Begraben: Mailand
2. Sohn des Kaisers KARL DER
GROSSE aus seiner 2. Ehe mit der Hildegard
Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 2171
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Pippin (Karlmann), König von Italien 781-810
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* 777, + 8. Juli 810
Begraben: Mailand
Seinen zweiten Sohn aus der Ehe mit Hildegard ließ KARL DER GROSSE Ostern 781 in Rom von Papst Hadrian taufen. Der Papst fungierte als Taufpate, bekräftigte die 'compaternitas' mit der karolingischen Familie und regte vermutlich die Namensänderung des bis dahin Karlmann genannten Pipin an, der gleichzeitig zum italienischen Unterkönig gesalbt und gekrönt wurde. In Italien suchte Pippin fortan die fränkische Macht gegen Benevent und die byzantinischen Positionen in Venetien zu behaupten. 796 vollendete Pippin den fränkischen Sieg über die Avaren und erbeutetete den Avarenschatz. In der Divisio regnorum von 806 wies KARL DER GROSSE Pippin neben Italien noch Bayern und das südliche Alemannien zu. Nach Pippins frühem Tod trat sein vermutlich aus einer Friedelehe stammender Sohn Bernhard die Nachfolge in Italien auf Anordnung KARLS DES GROSSEN erst 812/13 an.
Literatur:
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ADB XXVI, 162-164 - S. Abel-B. Simon, JDG Karl d. Gr.,
I, 1888²; II, 1883 - P. Classen, Karl d. Gr. und die Thronfolge im
Frankenreich (Fschr. H. Heimpel, III, 1972), 109-134 - A. Angenendt, Das
geistl. Bündnis der Päpste mit den Kasrolingern, Hjb 100, 1980,
70-90 - G. Thoma, Namensänderungen in Herrscherfamilien des ma. Europa,
1985, 77-83 - R. Schieffer, Die Karolinger, 1992, 79ff.
II. Generation
5
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Brandenburg II 3 läßt König
Pippin, dessen ursprünglichen Namen Karlmann
er nur in Anm. erwähnt, irrig 773 IV geboren werden und darum auch
vor den Schwestern Adalhaid und Rotrud
rangieren. Er stützt sich dabei auf BM² 167c, eine Notiz in der
"Lorscher Chronik" (Codex Laureshamensis, ed. K. Glöckner 1, Darmstadt
1929,282), derzufolge am 1. September 774 "bereits zwei Söhne derHildegardvorhanden
waren" (so Brandenburg in Anm. zu II, 2). Dieser spät verfaßte
(12. Jahrhundert) und gegenüber seiner Vorlage erkennbar veränderte
Text (so im "verbesserten" Datum) behauptet aber zu 774 IX 1 die Gegenwart
der Hildegardund ihrer drei (!) Söhne
Karl,
Pippin
und
LUDWIG
(I) in Lorsch, ist also wertlos. Demgegenüber paßt
das von Thegan, Vita Hlud. c 5 überlieferte Alter
Pippins von 33 Jahren bei seinem Tod 810, mit dem resultierenden
Geburtsjahr 777 genau in die Folge der Hildegard-Kinder,
die sich aus den uns erhaltenen Daten rekonstruieren läßt. Zum
Datum der Ehe Pippins siehe unten III,2.
PIPPIN
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+ 8.7.810
Necr. A/B 8.7. "Pippinus rex", König von Italien
Literatur:
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ADB 26 Seite 162ff.; BM² 508d-515a;
Classen, Karl der Große Seite 114ff., Seite 123ff.; Werner, Nachkommen
Seite 443 Nr. 5 und Tafel II/5; Die Klostergemeinschaft von Fulda 2,1 Seite
313 K 6. Zum Todestag: BM² 515a; Abel-Simson, Jahrbücher 2 Seite
430 Anmerkung 2.
Pippin,
Sohn
KARLS DES GROSSEN
und der Alemannin Hildegard,
wurde im Jahre 781 zum König von Italien erhoben. Zu seinem Herrschaftsbereich
gehörte seit der Divisio regnorum von 806 neben Italien und Teilen
Bayerns auch der südalemannische Raum. Zur Divisio regnorum vgl. Classen
Seite 123ff., BM² 513i, zu Pippins
engen Kontakten zum Bodenseegebiet Schmid, Zur historischen Bestimmung
Seite 552.
Beziehungen zur Reichenau können
darüber hinaus über den Inselabt Waldo (786-806), zugleich auch
Bischof von Pavia, bestanden haben, der nach Munding, Abt-Bischof Waldo
Seite 74 und Seite 112f. sogar Erzieher und Ratgeber des jungen Pippins
gewesen sein soll; vgl. auch Die Chronik des Gallus Ohem Seite 41ff., Beyerle,
Von der Gründung Seite 64 und Manser-Beyerle, Aus dem liturgischen
Leben Seite 322. Bischof Ratolt von Verona, der engste Kontakte zur Reichenau
hatte, war wohl Hofkapellan König
Pippins; beide haben wahrscheinlich das
Kloster Schienen und dessen Genesius-Heiligtum besucht; vgl. Fleckenstein,
Die Hofkapelle 1 Seite 65, Seite 113 und Schmid, Zur historischen Berstimmung
Seite 525. Pippin
wird unter den Angehörigen der Königsfamilie in den Gedenkbüchern
von St. Gallen (Libri cobfrat., col. 22,5 oder 6), Pfäfers (p.24A)
und Reichenau (p. 114 A2) genannt; zu den Einträgen vgl. Schmid, ebd.
Seite 510 und Beyerle, Das Reichenauer Verbrüderungsbuch Seite 1114f.
