Begraben: Fürstenfeld
Älteste Tochter des Königs
RUDOLF I. von Habsburg und der Gertrud
Anna von Hohenberg, Tochter von Graf Burchard III.
Reifenscheid, Richard: Seite 21
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"Die Habsburger. Von Rudolf I. bis Karl I."
1. MATHILDE, Gräfin von Habsburg
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* um 1253, + 23.12.1304
Rheinfelden München
Grabstätte: Unter dem Priesterchor der ehemaligen Zisterzienserklosterkirche in Fürstenfeld/Bayern
oo 24.10.1273 in Heidelberg
LUDWIG II., "Der Strenge",
Pfalzgraf bei Rhein, Herzog in Bayern
Grabstätte: Unter dem Priesterchor der ehemaligen Zisterzienserklosterkirche in Fürstenfeld/Bayern
Eltern: Otto II., Pfalzgraf bei Rhein, Herzog in Bayern,
und Agnes, Prinzessin von Sachsen, Tochter Heinrichs von Sachsen
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Hundt Barbara: Seite 51-53,59-63
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"Ludwig der Bayer"
Der 19-jährige ehrgeizigeRudolf
beanspruchte die Vormundschaft über den 12-jährigen Bruder. Seine
Mutter, die Herzogin-Witwe und Königs-Tochter
Mechthild, war jedoch nicht gewillt, sich jeden Einfluss beschneiden
zu lassen und verlangte Mitvormundschaft. Schon bei der Abtrennung ihres
reichen Wittums - Vohburg, Neuburg, Burglengenfeld, Reidenburg, Ingolstadt,
Aichach, Landsberg und die übrigen bayerischen Städte im Schwäbischen
gehörten dazu - war es zu Unstimmigkeiten mit dem älteren Sohn
gekommen. Die Vormundschaft war ein weiterer Zankapfel, und zu Rudolfs
Ärger griff die Herzogin-Witwe immer wieder in die Regierung ein.
"Ihre Regierung war gut und männlich", wird berichtet. Möglicherweise
glaubte Mechthild von Habsburg, durch
ihre Mitregierung die Interessen LUDWIGS
besser wahren zu können. Sie muss befürchtet haben, dass Rudolf
den jüngeren Bruder übervorteilen wollte. In der Tat spricht
einiges dafür, daß Rudolf
zwar
die Erbrechte LUDWIGS
für Ober-Bayern respektierte, dass er aber die Rheinpfalz sich allein
vorbehalten wollte. So ist der Eifer der Herzogin-Witwe, im Namen des jüngeren
Lieblingssohnes die Mitregierung zu beanspruchen, zwar menschlich verständlich,
aber die spätere Entwicklung zeigt, dass sie sich dabei nicht sonderlich
diplomatisch verhalten hat.
Für weiter Unstimmigkeiten zwischen Rudolf
und
seiner Mutter sorgte dann seine Heirat. Der ausgeprägte
habsburgische
Familiensinn
von Ludwigs
Frau
ab er konnte es dem NASSAUER nicht
verzeihen, daß er ihrem weit würdigeren Bruder vorgezogen worden
war. Kurz nach dem Tode Ludwigs
des Strengen musste seine Witwe nun erleben, dass ihr Sohn Rudolf
sich mit Mechthild von Nassau, einer
Tochter König ADOLFS, verlobte
und sie am 1. September 1294 heiratete. Auch hatte Rudolf
dem
NASSAUER
im Heiratsvertrag erstaunliche Zugeständnisse gemacht und außerdem
pfälzische Besitzungen seiner Mutter, die ihr von ihrem verstorbenen
Gatten als Lehen übertragen worden waren, als Morgengabe an Mechthild
von Nassau weitergegeben. Die Reaktion der Herzogin-Witwe ist
nicht überliefert, lässt sich aber lebhaft vorstellen.
Nach den Gesetzen der Zeit hätte Rudolf die Reichsacht
und die Einziehung seiner Güter verdient gehabt. Es war Rudolfs Mutter
zu verdanken, daß es nicht dazu kam. Sie bat ALBRECHT
um Milde für den älteren Sohn, und es kam zwischen Onkel und
Neffen zu einer Aussöhnung. Während der Vertragsverhandlungen
von Bensheim (20. Juli 1301) trat Herzogin-Witwe
Mechthild auch für LUDWIG
in die Schranken. König ALBRECHT sollte
Rudolf den Befehl geben, den Bruder endlich aus der Vormundschaft zu entlassen.
LUDWIG
war 19 Jahre alt, nach den Gewohnheiten des Jahrhunderts war es höchste
Zeit für diesen Schritt, da überdies die letzten Entscheidungen
Rudolfs sich für das gemeinsame Erbe nicht gerade förderlich
ausgewirkt hatten. Nicht nur die Folgen des Aufstandes waren zu verkraften.
