Begraben: Kloster Fürstenfeldbruck
Ältester Sohn des Herzogs Otto II. der Erlauchte
von Bayern und der Agnes von Braunschweig, Tochter von Graf
Heinrich I.
Lexikon des Mittelalters: Band V Seite 2193
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Ludwig II. der Strenge, Pfalzgraf bei Rhein
--------------------------- Herzog von Ober-Bayern
* 13. April 1229, + 1. oder 2. Februar 1294
Heidelberg
Heidelberg
Begraben: Kloster Fürstenfeldbruck
2.8.1254
1. oo Maria, Tochter Herzog Heinrichs II. von
Brabant
24.8.1260
2. oo Anna, Tochter des Herzogs Konrad II. von
Schlesien-Glogau
24.10.1273
3. oo Mechthild, Tochter König
RUDOLFS I.
Nach zweijähriger gemeinsamer Regierung teilten Ludwig und sein Bruder Heinrich XIII. 1255 die wittelsbachischen Besitzungen, wobei Ludwig die Pfalzgrafschaft bei Rhein, Ober-Bayern und Teile des Nordgaus erhielt. Beide Herzöge vertraten die Ansprüche ihres Neffen Konradin. Der Anfall des konradinisches Erbes brachte dem Herzog Ludwig 1269 den Lechraum und Gebiete im nördlichen Nordgau ein. 1273 setzte er sich nach anfänglicher eigener Kandidatur lebhaft für die Königswahl RUDOLFS von Habsburg ein, den er auch militärisch im Kampf gegen Ottokar von Böhmen unterstützte. Zur Sühne für die Hinrichtung seiner fälschlich der Untreue verdächtigten ersten Gattin stiftete Ludwig II. der Strenge das Zisterzienserkloster Fürstenfeld.
Literatur:
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NDB XV, 357-360 - S. v. Riezler, Gesch. Baierns II, 1880
[Neudr. 1964], 100-167 - Spindler II, 72-109, 540ff.
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Bosl‘s Bayerische Biographie: Seite 495
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Ludwig II., „der Strenge“, Herzog von Ober-Bayern
------------------------------- Pfalzgraf bei Rhein
* 13.4.1229, + 2.2.1294
Heidelberg Heidelberg
Begraben: Fürstenfeld
Vater:
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Herzog Otto II. (+ 1253)
Mutter:
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Agnes von der Pfalz (+ 1267)
1. oo Maria von Brabant (um 1226-1256)
2. oo Anna von Glogau (um 1240-1271)
3. oo Mechthild von Habsburg (um 1251-1304)
Teilte mit seinem Bruder Heinrich XIII. das
Land.
Wurde Herzog von Ober-Bayern und der Pfalz.
Als Sühne für die unberechtigte Hinrichtung
seiner Gattin Maria
von Brabant in Donauwörth Gründung des Klosters Fürstenfeld
bei München.
Feldzüge gegen die Böhmen, die 1257 und 1266
geschlagen wurden.
1277 Krieg gegen seinen Bruder.
Kandidierte bei Königswahl, verlor aber gegen RUDOLF
von Habsburg, dessen Tochter Mechthild
er
jedoch heiratete.
Literatur:
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ADB 19; Riezler.
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Ludwig II. der Strenge war
Regent
der Pfalz und folgte 1253 seinem Vater. Nach bitterem Zwist teilte
er am 28.3.1255 mit seinem Bruder Heinrich I. (XIII.) die WITTELSBACHER
Lande, so dass Heinrich XIII. Nieder-Bayern, Ludwig
Ober-Bayern und die Pfalz erhielt. Er trat als einziger Reichsfürst
dem Rheinischen Städtebund bei und wählte 1257 RICHARD
von Cornwall zum deutschen König. Daneben betrieb er mehrmals
die Wahl seines Neffen und Mündels Konradin
zum König und wurde daher 1266 gebannt. Er förderte aus Eigennutz
dessen Italienfeldzug 1267/68 und erhielt aus dessen Erbe Herbruck, Neumarkt,
Donauwörth, Ammergau, Hochstädt, Holnstein und Sulzbach. Er stützte
wieder König RICHARD und schloss
Frieden mit den bayerischen Bischöfen. Er erneuerte alte Landfriedensbündnisse
und unterstützte im Salzburger Bistumsstreit den böhmischen Kandidaten.
