzogtum im Elsaß bis zu seinem Erlöschen
ca. 740 wohl bei derselben Familie verblieben. Herzog
Eticho tritt uns wieder im Sornegau entgegen; er wollte das
Juragebiet fester in seine Herrschaftssphäre einbeziehen, als es während
des ersten Versuches unter Gundoin und zu Lebzeiten des nur wenig bekannten
Herzogs Bonifatius geschehen war. Der Sornegau blieb unter dem intensiven
Einfluß des elsässischen Herzogtums. Eine weiter Ausdehnung
des elsässischen Machtbereiches nach der Burgundischen Pforte hin
erfolgte auch unter Eticho nicht, obschon
die Beziehungen Etichos nach Burgund
selbst sehr rege waren. Eticho war
an den Streitigkeiten beteiligt, die zwischen dem Hausmeier Ebroin und
Leodegar, dem Bischof von Autun, ausgebrochen waren und zu Spannungen und
Kämpfen größten Ausmaßes im MEROWINGER-Reich
führten. Unter Herzog Eticho tritt
das untere Elsaß, von dem während der 1. Hälfte des 7.
Jahrhunderts fast jede Kunde verloren ist, wieder etwas deutlicher in das
Licht der Geschichte. Als Familiengründung der ETICHONEN
ist auf einer der beherrschenden Höhen das Kloster Hohenburg um die
Wende des 7. zum 8. Jahrhundert entstanden. Aus der Vita s. Odiliae, ergibt
sich mit Sicherheit, dass die Gründung Hohenburgs auf die Einflußnahme
Odilias zurückgeht, dass aber
Herzog Eticho aufs stärkste daran beteiligt war, ja nach
außen hin als der eigentliche Stifter auftrat. Johenburg, auf beherrschender
Höhe über den Vogesen aufragend, galt in der Überlieferung
später als die Residenz des Herzogs Eticho.
Auch das Kloster Ebersheimmünster ist eine Gründung des ETICHONEN-Hauses.
Herzog Eticho und seine Gemahlin Bersuinda
gründeten nach allgemeiner Überlieferung der Quellen die
Abtei auf ihrem Eigengut zu Ehren des heiligen Mauritius. Auch in der Bischofsstadt
Straßburg besaß das elsässische Herzogsgeschlecht größeren
Besitz.
Franz Vollmer: Seite 137, 141-147
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"Die Etichonen"
Herkunft: Seite 142
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Adalrichs Herkunft ist unbekannt.
Er ist mit den Austrasiern alliiert und möglicherweise selbst austrasischen
Ursprungs. Jedenfalls zählt er unbestreitbar zu der obersten fränkischen
Führungsschicht. Zusammen mit anderen Männern aus allen Teilen
des Reiches ist er bei Ebroin zu finden, verläßt später
Theoderich III. und schließt
sich Dagobert II. an, den er zusammen
mit anderen Großen für einige Jahre auf den Thron von Austrasien
setzt. Theoderich III. bestraft ihn
dafür und konfisziert seinen burgundischen Besitz, um ihn an Kloster
Beze zu geben. Burgund war die erste faßbare Basis
Adalrichs. Von hier aus hatte er versucht, den Patriziat der
Provence zu gewinnen, war aber vor Lyon gescheitert.
Politische Pläne und Handlungen weisen Adalrich
so in den Kreis austrasischer Edelinge, die unter den schwachen MEROWINGER-Herrschern
zum Teil als Träger fränkischer Gesamtinteressen, zum Teil als
Verfechter eigener persönlicher Machtpläne das politisch aktive
Element bilden. Er hat wahrscheinlich völlig auf die Karte der PIPPINIDEN,
der austrasischen Hausmeier, gesetzt, deren Aufstieg auch seine Stellung
endgültig sicherte. Von Burgund aus kommt Adalrich
ins Elsaß, um hier an die Stelle des 664/65 noch genannten
Herzogs Bonifatius zu treten.
Was aber ist von den Vorfahren Adalrichs
in Erfahrung zu bringen?
Die Vita Otiliae nennt als Vater des dux illuster
Adalricus/Etih einen Liuthericus, maior domus des Childerich
III. (660-674). Von diesem Hausmeier Liuthericus wissen
wir sonst nichts. Trotz aller Erörterungen über die Vorfahren
Etichos kann auch jetzt die gesicherte
Geschichte erst mit der Person des Herzogs Adalricus/Eticho
selbst um 670 einsetzen.
Berswindas Herkunft: Seite 146
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Adalrichs Gemahlin ist nach der
Vita S. Otiliae, der Ebersheimer Chronik und nach der ins 12. Jahrhundert
gehörenden Ebersheimer Falschurkundengruppe Berswinda (Bersuinda/Perethsinda/Bersinda).
Die Odilienvita nennt sie "ex nobilissimus prohenitoribus orta"; nach ihr
stammt Berswinda von der Familie des heiligen Leodegar ab. Nach
der Leodegarsvita stammen dessen Eltern aus vornehmster Frankenfamilie.
