Lantfried
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Sohn des N.N.
und der Engela, Tochter von Walter von Steußlingen; Bruder des Bischofs Burchard II. von Halberstadt


Sch
wennicke, Detlef: Tafel 35
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"Europäische Stammtafeln. Stammtafeln zur Geschichte der Europäischen Staaten. Neue Folge Band XII, Schwaben"

ENGELA
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(Mutter von Erzbischof Burchard von Magdeburg 1088, Lantfrieds und Adelgots, des Stammvaters der Grafen von Veltheim)


Heinrichsen Anselm: Seite 43-44
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"Verpflanzung schwäbischer Adelsgeschlechter nach Niedersachsen im XII. und XIII. Jahrhundert."

Doch wir erfahren noch mehr über die Verwandtschaft Bischof Burchards. Sein Bruder Lantfried erhielt von König HEINRICH IV. am 5. August 1068 44 Hufen Landes im Nordthüringau und in der Nordmark, die Burchard vorher zu Lehen gehabt hatte [6 DH IV. 207; UBHH I, 99, Seite 67.]. Ein zweiter Bruder, Adelgot, wird in einer Urkunde von 1087 [7 Juli 25.; UB Kl. Ilsenburg 7, Seite 8.] als Vater des Edlen Werner von Veltheim genannt.
Wir können mit Sicherheit nur sagen, daß die Mutter dieser drei Brüder schwäbischer Herkunft gewesen ist [8 Zusammenstellung der Belegstellen für seine Verwandtschaft bei Delius in Ledeburs Arch. 5. Da Burchard sich kurz vor seinem Tode als sexagenarius (Ann. Sax. SS VI, 725 bezeichnet, dürfte er etwa 28 Jahre alt gewesen sein, als sein Onkel Anno in verhältnismäßig jungen Jahren Erzbischof von Köln wurde. Die Mutter Burchards müßte demnach eine ganze Reihe von Jahren älter gewesen sein als Anno, vgl. Sellin Seite 1. Immerhin ließe sich auch denken, daß sie eine Vaters-Schwester Annos gewesen ist.], während des Vaters Name und Geschlecht unbekannt sind [9 Eine Abstammung von den PFULLINGERN läßt sich nicht beweisen.]. So bleibt nur übrig, daß Vorkommen der Namen zu untersuchen, die in der Familie verebt werden. Weder Lantfried noch Adelgot kommen sonst in Sachsen vor. Beide Namen weisen deutlich nach Schwaben. Das Diplom HEINRICHS IV. von 1068 paßt zeitlich und inhaltlich gut in den Rahmen der Sachsen-Politik des Königs. Denn die Verleihung geschieh auf Fürsprache Werners von Magdeburg und Burchards, zu einer Zeit also, als die STEUSSLINGER noch in vollem Einvernehmen mit dem König standen.
Wenn also alle Anzeichen auf eine Einwanderung Lantfrieds hinweisen, läßt sich sagen, daß auch Adelgot, auf jeden Fall dessen Sohn Werner bereits zu Lebzeiten Bischof Burchards eingewandert sein muß [12 Da Werners Sohn Adelgot bereits vor dem Tode Burchards in Halberstadt Geistlicher geworden war, ist diese Vermutung zur Sicherheit festzulegen, vgl. Ostwald Seite 8. Ostwalds Annahme, daß Adelgot schon zu Lebzeiten Burchards Dompropst in Halberstadt gewesen sei, geht aus der zitierten Stelle der Gesta archiep. Magdeb. SS XVI, 409-410 nicht hervor.].
Mit Adelgot haben wir den Ahnherrn eines Geschlechts ermittelt, über das durch die Mitteilung der zeitgenössischen Geschichtsschreiber außerordentlich viele Einzelheiten bekannt sind. Auffallend vornehm war die Stellung Werners von Veltheim und seiner Nachkommen. Sie drückt sich in Heiraten aus und läßt sich wohl nicht allein mit der Verwandtschaft zu hohen geistlichen Würdenträgern allein erklären.
 