An der Wahl RUDOLFS von Habsburg hatte
er wesentlichen Anteil, stand ihm treu zur Seite, nahm an Reichstagen und
Heerfahrten teil und ermöglichte mit seinen Machtmitteln König
RUDOLFS kraftvolles Königtum. Er erhielt 1275 die böhmische
Kurstimme zugesprochen und machte 1278 die Schlacht bei Dürnkrut gegen
Ottokar
II. von Böhmen mit. Er verzichtete 1291 auf eine eigene
Kandidatur und setzte sich als Reichsverweser als einziger für ALBRECHT
I. von Habsburg
ein, erkannte dann aber ADOLF
von Nassau als König an. Er gewann unter anderem Wiesloch,
Weinheim, Dossenheim, Lindenfels, Altmanndorf, Nußloch, Hockenheim,
Bretten, Caub und Stolzeneck für die Pfalz und baute die herzogliche
Macht stark aus. Seine erste Gemahlin ließ er auf den bloßen
Verdacht der Untreue in Donauwörth hinrichten. Er erhob München
zu seinem Herzogssitz.
Rall Hans und Marga: Seite 45-49
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"Die Wittelsbacher"
Herzog Ludwig II.
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* 13.4.1229, + 2.2.1294
Heidelberg Heidelberg
Grabstätte: Kirche des Zisterzienserklosters Fürstenfeld (Fürstenfeldbruck)
2.8.1254 in Landshut
1. oo Maria, Herzogin von Brabant und Lothringen
1226, + 18.1.1256 enthauptet
Donauwörth
Grabstätte: Heiligenkreuzkirche in Donauwörth
Eltern: Heinrich II., Herzog von Brabant und Lothringen und Maria, Tochter des Königs PHILIPP von Schwaben
24.8.1260
2. oo Anna, Herzogin von Schlesien-Glogau
* um
1240, + 25.6.1271
München
Grabstätte: Kirche des Zisterzienserklosters Fürstenfeld (Fürstenfeldbruck)
Eltern: Konrad II. (Karl), Herzog von Schlesien-Glogau, Sagan und Krossen, und Salome, Tochter des Herzogs Wladislaw Odonicz von Groß-Polen
zwischen 24. und 27.10.1273 in Aachen (Heidelberg?)
3. oo Mechthild (Mathilde), Gräfin von Habsburg
* 1251 oder 1253, + im Juni 1304
Rheinfelden
München
Grabstätte: Kirche des Zisterzienserklosters Fürstenfeld (Fürstenfeldbruck)
Eltern: RUDOLF I. Römischer König, Graf von Habsburg, und Gertrud Anna, Gräfin von Hohenberg (Zollern - Hohenberg in Schwaben)
Die drei ersten WITTELSBACHER
Herzöge
Bayerns haben den Bereich ihres unmittelbaren Wirkens für den inneren
und äußeren Frieden im Lande verdreifacht, indem sie Grafschafts-
und Vogteirechte gewannen und durch Viztume und Richter (Landrichter) wahrnahmen.
Natürlich mussten sie zu den Blutgerichtsrechten hinzu die allgemeine
Gebotsgewalt des Landesherrn, seine Militärgewalt, seine Steuerhoheit
und den Anspruch auf Huldigung haben oder erreichen. Sie retteten dadurch
einen sehr erheblichen Bereich des bisherigen Stammesherzogtum in das Landesfürstentum
hinüber. Nur als solches konnte nämlich jetzt das Herzogtum bestehen,
da das personalgebundene Stammesrecht nun zum territorialgebundenen Landrecht
wurde. Außerdem hatte Kaiser FRIEDRICH II.
durch die gesetzlichen Regelungen von 1220 und 1231/32 die Entwicklungsmöglichkeiten
in Rechtsformen umgeprägt. Diese Leistung der WITTELSBACHERwar
auch bedingt durch den günstigen Beginn ihres Wirkens als Herzöge
seit 1180. Mit dem Verfügungsrecht der Angehörigen des Herrscher-Geschlechts
über das Hausgut, aber auch über die damit verknüpften Rechte
wurde spätestens seit 1253/55 ein neuer Abschnitt der Geschichte der
Pfalzgrafschaft und des Herzogtums eingeleitet. Denn Otto II. hinterließ
im Gegensatz zu seinem Vater zwei Söhne, nämlich Ludwig
und
Heinrich.
