Karl                                                          Erzbischof von Mainz (856-863)
------
    -   863
 

2. Sohn des Franken-Königs Pippin I. von Aquitanien und der Ringart von Madrie, Tochter von Graf
 

Werner Karl Ferdinand: Seite 450
*******************
"Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

IV. Generation
15
----

Zu Erzbischof Karl von Mainzsiehe jetzt Th. Schieffer, Karl von Aquitanien, in: Universitas, Festschrift A. Stohr, Bd. 2, 1960,42ff.
Anschließend an Pippin II. und Karl bringt Brandenburg zwei Töchter Pippins I. unbekannten Namens, Gattinnen der Grafen Gerhard und Rather. Wir sehen in ihnen Schwestern, und nicht Töchter Pippins I. (siehe oben III, 12 und 13), behandeln  das Problem jedoch hier, wo der Brandenburg-Benutzer diese beiden KAROLINGERINNEN erwartet. Auszugehen ist von einer Nachricht der V. Hlud., c. 61, in der unter den Großen Aquitaniens, die sich nach Pippins I. Tod (838 XII 13) nicht auf die Seite Pippins II. schlugen, sondern zu Kaiser LUDWIG DEM FROMMEN und damit zu seinem Sohne KARL hielten, genannt werden ... Gerardus ...comes et gener quondam Pippini, necnon Ratherius similiter comes Pippini gener ... (MG SS 2,645). Zunächst können die Lebensdaten beider Grafen über Brandenburg, Anmerkung zu IV, 13-14, hinaus ergänzt werden. Beide fielen 841 VI 25 in der Schlacht bei Fontenoy, vgl. Lot-Halphen 35, Anm. 4, wo aus der (früher irrig erst ins 12. Jahrhundert datierten, in Wahrheit bis auf wenige Interpolationen dem Verfasser selbst zugehörigen) Fassung C des Ademar von Chabannes (diese Stelle fehlt in der Ausgabe von Chavanon, Paris 1897, wo sie Seite 133 stehen mußte; Chavanon gab die vermeintlich späte Fassung C nur auszugsweise im Textapparat wieder) zitiert wird: ... Et in supradicto praelio (Fontaneti) occisis Ratherio et Gerardo, qui uterque erat gener (Pipini) ... Der gleiche Text (ed. Chavanon 132, dort Fasung C in Anmerkung) hat uns die Einsetzung Ramnulfs, des Sohnes von Graf Gerhard, zum Grafen von Poitiers 839 überliefert: Et Ramnulfum, filium Girardi comitis Arvernis, nepotem Willelmi fratris Girardi, comititem Pictavis praefecit ... (sc. Hlud. imp.). Zu Gerhard kann man auch noch auf einen Brief des Abtes Lupus von Ferrieres vom 11. August 840 hinweisen (ed. L. Levillain, Loup de F., Correspondance 1, 1927, 98, nr. 17): Zu dieser Zeit, knapp ein Jahr vor seinem Tod, befehligt Gerhard, princeps quondam et carus Pipini regis ("der einst, am Hofe Pippins I., Freund und erster Ratgeber des Königs war") eine in Limoges stationierte Truppeneinheit, mit der KARL Aquitanien kontrollieren wollte. Rather war, wie schon Brandenburg vermutete, Graf von Limoges, vgl. R. de Lasteyrie, Etude sur les comtes et vicomtes de Limoges, Paris 1874,17-19.
Brandenburg hat sich, wie viele andere, die chronologische Unwahrscheinlichkeit der Deutung, Gerhard und Rather hätten Töchter Pippins I. zur Frau gehabt, nicht klar gemacht. Eine Tochter Pippins I., der 822 heiratete, konnte frühestens 823 geboren sein und frühestens etwa 838 einen Sohn Gerhards zur Welt bringen. Zu dieser Zeit (839, siehe oben) wurde aber Gerhards Sohn Ramnulf gerade Graf von Poitiers. Der gleiche Ramnulf, in den Quellen gefeiert als erfahrener und tüchtiger Heerführer im Kampf gegen die Normannen, durch dessen Tod (zusammen mit Robert dem Tapferen) bei Brissarthe 866 die Reichsverteidigung schwer getroffen war, wäre zur Zeit seines Todes, nach der von Brandenburg gegebenen Deutung, höchstens 28 Jahre alt gewesen! Auzias 130 und eingehnder Rev. Hist. 173, 1934, 97f. hat gener Pippini richtig als "Schwager" und nicht als "Schwiegersohn" gedeutet (vgl. jetzt auch J.F. Niermeyer, Mediae Latinitatis Lexicon Minus, fasc. 5, Leiden 1960, 465, s.v. gener: Normaldeutung Schwager, Gatte der Schwester; daneben Bruder der Frau und Schwiegervater. Belege für die Normaldeutung gibt er aus Arbeo von Freising, Widukind und Thietmar). Mit dieser Deutung entfällt jede chronologische Schwierigkeit. LUDWIG DER FROMME, bis 814 als König in Aquitanien amtierend, hat ebenso, wie er seine Tochter Alpais dem in Aquitanien tätigen Grafen Bego zur Frau gab, noch zwei weitere Töchter an aquitanische Große, Rather von Limoges und Gerhard von Auvergne (Clermont), gegeben. Dieser Auffassung hat sich schon J. Dhondt, Etudes sur la naissance des princioautes territoriales e France, IX-X siecle, Brügge 1948, 194, angeschlossen.


Karl wurde von seinem Onkel Ludwig dem Deutschen zum Erzbischof von Mainz ernannt.
 
 
 
 

Literatur:
-----------
Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 130 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 128,288,321,368,390-392,410,521, 860 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 146,153 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 57,63 -
 
 
 
 
 
 
 
 


Copyright 2002 Karl-Heinz Schreiber - http://www.genealogie-mittelalter.de