3. Sohn des Königs Hugo
III. von Zypern aus dem Hause
POITOU-LUSIGNAN und
der Isabella von
Ibelin, Tochter von Konnetable
Guido
Thiele, Andreas: Tafel 177
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur
europäischen
Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und
Fürstenhäuser
Ergänzungsband"
HEINRICH II. "DE LUSIGNAN"
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† 1324
Heinrich II. war im Gegensatz zu seinem Bruder Johann I. aktiv-gesund, auch herrschsüchtig, ehrgeizig, intrigant, martialisch und prunksüchtig und folgte 1285 seinem Bruder Johann I. als König von Zypern und Jerusalem in der Regierung. Er stand erbittert gegen Ägypten, gewann vorübergehend sogar etliche Küstenplätze zurück, verlor aber dann doch die Reste des Königreiches Jerusalem, zuletzt Tripolis, Beirut, Tyrus und 1291 Akkon, das Residenz war. Er fand weder bei den Ritterorden, noch dem Adel Zyperns große Hilfe; erstere verfochten vorwiegend eigensüchtige Politik, letzterer verweigerte die nötige Hilfe. Heinrich II. behielt den Königstitel bei, den auch das Haus ANJOU-NEAPEL annahm; dessen Erben - das Haus HABSBURG - führten den Titel "König von Jerusalem" bis 1918. In Zypern nahmen die heftigen Parteikämpfe zu, auch weil das Land mehr und mehr feudalisiert wurde, Familienmitglieder wurden Opfer, er wurde 1306-1310 verjagt. Die Städte begannen eigenständiger zu werden und wirtschaftlich aufzublühen, besonders Famagusta, wo Heinrich II. die Krönungskathedrale vollendete. Das Königreich Zypern lag völlig im Schnittpunkt der Interessen von Venedig, Genua und Ägypten-Syrien, später kam das Osmanische Reich dazu, und begann mehr und mehr nur Spielball dieser Kräfte zu werden als eigene politische Kraft zu bleiben. Eine weitere Belastung war der Gegensatz zwischen der griechisch-orthodoxen Minderheit und der römisch-katholischen Mehrheit, die von der Dynastie gefördert wurde.
1317
oo KONSTANZE
VON ARAGON, Tochter des Königs
Friedrich II. von Sizilien
† nach 1344
2. Ehe mit Leo IV. König von Armenien, Neffe
Theodors
III. † 1341
Unter Heinrich II.,
einem Epileptiker, ging 1291 der Rest des festländischen
Reiches
verloren, und die LUSIGNAN
regierten
fortan nur noch in Zypern, wurden aber in Famagusta noch immer zu Königen
von Jerusalem gekrönt. Der Fall des Heiligen Landes brachte
dem
König viel persönliches Unglück, denn sein Bruder Amalrich,
vertriebener Titularherr von Tyrus,
bemächtigte sich unter dem Vorwand
der Epilepsie des Königs auf
vier Jahre der Herrschaft als Tyrann
mit dem Gouverneurstitel und schob Heinrich
II.
nach
Kleinasien ab, von wo er erst nach der Ermordung
Amalrichs (1310) zurückkehren konnte.
Von dieser Palastrevolution abgesehen, war die innere
Geschichte Zyperns seit 1233 ruhig verlaufen. Natürlich hatte der
König Auseinandersetzungen mit den Baronen; auch er war nur der
Erste
unter Gleichen, der von der Haute Cour in Nikosia abhing. Aber aus
verschiedenen
Gründen war er mächtiger als der König von Jerusalem. Er
war reicher als der Festland-König; die zypriotischen Kronlehen
erreichten
nie die Größe der vier Festlandsbaronien, ihre
Einkünfte schwankten
zwischen 100 und 21.000 Byzantinern (1367), aber Durchschnittslehen mit
1.000-1.500 Byzantinern waren selten. Damit waren sie etwa zwei- bis
dreimal
so hoch dotiert wie auf dem Festland. Dazu kam, dass in Zypern der in
Jerusalem
für die großen Kronlehen wichtige Rechtsgrundsatz der
kollateralen
Erbfolge nicht galt. Starb die direkte Linie aus, so fiel das Lehen an
die Krone zurück, für die es keinen "Leihezwang" gab, der den
König zur sofortigen Wiedervergabung gezwungen und ihn gehindert
hätte,
seine Hausmacht zu stärken. Auch das Münzrecht und die
Gerichtsbarkeit
über die Bourgeoisie blieben völlig in der Hand des
Königs.
