2. Sohn des Franken-Königs
Pippin I. von Aquitanien und der Ringart
von Madrie, Tochter von Graf
Werner Karl Ferdinand: Seite 450
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"Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr
1000 (1.-8. Generation)"
IV. Generation
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Zu Erzbischof Karl von Mainzsiehe
jetzt Th. Schieffer, Karl von Aquitanien, in: Universitas, Festschrift
A. Stohr, Bd. 2, 1960,42ff.
Anschließend an Pippin
II. und
Karl bringt
Brandenburg zwei Töchter Pippins I.
unbekannten Namens, Gattinnen der Grafen Gerhard und Rather. Wir sehen
in ihnen Schwestern, und nicht Töchter Pippins
I. (siehe oben III, 12 und 13), behandeln
das Problem jedoch hier, wo der Brandenburg-Benutzer diese beiden KAROLINGERINNEN
erwartet. Auszugehen ist von einer Nachricht der V. Hlud., c. 61, in der
unter den Großen Aquitaniens, die sich nach Pippins
I. Tod (838 XII 13) nicht auf die Seite Pippins
II. schlugen, sondern zu
Kaiser LUDWIG
DEM FROMMEN und damit zu seinem Sohne KARL
hielten, genannt werden ... Gerardus ...comes et gener quondam Pippini,
necnon Ratherius similiter comes Pippini gener ... (MG SS 2,645). Zunächst
können die Lebensdaten beider Grafen über Brandenburg, Anmerkung
zu IV, 13-14, hinaus ergänzt werden. Beide fielen 841 VI 25 in der
Schlacht bei Fontenoy, vgl. Lot-Halphen 35, Anm. 4, wo aus der (früher
irrig erst ins 12. Jahrhundert datierten, in Wahrheit bis auf wenige Interpolationen
dem Verfasser selbst zugehörigen) Fassung C des Ademar von Chabannes
(diese Stelle fehlt in der Ausgabe von Chavanon, Paris 1897, wo sie Seite
133 stehen mußte; Chavanon gab die vermeintlich späte Fassung
C nur auszugsweise im Textapparat wieder) zitiert wird: ... Et in supradicto
praelio (Fontaneti) occisis Ratherio et Gerardo, qui uterque erat
gener (Pipini) ... Der gleiche
Text (ed. Chavanon 132, dort Fasung C in Anmerkung) hat uns die Einsetzung
Ramnulfs, des Sohnes von Graf Gerhard, zum Grafen von Poitiers 839 überliefert:
Et
Ramnulfum, filium Girardi comitis Arvernis, nepotem Willelmi fratris Girardi,
comititem Pictavis praefecit
... (sc. Hlud. imp.). Zu Gerhard kann
man auch noch auf einen Brief des Abtes Lupus von Ferrieres vom 11. August
840 hinweisen (ed. L. Levillain, Loup de F., Correspondance 1, 1927, 98,
nr. 17): Zu dieser Zeit, knapp ein Jahr vor seinem Tod, befehligt Gerhard,
princeps
quondam et carus
Pipini regis ("der
einst, am Hofe Pippins I., Freund und
erster Ratgeber des Königs war") eine in Limoges stationierte Truppeneinheit,
mit der KARL Aquitanien kontrollieren
wollte. Rather war, wie schon Brandenburg vermutete, Graf von Limoges,
vgl. R. de Lasteyrie, Etude sur les comtes et vicomtes de Limoges, Paris
1874,17-19.
Brandenburg hat sich, wie viele andere, die chronologische
Unwahrscheinlichkeit der Deutung, Gerhard und Rather hätten Töchter
Pippins
I. zur Frau gehabt, nicht klar gemacht. Eine Tochter
Pippins
I., der 822 heiratete, konnte frühestens 823 geboren sein
und frühestens etwa 838 einen Sohn Gerhards zur Welt bringen. Zu dieser
Zeit (839, siehe oben) wurde aber Gerhards Sohn Ramnulf gerade Graf von
Poitiers. Der gleiche Ramnulf, in den Quellen gefeiert als erfahrener und
tüchtiger Heerführer im Kampf gegen die Normannen, durch dessen
Tod (zusammen mit Robert dem Tapferen) bei Brissarthe 866 die Reichsverteidigung
schwer getroffen war, wäre zur Zeit seines Todes, nach der von Brandenburg
gegebenen Deutung, höchstens 28 Jahre alt gewesen! Auzias 130 und
eingehnder Rev. Hist. 173, 1934, 97f. hat gener Pippini
richtig als "Schwager" und nicht als "Schwiegersohn" gedeutet (vgl. jetzt
auch J.F. Niermeyer, Mediae Latinitatis Lexicon Minus, fasc. 5, Leiden
1960, 465, s.v. gener: Normaldeutung Schwager, Gatte der Schwester;
daneben Bruder der Frau und Schwiegervater. Belege für die Normaldeutung
gibt er aus Arbeo von Freising, Widukind und Thietmar). Mit dieser Deutung
entfällt jede chronologische Schwierigkeit. LUDWIG
DER FROMME, bis 814 als König in Aquitanien amtierend,
hat ebenso, wie er seine Tochter Alpais
dem in Aquitanien tätigen Grafen Bego zur Frau gab, noch zwei weitere
Töchter an aquitanische Große, Rather von Limoges und Gerhard
von Auvergne (Clermont), gegeben. Dieser Auffassung hat sich schon J. Dhondt,
Etudes sur la naissance des princioautes territoriales e France, IX-X siecle,
Brügge 1948, 194, angeschlossen.
Literatur:
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Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten
Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft
750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 130 - Dümmler
Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und
Humblot Berlin 1865 Band I Seite 128,288,321,368,390-392,410,521, 860 -
Schieffer
Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992,
Seite 146,153 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher
in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz
Wien Köln 1990, Seite 57,63 -