F
enske, Lutz: 
Seite 104,144 A 264,177 A 409,215 A 113,227 A 27
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"Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung im östlichen Sachsen"

1068 machte König HEINRICH einem Bruder des Bischofs, Lantfried, eine umfangreiche Schenkung an Grundbesitz im Nordthüringgau, welchen dessen bischöflicher Bruder zuvor als Reichslehen innegehabt hatte [20
DH IV 207 Seite 265 f.]. Die Mühen und Aufwendungen des Bischofs im Königsdienst werden bei dieser Gelegenheit besonders hervorgehoben [21 Ebd.: ... iugisque sui ac devotissimi servicii ...]. Abgesehen von dem guten Verhältnis zwischen König HEINRICH und Burchard, welches dabei zum Ausdruck kommt, läßt sich erkennen, daß dieser nach seinem Aufstieg zum Bischof von Halberstadt - ähnlich seinen erzbischöflichen Verwandten Anno und Werner - Einfluß und Beziehungen zum Vorteil von Personen aus dem Umkreis seiner Familie nutzte. Außer Lantfried, dem er in diesem Fall die Gunst einer nicht unbedeutenden königlichen Schenkung vermitteln konnte, ist noch ein weiterer Bruder des Bischofs, Adalgot, bekannt [22 UB H. Halb. Nr. 109 Seite 75.]. Vermutlich sind beide Brüder Burchard nach Ost-Sachsen gefolgt. Gegenüber den Verhältnissen, denen sie entstammten, dürften ihre dortigen Lebensumstände einen Aufstieg bedeutet haben. Während über Lantfried nichts weiter bekannt ist, gilt Adalgot als Stammvater der späteren Edelfreien von Veltheim [23 Vgl. Heinrichsen a.a.O. Seite 71 ff.].
Daran schließen sich noch acht weitere adlige Zeugen, sechs Grafen und zwei titellose Edelfreie an. Hier ist aber die Identifizierung bedeutend schwieriger. Von ihnen wird man den angeführten Erph comes für den Grafen Erp von Padberg halten dürfen und den Erwinus comes als Graf Erwin von Tonna ansprechen können [264
Stimming, der Herausgeber des Mainzer UB, hat den in dieser Restgruppe angeführten Wernherus comes mit Werner von Voltheim gleichsetzen wollen. Dazu ist anzumerken, daß die Edelfreien von Voltheim, die von Adalgot, einem Bruder Bischof Burchards II. von Halberstadt, abstammen, zu Beginn des 12. Jahrhunderts keinen Grafentitel führten, so daß diese Identifizierung wohl in die Irre geht. Erst 1149 ist ein VELTHEIMER als Graf nachweisbar. Vgl. dazu Heinrichsen, Süddeutsche Adelsgeschlechter in Niedersachsen Seite 71 ff. Von den beiden letzten, die ganze Gruppe der 28 Laienzeugen edelfreien Standes abschließenden Personen, Beringerus und Witoldus, hat Heinemeyer a.a.O. Seite 170 den Letztgenannten als Angehörigen der Edelfreien von Gieselwerder und Vater des Grafen Rother von Gieselwerder angesprochen. Vgl. dazu auch Lange a.a.O. 5.118 ff.].
Vermutlich war Reinhard in Sachsen stammesfremd. Er hatte jedoch, wovon noch die Rede sein wird, sächsische Verwandte. Auch die Stammeszugehörigkeit seines Neffen ist unbekannt. Der Personen-Name Poppo ist in Sachsen nicht gebräuchlich, während er bei Geschlechtern Ost-Frankens häufiger auftritt [408
In diesem Sinne Heinrichsen a.a.O. Seite 102f. Jedoch sind solche Feststellungen nicht allzu beweiskräftig. Auch bei dem bedeutenden thüringischen Geschlecht der Grafen von Weimar-Orlamünde tritt der Rufname Poppo auf und in sehr viel weiter verbreitetem Maße bei den Grafen von Henneberg, einem Geschlecht aus dem thüringisch-ostfränkischen Grenzbereich, das Ende des 11. Jahrhunderts in den Besitz der Würzburger Hochstiftsvogtei kam. Vgl. E. Zickgraf, Die gefürstete Grafschaft Henneberg-Schleusingen. 1944, 5.77ff. Es verdient aber an dieser Stelle hervorgehoben zu werden, daß die Grafen von Blankenburg und Regenstein in der Vorrede des Sachsenspiegels „Der Herren Geburt" ihrer Herkunft nach als Franken bezeichnet werden. Vgl. Sachsenspiegel Landrecht, hg. K. A. Eckhardt (Germanenrechte NF) 1955, Seite 53.]