Vermutlich Tochter des Grafen Theodardus und Enkelin
des dux Theotars
Hlawitschka Eduard: Seite 77
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"Die Vorfahren Karls des Großen."
27 Theodrada - Hedeno dux - Thuringus - Irmina
An Echternach, die junge Stiftung Irminas
von Oeren (Nr. 12), und an Irminas geistlichen Berater,
Willibrord, schenkte bereits im Jahre 704 der Thüringer-Herzog
Hedeno II. una cum coniuge mea clarissima Theodrada verschiedene
Güter bei Arnstadt und gab 717 bei Hammelburg weitere dazu, wobei
jeweils auch
Thuringus filius Hedeni, der die donatio
patris firmavit, zugegen war; C. Wampach, Echternach 1, 2, Nr. 8, Seite
29ff. und Nr. 26, Seite 64f. Die Tatsache, daß Hedeno und
Theodrada mit der
Irmina-Stiftung vom fernen Thüringen
her in Verbindung traten und daß sie einer
Tochter den Namen
Irmina gaben (Vita Burchardi II 4, MG. SS. 15, 1, Seite 54), führte
schon seit langem zu der Vermutung, daß man in ihnen
Verwandte
Irminas von Oeren
vor sich hat; vgl. die ältere Literatur bei
C. Wampach, Echternach 1, 1, Seite 43 Anm. 1, außerdem H. Büttner,
Christentum und Kirche zwischen Neckar und Main (St.-Bonifatius-Gedenkausgabe
zum 1200. Todestag, Fulda 1954), Seite 372f. Daß die Verwandtschaft
hierbei wohl über Theodrada und nicht über Hedeno lief,
darf man aus dem Namensargument und aus der Urkunde von 717 schließen,
in der Hedeno Hammelburg eigens als res, quas pater meus
et mater michi dereliquerunt bezeichnete, wodurch also bereits Hedenos
Eltern
im Thüringerland ansässig erscheinen. Somit dürfte er auch
der Sohn des ihm vorangehenden
Thüringer-Herzogs Gozbert
(vgl.
besonders die Passio S. Kiliani c. 14, MG. SS. rer. Merov. 5, Seite 727,
sowie die zitierte Vita Burchardi, wo das auch ausdrücklich angegeben
ist) gewesen sein.
Den beiden Urkunden von 704 und 716/17 ist zu entnehmen, dass Heden mit einer Theodrada verheiratet war und einen Sohn Thuring hatte. Hlawitschka vermutet, dass Hedens Gattin Theodrada eine Enkelin des in Echternach begüterten dux Theotar gewesen sei, den er als Oheim Irminas von Oeren ansieht. Unter den Hinweisen für eine Verwandtschaft Theodradas mit Irmina von Oeren gilt das namenstatistische Argument als das wichtigste.
Werner, Matthias: Seite 28,149,152-156
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"Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger.
Die Verwandtschaft Irminas von Oeren und Adelas von Pfalzel. Personengeschichtliche
Untersuchungen zur frühmittelalterlichen Führungsschicht im Maas-Mosel-Gebiet"
Das von Halbedel und Wampach entworfene Bild einer im
Trierer Gebiet begüterten und mit den frühen KAROLINGERN
versippten "Hugobert-Irmina-Sippe" wurde vond er Forschung weitgehend
übernommen und zur Grundlage noch umfassender genealogischer Verknüpfungen
gemacht. So verwiesen H. Büttner und W. Metz in Anschluß an
Beobachtungen von Halbedel und Glöckner nachdrücklich auf die
Verbindungen zwischen der Familie Irminas und den Weißenburger
Gründersippen und nahmen an, auch der mainfränkische Herzog
Heden (704/17 bezeugt) habe über seine Gemahlin Thoedrada bzw.
in eigener Person dem Verwandtschaftskreis um Irmina von Oeren
angehört.
