Charlotte von Savoyen                           Königin von Frankreich
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vor 11.3.1443-1.12.1483
                     Schloß Amboise

Begraben: Notre-Dame de Clery, neben ihrem Gatten
 

Jüngere Tochter des Herzogs Ludwig I. von Savoyen und der Anna von Lusignan, Tochter von König Johann II. von Zypern
 

Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 1730
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Charlotte von Savoyen (Charlotte de Savoie), Königin von Frankreich aus dem Hause SAVOYEN
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* um 1442 oder 1445, + 1. Dezember 1483
                                     Schloß Amboise

Begraben: Notre-Dame de Clery, neben ihrem Gatten

Gemahlin Ludwigs XI.

Kinder:
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Joachim
Louise
Francois (+ als Kleinkind)
Anne (Anne de Beaujeu)
Jeanne (1. Frau Ludwigs XII.)
Charles (später König Karl VIII.)

Charlotte war das 6. Kind von Ludwig II., Herzog von Savoyen, und Anna, Königin von Zypern. Nachdem Charlotte zunächst dem WETTINER Friedrich II., Kurfürst von Sachsen, versprochen gewesen war, wurde sie am 9. März 1453 mit dem Dauphin Ludwig als dessen zweite Frau vermählt. Die Hochzeit fand trotz der massiven Drohungen des Vaters, König Karl VII., statt, der eine Eheschließung wünschte, die mehr auf die Interessen der französischen Krone als auf diejenigen des Dauphins Rücksicht nahm. Nachdem der Dauphin vor dem väterlichen Zorn ins burgundische Namur entflohen war, folgte ihm Charlotte ins Exil (7. Juli 1457). Am 15. August 1461 in Reims zur Königin gekrönt, wurde sie zumeist von den politischen Angelegenheiten des Königreiches ferngehalten; daher vermochte sie auch nicht die Spannungen zwischen Ludwig XI. und dem Herzogtum Savoyen (unter Amadeus IX. und Yolande, Schwester Ludwigs XI.), die im Zusammenhang mit dem französisch-burgundischen Krieg auftraten auszugleichen.
Die zeitgenössischen Chroniken schildern Charlotte von Savoyen als eine Frau ohne große Schönheit, klein und brünett, von gutem und tugendsamen Charakter und einer passionierten Hingabe an Literatur, Malerei und Musik.


Treffer Gerd: Seite 212-215
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"Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert)"

CHARLOTTE VON SAVOYEN - die leidvoll Geprüfte
* 1445, + 1. Dezember 1483
             Amboise

Zweite Gemahlin Ludwigs XI., des Grausamen (* 1423; König: 1461-1483)
Heirat: 14. November 1451, Chambery