Über die unmittelbare Verwandtschaft Leodegars wissen wir recht gut
Bescheid; sie profiliert sich in den Kämpfen um den Sturz des Königs
Childerich III. 675 und wird von Ebroin zerschlagen.
Wie aber können die Aussagen über die Herkunft der Berswinda
aus diesem burgundisch-mittelfranzösischen Adelskreis unterbaut werden?
Leodegar wird in der ETICHONEN-Familie
stark verehrt. Eberhard läßt 727 seine Neustiftung Murbach diesem
Märtyrer weihen. Auch die Namensvergleichung ergibt stützende
Hinweise: der Name Bodilo kehrt in Bodolus,
dem Enkel des Paares Adalricus-Berswinda,
wieder, und vielleicht ist die Silbe Liut-/Leod- der etichonischen
Familie von Leodegar herzuleiten. Eine urkundliche Sicherung dieser Herkunft
der Berswinda fehlt aber. Sowohl für Adalricus/Eticho
wie auch für seine Gemahlin Berswinda ist bei der Lückenhaftigkeit
und Gegensätzlichkeit der Quellenaussagen noch keine endgültige
Sicherheit in der Frage der Vorfahren erreicht. Übereinstimmend aber
wird die Herkunft von vornehmsten und politisch aktiven fränkischen
Adelsgruppen hervorgehoben. Etichos
Betrauung mit dem elsässischen Dukat liegt so wesentlich in seiner
Herkunft begründet.
In den Adelskämpfen nach dem Rücktritt Balthildes
(664-667) hatte der Hausmeier von Neustrien, Ebroin, auch zeitweise
Audalricus gewonnen, der hoffte, Herzog von Burgund und der Provence zu
werden, aber vor Lyon scheiterte. Als sich der Eigenwille Austrasiens gegen
den zentralistischen Ebroin im KAROLINGER
Pippin sammelte, wechselte Adalricus
rechtzeitig die Partei. Wie verschiedene andere Große sagte er sich
von dem von Ebroin gehaltenen Schattenkönig Theuderich
III. los und ging zu Childerich III.,
dem austrasischen König und damit zu Pippin über. Es zeigte sich
bald, dass er damit die zukunftsstarke Partei gewählt hatte. Mochte
Ebroin seinen Besitz in Burgund auch konfiszieren lassen, Pippin konnte
ihn reichlicher entschädigen: nachdem noch 664-666 im Elsaß
ein Herzog Bonifatius genannt worden war, tritt wenige Jahre danach bereits
Adalricus, oder wie er nun genannt
wird, Etich(o) als Inhaber des wesentlich
mit militärischen Sicherungsaufgaben gegen die unabhängigeren
Alemannen östlich des Rheins betrauten elsässischen Dukats auf.
So ist Adalricus/Eticho um 673
ins Elsaß gekommen und seine Nachkommen sollten auf viele Jahrhunderte
hinaus eng mit diesem Land am Oberrhein verbunden bleiben. Adalricus
lebt noch 682; nach seinem Tode übernimmt sein Sohn Adalbert
den elsässischen Dukat, und diesem folgt der Adalbert-Sohn
Liutfrid nach.
Den Namen hat die Familie von dem Stammvater Eticho/Adalricus,
der 673 als 3. bekannter fränkischer dux im Elsaß nachgewiesen
ist. Vor 673 ist keine Beziehung des Adalricus
zum Elsaß feststellbar. Danach trägt Adalricus
seine herzogliche Herrschaft nach Süden in den Sornegau vor. Er befiehlt
die Centenare des Juratales vor sich und schickt sie in die Verbannung.
Seine Maßnahmen in dieser südlichen Randzone des alemannischen
Einflusses wurden vom Germanen-Vitenschreiber ablehnend als Plünderung
und rechtloser Eingriff interpretiert. Im Elsaß selbst ist Adalricus
als Klostergründer von Ebersheim und Hohenburg zu erkennen.
Nach den Ebersheimer Fälschungen und der dortigen Chronik sollen Herzog
Atticus und seine Gemahlin Berswinda Stifter dieser Abtei
sein. Auch Hohenburg/Niedermünster ist die Initiative dieses Herzogs
offenliegend und seine Tochter Odilia
schenkt nach der auf ihren Namen gefälschten Urkunde ihren von ihrem
Vater ererbten Besitz an diese Odilienbergklöster. 682 ist Herzog
Adalrich/Eticho noch am Leben.
Aber auch im letzten Jahrzehnt liegen mehrere Bezeugungen eines oder
mehrerer hochadliger Träger dieses Namens vor, deren Identität
mit dem Elsaßherzog durchaus möglich, doch nicht streng beweisbar
ist. So finden wir 693 und 697 im königlichen Placitum unter Chlodwig
III. und Childebert III.
unter den "comitebus" einen Adalricus.
oo Bersuinda
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Kinder:
Adalbert
- vor 11.12.722
Odilia 1. Äbtissin von Hohenburg
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Batticho
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Hugo
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Hetticho
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