Beide hatten kurz vor seinem Tode im September 1253,
als sie mit ihrem Vater in Richtung Steiermark marschierten, das Fest der
Schwertleite in Ötting gefeiert. Diese war freilich nicht mehr als
eine nachträgliche Bekräftigung ihre Eintritts ins ritterliche
Leben. Der nun schon 25-jährige
Herzog Ludwig
hatte sich bereits mehrfach als Heerführer bewährt; er hatte
1246 an der Seite König KONRADS IV.
gegen den Landgrafen von Thüringen gekämpft, 1250 den Feldzug
in das Land ob der Enns geleitet und 1251 die Burg Teisbach des
kriegführenden Bischofs von Regensburg erobert. Heinrich war mehr
als sechs Jahre jünger, aber bereits wie Ludwig
verheiratet. Er hielt sich gerade bei seinem Schwiegervater, dem König
von Ungarn, auf, als sein Vater aus dem Leben schied.
Die jungen Herzöge regierten zunächst gemeinsam,
erwarben vom Erzbischof von Salzburg zahlreiche Lehen und Vogteien und
bauten miteinander am Lebenswerk des Vaters weiter. Nach dem Tode König
KONRADS IV. 1254 suchten sie ihrem Neffen und Mündel Konradin
Schwaben und Sizilien zu erhalten, setzten an die Stelle des als Sachwalter
ihres Neffen aufgestellten Markgrafen Berthold von Cham-Vohburg den unehelichen
Kaisersohn Manfred von Tarent, der
Berthold als Verschwörer verurteilte und einsperrte, und erzielten
so zwei Ergebnisse. Papst Alexander IV. wandte sich jetzt an ihre Mutter
und damit an sie wegen Konradin, freilich
auch an andere. Die WITTELSBACHER Brüder
glaubten nicht an eine wirklich Versöhnung der Kurie mit dem jungen
STAUFER.
Durch die Verurteilung Bertholds fiel aber zum anderen den WITTELSBACHER
Brüdern das Erbe an Nabburg zu. Von eben diesem Ort verkündeten
die Herzöge gemeinsam die Ausübung des Reichsverweseramtes auf
Anfrage aus Bamberg Rechtssätze zur gerichtlichen Erkenntnis, die
von allgemeiner Bedeutung waren.
Ludwig und Heinrich
besaßen das gleiche allodiale Recht auf ihre Landes-Fürstentümer,
die Pfalzgrafschaft und das Herzogtum. Trotz der gemeinsamen brüderlichen
Erfolge teilten sie am 28. März 1255 das Herzogtum in einer bloßen
Nutzteilung. Sie handelten damit bereits nach dem in einer WITTELSBACHER
Urkunde von 1288 ausgesprochenen Grundsatz, unter den Berechtigten gleichwertig
zu teilen. Die Pfalzgrafschaft bei Rhein, die aus punktweisen, sich gegenseitig
bedingenden Positionen bestand, blieb ungeteilt, ihr Hauptrecht der Königswahl
blieb bei den Brüdern gemeinsam. Schon um das Jahr 700 hatte der AGILOLFINGER
Herzog
Theodo Teile seines Herzogtums Bayern an seine Söhne zur selbständigen
Regierung gegeben. Vielleicht schon damals, jedenfalls aber 1255 gingen
die Interessen und Entwicklungstendenzen O-Bayerns und der westlichen Landesteile
stark auseinander. Das wurde den Herzogen Ludwig
und Heinrich 1255 und erst recht im Laufe der Jahre durch die Gegensätze
unter ihrer beiderseitigen Gefolgschaften stark bewusst: "Was als Streit
der Brüder bezeichnet wird, war häufig Streit der beiderseitigen
Edlen und Ministerialen" (Forschung Spindler). Beide Herzöge nannten
sich auch weiterhin nach dem ganzen Herzogtum Bayern. Die in Landshut geprägten
Denare hatte noch 1253 ihr Vater als für das ganze Land gültig
erklärt. Die Brüder arbeiteten auch weiterhin durch die Landfriedensgesetzgebung
für das ganze Land. Freilich wurden sie dabei oft durch die Streitigkeiten
gestört, dir durch entgegengesetzte Interessen nicht zuletzt ihrer
eigenen beiderseitigen Gefolgschaften verursacht wurden.