Charlotte ist Tochter des Herzog Ludwigs I. von Savoyen und einer abenteuerlichen Prinzessin von Zypern, die aus dem französischen Adelshaus LUSIGNAN stammt, das seit Kreuzfahrertagen über diese Insel herrscht.
Mit sechs Jahren wird Charlotte Friedrich von Sachsen versprochen. Aber alsbald taucht ein neuer Bewerber auf: Ludwig von Frankreich ist ein reichlich ungewöhnlicher Verlobter für ein achtjähriges Mädchen. Er ist zwanzig Jahre älter. Und sein Ruf ist nicht der beste. Seine erste Frau, Margarete von Schottland, hat er so unglücklich gemacht, daß ihr letzter Seufzer angeblich "Pfui über das Leben, man rede mir nicht mehr davon" gelautet hatte. Dann war sie 1445 mit zwanzig Jahren an Schwindsucht gestorben.
Ludwig ist sehr an Frauen interessiert - Brantome wird sogar sagen: "Er wechselt sie genausooft wie seine Hemden." Er verachtet auch solche nicht, die von mäßiger Herkunft oder eringer Tugend sind. Abgesehen von den Faruen fasziniert Ludwig die Macht. Die letzten gut zehn Jahre hat er damit zugebracht, Komplotte gegen seinen Vater Karl VII. zu schmieden, gegen dessen Politik offen zu rebellieren, deren fortwährende Zögerlichkeit er verurteilt. Dies führt schließlich dazu, daß er Viennois - die Dauphine - verlassen muß und bei seinem mächtigen Nachbarn Burgund Schutz sucht.
Und auch diese Heirat mit der kleinen Charlotte ist eine Demonstration gegen seinen Vater, der so lange braucht, ihm seinen Platz freizumachen. Die Verbindung zum Hause SAVOYEN stärkt Ludwigs östliche Flanke gegenüber dem väterlichen Frankreich. Es ist wahrscheinlich, daß der Thronfolger Frankreichs sehr früh Bedeutung der Allianz mit Savoyen für seine künftige Politik begriffen hat. Die Heirat wird daher in Eile am 14. November 1451 in Chambery gefeiert, ehe Karl VII. etwas dagegen unternehmen kann. Im nächsten Jahr findet dann eine weitere französisch-savoyische Hochzeit statt: Diese ist allerdings seit langem geplant und vom König gefördert. Ludwigs Schwester Yolanda heiratet Amadeus von Savoyen. Sobald die Heirats-Zeremonie in Chambery vorüber ist, kehrt Charlotte zu ihrer Mutter zurück, während Ludwig sein intrigantes Leben wieder aufnimmt und sein großes Herzogtum zur Geltung bringt. Charlotte bleiben noch einige Jahre der Ruhe. Ludwig findet sein Vergnügen in weiblichen Eroberungen und im Spiel mit der Macht. Dann, wieder in Ungnade, ruft er seine Frau nach Genappe in Brabant zu sich, "um Abkommen zu haben", wie er zynisch anfügt.
Von ihrem vierzehnten Lebensjahr an beginnt Charlotte, Kinder in die Welt zu setzen. Das erste, Joachim, 1459 geboren, lebt nur wenige Monate. Im nächsten Jahr kommt Louise zur Welt und stirbt sogleich. 1461 dann Anna: sie überlebt. Sie ähnelt ihrem Vater und heiratet 1474 Pierre de Beaujeu, einen Freund des Königs. 1464 kommt die kleine Johanna von Frankreich zur Welt, von Geburt an mißgebildet. Ludwig XI. wird sich ein häßliches Vergnügen daraus machen, sie mit Ludwig, dem Herzog von Orleans, zu verheiraten.
1461 stirbt Karl VII. und macht den Weg frei für Ludwig, der als Ludwig XI. neuer König von Frankreich wird. Charlotte, die neue Königin, wechselt die Residenz, nimmt aber am Hofleben kein bißchen teil und ebensowenig an der Politik. Ihr Mann verbannt sie an die Ufer der Loire, meist nach Amboise, vergnügt sich mit anderen Frauen. Dennoch: Am 30. Juni 1470 bringt Charlotte einen Sohn mit dem Namen Karl zur Welt. Ein Gerücht geht um - bei dem seltsamen Eheleben des Paares wohl unvermeidlich -, die Königin hätte eine Tochter geboren, Ludwig XI. aber habe ihr den Sohn einer seiner Mätressen, der Ehefrau eines Bäckers in Amboise, untergeschoben. Und 1472 wird Charlotte von einem weiteren Sohn entbunden, Franz. Aber schon 1473 stirbt er.