Über Herzog Heden und seine Familienangehörigen
liegt eine vergleichsweise reiche Überlieferung vor [498 Vgl.
hierzu zuletzt ausführlich Lindner Seite 52ff. und W. Schich, Würzburg
im Mittelalter, Studien zum Verhältnis von Topographie und Bevölkerungsstruktur
(= Städteforschung. Veröffentlichungen des Instituts für
vergleichende Städtegeschichte Münster, Reihe A/3, 1977) Seite
7ff.; hier auch Zusammenstellung der älteren Literatur. In jüngster
Zeit widmete sich der Familie Hedens eingehender insbesondere Friese
Seite 26ff., der in übergreifender Kombination der einschlägigen
Quellenaussagen und bisheriger Forschungsergebnisse ein völlig neues,
den neustro-burgundischen Adel, die langobardische Herzogsfamilie von Friaul
und südaustrasische, mit den KAROLINGERN
verfeindete Adelsfamilien in gleicher Weise miteinbeziehendes Bild der
weitreichenden Verwandtschaftsbeziehungen Herzog Hedens und seiner
Familie entwirft. Seine überraschenden Ergebnisse, die bereits F.-J.
Schmale für seinen Franken betreffenden Beitrag im Handbuch der bayerischen
Geschichte 3/1, hg. von M. Spindler (1971) Seite 12ff. ausgewertet und
übernommen wurden, führen zu einer von der bisherigen Sicht gründlich
abweichenden Neubeurteilung der frühmittelalterlichen Geschichte des
thüringisch-fränkischen Gebiets. Sie bedürfen allerdings
eingehender Überprüfung und Diskussion, wie sie im Rahmen unserer
Untersuchungen, wo lediglich auf einige Einzelprobleme hingewiesen werden
soll, nicht geleistet werden kann.]. Den beiden Urkunden von 704 und 716/17
ist zu entnehmen, daß Heden mit einer Theodrada verheiratet
war und einen Sohn Thuring hatte. Ihre besitzgeschichtlichen Angaben
lassen weiterhin erkennen, daß bereits Hedens Eltern im mainfränkischen
Gebiet begütert waren [499 Wie Anm 496. Zu Thoedrada
vgl.
Anm. 521; gemeinsam mit ihr unterzeichnet auch der Thuringus
filius Hedeni beide Urkunden. Bei dem 716/17 vergabten Zubehör
des castellum
Hammelburg handelte es sich um res quas pater meus
et mater michi dereliquerunt. Zur Frage, inwieweit es sich bei den
704 übertragenen Besitzungen um Erbgüter Theodradas handelte,
vgl. unten Seite 154 mit Anm. 521.]. Eine zweite wichtige Quelle zur Familie
Hedens
ist die vor der Mitte des 9. Jahrhunderts entstandene Passio minor
sancti Kiliani. Sie nennt die Eltern Hedens einen dux Gozbert
und eine Geila und teilt zu letzterer mit, sie sei zuvor mit
einem Bruder Gozberts verheiratet gewesen.
Diese Beziehungen seien wahrscheinlich verwandtschaftlicher
Art gewesen, da der Name der Gattin Hedens, Theodrada, dem
im Umkreis Irminas von Oeren gebräuchlichem Namengut entsprochen
habe. Wampach fügte als weiteres Argument hinzu, Hedens Tochter
Immina habe denselben Namen getragen wie Irmina von Oeren. Er
hielt eine Verwandtschaft zwischen den Familien Irminas und Herzog
Hedens angesichts der gemeinsamen Förderung Willibrords
und der gemeinsamen Namenkombination Irmina/Theod- für gesichert.