Das Herzogtum wurde 1255 in das Obere Bayern und das
"Niederland" geteilt. Beide Gebiete bestanden nur aus den Kernen der heute
so genannten Regierungsbezirke. Ober-Bayern, das Ludwig
II. bekam, reichte vom Süden des heutigen Oberpfälzer
Waldes und der mittleren Naab bis zu den Alpen bei Kitzbühel, von
Amberg und Schwandorf über Ingolstadt und München, das sich Ludwig
II.als Residenz wählte, Wasserburg, Aibling bis nach Kufstein
und barg in seinem Bereich den alten wittelsbachischen
Hausbesitz vom Süden der Donau bis in den Nordgau hinein und war nach
dem Westen und dem Reich orientiert. Bei Eger sowie bei Füssen und
Schongau grenzte Ober-Bayern an staufisches Reichsland.
Diese Orientierung zum Westen und zum Reich wird durch die Tatsache unterstrichen,
dass Ludwig II. die
Pfalzgrafschaft bei Rhein ungeteilt erhielt, wenn auch sein Bruder ebenso
wie später alle Inhaber des Herzogtums, ja der Teilherzogtümer
Bayerns den Titel eines Pfalzgrafen bei Rhein führten.
Das gegenüber Ober-Bayern wirtschaftlich reichere
niederbayerische Bauernland mit seiner Hauptstadt Landshut hatte sich mit
der Emanzipation der Bistümer Freising, Regensburg, Passau und Salzburg
vom Herzogtum weg zu eigenen Landesfürstentümern auseinander
zu setzen. Die Inhaber Österreichs und Böhmens begünstigten
diese Emanzipationen. Herzog Heinrich musste hier mehr um Landesgrenzen
ringen, die durch diese Emanzipationen neu gesetzt wurden, als sein Bruder.
Heinrich konnte die Grenze seines Bereichs hart an die Mauern des Bischofssitzes
Passau vorschieben. Durch Jahrhunderte war diese Grenze von großer
Bedeutung. Natürlich blieben ihm die Probleme des Ostens mit Böhmen
und Ungarn. Das Ringen um die verlorenen Marken des alten Herzogtums Bayern
selbst blieben immer eine besondere Aufgabe, die Heinrich klar erkannte.
Die beiden Brüder hatten sich vor der Teilung mit
den Oberhirten von Freising, Regensburg, Passau und Salzburg verglichen
und förderten wesentlich die Klöster, die in den Wirren unter
Kaiser
FRIEDRICH II. sehr gelitten hatten; beide entwickelten ihre
jungen Städte, vor allem ihrer Hauptstädte fortschrittlich. Heinrich
gewährte Landshut 1256 und 1279 Stadtrechte.
Ludwigs
neue Hauptstadt München erhielt noch in seinem Todesjahr, aber jetzt
schon durch seinen Sohn Rudolf, 1294 das Stadtrecht. Beide Herzöge
stellten Geistliche und Bürger in den Kreis ihrer Mitarbeiter in Kanzlei
und Rat. In Nieder-Bayern lässt sich seit 1258, in Ober-Bayern seit
1265 ein ziemlich ständig tätiger Rat des Herzogs nachweisen.
In Ober- wie in Nieder-Bayern reifte eine neue weltliche Oberschicht der
Ritter zu Landherren heran, in Nieder-Bayern errangen diese in der Hofordnung
ihrer Herzöge von 1293, dass jeweils nur zwei Räte aus dem Kreis
der Landherren am Hof sein sollten, der Herzog im übrigen Räte
aus der Gegend heranzog, in der er sich gerade zu seiner landesfürstlichen
Tätigkeit aufhielt. Solche Räte wirkten auch als Schiedsrichter
und Bürgen für die Herzöge und wurden gegebenenfalls auch
zur Mitbesiegelung von Herzogsurkunden herangezogen. Die herzoglichen Residenzen
erscheinen aber immer mehr als Ausstellungsorte der Herzogsurkunden Ludwigsund
Heinrichs.