Auch dessen Finanzierung durch Verkäufe aus dem gemeinsamen Erbe,
zum Beispiel der Burg Tölz, dürften LUDWIG
und die Herzogin-Witwe erbost haben. Rudolf hatte sie als Vormund auch
in LUDWIGS
Namen getätigt und für ihn mitgesiegelt. König
ALBRECHT tat seiner Schwester den Gefallen und hob die Vormundschaft
Rudolfs über
LUDWIGauf,
aber das Verhältnis zwischen den Brüdern und auch zwischen Mutter
und älterem Sohn wurde dadurch nicht besser.
Was nach dem Vertrag von Bensheim Rudolfs Feindseligkeit
gegen die Mutter weiter steigerte, ist unbekannt, aber es kam zu einem
düsteren, in den Einzelheiten ungeklärten Tragödie. Rudolf
ließ im Juni 1302 seine Mutter und ihren Viztum Konrad Öttlinger,
mit dem sie sich auf ihrer Burg Schiltberg bei Aichach aufhielt,
verhaften und beide nach München bringen. Seine Mutter hörte
dort harte Vorwürfe über ihre ständigen Einmischungen. Zudem
sollte sie ihr reiches Wittum und damit ihre Stellung und ihren Einfluss
aufgeben und in Zukunft von einer Jahresrente leben. Der Viztum wurde am
12. Juli 1302 hingerichtet, ohne daß die Begründung dafür
bekannt wäre.
Die Herzogin-Witwe konnte sich nur durch eine List aus
"den Händen ihres unnatürlichen Sohnes retten", wie Josef Schlett
im letzten Jahrhundert empört schrieb. Sie stimmte allen Vorschlägen
Rudolfs vertraglich zu. Angeblich um den Vertrag bestätigen zu lassen,
wollte sie ihren Bruder aufsuchen, der sich zu dieser Zeit in Nördlingen
aufhielt. Kaum befand sie sich jedoch außerhalb der Grenzen Bayerns,
erklärte sie den Vertrag für erzwungen und deshalb ungültig.
ALBRECHT
griff
ein, zitierte seinen Neffen zu sich und nötigte Rudolf, seiner Mutter
die abgepressten Besitzungen zurückzugeben.
Natürlich musste Rudolfs Vorgehen Klatsch auslösen.
Die Heilsbronner Jahrbücher sprechen von einer "suspecta familiaritas",
einer verdächtigen Vertrautheit, zwischen der Herzogin-Witwe und dem
Öttlinger.
Um so unverständlicher sind die zwielichtigen Umstände,
unter denen Rudolf mit seiner Mutter abrechnete. Möglicherweise ging
es gar nicht um die Tugend der Herzogin-Witwe, sondern um Politik. Vielleicht
hat sie versucht, nun, da LUDWIG
volljährig war und sie unterstützen konnte, wieder eine größere
Rolle in der Regierung zu spielen. Aber was auch im einzelnen passiert
sein mochte - Herzogin-Witwe Mechthild
konnte sich nicht mehr lange der neuerworbenen Selbständigkeit erfreuen:
Sie starb im Jahre 1304, nachdem sie sich vorher mit Rudolf ausgesöhnt
hatte.
24.10.1273
oo 3. Ludwig II. der Strenge Herzog
von Bayern
13.4.1229-2.2.1294
Kinder:
Rudolf I.
4.10.1274-12.8.1319
Mechthild
Ende 1275-28.3.1319
München Lüneburg
28.10.1288
oo Otto II. Herzog von Braunschweig-Lüneburg
1266-9.4.1330
Agnes
um 1276/77-22.7.1345
München Sangershausen
15.1.1290
1. oo Heinrich Landgraf von Hessen
um 1264-23.8.1298
1303
2. oo Heinrich Markgraf von Brandenburg-Landsberg
21.3.1256-10.7./14.8.1319
Anna Nonne
um 1280- ?
LUDWIG IV. König des Deutschen Reiches
1.4.1282-11.10.1347
Literatur:
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Benker Gertrud: Ludwig der Bayer. Ein Wittelsbacher
auf dem Kaiserthron. Eugen Diederichs Verlag München 1997 Seite 17,37,39,47
- Hundt, Barbara: Ludwig der Bayer. Der Kaiser aus dem Hause Wittelsbach
Bechtle Verlag Esslingen München 1989 Seite 35,44,51,59, 63 - Krieger,
Karl-Friedrich: Die Habsburger im Mittelalter. Von Rudolf I. bis Friedrich
III. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart/Berlin/Köln 1994 Seite 32,116
- Rall, Hans und Marga: Die Wittelsbacher. Von Otto I. bis Elisabeth
I., Verlag Styria Graz/Wien/Köln 1986 Seite 50 - Reifenscheid,
Richard: Die Habsburger. Von Rudolf I. bis Karl I., Verlag Styria Graz/Wien/Köln
1982 Seite 19,21 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern.
Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 270 -