Begraben: Jerusalem
Sohn des Grafen Ulrich
von Ramsperg und der Adelheid
von Bregenz, Tochter von Graf Ulrich X.
Rudolf war auch Vogt von St. Gallen
und Vogt der Kirche von Chur.
"WELF VI."
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Arnim Wolf: Seite 51,55
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Welf VI. Letzter der schwäbischen Welfen?
Im Jahre 1164 belagerte der junge Herzog Welf den Pfalzgrafen von Tübingen.
Welf VII. wurde dabei von seinen amicis, cognatis et fidelibus unterstützt.
Zu diesen Freunden, Verwandten und Getreuen gehörten nicht allein
Herzog Berthold IV. von Zähringen, Markgraf Berthold II. von Vohburg,
Markgraf Hermann II. von Baden, je zwei Brüder der Grafen Calw, Ronsberg
und Berg, sondern auch Graf Rudolf von Pfullendorf
sowie Graf Albrecht von Habsburg. Nach unserer Deutung war der PFULLENDORFER
mit der Schwester des jungen Herzogs Welfs vermählt und der
HABSBURGER mit deren Tochter Ita.
Dies würde auch gut erklären, warum der PFULLENDORFER
und der HABSBURGER auf Herzogs Welfs
Seite standen.
Im übrigen gab es einen Erbvertrag nicht nur zwischen dem Kaiser
und Welf dem Älteren, sondern auch einen zwischen dem Kaiser und dem
Grafen Rudolf von Pfullendorf, dem
Gemahl (oder Witwer) der soror ducis Welph. Hier haben wir einen Parallelfall.
Rudolf von Pfullendorf hatte ebenso
wie Welf VI. keinen überlebenden Sohn und vermachte sein gesamtes
Erbe um 1173 an FRIEDRICH BARBAROSSA,
obwohl er doch eine Tochter (Ita)
hatte. Im Gegenzug erhielt der Gemahl dieser
Ita von Pfullendorf, Albrecht von Habsburg, vom Kaiser die Grafschaft
Zürich, die Vogtei Säckingen und andere Güter.
Karl Jordan: Seite 182
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"Heinrich der Löwe"
Bei der schweren Katastrophe vor Rom hatte im Jahr 1167 gerade eine
Reihe schwäbischer Adelsfamilien ihren Erben verloren. FRIEDRICH
I. verstand es, diese Todesfälle für seine Territorialpolitik
auszunutzen. Er erwarb Besitzungen dieser Geschlechter durch Kauf oder
sicherte sich durch Erbverträge ihren späteren Anfall. Dabei
stieß er aus dem Inneren Schwabens nach Süden in den Bodenseeraum
vor, in dem bisher die WELFEN eine beherrschende Stellung innehatten.
So konnte er vor allem in den Jahren von 1167 bis 1180 durch Abmachungen
mit Graf Rudolf von Pfullendorf, dessen
einziger Sohn ebenfalls der Pestseuche in Italien zum Opfer gefallen war,
den großen Herrschaftsbereich, den sich die PFULLENDORFER
zwischen Bodensee und oberer Donau geschaffen hatten, schrittweise in seine
Hand bringen.
Karl Schmid: Seite 36,201
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"Graf Rudolf von Pfullendorf"
Von den 30-er Jahren des 12. Jahrhunderts an begegnet als Vertreter
der Pfullendorfer Grafenfamilie
häufiger und fast ausschließlich Graf Rudolf, der sich zunächst
meistens Graf von Ramsberg, zuweilen aber auch schon Graf von Pfullendorf
zu nennen pflegte.
Graf Rudolf von Ramsberg (Pfullendorf),
der in den 60-er Jahren des 12. Jahrhunderts auf der Burg Rheineck
residierte, erwarb am Einfluß des Alpenrheins in den Bodensee von
Abt Konrad von Petershausen ein Gut "Rinisgemunde" auf Lebenszeit gegen
Zahlung von 10 Talenten. Aus der Beurkundung diese Rechtshandlung, die
auf einem Pergament doppelt mit zum Teil abweichendem Text als nicht vollzogene
Ausfertigung von 1163 unter den Namen Graf Rudolf
von Pfullendorf und als vollzogene Ausfertigung von 1164 unter
dem Namen Graf Rudolf von Ramsberg
überliefert ist, geht die Identität "Ramsberg-Pfullendorf" klar
hervor.
