Tochter des N.N.
Hartmann Martina: Seite 77,124
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"Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger."
Nach einer anderen Version soll Erchinoald
nach dem Tod seiner Frau Leutsinda (siehe auch unten Seite
124) selbst
Balthild
zur Frau begehrt haben, doch diese habe den König vorgezogen.
Dass der materielle Aspekt in der Ehe nicht selten Streit
zu Anlass gab und auch zu Scheidungsabsichten führte, zeigt sehr schön
eine Erzählung des heiligen Furseus (†
um 648/49; siehe unten Seite 144), der vom neustrischen Hausmeier Erchinoald
(641-658) verehrt und mit reichen Opfergaben bedacht wurde. Erchinoalds
Gemahlin Leutsinda, die sich offenbar nicht für diesen
"neuen Heiligen" begeistern konnnte, fühlte sich darüber vernachlässigt
und fürchtete um ihr Vermögen:
"Sieh, wie du mich und meine Söhne und
Töchter
vernachlässigst und ohne Geld und
Besitz zurücklässt,
indem du all unser Gut in die Hände
eines Mannes
legst, den wir gar nicht kennen und von
dem wir
nicht einmal die Herkunft wissen." Erchinoald
erwiderte darauf: "Meine süße
Leutsinda,
sprich
doch nicht solche Worte." Leutsinda
antwortete:
"Befreie mich aus deiner Gemeinschaft,
wenn
du so fortfährst, wie du begonnen
hast."
Erchinoald entgegnete: "Hör
auf zu schwätzen,
Leutsinda, wenn dein Ärger
nicht schwindet,
wirst du frei sein von meiner Gewalt
und von den
üppigen Gaben, die ich dir geschenkt
habe."
Leutsinda antwortete: "Hätte
ich doch nie jenen
Tag der Hochzeit erlebt, von der ich
nun ausgestoßen bin."
(Virtutes
sancti Fursei Seite 447 = Goetz, Menschen im Schatten der Kathedrale, Seite
137)
Ironie der Geschichte: Leutsinda starb bald darauf
(ca. 649), und Erchinoald wollte eine Sklavin aus dem Gesinde
zur Frau nehmen, doch heiratete diese den merowingischen
König: Balthild († 680/81),
Gemahlin Chlodwigs
II. (639-657), Regentin für ihre Söhne
und schließlich Klosterfrau und Heilige.
oo Erchinoald neustrischer
Hausmeier
† 657/58
Kinder:
Leudesius
†
675
Literatur:
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Hartmann Martina: Aufbruch ins Mittelalter. Die
Zeit der Merowinger. Primus Verlag 2003 Seite 77, 124 -