Pribislaw I.                                      Fürst von Mecklenburg (1160-1178)
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    -30.12.1178
     Braunschweig

Ältester Sohn des Abodriten-Fürsten Niklot
 

Lexikon des Mittelalters: Band VII Seite 202
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Pribislav, Fürst der Abodriten
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     + 1178

Aus dem Geschlecht der NAKONIDEN, Sohn des Niklot.

Nach dem Tod des Vaters (1160) und der Niederschlagung des abodritischen Aufstandes gegen die Herrschaft Heinrichs des Löwen in den Jahren 1163/64 (Schlacht bei Verchen nahe Demmin gegen ein sächsisch-dänisches Heer) floh Pribislaw zu den verbündeten Pommern-Fürsten. Doch erhielt er 1167 die terra Obodritorum (außer Schwerin) als Vasall Heinrichs zurück, nahm den christlichen Glauben an und blieb dem Sachsen-Herzog seitdem eng verbunden. Er beteiligte sich, unter Einbeziehung der slavischen Bevölkerung, am Landesausbau, gründete 1171 das Kloster Doberan, dotierte das Bistum Schwerin und begleitete Heinrich 1172 nach Jerusalem. Sein Sohn Borwin heiratete eine Tochter Heinrichs.

Quellen:
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Helmhold v. Bosau, Chronica Slavorum, II/93, 98, 102, 104, 110, ed. B. Schmeidler (MGH SRG [in us. schol.] 32, 1937

Literatur:
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M. Hamann, Mecklenb. Gesch., 1968, 85-92 - Hermann. Slawen, 1985 [Ind.].



Pribislaw I. erzwang 1160 die Freilassung des Vaters, folgte ihm mit seinem Bruder Wartislaw und rebellierte gegen Heinrich den Löwen. Er eroberte 1164 die Burg Mecklenburg, unterlag am 1. Juli 1164 bei Demmin, mußte sich unterwerfen und Christ werden und bekam Werle. Er rebellierte erneut, wurde verjagt, unterwarf sich 1167 endgültig und wurde sächsischer Lehensfürst von Mecklenburg-Rostock und 1170 Reichsfürst. Er gründete das Kloster Doberan, eine deutsche Siedlungstätigkeit fand kaum statt. Er war 1172/73 mit Heinrich dem Löwen im Orient, half Dänemark gegen Pommern-Rügen, sicherte die Herrschaft und starb bei einem Pflichtbesuch in Braunschweig.

Jordan Karl: Seite 85-86,92-96,193
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"Heinrich der Löwe"

