Jüngerer Sohn des Alemannen-Herzogs Gotfrid;
Bruder
Herzog Lantfrids
Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 685
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Theudebald, Herzog der Alamannen
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* vor 709, † 746?
Der Bruder des alamannischen Herzogs Lantfrid vertrieb 727 den Abt Pirmin von der Reichenau »aus Haß gegen Karl (Martell)« (Hermann von Reichenau). Seit Lantfrids Tod 730 Haupt des antiarnulfingischen Widerstands, verbannte Theudebald 732 Pirmins Nachfolger Heddo, wurde aber selbst von Karl Martell vertrieben. Seinem Einfall ins Elsaß 741 folgte 742 die Verwüstung Alemanniens durch die Hausmeier, die er 743 zusammen mit dem Herzog von Bayern, Odilo, erfolglos angriff. Theudebald - und mit ihm das alemannische Herzogtum - fand sein Ende wohl auf dem Gerichtstag von Cannstatt.
U. Nonn
Literatur:
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B. Behr, Das alem. Hzm. bis 750, 1985 - Die Gründungsurkunden
der Reichnenau, hg. P. Classen (VuF 24, 1977).
Als Gotfrid 709 starb, erhoben seine beiden
Söhne
Lantfrid
(† 730)
und Theudebald Anspruch auf den Titel
eines dux. Demnach bestand im alemannischen Herzogshaus das
Prinzip der Herrschaftsteilung und nicht das der Individualsukzession.
Erblichkeit und Teilung der Herzogswürde waren entsprechend auch in
der Neufassung des alemannischen Rechts vorgeschrieben, die mit dem Namen
des Herzogs Lantfrid verbunden ist.
Ob Gotfrid der erste
seines Hauses war, der die Herzogswürde erlangte, oder ob etwa die
duces
Alamannorum Crodobert
(631/32) und Leuthari
(643) zu seinen Vorfahren zu zählen sind, entzieht sich unserer Kenntnis.
Auch die Frage, ob er und seine Söhne zu Beginn des 8. Jahrhunderts
die einzigen Herzöge in Alemannien waren und ihre Herrschaft das gesamte
Land umfaßte, ist aus den Quellen nicht eindeutig zu beantworten.
Wir wissen nicht, aus welchem Grund und mit welchem Ziel der Hausmeier
Pippin
der Mittlere nach dem Tode Gotfrids
(709) in Alemannien eingriff. Seine Feldzüge richteten sich gegen
einen
dux Wilharius
(Vilarius/Willicharius),
von dem die Lebensbeschreibung des heiligen Desiderius berichtet, daß
er im Gebiet der Aleamannen in der Ortenau geherrscht habe. Es erscheint
durchaus möglich, daß
Pippin
mit seinen Kriegszügen gegen Wilharius unter Inanspruchnahme
königlicher Hoheitsrechte in die Regelung der Nachfolge Gotfrids
- möglicherweise zugunsten der Söhne des verstorbenen
Herzogs - eingreifen wollte. Sollte er damit eine engere Bindung der Söhne
Gotfrids
an die PIPPINIDEN
angestrebt haben, so wurde dieses Ziel jedenfalls nicht erreicht.
Lantfrid
und sein Bruder Theudebald standen
nach dem Tode Pippins
den Hausmeiern in erbitterter Feindschaft gegenüber.
Die Quellen berichten, 722 habe Karl
Martell (714-741) Alemannien
und Bayern unterworfen, 723 hätten sich beide Völker wieder gegen
Karl
erhoben und die "Friedenseide schmählich gebrochen". Offensichtlich
standen die beiden miteinander verwandten Herzogsfamilien in Bayern und
Alemannien in gemeinsamer Oppoition gegen die fränkischen Hausmeier.
724 gründete der Klosterbischof Pirmin unter dem Schutz von
Karl Martell auf der Bodenseeinsel
Reichenau ein Kloster, das inmitten des alten Kerngebietes der Alemannen-Herzöge
offensichtlich als Provokation empfunden wurde. Nur etwa drei Jahre konnte
sich Pirmin als Abt auf der Insel halten, dann vertrieb ihn Theudebald,
der Sohn
Gotfrids und Bruder Lantfrids, "aus Haß gegen
Karl".
Das verfassungsgeschichtliche Problem, ob Theudebald
bereits neben seinem Bruder als Herzog - vielleicht eines südlichen
Teilherzogtums - amtierte oder ob er erst nach dem Tod Lantfrids
die Herzogswürde übernahm, ist keineswegs als gelöst anzusehen.
730 wandte sich Karl Martell mit einem
Heerzug gegen Lantfrid, der noch im selben Jahr starb. In der darauf
folgenden Zeit bis zur Beseitigung des alemannischen Herzogtums im Jahre
746 scheint Theudebald allein das Herzogsamt
in Alemannien beansprucht zu haben. Die Frage, ob er von den karolingischen
Hausmeiern nach dem Jahre 732, in dem er nach dem Bericht der Chronik Hermanns
des Lahmen "vertrieben" worden war, noch als Herzog anerkannt worden ist,
können wir hier offenlassen.