Merkwürdigerweise ging die Pfullendorfer
Grafengeschichte in einem für die Reichsgeschichte bedeutsamen Zeitpunkt
zu Ende. Während Graf Rudolf von Pfullendorf
noch im Jahre 1179 mehrere Male am kaiserlichen Hof geweilt hat, bricht
im Jahre 1180 die lange Reihe der vom PFULLENDORFER
bezeugten FRIEDRICH-Urkunden plötzlich
ab.
Doch auch der letzte urkundliche Nachweis des Grafen
Rudolf vom 2. Februar 1180 im Salzburger Erzbistum weist den
PFULLENDORFER als eine
über die Grenzen seines Stammlandes hinaus bekannte Persönlichkeit
aus. Der Salzburger Kirchenstreit über die Zuständigkeit der
Wahl des Bischofs von Gurk wurde kirchlicherseits durch vom Papst bestimmte
Schiedsrichter zu Gunsten des Erzbischofs geschlichtet. Neben päpstlichen
Abgesandten waren auch solche des Kaisers zugegen, so der kaiserliche Hofkaplan
Egilolf. Was aber hatte der schwäbische Graf
Rudolf von Pfullendorf beim Salzburger Kirchenstreit zu tun?
Es kann wohl kaum eine andere Erklärung dafür geben, als dass
der PFULLENDORFER gleichfalls
als kaiserlicher Abgesandter dem Salzburg-Gurker Kirchenprozeß beigewohnt
hat, zumal er auch in Augsburg im September 1179, als der Kaiser in eben
dieser Angelegenheit dem Erzbischof Konrad III. von Salzburg eine Privileg
ausstellt, als Zeuge auftrat.
Im Jahre 1180, so berichtet eine zeitgenössische St. Galler Nachricht,
sei Graf Rudolf von Pfullendorf nach
Jerusalem aufgebrochen, "Anno auri ... 1180 ... comes
Roudolfus de Phulndorf, collecta maxima copia auri er argenti
Ierosoliman petiit, et sew perpetualiter sancti sepulchri servitio dicavit"
Er habe auf Bitten des Abtes von St. Gallen für das Kloster, dessen
Vogt er war, wertvolle Reliquien aus der Gegend von Damaskus besorgt und
dieselben in einer mit seinem eigenen Siegel versehenen kostbaren Kapsel
dem Kloster übersandt. Da die urkundlichen Nachrichten über den
PFULLENDORFER in dem von der St. Gallener Quelle als Zeitpunkt
seines Weggangs in das Heilige Land übermittelten Jahr aufhören,
darf der st. gallischen Überlieferung Glauben geschenkt werden.
Der PFULLENDORFER
habe sich dem Dienst des Heiligen Grabes geweiht, so motivierte die St.
Galler Quelle seinen Weggang. Wohl einem religiösen Impulse folgend,
wollte der Graf sein Leben im Kampf für die Sicherung der Heilgen
Stätten beschließen. Wie lange der PFULLENDORFER
im Nahen Osten noch gelebt hat, ist nicht bekannt. Eine späte Chroniknachricht
überliefert, er sei zu Jerusalem gestorben und dort mit Schild und
Helm begraben worden. Dem St. Galler Nekrolog zufolge starb der Graf an
einem 9. Januar.
Die Tatsache jedoch, dass Rudolf von Pfullendorf
ausgerechnet im Jahre 1180 sein Stammland Schwaben verließ, ist sehr
auffallend. Denn gerade damals (1179) war der STAUFER
durch die Überantwortung des schwäbischen WELFEN-Gutes
der mächtigste Territorialherr Schwabens geworden, damals blieb der
Kaiser im Machtkampf mit seinem großen Gegenspieler Heinrich dem
Löwen Sieger.