Dieser Tod hat zwei wichtige Konsequenzen: Ludwig beschließt, fortan seiner Frau treu zu sein. Philippe de Commynes schreibt in einem Kapitel mit dem Titel "Diskurs über die Misere des Lebens der Männer, vorwiegend der Prinzen" in einer kurzen Anspielung auf das Eheleben Charlottes und Ludwigs: "Mit Damen hat er sich nicht abgegeben in der Zeit, da ich mit ihm war; denn, im Augenblick meiner Ankunft starb ihm ein Sohn, er hatte große Trauer und tat also in meiner Gegenwart das Gelübde, nie mehr an eine Frau zu rühren, außer an die seine, die Königin. Und, obgleich dies zu tun den Geboten der Kirche entspricht, war dies eine große Sache, da ihm so viele zur Verfügung standen, dennoch in diesem Versprechen zu verharren, zumal überdies die Königin zu jenen gehörte, bei denen man großes Vergnügen fand, gleichwohl aber eine aufrechte gute Dame war."
Die zweite Folge des Prinzentodes ist, daß der Dauphin Karl fortan wie ein künftiger Souverän behandelt wird. Männer von großer Bildung - Jean de Daillon, Etienne de Vesc und Jean Bourre - sind seine Lehrer. Ein Haushalt von 250 Personen steht zu seiner Verfügung. Der künftige König wird so behütet, daß es fast unmöglich ist, an ihn heranzukommen.
Ludwig XI. muß sich gegen die "Liga des Gemeinwohls", eine Adelskoalition zur Wehr setzen, und seine ganze Herrschaftszeit über liegt er praktisch in Krieg mit den Herzögen von Burgund. Dennoch wird er beachtliche wirtschaftliche, finanzpolitische und soziale Erfolge erzielen und geduldig ein "neues", geeintes Frankreich aufbauen, das im übrigen um das Herzogtum Burgund, die Picardie, die Provence, Anjou und Maine größer geworden ist.
Der König hat auf seine Weibergeschichten verzichtet, in der Arbeit sein Vergnügen gefunden, was aber nicht bedeutet, daß er seiner Frau flammende Liebe entgegenbringt. Charlotte führt das Leben einer Gemiedenen, vertieft sich in Gebet und Lektüre, führt ein fast vereinsamtes Leben, gibt viel Geld für wohltätige Zwecke aus. Am 30. August 1483 stirbt Ludwig XI. Charlotte hofft nun, eine ihrem Rang angemessene Stellung zu finden und fordert die Regentschaft für ihren erst dreizehnjährigen Sohn. Der verblichene Ludwig wird sie auch jetzt noch erniedrigen. Oder hat sich Charlotte zeitlebens zu wenig um Politik gekümmert? Ludwig hat testamentarisch ihre gemeinsame Tochter Anna zur Regentin bestimmt. Von ihr wird man in ganz Europa noch hören: Sie ist die berühmte Anna von Beaujeu, die mit ihrem Mann zusammen so glänzend die Regentschaft für ihren kleinen Bruder Karl VIII. führen wird. Es schwingt hohe Anerkennung mit, wenn Ludwig XI. sie als "da am wenigsten verrückte Frau Frankreichs" bezeichnet, was für des Königs Einstellung zu den Frauen recht bezeichnend ist. Was die Königin-Mutter anbetrifft, so hat er verfügt, sie möge fortan in Loches residieren, wo er selbst einen Teil seiner Jugend, fern seiner Familie verbracht hat.
Doch Charlotte stirbt schon wenige Monate später am 1. Dezember 1483 in Amboise. Trotz der Erniedrigungen, die sie an der Seite Ludwigs XI. hatte ertragen müssen, hat sie darum gebeten, neben ihrem Mann in Notre-Dame de Clery, nahe Orleans bestattet zu werden.



Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Seite 334,360
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"Die französischen Könige des Mittelalters"

Die Spannungen zwischen Vater und Sohn nahmen erneut zu, da Ludwig 1451 eigenmächtig die savoyische Herzogs-Tochter Charlotte heiratete und das geforderte Erscheinen bei Hof verweigerte.
Seine Frau, die meist in Amboise lebte, sah der König oft lange Zeit nicht. Der Umgang miteinander war freundlich, aber nicht übermäßig vertraut. In die Pläne ihres Mannes war Charlotte nie eingeweiht. Im Vergleich mit seinem Vater, dessen Mätresse Berühmtheit erlangte, war Ludwig XI. recht keusch, auch wenn einige wenige Bastarde des Königs bekannt sind. Nach dem Tode eines Sohnes im Kindbett schwor der König 1473 gar, nie wieder Beziehungen zu anderen Frauen als zu seiner eigenen haben zu wollen. Nach Commynes hat er dieses Gelübde erfüllt.

Treffer Gerd A.: Seite 17-19
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"Johanna von Valois begegen."

Kurzportrait

KÖNIGIN CHARLOTTE VON SAVOYEN - Johannas Mutter
* 1445, + 1483
               Amboise

zweite Gemahlin Ludwigs XI.
Heirat 14. Novembber 1451 in Chambery
Königin von Frankreich 1461-1483

Charlotte ist die Tochter des Herzog Ludwigs I. von Savoyen und einer abenteuerlichen Prinzessin von Zypern, die aus dem französischen Adelshaus LUSIGNAN stammt, das seit Kreuzfahrertagen über diese Insel herrscht.
Mit sechs Jahren wird Charlotte Friedrich von Sachsen versüprochen. Aber alsbald taucht ein neuer Bewerber auf: Ludwig von Frankreich ist ein reichlich ungewöhnlicher Verlobter für ein sechsjähriges Mädchen. Er ist zwanzig Jahre älter. Und sein Ruf ist nicht der beste. Man braucht sich bloß an das Schicksal seiner ersten Frau, Margarete von Schottland, zu erinnern. Aber der Herzog hat nichts dagegen, seine Tochter dem ehrgeizigen Königs-Sohn zu geben. Sobalds die Heirats-Zeremonie in Chambry vorüber ist, kehrt Charlotte zu ihrer Mutter zurück, während Ludwig sein intrigantes Leben wieder aufnimmt und sein großes Herzogtum zur Geltung bringt. Charlotte bleiben noch einige Jahre der Ruhe. Ludwig findet sein Vergnügen in weiblichen Eroberungen und im Spiel mit der Macht. Dann, wieder in Ungande, ruft er seine Frau nach Genappe in Brabant zu sich.
Von ihrem vierzehnten Lebensjahr an beginnt Charlotte, Kinder in die Welt zu setzen. Das erste, Joachim, 1459 geboren, lebt nur wenige Monate. Im nächsten Jahr kommt Louise zur Welt und stirbt sogleich. 1461 dann Anna: sie überlebt. Sie ähnelt ihrem Vater und heiratet 1474 Pierre de Beaujeu, einen Freund des Königs. 1464 kommt die kleine Johanna von Frankreich zur Welt, von Geburt an mißgebildet. Ludwig XI. wird sich ein häßliches Vergnügen daraus machen, sie mit Ludwig, dem Herzog von Oreans zu verheiraten.
1461 stirbt Karl VII. und machte den Weg frei für Ludwig, der als Ludwig XI. neuer König von Frankreich wird. Charlotte, die neue Königin, wechselt die Residenz, nimmt aber am Hofleben kein bißchen teil und ebensowenig an der Politik. Ihr Mann verbannt sie an die Ufer der Loire, meist nach Amboise, vergnügt sich mit anderen Frauen. Dennoch: am 30. Juni 1470 bringt Charlotte einen Sohn mit dem Namen Karl zur Welt. Ein Gerücht geht um - bei dem seltsamen Eheleben des Paares wohl unvermeidlich -, die Königin hätte eine Tochter geboren, Ludwig XI. aber habe ihr den Sohn einer seiner Mätressen, der Ehefrau eines Bäckers in Amboise untergeschoben. Um 1472 wird Charlottevon einem weiteren Sohn entbunden, Franz. Aber schon 1473 stirbt er. Obwohl ihr Gemahl seither außereheliche Liaisons meidet wie der Teufel das Weihwasser, und ihrer beider Sohn Karl jeder erdenkliche Förderung und Ausstattung genießt, stellt sich ein positives Eheleben nicht ein. Charlotte führt das Leben einer Gemiedenen, vertieft sich in Gebet und Lektüre, führt ein fast vereinsamtes Leben, gibt viel Geld für wohltätige Zwecke aus. Am 30. August 1483 stirbt Ludwig XI. Charlotte hofft nun, eine ihrem Rang angemessene Stellung zu finden und fordert die Regentschaft für ihren erst dreizehnjährigen Sohn. Der verblichene Ludwig wird sie auch jetzt noch erniedrigen. Oder hat sich Charlotte zeitlebens zu wenig um Politik gekümmert? Ludwig hat testamentarisch ihre zweiundzwanzigjährige Tochter Anna zur Regentin bestimmt. Von ihr wird man in ganz Europa noch hören: sie ist die berühmte Anna von Beaujeu, die mit ihrem Mann zusammen so glänzend die Regentschaft für ihren kleinen Bruder Karl VIII. führen wird. Es schwingt hohe Anerkennung mit, wenn Ludwig XI. sie als "die am wenigsten verrückte Frau Frankreichs" bezeichnet, was für seine Einstellung zu Frauen recht bezeichnend ist. Was die Königin-Mutter anbetrifft, so hat er verfügt, siwe möge fortan in Loches residieren, wo er selbst einen Teil seiner Jugend, fern seiner Familie verbracht hat.
Doch Charlotte stirbt schon wenige Monate später am 1. Dezember 1483 in Amboise. Trotz der Erniedrigungen, die sie an der Seite Ludwigs XI. hatte ertragen müssen, hat sie darum gebeten, neben ihrem Mann in Notre-Dame de Clery, nahe Orleans bestattet zu werden.