Die Barone waren diesem also deutlich unterlegen. Vor allem hatten die
Barone, weil die äußere Bedrohung fehlte, keine festen
Burgen.
Über solche verfügten nur der König und die Ritterorden.
Nach dem Tode Karls von Anjou,
der noch von Akkon und Sidon anerkannt wurde, konnte
Heinrich die Herrschaft auch über Jerusalem antreten,
aber
von einer geordneten Verwaltung war überhaupt nicht mehr zu reden.
Im Jahre 1286 wurde Heinrich I. in
Tyrus zum König von Jerusalem gekrönt, und
anschließend
entfaltete sich in Akkon zum letztenmale der festliche Glanz einer
königlichen
Hofhaltung: in der Herberge des Johannitermeisters fand das
zweiwöchige
Krönungsfest statt.
Am 4. Mai 1290 kam König
Heinrich aus Zypern und brachte nochmals
Verstärkung für
das belagerte Akkon, aber am 15. Mai brach die äußere Mauer.
Nach einem Sturmangriff, bei dem die Muslime in die Stadt eindrangen,
entkam
König
Heinrich mit seinem Bruder
Amalrich
per Schiff.
Pernoud Regine: Seite 203,207,216-222
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"Frauen zur Zeit der Kreuzzüge"
Nach dem frühen Tod seines ältesten Sohnes Johann
wurde
Hugos
III. zweiter Sohn Heinrich,
der 1285 mit 14 Jahren
König von Zypern geworden war, im nächsten
Jahr von den Christen Akkons auf den Thron des Phantom-Königreichs
gehoben. Der "gute König Heinrich",
wie ihn der Chronist Leontios
Machairas nennt, nahm am 15. August 1286
in der Kathedrale von Tyrus aus den Händen des Erzbischofs die Krone
Jerusalems in Empfang - die seinerzeit Gottfried
von Bouillon abgelehnt hatte.
Heinrich
II. war erst 15 Jahre alt und Epileptiker. Trotzdem
wurde
seine Krönung mit rauschenden Festen gefeiert, umrahmt von
Turnieren
und Darbietungen aller Art, ganz nach dem etwas extravaganten Geschmack
der Ritterschaft Syriens und Zyperns: "Sie feierten 14 Tage lang in
Akkon
an einem Ort, der die Herberge des St.-Johannes-Spitals heißt und
wo sich ein großer Palast befand. Es war an Lustbarkeiten und
Turnieren
das schönste Fest seit 100 Jahren. Sie ahmten die Tafelrunde nach
und die Königin von Femenie: Ritter, als Damen verkleidet,
kämpften
miteinander; dann äfften sie Nonnen nach, die mit Mönchen
zusammen
waren, und so verkleidet brachen sie Lanzen gegeneinander und ahmten
Lanzelots,
Tristan und Palamedes nach und veranstalteten noch viele andere
ergötzliche
und lustige Spiele." Im November 1286, kurz nach seiner Krönung,
kehrte
König
Heinrich nach Zypern zurück. Philipp von Ibelin wurde in
Akkon als Regent eingesetzt.
Nach dem Fall von Tripolis (27. April 1289) war Heinrich
II. nach Akkon geeilt, wo er für 10 Jahre einen
Waffenstillstand
mit Sultan Kalawun abschließen
konnte. Der Waffenstillstand war auf
höchst erbärmliche Weise von den Christen selbst gebrochen
worden:
Ein schlecht vorbereiteter und geführter Kreuzzug der Italiener,
der
kurz zuvor im Heiligen Land angekommen war, fiel törichterweise
über
die muslimische Bevölkerung in der Umgebung der Stadt Akkons her.
Dieser wahnwitzige Akt einer Bande von Fanatikern lieferte dem Sultan
einen
ausgezeichneten Vorwand, den Waffenstillstand zu brechen. Heinrich
II. traf am 4. Mai 1291 aus Zypern mit 200 Rittern, 500
Fußsoldaten
und einer großen Menge Proviant in Akkon an. Seine Ankunft gab
den
Belagerten wieder frischen Mut. Die Entscheidung fiel am 28. Mai 1291,
zwei Monate nach Beginn der Belagerung.