Ludwig weilte im
Januar 1256 in landesherrlicher Tätigkeit am Rhein. Da wurde er durch
Umstände, die bis heute nicht eindeutig geklärt sind, zu einer
furchtbaren Tat hingerissen. Mehrere Versionen sind darüber niedergeschrieben
worden, meist in viel späterer Zeit. Eine davon erzählt: Ein
Brief seiner Gattin Maria
von Brabant geriet in die Hände Ludwigs,
als er sich am Rhein aufhielt. Er war - nach einem nicht gleichzeitigen
Bericht - an ein Mitglied des Hauses der Rau- oder Wildgrafen von Kyburg
auf dem Hunsrück gerichtet. Zwei seiner bayerischen Ministerialen
bestärkten Ludwig in dem angeblich
aus dem Brief hervorgehenden Verdacht, dass seine Frau in einen Ehebruch
verstrickt sei. Nach dem im 13. Jahrhundert niedergeschriebenen Schwabenspiegel
war die Strafe für eine Ehebrecherin die Enthauptung. Ludwig
ritt in jähem Zorn Tag und Nacht, bis er in Donauwörth seine
Frau antraf. Er ließ sie sofort enthaupten. Wenn nicht als Ehemann,
so hatte er doch als Herzog das Recht, einen Urteilsspruch über eine
Ehebrecherin zu fällen. Ludwiggewann
aber offenbar keine Beweise für die Schuld der hingerichteten Gattin
und begann die jähe Tat als schwere Untat zu erkennen und schwer zu
bereuen. In Erfüllung der ihm von der Kirche auferlegten Buße
stiftete er das Zisterzienserkloster Fürstenfeld (Fürstenfeldbruck).
Sein Beiname "der Strenge" wurde ihm erst in einem späteren
Jahrhundert gegeben.
Bei der Königswahl von 1257 wählten die beiden
WITTELSBACHER
Brüder RICHARD von Cornwall. Ludwig,
der auf England hoffte, versuchte vergebens, seinem Neffen
Konradin die Belehnung mit dem Herzogtum Schwaben zu erwirken.
Er gewann für sich auch keine englische Prinzessin als Gattin und
heiratete 1260 Anna, die Tochter Herzog Heinrichs II. des Großmütigen
von Schlesien-Glogau. 1261/62 erreichte er aber über schwäbische
Große, dass dem staufischen Neffen
sein angestammtes Herzogtum wenigstens zugesichert wurde. Ludwig
unterstützte
Konradin mit seiner ganzen Tatkraft,
aber auch mit großen Geldmitteln, ließ sich dafür allerdings
staufisches
Gut aus allodialem Besitz oder Reichsbesitz verpfänden oder vermachen.
Das Eintreten für seine Neffen trug dem WITTELSBACHER
die
Exkommunikation durch den Papst selbst ein, der ihm sogar das Interdikt
androhte, das heißt das Verbot der Spendung der Sakramente in seinen
landesfürstlichen Bereichen. Erst lange nachdem 1268
Konradin in Neapel enthauptet worden war, vermochte sich Ludwig
1273 von der kirchlichen Strafe zu lösen. Aus dem mit Umsicht gesicherten
Erbe Konradins im Westen und Norden
Bayerns gewann Ludwig außerordentlich
viel.
Als Pfalzgraf bei Rhein war Ludwig
immer wieder in die Dienste nicht nur seines staufischen Neffen getreten,
sondern auch nach dessen Tod in die Dienste des Reiches. 1272 starb
König RICHARD von Cornwall. ALFONS von Kastilien war im
Reich als König gescheitert. Papst Gregor X. wollte wegen eines Kreuzzuges
ein kraftvolles Königtum im Reich. Die Städte am Rhein und in
der Wetterau erklärten, sie würden nur einem einmütig gewählten
König ihre Tore öffnen. Der Mainzer Kurfürst und Erzbischof
Werner von Eppenstein wollte den Pfalzgrafen und Herzog
Ludwig in das Königswahlbündnis
der geistlichen Kurfürsten einbeziehen. Dazu musste er natürlich
Ludwig
und
seine landesfürstlichen Bereiche von dem 1272 noch einmal erneuerten
Bann und dem inzwischen auferlegten Interdikt befreien. Das gelang Werner
ebenso wie die Beilegung der territorialen Streitigkeiten
Ludwigs
mit Köln und Trier, in denen ihm der Pfalzgraf die Entscheidung übertrug.
Ludwig
verband sich am 11. September 1273 zu Boppard am Rhein mit den drei geistlichen
Kurfürsten zu einer Einmütigkeit der Wahl; wenn drei der vier
auf einen sich einigten, sollte der vierte diesen ebenfalls wählen.
Ludwig
verzichtete
auf seine eigene Wahl, sorgte aber dafür, dass
Graf
RUDOLF von Habsburg auch von den übrigen weltlichen Kurfürsten
im Reich gewählt wurde. König Ottokar II. von Böhmen widersprach
zwar, aber Ludwig stimmte sowohl als
Pfalzgraf wie mit einer Hälfte der Stimme von Bayern für den
HABSBURGER
und sorgte dafür, dass sein Bruder die andere Hälfte aufgrund
des Herzogtums ebenfalls Graf RUDOLF zuwandte.