Kendall Paul Murray: Seite 83,99,107,140,278,317
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"Ludwig XI. König von Frankreich 1423-1483."

Mitte Februar unterzeichneten Ludwigs Vertreter am Hofe von Savoyen den Heiratsvertrag. Als diese unerfreuliche Nachricht König Karl erreichte, sandte er den Herold der Normandie als Kurier nach Chambery, um der Zeremonie Einhalt zu gebieten. Der Herold kam gerade noch rechtzeitig am 9. März an, um zu sehen, wie der Dauphin und die zwölfjährige, inkarmesinrote Samtgewänder gekleidete Charlotte von Savoyen die Kapelle betraten, wosie getraut wurden.
Ein bedrückender Aspekt der Wirklichkeit war die Kinderlosigkeit des Thronerben von Frankreich. Er hatte seine Ehe mit Charlotte von Savoyen, die jetzt achtzehn Jahre alt war und noch in der Dauphine weilte, niemals vollzogen. Ermuntert vom Herzog von Burgund, der anch allem die Zeche zu bezahlen haben würde, sandte Ludwig im späten Frühjahr 1457 einen Mann nach Grenoble mit einer Botschaft an Charlotte, zu ihm zu kommen. Ludwig begab sich mit einigen wenigen Vertrauten nach Namur, um seine Gemahlin zu begrüßen. Sie kam an einem Sonntag an. Ohne alle Umstände, wie ein bürgerlioches Paar, gingen sie zum ersten Mal in jener Nacht zusammen ins Bett. Charlotte war von Natur nicht anziehend, aber sie war ein Mädchen, das nur dem Gedanken lebte, sich in das Leben ihres Gebieters, entsprechend dessen Willen einzuordnen, und als Sproß einer kinderreichen Familie gerne bereit, Kinder zu gebären. Ludwig war wohl mit ihr sehr zufrieden. Während des ersten Dutzends Jahre ihrer Ehe, aber nicht länger, leistete er sich ein paar flüchtige Liebschaften. Gemessen an den zeitlichen und örtlichen Gepflogenheiten war er enthaltsam.Während der Flitterwochen blieb das Paar kurze Zeit in Namur, dann machten sie sich mit kurzen Unterbrechungen auf den Weg nach Gennep.
Im Sommer des Jahres 1459 klärte sich Ludwigs Horizont für einen Augenblick auf. Am frühen Morgen des 27. Juli gebar Charlotte von Savoyen einen Knaben.
Weder die Inanspruchnahme des Königs durch seine Geschäfte noch sein andauerndes Umherziehen ließen ihm viel Zeit für seine Königin. Die geduldige, unterwürfige Charlotte - eine Frau, die sehr ihrer Mutter Maria ähnelte - und ihre Tochter, die Infantin Anna (geboren im Jahr 1461), sowie ihre zahlreichen Schwestern und ihr weiblicher Hofstaat weilten die meiste Zeit im schönsten aller königlichen Schlösser, in Amboise an der Loire. Nachdem der König die Touraine um die Weihnachtszeit 1461 verlassen hatte, war er wiederum im Juni 1462 kurz mit Charlotte zusammen, dann wieder im Herbst desselben Jahren, des weiteren verbrachte er mit ihr Mitte 1463. Königin Charlotte war - nach den diskreten Äußerungen von Philippe de Commynes - "keine jener Frauen, die einem Mann große Freuden bereiten, aber alles in allem eine sehr gute Frau." Ludwig behandelte sie zuvorkomend und war dem ehelichen Bett treuer als die meisten Fürsten; aber es lag nicht in seiner Natur, Herz und Gemüt mit Charlotte zu teilen. Sie und ihre Damen führten ein abgeschlossenes, eintöniges Dasein.
Da trat am 30. Juni jenes Ereignis ein, worauf er und alle treuen Franzosen schon so gespannt gewartet hatten: etwa eine Stunde vor Tagesanbruch schenkte Königin Charlotte einem gesunden Sohn das Leben.
Wenige Wochen später erlitt er einen neuen Schlag. Königin Charlotte hatte einige Monate zuvor einem kleinen Sohn das Leben geschenkt. Das Kind, das auf den Namen Franz [Anscheinend zu Ehren von Francesco Sforza. Der erste, im Dezember 1466 geborene Sohn, der nur einige Stunden am Leben blieb, hieß ebenfalls Franz.] getauft wurde, war ein wertvoller Zuwachs für die königliche Dynastie, vor allem angesichts der zerbrechlichen Gesundheit von Ludwigs Erben Karl. Als der König Mitte Juli in den Wäldern von Loches jagte, wurde ihm eiligst die Nachricht hinterbracht, Franz sei gestorben.
 