Trotz der bereits früher erfolgten Veräußerung seines
Besitztums hielt sich der PFULLENDORFER
noch solange in seinem Stammlande auf, bis die staufische
Position in Südschwaben fest gegründet war. Dies scheint kein
Zufall gewesen zu sein. Graf Rudolf harrte an der Seite des Kaisers, seines
Herrn aus, solange er ihm wertvolle Dienste leisten konnte. Erst als die
staufische Hausmacht in Schwaben durch
die großen Erfolge FRIEDRICHS
unanfechtbar und gesichert erschien, sah der PFULLENDORFER
seine Aufgabe erfüllt. Man könnte sagen, seine Mission
war zu Ende.
Bis 1180 blieb Graf Rudolf der
Gefolgsmann des Kaisers, nun, auf sein Seelenheil bedacht, tat er das Wertvollste,
was nach der Ansicht der damaligen Zeit an dessen Erlangung getan werden
konnte, er entschloß sich, ein Diener des Heiligen Grabes zu werden.
Zusammenfassung: Seite 204
Graf Rudolf von Pfullendorf führte
sein Haus empor. Er gehört zu den wenigen Grafengestalten des Hochmittelalters,
die in den Quellen so starke Konturen hinterließen, dass man sich
in Umrissen wenigstens ein Bild von seiner Persönlichkeit machen kann.
Acerbus Morena schildert den Bodenseegrafen als eindrucksvolle Erscheinung,
als einen sehr stattlichen, weisen und kriegerischen Mann. Was diesen Grafen
jedoch vor allem auszeichnete, war seine unbedingte Treue und Ergebenheit
seinem Herrn, dem Kaiser, gegenüber. Unermüdlich begleitete er
den staufischen Herrscher in alle Gegenden
des Reiches. Was Graf Rudolf im Dienste
für Kaiser und Reich leistete, wird in der Feststellung deutlich,
dass er - zusammengerechnet - fast ein Jahrzehnt in der kaiserlichen Umgebung
geweilt hat. Sein Einfluß am Hofe muß groß gewesen sein,
denn er nahm an vielen reichsgeschichtlich bedeutsamen Anlässen teil
und taucht an hervorragender Stelle in Zeugenreihen der Königs- und
Kaiserurkunden auf.
In seiner Heimat am Bodensee baute der PFULLENDORFER
zielbewußt eine beachtliche Machtstellung auf. Er wußte großen
Gewinn aus dem Erbfall des Bregenzer
Grafengutes zu ziehen. Mehr und mehr umfaßte der
Pfullendorfer Besitz- und Einflußbereich den Bodensee von
allen Seiten, im Nordosten, Nordwesten und im Süden, ja, er reichte
sogar bis ins Bündner Paßland hinein. Die Burgen und zahlreichen
Dienstmannen, die wichtigen Plätze und Rechte, insbesonders Vogteien,
die er innehatte oder in seine Hand brachte, die Münzprägungen
mit dem Eberkennzeichen, die 5 verschiedenen Prädikate, die er abwechselnd
führte, zeugen von seiner aufstrebenden Macht im Bodenseeraum.
Als FRIEDRICH BARBAROSSA Herzog
von Schwaben war, nahm sein persönlich nahes Vertrauensverhältnis
zu Rudolf von Pfullendorf seinen Anfang.
Der Aufstieg des STAUFERS zum Königtum
brachte auch den Aufstieg des PFULLENDORFERS
mit sich. Bald stand Rudolf mit
wenig anderen rangmäßig an der Spitze des schwäbischen
Grafen. Unter den Grafen des Reiches nahm er einen hervorragenden Platz
ein.