Konecny Silvia: Seite 72
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"Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die
politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen
Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."
Pippin von Italien verband sich wohl mit der Angehörigen eines Geschlechts, das in Italien Einfluß besaß. Bernhards Nachfolge muß bei der mütterlichen Verwandtschaft Unterstützung gefunden haben. Name und Herkunft von Bernhards Mutter sind alerdings nicht überliefert. Thegan, der Biograph LUDWIGS DES FROMMEN, nennt sie ausdrücklich die Konkubine Pippins von Italien. Zwar liegen Thegans Gründe, Bernhards Ansprüche auf italien zu diffamieren, auf der Hand; dennoch findet seine Aussage über die Ehe Pippins in einem Brief Alkuins eine gewisse Bestätigung. Alkuin beglückwünscht nämlich Pippin zu "der Frau seiner Jugend", womit er zwar ein Bibelzitat verwendete, das sich jedoch auf die besondere Eheform des Königssohns bezogen haben könnte. Für den Fall, daß Alkuins Brief sich auf ein aktuelles Ereignis bezog, ergäbe sich das Jahr 796 als Datum der Eheschließung Pippins von Italien. Der Zeitpunkt fiele etwa mit Pippins Teilnahme an KARLS Awarenfeldzug zusammen, der eine Rückendeckung in Italien vielleicht besonders geboten erscheinen ließ.
Herm, Gerhard: Seite 248,306
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"Karl der Große"
Hildegard, die Mutter
der drei, hatte stets Karlmann ihren
übrigen Söhnen vorgezogen und es ja noch erlebt, daß er
von Hadrian auf den Großvaternamen umgegetauft wurde. Mittlerweile
war Pippin nicht nur König von
Italien, sondern auch der erklärte Liebling des ganzen Hofes, ein
munterer, lebensfroher junger Mann, der überall dort eine gute Figur
machte, wo LUDWIG so schmählich
versagte: auf dem Schlachtfeld, im Ratssaal und im Bett. Daß er sich
trotzdem wenig hervortun konnte, lag an seinem Vater.
KARLsorgte
dafür, daß Pippin an gefährlichen
Unternehmen nicht teilnahm und allenfalls dort Ruhm einheimste, wo, wie
im Awarenland geschehen, ein erfahrener Berufssoldat schon die entscheidende
Vorarbeit geleistet hatte. So haben auch die Chronisten nie recht von Pippin
Notiz genommen. Allein Alkuin verhalf dem rotblonden Jüngling zu einem
Hauch von Nachruhm, weil er ihn einmal ermahnte: "Sei ehrbar und keusch
in deinem Lebenswandel. Genieße die Freuden der Ehe mit dem Weib
deiner Jugend, und lasse keine andere Frau an dir teilhaben." Der Rat verhallte
ungehört. Pippins einziger Sohn
stammte von einer Friedelfrau.
Aber vielleicht sah er ja doch, daß sein Schicksal
sich verdüsterte, als ihm kurz darauf im Lager Verden auch noch die
Nachricht eintraf, "Der König von Italein habe am 8. Juli das
Zeitliche gesegnet". Pippins Verlust
traf ihn nicht nur als Vater, sondern auch als Politiker, er gefährdete
insbesondere die Pläne, die er für die Zukunft entworfen hatte.
Dahn Felix: Seite 504,514,516
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"Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte
Europas"
Nun ging KARLmit Hildegard,
Karlmann (Pippin: so nennen wir ihn fortab) und LUDWIG
nach Rom, wo Ostern 781 (15. April 781) der Papst den bisher Karlmann
genannten Sohn auf den Namen Pippin
taufte (auch als Pate aus der Taufe hob) und die beiden Knaben zu Königen
salbte; Pippin zum König von
Italien,
LUDWIG zum König
von Aquitanien.
KARL war von Aachen
im Sommer 799 mit seinen Söhnen Karl,
Pippin
und LUDWIG nach Sachsen aufgebrochen,
hielt zu Lippeham die allgemeine Reichsversammlung (oder zu Friemarsheim,
am linken Rheinufer, nahe der Ruhrmündung) und schlug dann in Paderborn
sein Lager auf. Hier behielt er die Hälfte der Truppen zurück,
während er mit der anderen Hälfte seinen Sohn Karlnach
dem Bardengau sandte, mit den Slawen zu verhandeln, Unterwerfungserklärungen
der N-Sachsen entgegenzunehmen, Abgefallene in Knechtschaft zu nehmen.
Seinen Sohn Pippin aber schickte er
mit zahlreichen Begleitern einem Gast entgegen, dessen Besuch wieder ein
Stück Weltgeschichte im großartigsten Sinn des Wortes bedeutete:
dem Papst Leo.
In Ravenna ordnete er alles für einen Feldzug gegen
Benevent, brach nach sieben Tagen auf und ging über Ancona, von wo
aus er Pippin mit dem größten
Teil des Heeres duch das Gebiet von Spoleto gegen Grimoald entsandte, nach
Rom (800).
795
oo N.N.
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Kinder:
Bernhard
797-17.4.818
Adelhaid
798- nach 810
Athela (Atula, Adela)
798- nach 810
Gundrada
-
Berthhaid (Berhthaid, Berta)
-
Theodrada
-
Literatur:
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Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten
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Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit.
Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 46,238
- Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer
Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag
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Dahn Felix: Die Franken.
Emil Vollmer Verlag 1899 - Dahn Felix: Die Völkerwanderung.
Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt
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1994, Seite 57 - Epperlein Siegfried: Karl der Große. VEB
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Göttingen 1990 - Herm, Gerhard: Karl der Große. ECON
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Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983,
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