 
 
 

28.2.1457
  oo 2. Ludwig XI. König von Frankreich
          3.7.1423-30.8.1483
 
 
 
 

Kinder:

  Joachim
  27.7.-29.11.1459

  Luise
   5.1460-   1460

  Anna
   4.1461-14.11.1522

8.11.1473
   oo Peter II. Herzog von Bourbon-Beaujeu
      1.12.1438-10.10.1503 Cousin

  Johanna die Heilige
  23.4.1464-4.2.1505

 8.9.1476
   oo 1. Ludwig XII. König von Frankreich
-1498    27.6.1462-1.1.1515

  Karl VIII. der Leutselige
  30.6.1470-7.4.1498

  Franz
  3.9.1472- 8.1473
 
 
 
 

Literatur:
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Calmette, Joseph: Die großen Herzöge von Burgund. Eugen Diederichs Verlag München 1996 Seite 199,286 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 334,337,342,360,363,371 - Favier, Jean: Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1989 Seite 411,451 - Jurewitz-Freischmidt Sylvia: Die Herrinnen der Loire-Schlösser. Königinnen und Mätressen um den Lilienthron. Casimir Katz Verlag, Gernsbach 1996 Seite 73,76,100 - Kendall Paul Murray: Ludwig XI. König von Frankreich 1423-1483 Verlag Callway München 1979 Seite 83,99,107,140,278,317,437,457,504 - Tamussino Ursula: Margarete von Österreich. Diplomatin der Renaissance Verlag Styria Graz Wien Köln 1995 Seite 29,83 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996 Seite 212-215 - Treffer Gerd A.: Johanna von Valois begegen. Sankt Ulrich Verlag Augsburg 2000 Seite 17-19 -
 
 
 
 
 
 


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