Heinrich
II. konnte sich am 18. Mai, 10 Tage vor dem Ende, mit den
Männern
und Frauen nach Zypern absetzen, die in der Festung der Templer
Zuflucht
gefunden hatten. König Heinrich II.
und seine Mutter, Königin
Isabella von Ibelin,
bemühten sich, die Not der Ärmsten zu lindern, indem sie
Almosen
und Lebbensmitteln verteilten.
Von allen Königen und Königinnen Zyperns, die
zugleich immer noch das Königreich Jerusalem repräsentierten,
regierte Heinrich II. am
längsten:
39 Jahre (1285-1324). Er scheint sein körperliches Gebrechen, die
Epilepsie, durch eine erstaunliche Energie kompensiert zu haben. Seine
Regentschaft war durch einen dramatischen Kampf um die Macht
gekennzeichnet,
den er, von seiner Mutter Isabella
nach Kräften unterstützt, mit seinen eigenen Brüdern
ausfocht.
Er wurde 1306 durch seinen Bruder Amalrich
gestürzt,
der sich zum Statthalter Zyperns ausrufen ließ.
Amalrich
wurde
am 5. Juni 1310 ermordet und Heinrich II.
konnte aus der Verbannung aus Armenien (seit Februar 1310)
zurückkehren.
Heinrich II. starb
1324 mit 53 Jahren, ohne einen Erben zu hinterlassen. Sein
Schicksal
mutet seltsam an. Er hatte 1317 Konstanze von
Aragon-Sizilien geheiratet. War er impotent gewesen oder
befürchtete
er, seine Krankheit zu vererben? Auf jeden Fall wurde die Ehe nicht
vollzogen,
und die inzwischen verwitwete Konstanze
war immer noch Jungfrau.
Nach dem Tod ihres Mannes hat es sicher nicht an
Anwärtern
gefehlt. Humfried von Montfort,
der Herr von Beirut und Konnetabel von
Zypern, war im Gespräch; er starb jedoch 1326. Ferner Alfons
IX., König von
Kastilien,
und der künftige König von
England, Eduard
III., der 1325 allerdings erst 15 Jahre alt war;
schließlich
Karl von Evreux, der Bruder
der französischen Königin.
Alle diese Bewerber wurden aus irgendwelchen Gründen wieder
fallengelassen,
so dass 1329 schließlich König Leo
V. von Armenien Konstanze heiratete. Damit wurde eine lange
freundschaftliche Tradition bekräftigt, denn Armenien hatte
seinerzeit
den entmachteten König Heinrich II. aufgenommen.
1317
oo 1. Konstanze von Aragon-Sizilien, Tochter des
Königs Friedrich II.
x um 1307 † nach
1344
1329
2. oo Hugo V. Fürst
von Armenien
† 1342
Literatur:
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Kiesewetter, Andreas: Die Anfänge der
Regierung
König Karls II. von Anjou (1278-1295). Das Königreich Neapel,
die Grafschaft Provence und der Mittelmeerraum zu Ausgang des 13.
Jahrhunderts,
Matthiesen Verlag 1999 Seite 199,364 - Mayer, Hans Eberhard:
Geschichte
der Kreuzzüge, Verlag W. Kohlhammer GmbH 1995 Seite 214,
215,249,250
- Pernoud Regine: Frauen zur Zeit der Kreuzzüge. Verlag
Herder
Freiburg im Breisgau 1995 Seite 203,207,216-222 - Prutz Hans:
Die
Ritterorden. Mönche als Kämpfer, Helden, Abenteurer
Bechtermünz
Verlag Berlin 1908 Seite 204 - Runciman, Steven: Geschichte der
Kreuzzüge, Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C. Beck München
1978,
Seite
1173-1176,1182, 1188,1189,1193,1195-1196,1198,1206-1207,1212,1215-1217
- Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln
zur
europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-,
Königs-
und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag
1994
Tafel 177 - Tibi Bassam: Kreuzzug und Djihad. Der Islam und die
christliche Welt. Wilhelm Goldmann Verlag München 2001 Seite 129 -