Gemeinsam zogen die beiden Hausmeier 742 gegen den "Schwaben"-Herzog
Theudebald, wie Hermann der Lahme ihn an dieser Stelle nennt.
Vorangegangen war eine Rebellion Theudebalds
im Elsaß, der auch Wasconen, Bayern und Sachsen beteiligt waren.
Im folgenden Jahr führten Pippin
und Karlmann
wiederum vereint einen Feldzug gegen den Bayern-Herzog
Odilo (737-748)
durch, der mit Theudebald
verwandt, vielleicht sogar sein Bruder war. Er wurde von Slawen
und Sachsen unterstützt
Trotz der Niederlage, die Odilo undTheudebald
743 am Lech erlitten und die sie zur Flucht zwang, hören wir 744 erneut
von einem Aufstand des Alemannen-Herzogs. Diesmal ist es Pippin,
der Theudebald "durch die Macht seines
Heeres schimpflich aus den Stellungen in den Alpen (Vogesen?) in die Flucht
[trieb]". Pippin "brachte", heißt
es in den Aufzeichnungen Childebrands
weiter, "den Dukat dieser Gegend wieder an sich und kehrte nach Hause zurück".
Im folgenden Jahr 746 schlug Karlmann,
zu dessen Reichsteil Alemannien gehörte, eine letzte Empörung
nieder. "In großer Wut" sei Karlmann
mit einem Heer nach Alemannien eingefallen. schreibt Childebrand,
"und sehr viele von denen, die sich gegen ihn erhoben, tötete er mit
dem Schwert". Die Metzer Ananlen berichten von einer Versammlung bei Cannstatt
die Karlmann angeordnet habe. "Dort
wurde das Heer der Franken und Alemannen vereint. Es war dort ein großes
Wunder, daß ein Heer das andere ergriff und fesselte ohne irgendeine
Kriegsgefahr. Die aber, die die ersten waren mit Theudebald
bei der Unterstützung des Odilo gegen die unbesiegbaren Fürsten
Pippin und
Karlmann, nahm er fest und wies sie
gnädig zurecht, wie es die einzelnen verdient hatten".
Theutbald wurde nach dem Tode seines Vaters mit Erbgut im Thurgau und Bodenseegebiet ausgestattet. Er wurde 744 als Herzog abgesetzt.
Störmer Wilhelm: Seite 23
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"Adelsgruppen im Früh- und hochmittelalterlichen
Bayern. Studien zur bayerischen Verfassungs- und Sozialgeschichte Band
IV."
Dem Herzog Landfried folgte sein Bruder Theutbald auf den alemannischen Herzogstuhl. Das schließt nicht aus, dass er möglicherweise vorher schon Teil-Herzog war. Politisch entscheidend ist, dass Theutbalds Annahme des Herzogstitels von fränkischen Quellen als Anmaßung bezeichnet wird. Trotz offenbarer fränkisch-karolingischer Widerstände baute er nach 730 wieder einen alemannischen Dukat auf. 742 erhob er sich gegen den Hausmeier Karlmann, der seines Bruders Odilo Schwager war, und teilte mit Herzog Odilo von Bayern 743 die Niederlage am Lech durch Pippin und Karlmann. Das sogenannte Blutgericht von Canstatt 746 bedeutete das Ende von Theutbalds Macht; die karolingischen Hausmeier hatten endgültig über die Alemannen gesiegt.
Stälin Paul Friedrich: Seite 81
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"Geschichte Württembergs"
Unermüdlich in seinem Frankenhaß, verjagte
nämlich Theutbald
ums Jahr 732
Karls Schützling,
den Nachfolger Pirmins, Eto, von seiner Abtsstelle, mußte
jedoch dieses Unternehmen mit seiner Vertreibung büßen. Alsbald
nach
Karls Tod erhob er sich wieder,
zunächst im Elsaß, und wahrscheinlich war es eine Folge seiner
Umtriebe, dass die meisten alamannischen, insbesonders rechtsrheinischen
Bischöfe von der ersten germanischen Synode im Frühjahr 742 sich
entfernt hielten. Allein die Hausmeier drangen im Herbst des Jahres 742
bis zur Donau, verwüsteten das Land und bewirkten die Wiederunterwerfung
ganz Alamanniens. Im Jahre 743 verband sich Theutbald
mit dem Bayern-Herzog Odilo, wurde
aber mit diesem durch die vereinten fränkischen Streitkräfte
am Lech geschlagen und mußte fliehen. Zum letzten Male trat er zwei
Jahre später zunächst im Elsaß und vielleicht, dort besiegt,
auf der Schwäbischen Alb auf, unterlag aber auch hier wieder Pippin
und wird von nun an nicht mehr genannt.
Literatur:
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Geuenich, Dieter: Geschichte der Alemannen. Verlag
W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1997, Seite 104-107,159 - Schieffer
Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992
Seite 42,44,53 - Störmer Wilhelm: Adelsgruppen im Früh-
und hochmittelalterlichen Bayern. Studien zur bayerischen Verfassungs-
und Sozialgeschichte Band IV. Kommission für bayerische Landesgeschichte
München 1972 Seite 23 - Stälin, Paul Friedrich: Geschichte
Württembergs, Gotha 1882 Seite 81 -