Im Kampf gegen das sächsisch-dänische Heer erlitten Pribislaw und sein Bruder Wratislaw in der Nähe von Mecklenburg eine Schlappe. Nach dem Tode ihres Vaters brach der Widerstand im Lande schnell zusammen. Seine beiden Söhne gaben auch Werle preis, steckten die Burg in Brand und zogen sich in das unwegsame Landesinnere zurück. Noch im gleichen Jahr schlossen sie mit dem Herzog Frieden, traten das ganze von ihm eroberte Land an ihn ab und behielten nur die Gebiete von Kessin und Zirzipanien mit der Burg Werle, die sie von Heinrich zu Lehen nahmen.
Der Friede im Obodritenland war durch den siegreichen Feldzug des Jahres 1160 keineswegs gesichert. Niklots Söhne Pribislaw und Wratislaw gaben den Kampf um ihr väterliches Erbe noch nicht auf. Einem Angriff, den sie im Frühjahr 1163 vorbereiteten, kam der Herzog, der von ihren Plänen erfahren hatte, durch einen Vorstoß gegen die stark befestigte Burg Werle zuvor. Mit Hilfe von Belagerungsmaschinen, wie er sie in Italien bei den Kämpfen vor Crema und Mailand kennengelernt hatte, einem Rammbock und einem großen hölzernen Turm, eroberte er Werle und nahm Wratislaw und eine größere Zahl slawischer Herren gefangen. Wratislaw wurde nach Braunschweig abgeführt. Pribislaw gab den Widerstand zunächst auf und schloß Frieden. Der Friedensschluß des Jahres 1163 war nicht von langer Dauer. Auf Veranlassung seines gefangenen Bruders Wratislaw begann Pribislaw mit Hilfe der Pommern-Fürsten bereits im Februar 1164 erneut den Kampf. Er überrumpelte die Feste Mecklenburg, deren Befehlshaber Heinrich von Schooten gerade abwesend war, und richtete unter den flämischen Bewohnern des Ortes ein schreckliches Blutbad an, Frauen und Kinder wurden in die Gefangenschaft abgeführt. Auch die Burgwarde von Quetzin und Malchow konnte Pribislaw kampflos in seine Hand bringen, nachdem er den Besatzungen freies Geleit zugesichert hatte. Nur die beiden von Gunzelin von Hagen und seinen Mannen verteidigten Burgen Ilow und Schwerin leisteten erfolgreichen Widerstand. Im Sommer des Jahres ging Herzog Heinrich, unterstützt von Dänemerk und zahlreichen sächsischen Großen, zum Gegenangriff über. Bei Malchow ließ er den gefangenen Wratislaw, in dem er den Anstifter für diese Erhebung sah, öffentlich hängen. Dann stieß die Vorhut des Heeres unter der Führung des Grafen Adolf und des Grafen Reinold von Dithmarschen nach Osten gegen die Grenzfeste Demmin vor. Am 1. Juli kam es westlich von Demmin bei Verchen am Kummerower See zur Schlacht. Trotz der zahlenmäßigen Überlegenheit der Gegner konnten die Sachsen, die schon ihr Lager preisgegeben hatten, den Kampf zu ihren Gunsten entscheiden. Die Slawen erlitten große Verluste und die pommerschen Fürsten mußten Demmin preisgeben. Um bei den Kämpfen in Sachsen im Rücken gesichert zu sein, nahm Heinrich der Löwe den vertriebenen Pribislaw wieder in Gnaden auf und gab ihm - wohl zu Beginn des Jahres 1167 - den größten Teil des Obodritenlandes mit Ausnahme des Gebietes von Schwerin zurück. Pribislaw, der seinen Sitz in Werle nahm, wurde damit der Begründer der Dynastie, die in Mecklenburg bis 1918 regiert hat. Er erhielt sein Land vom Herzog zu Lehen und verpflichtete sich, ihm Heerfolge zu leisten. Vermutlich ist er damals auch zum Christentum übergetreten. Pribislaw ist in der Folgezeit ein treuer Vasall Heinrichs des Löwen gewesen. Der Herzog verstand es, ihn mit der sächsischen Oberhoheit auszusöhnen, indem er später seine illegitime Tochter Mathilde dem jungen Heinrich Borwin, dem ältesten Sohn des Pribislaw, zur Frau gab. Als der Herzog im Jahre 1172 eine große Pilgerfahrt ins Heilige Land antrat, hat ihn auch Pribislaw begleitet.
Im gleichen Jahr fand am 30. Dezember Fürst Pribislaw von Werle bei einem Turnier am herzoglichen Hof in Lüneburg den Tod. In die Erbauseinandersetzungen, die sich jetzt zwischen seinem Sohn Heinrich Borwin, dem Schwiegersohn des Herzogs, und Niklot, dem Sohn des 1164 hingerichteten Wratislaw, ergaben, konnte Heinrich nicht mehr eingreifen.
 
 
 
 

 1140/45
  oo Woizlawa von Pommern, Tochter des Herzogs Wartislaw I.
              -   1172
 
 
 
 

Kinder:

  Heinrich Burwin I.
        -28.1.1227
 
 
 
 

Literatur:
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Jordan, Karl: Heinrich der Löwe, Deutscher Taschenbuch Verlag München, Seite 85,92-96,116,126,
131,175,195 -