Am 1. Oktober vollzog Pfalzgraf Ludwig,
in dieser Eigenschaft der erste weltliche Reichsfürst, im Namen der
7 wahlberechtigten Kurfürsten des Reiches die Wahl. Ludwig
erwarb
auch weiterhin durch Kauf und auf den Wegen des Lehensrechtes, des Heimfallrechtes
und des Erbrechtes sowohl im Herzogtum wie in der Pfalgrafschaft unermüdlich
viele Jurisdiktionsbereiche. Er arbeitete umsichtig und elastisch, gab
zum Beispiel dem Bischof von Regensburg nach, um seine ganze Kraft 1261
am Rhein gegen den Bischof von Speyer erfolgreich zum Ausdruck zu bringen.
Unter seinen Burgmannen war sogar ADOLF von Nassau,
der spätere König. Wie sein Vater förderte er das
WITTESLBACHER Hauskloster Schönau bei Heidelberg.
Aus seiner zweiten Ehe mit der Prinzessin von Schlesien
hatte der Pfalzgraf und Herzog einen ältesten Sohn Ludwig,
der 1267 geboren, als wohlerzogen und elegant galt, und 1288 Elisabeth,
die 16-jährige Tochter des Herzogs Friedrich III. von Lothringen heiratete.
Der Pfalzgraf selbst war damals bereits zum dritten Mal, nämlich seit
1273 mit der Tochter Mechthild
des Königs RUDOLF, verheiratet,
von der er zwei Söhne hatte, Rudolf, der 1274,
LUDWIG, der 1282 geboren wurde. Von seinen Töchtern aus
der 3. Ehe heiratete Mechthild 1288 den Herzog Otto IV. den Strengen von
Braunschweig-Lüneburg, Agnes noch zu Lebzeiten des Vaters den Landgrafen
Heinrich II. von Hessen. Das westliche Mittel- und N-Deutschland waren
damit in die Familienbereiche des Pfalzgrafen und Herzogs
Ludwig einbezogen. Da traf ihn 1290 ein schwerer Schlag. Ludwig,
sein ältester, noch kinderloser Sohn, erhielt auf einem Turnier in
Nürnberg, eine tödliche Wunde. Er wurde neben seiner Mutter im
Kloster Fürstenfeld begraben. Schon 1288 hatte Ludwig
II. für seinen eigenen Todesfall
vorgesorgt. Er hatte damals noch drei Söhne. Deshalb hatte er veranlasst,
dass der älteste in einer Urkunde im Zusammenwirken mit dem Vater
und unter Anerkennung durch
König RUDOLF
eine gleichwertige Landesteilung unter den Brüder allodialrechtlich
verankerte. Damit wollte der alte Pfalzgraf eventuellen Streitigkeiten
unter seinen Söhnen zuvorkommen. Er starb 1294 in Heidelberg
und hinterließ aus der Ehe mit der HABSBURGERIN
zwei Söhne, Rudolf und LUDWIG,
der eine 20, der andere 12 Jahre alt.
GESCHICHTE MIT PFIFF Heft 10 2001 Seite 26-27
Der Mörder Ein WITELSBACHER sieht rot
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Eine schreckliche Moritat wussten Bänkelsänger
über den Jahresanfang 1256 aus Bayern zu berichten - wieder war einem
WITTELSBACHER
sein cholerisches Temperament zum Schicksal geworden ,,,
Doch war es nicht die hohe
Politik, die den Bayern-Herzog Ludwig II.
in einer kalten Januarnacht zum Amoklauf reizte, sondern - zur Freude aller
Moritatendichter - die Liebe und die Eifersucht! Da der Stoff das Ausmaß
einer Shakespearschen Tragödie erreichte, ist es nicht verwunderlich,
dass sich aus den verschiedenen, zum Teil viel später entstandenen
Aufzeichnungen nicht mehr eindeutig rekonstruieren lässt, was in der
Nacht vom 17. auf den 18. Januar 1256 auf der Burg Mangoldstein
in Donauwörth genau geschah. Sicher ist nur, dass
Ludwig
II., dem späteren Chronisten seiner Untat wegen den Beinamen
"der
Strenge" verpassten, nach seinem Wutanfall Witwer war - er hatte seine
junge Frau Maria
von Brabant ins Jenseits befördert!