Doch in Graf Rudolf gipfelte nicht
nur die Pfullendorfer
Grafengeschichte, sie endete zugleich mit ihm. Nach dem Katastrophenjahr
1167 war das pfullendorfische Haus
ohne männlichen Erben, und bald darauf, noch zu Lebzeiten des Bodenseegrafen,
traten die STAUFER schrittweise die
Nachfolge an. Die einschneidende Bedeutung der pfullendorfischen
Erbschaftsregelung ist nicht zu verkennen, mündete doch die gräflich
pfullendorfische Geschichte nicht zwangsläufig
in die staufische ein. Erst der Verlust
des pfullendorfischen Stammhalters
eröffnete diese Möglichkeit. Und auch dieses Ereignis bedingte
nicht zuletzt die königliche Erbnachfolge, denn Graf
Rudolf hinterließ eine eigene Erbtochter. Umso überraschender
ist die Handlungsweise des PFUILLENDORFERS
Rudolf. Wohl wurde sein Schwiegersohn
Graf Albrecht III. von Habsburg mit wertvollen Besitzungen im Hochrheingebiet
durch den Kaiser entschädigt, allein diese Maßnahme, die dem
HABSBURGER offenbar einen zufriedenstellenden
Ersatz für das entgangene Erbe brachte, war die Folge des pfullenmdorfisch-staufischen
Erbvertrages. Wer in der Erbschaftsregelung des PFULLENDORFERS
nur einen vorteilhaften Besitztausch zu Gunsten des
HABSBURGERS sehen wollte, würde der viel weiterreichenden
Bedeutung des Erbfalles des Pfullendorfer
Besitztums nicht gerecht werden. Dies dürfte eindeutig aus der Sache
hervorgehen, dass der steile Aufstieg Rudolfs
von Pfullendorf, da heißt die Aufrichtung seiner vorherrschenden
Position im Bodenseeraum mit seinen engen Beziehungen zum Königshof
zusammenfällt.
Da der PFULLENDORFER
auf sich selbst gestellt wohl niemmals eine solche Machtfülle hätte
gewinnen können und da umgekehrt der STAUFER
wohl keineswegs einen für ihn ungünstigen Besitztausch vorgenommen
hätte, ist die pfullendorfische Erbschaftsübergabe
an den Kaiser das gewichtigste Argument und zugleich die folgenreichste
Konsequenz der pro-staufischen Haltung
des Bodenseegrafen. Rudolf von Pfullendorf
war gleichsam ein Vorkämpfer der staufischen
Interessen und Belange im Bodenseegebiet. Somit ist der Höhepunkt
und das Ende der pfullendorfischen
Grafengeschichte nicht aus sich selbst verständlich. Die PFULLENDORFER
Grafengeschichte ist vielmehr unter Graf Rudolf
zugleich staufische Geschichte.
Durch intensive Teilnahme am Reichsdienst zeichneten sich verschiedene
Grafen besonders aus, und die Annahme, der STAUFER
habe diese Grafen bewußt in seine Nähe gezogen, kann
nicht von der Hand gewiesen werden. Es springt geradezu ins Auge, wie einige
dem STAUFER besonders vertraute Grafen,
die über Besitz- und Rechtstitel im Bereich der Zugangsstraßen
nach Italien verfügten, plötzlich großes politisches Gewicht
erlangten. Sie übernahmen augenscheinlich Sicherungsaufgaben an Königs
Statt und stellten somit einen Schutz der Königspolitik in Landschaften
dar, in denen die STAUFER sich bislang
nicht festsetzen konnten. Zu diesen Grafen gehörte in erster Linie
Rudolf von Pfullendorf. Sein Machtbereich
erstreckte sich von der Donau in fast lückenloser Besitzkette bis
ins Bündnerland. Die Königsstraße durch Südschwaben
und die Italienstraße über die Zentralpässe führten
durch den von ihm beherrschten Landstrich.
FRIEDRICH BARBAROSSA konnte sich
im Bodenseeraum ohne bewaffneten Konflikt festsetzen und behaupten, und
hierin ist der Grund zu suchen, weshalb die Chronisten den Verdiensten
Rudolfs von Pfullendorf für die
staufische Sache keine klingenden Worte
widmeten.
oo Elisabeth, Tochter des Markgrafen Welf VI.
1130/35-11.10.1164/80
Kinder:
Berthold
um 1150-19.8.1167
Ita
1150/52- vor 1191
1164
oo Albrecht III. der Reiche Graf von Habsburg
-11.2.1199
Literatur:
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Jehl, Rainer: Welf VI., Wissenschaftliches Kolloquium zum 800. Todesjahr
vom 5. bis 8. Oktober 1991 im Schwäbischen Bildungszentrum Irse, Jan
Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 46-49,51,55,78 - Schmid, Karl:
Graf Rudolf von Pfullendorf und Kaiser Friedrich I., Freiburg im Breisgau
1954 -