Die Verbindung sei über Hedens Gattin Theodrada gelaufen, die
Wampach der Familie Irminas zuwies. Die weitere Forschung hat sich
dieser Auffassung zum großen Teil angeschlossen [514 Vgl.
etwa Sprandel Seite 97, Schmale (wie Anm. 504) Seite 58 Anm. 82, Prinz
Seite 234f., Ders. Stadtrömisch-italienische Märtyrerreliquien
und fränkischer Reichsadel im Maas-Moselraum (HJb 87, 1967) Seite
7: "Heden wie Irmina gehörten jedoch zur Gründersippe
von Kloster Weißenburg, zu der auch die berühmte Gönnerin
Willibrords, die Äbtissin Irmina von Ören zählte",
und Hlawitschka, Vorfahren Seite 78 Anm. 27 und Seite 72f. (Stemma). Hlawitschka
vermutet, daß Hedens Gattin Theodrada eine Enkelin
des in Echternach begüterten dux Theotar gewesen sei,
den er als Oheim Irminas ansieht. Bestimmter noch hält Friese
Seite 31 unter Berufung hierauf Theotars Sohn Theodard für
den "Vater der Herzogin Theodrada"; vgl. auch sein Stemma Seite
29.]. Noch weiterreichende Familienbeziehungen nahm Metz an. Ihm zufolge
gehörte Irmina zusammen mit den HEDENEN, den WIDONEN,
den Gründerfamilien von Weißenburg und den frühen KAROLINGERN
einem gemeinsamen größeren Familienverband an.
Bedenken erhoben hingegen Schlesinger und Lindner. Sie
wiesen vor allem darauf hin, daß die Namen Irmina und Immina
nicht identisch seien, daß Heden und seine Gattin nach Aussage
ihrer Urkunden bereits länger in Mainfranken bzw. in Thüringen
ansässig waren und daß dem nur einmal bezeugten Namensglied
Theod-
keine größere Beweiskraft beigemessen werden könne.
Den Bedenken gegenüber eine Verwandtschaft Theodradas
mit
Irmina ist zunächst entgegenzuhalten, daß die Namen Irmina
und Immina durchaus Varianten ein und desselben Personennamens
sein konnten bzw., sofern sie als eigenständige Namen verwandt wurden,
auf den gemeinsamen Stamm Ermin- zurückgingen und daß
weiterhin allein aus der Urkunde Hedens von 704 schwerlich auf eine
thüringische Herkunft Theodradas geschlossen werden kann [521
Wampach 1, 2 Nr. 8 Seite 29ff. Die Schenkung betraf Besitzungen des
Thüringer Waldes. In der Intitulatio tritt Heden una cum
coniuge clarissima Theodrada als Schenker auf. Aussteller der
Urkunde war jedoch, wie das Eschatooll zeigt, allein Heden, der
den Befehl zur Niederschrift der Urkunde gab, gemeinsam mit seiner Frau
hanc donationis cartam a me factam unterzeichnete und dessen
Sohn
Thuring gleichfalls die donationem patris mei firmierte. Schlesinger
(wie Anm. 502) Seite 339, Lindner Seite 65 und in Anschluß daran
Wenskus Seite 378 unnd Ebling Seite 107 schlossen aus der Beteiligung
Theodradas
darauf, daß die Schenkgüter wohl Besitzungen
Theodradas umfaßten
und daß diese somit vermutlich thüringischer Herkunft gewesen
sei. Wie die oben Anm. 313 zitierten Beispiele zeigen, wird man jedoch
kaum in Anschluß an Schröder (wie Anm. 417) Seite 130f allein
aus dem gemeinsamen Auftreten beider Ehegatten in der Intitulatio schließen
können, daß die Schenkgüter aus dem Vermögen der Frau
stammten. Es kann sich auch um gemeinsamen Besitz wie auch um Güter
aus dem Vermögen des Mannes gehandelt haben, zu deren Vergabung die
Ehefrau ihre Zustimmung erteilte. Bei seiner Schenkung von 716/17, die
Erbgüter Hedens betraf, wird in der Intitulatio allein Heden
genannt; wie 704 unterzeichnete aber auch Theodrada die Urkunde,
womit sie ihhr Einverständnis erklärte; vgl. hierzu bereits Gockel,
