Sohn des N.N.
Lexikon des Mittelalters: Band VIII Seite 671
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Theophylakt, römischer Senator und Konsul
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+ ca. 924/25
Erstmals 901 als Pfalzrichter belegt, begegnet
Theophylakt
jedoch vor allem im Zusammenhang mit der Rückkehr Sergius'
III. auf den päpstlichen Thron 903/04. Er unterstützte
also die Gegner des Formosus und wird seither in den Quellen auch als 'vestararius'
der
päpstlichen Kammer und als 'magister militum' bezeichnet. Der
Einfluß römischer Adelsfamilien auf das Papsttum soll seit
Theophylakt
zugenommen
haben, insbesondere habe seine Frau Theodora
die päpstliche Politik maßgeblich mitbestimmt. Laut dem polemischen
Zeugnis Liutprands von Cremona (Ant. II, 48) soll Sergius III. sogar mit
Theodoras
Tochter Marozia
den späteren Papst Johannes
XI. gezeugt haben. Ab 905 ist Theophylaktauch
mit dem Titel 'dux' und als 'senator Romanorum' belegt. Er
förderte wahrscheinlich die Allianz Papst
Johannes X. mit den süditalienischen Adligen zu einer gemeinsamen
Schlacht gegen die Sarazenen am Garigliano (915). Diese verschiedenen Initiativen
bezeugen vor allem TheophylaktsVerdienste
um die Konsolidierung der Verhältnisse in Rom und Mittelitalien; die
neuere Forschung sieht hier sogar die Voraussetzung für den Prozeß
des Incastellamento. Weitere, eher liturgisch-hagiographische Zeugnisse
zur stadtrömischen Kulturgeschichte ergänzen das Bild von Theophylaktund
seiner Familie, die sich gerade zu Beginn des 10. Jh. auch um eine monastische
Erneuerung in Rom bemühte (S. Maria in Via lata, Tempulo etc.).
Die mächtige Sippe, die damals während einiger
Pontifikate das Papsttum beherrschte und selbst Päpste stellte, hieß
Theophylaktund
tritt uns zunächst in einem Mann entgegen, der als
Dux und Senator
bezeichnet wird und einer der höchsten, wenn nicht der höchste
Richter von Rom war. Während der skandalösen Leichensynode stand
er auf der Seite des Sergius, der vielleicht mit ihm verwandt
und ein Graf von Tusculum war, jener kleinen Stadt in der Nähe von
Rom, aus der die Sippe Theophylaktstammte.
Ab etwa 900 tritt neben ihm seine Frau Theodora
hervor und übt in Rom großen Einfluß aus, und in den Jahren
von 926 bis 932 scheint seine Tochter Maroziamit
dem Titel einer Senatrix die Stadt Rom vollständig beherrscht zu haben,
Rom und den Papst Johannes X., den sie, als er Widerstand zu leisten versuchte,
zunächst einkerkern und dann ermorden ließ. Wie es zu solchen
Zuständen kommen konnte, wird nur in einer einzigen Quelle geschildert,
sie ist darum auch sehr umstritten: Es ist Liudprands erklärtermaßen
gegen seine Freunde gerichtetes autobiographisches Buch Liudprandi antapodosis.
"In dieser Zeit saß auf dem verehrungswürdigen
römischen Stuhl Johannes von Ravenna. Er aber hatte das höchste
Bischofsamt durch ein gottloses Verbrechen wider göttliches und menschliches
Recht auf folgende Art erlangt: Die schamlose Hure Theodora, Großmutter
des kürzlich verstorbenen Patricius Alberich, herrschte nicht unmännlich
über die Stadt Rom. Sie hatte von dem Konsul
und Senator Theophylakt zwei Töchter namens Marozia
und Theodora,
die ihr nicht nur gleich, sondern im Venusdienst sogar noch eifriger waren.
Marozia
brachte in ruchlosem Ehebruch von dem Papst Sergius III. (897/98
und 904/11) den Johannes zur Welt, der nach dem Tod des Johannes von Ravenna
die höchste Würde der römischen Kirche erlangte (Johannes
XI., 931-935); von dem Markgrafen Alberich von Spoleto aber empfing sie
einen Sohn namens Alberich, der später, zu unserer Zeit, die Herrschaft
über die Stadt Rom an sich riß." Wenige Zeilen später beschuldigt
Liudprand auch den Papst Johannes X. des intimen Umgangs mit Theodora,
der Schwester der Marozia, und schreibt
es dem Einfluß der Frauen zu, dass der in Ravenna allzuweit von Rom
entfernte, gut aussehende Johannes auf den Stuhl Petri nach Rom
geholt wurde.