Dabei hatte alles so schön begonnen: Prächtig
war am 2. August 1254 in Landshut die Hochzeit zwischen dem Bayern-Herzog
Ludwig II., und Maria,
der Tochter Heinrichs II., des Herzogs von Brabant und Lothringen, geschlossen
worden. Die spätere Überlieferung hat ein liebevolles Bild von
der jungen Frau gezeichnet, die nur für anderthalb Jahre Herzogin
von Bayern war. Fromm sei sie gewesen, großzügig den Armen gegenüber
und ihrem Mann treu ergeben. Offenbar aber fühlte sie sich bei den
häufigen Abwesenheiten ihres Gatten, der als Pfalzgraf des öfteren
in Heidelberg weilte, einsam und vernachlässigt. So wird es auch gewesen
sein, als Ludwig am Jahreswechsel 1255/56
in die Pfalzgrafschaft reiste und seine Frau samt Gefolge in Donauwörth
zurückließ. Die sehnsüchtig wartende Maria
hoffte den Aufenthalt ihres Mannes mittels zweier Briefe zu verkürzen.
Der eine war an ihren Ehemann gerichtet, der andere an den befreundeten
Wildgrafen Heinrich von Kyburg, den Maria
bat, Ludwig
zur Heimkehr zu bewegen. Dafür, so hieß es vage an den Minnediener,
werde sie ihm gewähren, was er lange erbeten habe ...
Unseligerweise verwechselte der Bote die beiden Schreiben
und händigte
Ludwig den Brief
an den Kyburger aus. Der Herzog witterte hinter dem Brief ein Angebot zur
Liebesnacht und lechzte nach Rache. Zwei seiner Hofleute bestärkten
ihn in dem Verdacht auf Ehebruch. Zornerfüllt stach der 27-jährige
Fürst zunächst den Boten nieder und ritt in fünf Tagen und
Nächten vom Rhein nach Donauwörth. Entnervt stürzte er in
die Burg, rammte dem Burgvogt das Messer in den Bauch, stach eine Hofdame,
die er der Mitwisserschaft bezichtigte, nieder und ließ die Zofe
seiner Frau in hohem Bogen von den Burgzinnen fliegen. Danach machte er
kurzen Prozeß mit seiner Gemahlin: Sie wurde noch in der gleichen
Nacht im Burghof enthauptet, nach anderen Quellen soll er sie eigenhändig
erstochen haben.
Nach dem Blutrausch kam jedoch die Reue. Für die
Schuld seiner Frau fand Ludwig keinerlei
Beweise; sie hatte dem Kyburger lediglich das "Du" angeboten. Über
Nacht, so will es die Legende, soll das herzogliche Haupt schneeweiß
vor Gram geworden sein. Die Seelenpein konnte nur noch der Papst lindern:
Alexander IV. forderte ihn auf, entweder ins Heilige Land zu ziehen oder
ein Kloster zu bauen und lebenslang am Hals ein dolchdurchbohrtes Herz
zu tragen. Ludwig entschied sich für
den bequemeren Weg und stiftete ein Kloster in Aibling, das 1266 nach Bruck
verlegt wurde - die Gründungsstunde von Zisterzienserkloster und WITTELSBACHER-Grablege
Fürstenfeldbruck. Das Kunstjuwel, das im 18. Jahrhundert neu errichtet
wurde, zählt heute wegen seiner herrlichen Asam-Fresken zu den großartigsten
Kirchenbauten Ober-Bayerns und bietet. in der Klostergalerie Kurioses wie
zum Beispiel die größte Maßkrugsammlung Oberbayerns mit
341 Exemplaren.
Während der strenge
Ludwig samt Ehegattinnen Nummer zwei und drei in Fürstenfeldbruck
bestattet wurde, erhielt die ermordete Maria
und ihre beiden ebenfalls umgebrachten Hofdamen in der Heilig-Kreuz-Kirche
in Donauwörth ihre Ruhestätte, wo sie von der Bevölkerung
hoch verehrt wurden. Auf der Freilichtbühne am Mangoldfelsen zu Donauwörth,
dort wo einst die Burg stand, wird bis heute die schaurige Geschichte ihrer
Ermordung nachgespielt.