Verwandtschaft Seite 49 Anm. 203. Aufschlußreich für Beziehungen
nach Thüringen bleibt freilich der Name von Hedens Sohn Thuring
vgl. Schlesinger Seite 339. Gegen eine zu starke Bewertung dieses Arguments
sprechen jedoch Namen wie etwa der des Thurincbert bei den mittelrheinischen
RUPERTINERN, vgl. Glöckner, CL 2 Nr. 167 - ihn zählt Wenskus
Seite 164 freilich zu den Belegen für eine "thüringische Tradition
der RUPERTINER" - oder die der beiden im 7. Jh. in Le Mans
bezeugten Namenträger Thuringus und Turingus, vgl. Busson/Ledru
Seite 111,151.]. Unter der Voraussetzung, daß die Echternacher
Grundbesitzer Theotar und Theodard
mit Irmina verwandt
waren, verblieben also die Argumente, daß in der Familie Irminas
von Oeren und Theodradas jeweils Namen mit den Namengliedern
Ermin- und Theuda/Theud- bezeugt sind bzw. sogar die sprachlich
gleichen Namen Irmina und Immina begegnen und daß darüber
hinaus sowohl Heden und Theodrada
wie auch Irmina
zu den Föderern Willibrords zählten. Heden und
Irmina gehörten zudem gemeinsam der austrasischen Führungsschicht
an, für die durchaus mit weitreichenden Heiratsverbindungen zu rechnen
ist [522 Folgt man den Beobachtungen von Metz Seite 257ff. und Wenskus
Seite 163f., wonach Irmina und Heden den nämlichen,
auch am Mittelrhein begüterten austrasischen Adelskreisen angehört
hätten bzw. die Familie Hedens mit den mittelrheinischen
RUPERTINERN in einem gemeinsamen Traditionsverband gestanden habe,
so wäre nicht einmal von derart weitgespannten Heiratsverbindungen
auszugehen. Der nachweisbare Güternbesitz von Familienangehörigen
Irminas
reichte mit den Besitzungen Irmintruds bei Boppard bis in das
Mittelrheinn-Gebiet hinein, vgl. oben Seite 123.]. Hält man aufgrund
dieser Übereinstimmungen verwandtschaftliche Beziehungen für
möglich, so wäre nach den chronologischen Angaben zur Familie
Hedens davon auszugehen, daß die Verbindungen zwischen der
Familie Irminas und den mainfränkischen Herzögen im letzten
Viertel des 7. Jahrhunderts geknüpft worden waren [523
Da Hedens
Sohn Thuring die Schenkung von 704 mit unterzeichnete, die Klostergründung
für Hedens Tochter Immina vor 701/13 anzusetzen ist und Hedens
Vater Gozbert 688/89 noch im Amt war, dürfte die Heirat zwischen
Heden und Theodrada am wahrscheinlichsten in die Zeit 685/95
zu datieren sein.]. Hedens Gattin gehörte bei einer solchen
Annahme sehr wahrscheinlich der Generation nach Irmina an. Die nächstliegenden
Möglichkeiten verwandtschaftlicher Beziehungen wären dann, daß
Theodrada eine Nichte, eine Cousine zweiten Grades oder auch eine Tochter
Irminas war [524 Zu bisherigen Versuchen einer genaueren genealogischen
Einordnung vgl. Anm. 514.].
685/95
oo Heden II. Herzog der Thüringer
† 719
Kinder:
Thuringus
†
nach
717
Irmina (Immina)
†
Literatur:
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Hlawitschka Eduard: Die Vorfahren Karls des Großen.
In: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben.
Verlag L. Schwann Düsseldorf Band I Seite 78 - Werner, Matthias:
Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Die Verwandtschaft
Irminas von Oeren und Adelas von Pfalzel. Personengeschichtliche Untersuchungen
zur frühmittelalterlichen Führungsschicht im Maas-Mosel-Gebiet,
Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982 Seite 28,149,152-156,160,169 -