Natürlich war jene Marozia,
die zur Zeit Johannes' X. lebte, inzwischen längst Großmutter
geworden - aber zu einer Großmutter der Päpste. Für den
Klan der Grafen von Tusculum schien kein Zölibat zu existieren, und
die Anklage, die der Kaiser gegen Johannes XII. formulierte, läßt
ja auch erkennen, dass es selbst Blutschande und Inzest gegeben haben muß.
Ein in seiner Herkunft unklares, aber offenbar mächtiges Geschlecht
der kleinen alten Etruskerstadt wirft sich mit allen Mittel zur Herrschaft
über Rom auf, wobei die Schönheit und die Intelligenz dieser
Frauen durch sieben Jahrzehnte zum eigentlichen Motor aller kriminellen,
ja gotteslästerlichen Handlungen wird.
"In der allgemeinen Verdorbenheit, welche die römische
Gesellschaft kennzeichnete, wäre Marozias
Moral überhaupt nicht aufgefallen. Was in die Augen fiel, war ihre
Fähigkeit, Menschen nach ihren Willen zu formen... Die Eltern Marozias
hatten bloß Bündnisse zwischen der Familie und dem Papsttum
geschlossen. Ihre Tochter führte dieses Prinzip kühn bis zur
letzten Konsequenz durch: das Papsttum und die Familie sollten identisch
sein. Offenbar war sie völlig gleichgültig gegen die universalen
Ansprüche dieses Amtes und betrachtete es einfach... als ein Mittel,
die reichen Einkünfte des Stuhles Petri direkt in dietheophalaktischen
Schatzkammern zu leiten." (Chamberlain).
Theophylakt wurde durch seinen Verwandten Papst Sergius III. (904-911) beherrschend in Rom. Sergius zählte zu den barbarischsten, grausamsten Papstgestalten, war 897 schon Gegenpapst und Geliebter der Marozia (Nichte?). Mit ihr begründete Sergius die sogenannte Pornokratie. Theophylakt wurde Herzog, Senator, Konsul von Rom und beherrschte die Nachfolger von Sergius völlig. Mit seinem Schwiegersohn Alberich organisierte er den Widerstand gegen die Sarazenen, gegen die er auch fiel.
Görich Knut: Seite 237
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"Otto III."
Das politische Dauerproblem, wie die formelle Herrschaft
des Papstes mit dem konkreten Machtanspruch der führenden römischen
Adelsfamilien in Übereinstimmung gebracht werden konnte, erfuhr seit
der Zeit Theophylakts (+ ca 925)
verschiedene Lösungsversuche. Mit ihm war ein Adelsgeschlecht
auf die politische Bühne Roms getreten, dessen letzte Zweige - die
CRESCENTIER und TUSCULANER
- das Schicksal der Stadt bis weit ins 11. Jahrhundert hinein bestimmten.
Theophylakts
Aufstieg vollzog sich vor dem Hintergrund des gemeinsamen Interesses von
Papst und römischen Adel, zur Wiederherstellung der Ordnung im römischen
Umland und zur Sicherung der dortigen Besitzungen die Sarazenengefahr ebenso
zu beseitigen wie das herrschende Bandenunwesen. Als vestararius verwaltete
Theophylakt
die päpstlichen Finanzen und die Besitzungen der römischen Kirche,
als magister militum führte er das militärische Kontingent Roms
und beeinflußte maßgeblich die militärischen Unternehmungen
in Latium. Seine dominierende Stellung stützte sich auf den breiten
Konsens des weltlichen Adels wie der päpstlichen Verwaltung, so dass
er nunmehr als "porteparole d'une oligarchie" erscheint.
oo Theodora I. "Senatrix" von Rom
- nach 915
Kinder:
Marozia I.
um 890- 932
Theodora II.
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oo Johannes Crecentius
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Theophylakt
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Literatur:
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Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer
Stuttgart Berlin Köln, Seite 51,117 - Riche Pierre: Die Karolinger.
Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co.
KG, München 1991 Seite 281 -