. Versucht man die verschiedenen Auffassungen, die zur Frage der Herkunft Poppos geäußert worden sind, zu deuten, so wird man folgern können, daß Bischof Reinhard mit Poppo, dem späteren Grafen von Blankenburg, einen nicht aus Sachsen stammenden Neffen nach Ost-Sachsen holte und diesen hier durch Zuwendung von Grundbesitz förderte. Eine derartige „Verwandtenpolitik" scheint in dieser Zeit zu den traditionellen Vorrechten neu investierter Bischöfe gehört zu haben. Gerade in Sachsen kann diese Form von Begünstigung im späten 11. Jahrhundert immer wieder beobachtet werden [409 So hatte Burchard II. von Halberstadt seine Brüder nach Ost-Sachsen kommen lassen. Bekannt sind Lantfried, vgl. DH IV 207 Seite 265, und Adalgot, vgl. UB Ilsenburg Nr.7 Seite 10. Von letzterem stammen die Edelfreien von Veltheim und Grafen von Osterburg ab. Vgl. Heinrichsen a.a.O. Seite 71ff. Von den Verwandten, die Erzbischof Werner von Magdeburg nach sich zog, leiten sich die Edelfreien und Grafen von Arnstein und ihre Nebenlinien ab. Vgl. Heinrich, Grafen von Arnstein, passim. Erzbischof Hartwig von Magdeburg verschaffte seinem Bruder Hermann die Magdeburger Burggrafschaft. Dazu vgl. UB Magd. Nr. 175 Seite 236; Claude a.a.O. Seite 351, 375. Auch Erzbischof Liemar waren seine Brüder aus Bayern nach Bremen gefolgt. Vgl. Hamburgisches Urkundenbuch 1, hg. J. M. Lappenberg, Nachdruck 1907, Nr. 118 Seite 112, Nr. 119].
Nachfolger Heinrichs wurde Adalgoz, dem der König im Juni 1107 während eines Aufenthalts in Straßburg die Investitur erteilte [111
Vgl. Ann. Patherbr. ad 1107 Seite 118.]. Adalgoz war Angehöriger des Domkapitels von Halberstadt gewesen und hatte zuletzt den Rang des Dompropstes eingenommen [112 Gesta archiep. Magd. Seite 409.]. Gemeinsam mit dem ihm verwandten Bischof Herrand und anderen Geistlichen der Halberstädter Kirche war er von dem kaiserlichen Bischof Friedrich vertrieben worden und gehörte zu den politischen Flüchtlingen, die zur Zeit Erzbischofs Hartwigs in Magdeburg Asyl gefunden hatten. Adalgoz entstammte der Ehe Werners I. (des Älteren) von Veltheim mit einer Schwester Wiprechts von Groitzsch [113 Vgl. Annales Pegavienses Seite 235; vgl. auch Heinrichsen, Süddeutsche Adelsgeschlechter in Niedersachsen Seite 71ff. Sein Großvater in agnatischer Linie war jener Adalgot, der als Bruder Burchards von Halherstadt durch die Begünstigung des Bischofs in Ost-Sachsen Fuß gefaßt hatte und das Geschlecht der Edelfreien von Veltheim und Grafen von Osterburg begründete.].
Die Voraussetzung für den Besitz dieser Vogtei schuf ihm eine Heiratsverbindung. Wieder muß man auf die Auskünfte des Annalista Saxo zurückgreifen, denen zu entnehmen ist, daß Graf Milo Liudburga, die Tochter Graf Ottos und der Gräfin Aldesindis von Eilikestorp geheiratet habe [27 Ann. Saxo Seite 685. Eilikestorp ist vermutlich Eilsdorf nördlich von Halberstadt. Vgl. Schulze a.a.O. Seite 26 Anm.15. Auch die Chronik des Klosters Hillersleben überliefert diese Nachricht: Milo comes de Hammensleve duxit Lutburgam filiam Altesindis ... Vgl. H. Beumann, Zur Frühgeschichte des Klosters Hillersleben (SachsAnh 14. 1938) Seite 82ff. Im Anhang dort Edition der Chronik vgl. Beumann a.a.O. Seite 125 ff. Wie Aldesindis mit Bischof Herrand verwandt war, ist nicht mehr zu klären. Sie wird von ihm selber als Nichte bezeichnet, vgl. oben Seite 222. Über Herrand, der mit größter Wahrscheinlichkeit schwäbischer Herkunft war, ist hinsichtlich seiner Abstammung nichts bekannt. Er war ein Neffe Burchards II. von Halberstadt, in dessen Umgebung mit seinen Brüdern Lantfried und Adalgot weitere enge Familienangehörige zu finden sind.].





Literatur:
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Fenske, Lutz: Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung im östlichen Sachsen, Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1977 Seite 104,144 A 264,177 A 409,215 A 113,227 A 27 - Heinrichsen Anselm: Verpflanzung schwäbischer Adelsgeschlechter nach Niedersachsen im XII. und XIII. Jahrhundert. Dissertation Seite 43 -