Dem wilden Ludwig
hat seine wüste Eheszene zu Lebzeiten aber nicht geschadet, denn 1260
heiratete er Anna von Schlesien-Glogau und nach deren (natürlichem)
Tod (1271) die
HABSBURGERIN
Mechthild,
die ihm sozusagen als Dank für die Wahl ihres Vaters RUDOLF
I. zum deutschen König 1273 ins Brautbett gelegt wurde
- schließlich war der Bayern-Herzog trotz seines Jähzorns eine
begehrte Partie. Obwohl er die Herrschaft über das Herzogtum Bayern
mit seinem Bruder Heinrich
teilte, hatte sich Ludwig mit Oberbayern
und der begehrten Pfalzgrafschaft bei Rhein doch den prestigeträchtigsten
Teil gesichert. Die pfalzgräflichen Besitzungen lagen damals vor allem
im Hunsrück, um Alzey und Heidelberg. Mit diesem Amt verbunden war
das Recht zur Königswahl, die Reichsverweserschaft bei Thronvakanz
und der Vorsitz im Hofgericht bei Abwesenheit des Königs.
Kein Wunder, dass Heinrich XIII. von Nieder-Bayern der
Verzicht auf die Pfalzgrafschaft bald reute. Wer durfte überhaupt
den König wählen? Nur der Pfalzgraf oder auch die Bayern-Herzöge?
Hatten die WITTELSBACHER gar zwei Stimmen?
Auf die Solidarität des älteren Bruders konnte Heinrich nicht
zählen. Eifersüchtig wachte er über seine Rechte, und dass
mit dem "Strengen" nicht gut Kirschen
essen war, hatte er ja bewiesen.
So durfte Heinrich 1257 bei der Wahl RICHARDS
von Cornwall zum deutschen König zwar teilnehmen, doch
blieb unklar, mit welchem Rechtstitel. In der Wahlbekanntmachung hatteLudwig
darauf geachtet, dass im Kreis der wahlberechtigten Fürsten nur der
Pfalzgraf, nicht aber der Bayern-Herzog erwähnt wurde. Ebenso verhielt
es sich bei der Wahl RUDOLFS I. von Habsburg 1273,
zu der Heinrich zwar zugelassen, seine Stimme aber nicht ausschlaggebend
anerkannt wurde.
Zudem mußte der Niederbayer im Streit mit seinem
Bruder auf seinen Mitbesitz an der Pfalz verzichten und die Klärung
der Rechtstitel vertagen. Dies machte es dem neuen König
RUDOLF leicht, die Frage offen zu haltenund schließlich
das Kurrecht des Königs von Böhmen - der sein Schwiegersohn war
- zu bestätigen.
Ludwig der Strenge
hatte sich im kleinkarierten Streit zwar durchgesetzt, doch Bayern verlor
für Jahrhunderte sein Königswahlrecht. Aber das Glück hält
es bekanntlich mit dem Sieger: Während Heinrich 1290 ob seines politischen
Versagens "in großer Zerknirschung eines schönes Todes starb"
wie die Altaicher Chronik berichtet, fand ein Mönch von Fürstenfeld
zum Tod seines Herrn Ludwig 1294 noch
lobende Worte für dessen Taten: "Solange er lebte, erfreute sich
sein Land reicher Ernten, ersprießlichen Friedens und vieler anderer
Güter .."
2.8.1254
1. oo Maria von Brabant, Tochter des Herzogs Heinrich
II.
1226-18.1.1256 enthauptet
Donauwörth
24.8.1260
2. oo Anna von Schlesien-Glogau, Tochter des Herzogs
Konrad II.
um 1240-25.6.1271
München
24.10.1273
3. oo Mathilde von Habsburg, Tochter des Königs
RUDOLF I.
1251 oder
1253-23.12.1304
Rheinfelden
München
Kinder:
2. Ehe
Maria Nonne in Boppard
1261-
Agnes
um 1262-21.10.1269
München
Ludwig Elegans
13.9.1267-23.11.1290 gefallen
Nürnberg
3. Ehe
Rudolf I.
4.10.1274-12.8.1319
Mechthild
Ende 1275-28.3.1319
München Lüneburg
28.10.1288
oo Otto II. Herzog von Braunschweig-Lüneburg
1266-9.4.1330
Agnes
um 1276/77-22.7.1345
München Sangershausen
15.1.1290
1. oo Heinrich Landgraf von Hessen
um 1264-23.8.1298
1303
2. oo Heinrich Markgraf von Brandenburg-Landsberg
21.3.1256-10.7./14.8.1319
Anna Nonne
um 1280- ?
LUDWIG IV. König des Deutschen Reiches
1.4.1282-11.10.1347
Literatur:
-----------
Hoensch, Jörg K.: Premysl Otakar II. von
Böhmen. Der goldene König. Verlag Styria Graz Wien Köln
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