Ältester Sohn des Abodriten-Fürsten
Niklot
Lexikon des Mittelalters: Band VII Seite 202
********************
Pribislav, Fürst der Abodriten
------------
+ 1178
Aus dem Geschlecht der NAKONIDEN, Sohn des Niklot.
Nach dem Tod des Vaters (1160) und der Niederschlagung des abodritischen Aufstandes gegen die Herrschaft Heinrichs des Löwen in den Jahren 1163/64 (Schlacht bei Verchen nahe Demmin gegen ein sächsisch-dänisches Heer) floh Pribislaw zu den verbündeten Pommern-Fürsten. Doch erhielt er 1167 die terra Obodritorum (außer Schwerin) als Vasall Heinrichs zurück, nahm den christlichen Glauben an und blieb dem Sachsen-Herzog seitdem eng verbunden. Er beteiligte sich, unter Einbeziehung der slavischen Bevölkerung, am Landesausbau, gründete 1171 das Kloster Doberan, dotierte das Bistum Schwerin und begleitete Heinrich 1172 nach Jerusalem. Sein Sohn Borwin heiratete eine Tochter Heinrichs.
Quellen:
----------
Helmhold v. Bosau, Chronica Slavorum, II/93, 98, 102,
104, 110, ed. B. Schmeidler (MGH SRG [in us. schol.] 32, 1937
Literatur:
-----------
M. Hamann, Mecklenb. Gesch., 1968, 85-92 - Hermann. Slawen,
1985 [Ind.].
Jordan Karl: Seite 85-86,92-96,193
**********
"Heinrich der Löwe"
Im Kampf gegen das sächsisch-dänische Heer erlitten
Pribislaw
und sein Bruder Wratislaw
in der Nähe von Mecklenburg eine Schlappe. Nach dem Tode ihres Vaters
brach der Widerstand im Lande schnell zusammen. Seine beiden Söhne
gaben auch Werle preis, steckten die Burg in Brand und zogen sich in das
unwegsame Landesinnere zurück. Noch im gleichen Jahr schlossen sie
mit dem Herzog Frieden, traten das ganze von ihm eroberte Land an ihn ab
und behielten nur die Gebiete von Kessin und Zirzipanien mit der Burg Werle,
die sie von Heinrich zu Lehen nahmen.
Der Friede im Obodritenland war durch den siegreichen
Feldzug des Jahres 1160 keineswegs gesichert. Niklots Söhne
Pribislaw und
Wratislaw gaben den Kampf um ihr väterliches Erbe noch nicht
auf. Einem Angriff, den sie im Frühjahr 1163 vorbereiteten, kam der
Herzog, der von ihren Plänen erfahren hatte, durch einen Vorstoß
gegen die stark befestigte Burg Werle zuvor. Mit Hilfe von Belagerungsmaschinen,
wie er sie in Italien bei den Kämpfen vor Crema und Mailand kennengelernt
hatte, einem Rammbock und einem großen hölzernen Turm, eroberte
er Werle und nahm
Wratislaw und eine größere Zahl slawischer
Herren gefangen. Wratislaw wurde nach Braunschweig abgeführt.
Pribislaw gab den Widerstand zunächst
auf und schloß Frieden. Der Friedensschluß des Jahres 1163
war nicht von langer Dauer. Auf Veranlassung seines gefangenen Bruders
Wratislaw begann Pribislaw
mit Hilfe der Pommern-Fürsten bereits im Februar 1164 erneut
den Kampf. Er überrumpelte die Feste Mecklenburg, deren Befehlshaber
Heinrich von Schooten gerade abwesend war, und richtete unter den flämischen
Bewohnern des Ortes ein schreckliches Blutbad an, Frauen und Kinder wurden
in die Gefangenschaft abgeführt. Auch die Burgwarde von Quetzin und
Malchow konnte Pribislaw kampflos in
seine Hand bringen, nachdem er den Besatzungen freies Geleit zugesichert
hatte. Nur die beiden von Gunzelin von Hagen und seinen Mannen verteidigten
Burgen Ilow und Schwerin leisteten erfolgreichen Widerstand.
Im Sommer des Jahres ging Herzog Heinrich, unterstützt von Dänemerk
und zahlreichen sächsischen Großen, zum Gegenangriff über.
Bei Malchow ließ er den gefangenen Wratislaw, in dem er den
Anstifter für diese Erhebung sah, öffentlich hängen. Dann
stieß die Vorhut des Heeres unter der Führung des Grafen Adolf
und des Grafen Reinold von Dithmarschen nach Osten gegen die Grenzfeste
Demmin vor. Am 1. Juli kam es westlich von Demmin bei Verchen am Kummerower
See zur Schlacht. Trotz der zahlenmäßigen Überlegenheit
der Gegner konnten die Sachsen, die schon ihr Lager preisgegeben hatten,
den Kampf zu ihren Gunsten entscheiden. Die Slawen erlitten große
Verluste und die pommerschen Fürsten mußten Demmin preisgeben.
Um bei den Kämpfen in Sachsen im Rücken gesichert zu sein, nahm
Heinrich der Löwe den vertriebenen Pribislaw
wieder in Gnaden auf und gab ihm - wohl zu Beginn des Jahres 1167 - den
größten Teil des Obodritenlandes mit Ausnahme des Gebietes
von Schwerin zurück. Pribislaw,
der seinen Sitz in Werle nahm, wurde damit der Begründer der Dynastie,
die in Mecklenburg bis 1918 regiert hat. Er erhielt sein Land vom Herzog
zu Lehen und verpflichtete sich, ihm Heerfolge zu leisten. Vermutlich ist
er damals auch zum Christentum übergetreten. Pribislaw
ist in der Folgezeit ein treuer Vasall Heinrichs des Löwen gewesen.
Der Herzog verstand es, ihn mit der sächsischen Oberhoheit auszusöhnen,
indem er später seine illegitime Tochter Mathilde dem jungen
Heinrich Borwin, dem ältesten Sohn des Pribislaw,
zur Frau gab. Als der Herzog im Jahre 1172 eine große Pilgerfahrt
ins Heilige Land antrat, hat ihn auch Pribislaw
begleitet.
Im gleichen Jahr fand am 30. Dezember Fürst
Pribislaw von Werle bei einem Turnier am herzoglichen Hof in
Lüneburg den Tod. In die Erbauseinandersetzungen, die sich jetzt zwischen
seinem Sohn Heinrich Borwin, dem Schwiegersohn des Herzogs, und
Niklot, dem Sohn des 1164 hingerichteten Wratislaw, ergaben,
konnte Heinrich nicht mehr eingreifen.
1140/45
oo Woizlawa von Pommern, Tochter des Herzogs Wartislaw
I.
- 1172
Kinder:
Heinrich Burwin I.
-28.1.1227
Literatur:
-----------
Jordan, Karl: Heinrich der Löwe, Deutscher Taschenbuch
Verlag München, Seite 85,92-96,116,126,
131,175,195 -