Begraben: Bilsen, Abteikirche
Jüngerer Sohn des Grafen
Gottfried der Gefangene von Verdun und der Mathilde Billung
von Sachsen, Tochter von Herzog Hermann
Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1616
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Gozelo, Herzog von Lothringen
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+ 19. April 1044
Begraben: Bilsen, Abteikirche
Sohn von Gottfried von Verdun dem Älteren (aus dem Hause ARDENNE) und der Mathilde von Sachsen
Gozelo folgte 1023 seinem Bruder Gottfried I. als Herzog von Nieder-Lothringen nach. Während er zu HEINRICH II. in guten Beziehungen stand, verweigerte er KONRAD II. anfangs die Anerkennung und schloß sich einer lotharingischen Rebellengruppe an. Im Mai 1033, nach dem Tode Herzog Friedrichs von Ober-Lothringen, und angesichts des bedrohlichen Vordringens des Grafen von Champagne, übertrug KONRAD II. an Gozelo das gesamte Lotharingien. Gozelo nahm an der Verteidigung des Landes gegen Odo II. von Blois-Champagne teil (Schlacht bei Bar, Oktober 1037). Gozelo hinterließ zahlreiche Kinder: die späteren Herzöge Gottfried der Bärtige und Gozelo II., Friedrich (der spätere Papst Stephan IX.), Regelinde (oo Albert II. von Namur), Oda (oo Lambert II. von Löwen).
Literatur:
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BNB VIII, 151-154, NDB VI.
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Althoff Gerd: Seite 377
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"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"
H 10
Lü: 19.4. Gazlinus dux + 1044 Herzog von Lothringen
Gazlinus (Gozelo)
war der Sohn der
BILLUNGERIN Mathilde (G 52) aus ihrer 2. Ehe mit
Graf
Gotfried von Verdun (vgl. Bork, Billunger, Seite 112).
Seine Eintragung erklärt sich also durch die verwandtschaftlichen
Beziehungen zu den
BILLUNGERN.
Allgemein siehe NDB 6, Seite 693, Quellen zu seinem Tod
bei Steindorff, Jbb. Heinrichs III. 1, Seite 201.
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Glocker Winfrid: VI, 61 Seite 311
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"Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der
Politik"
Gozelo I.
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* c 970, + 1044 IV 19
Graf in Verdun und "comes de Bastonia", 1008 Markgraf
von Antwerpen, 1023 Herzog von Nieder-Lothringen
oo NNw
Das D Ko II. 116 von 1028 IV 19 nennt Longchamps (nördlich
Bastogne) "in pago Ardunensi in comitatu Gozelonis
de Bastonia"; Brandenburg identifizierte den genannten Gozelo
mit dem Sohn Graf Reginars im Ardennengau (+ nach 963), also Gozelo VI,
55 in unserer Anordnung. Doch scheint diese urkundliche Bezeugung eines
Gozelo
aus chronologischen Gründen mit Nonn, Pagus S. 163, eher auf den gleichnamigen
Herzog von Nieder-Lothringen zu beziehen zu sein. Vgl. im übrigen
Brandenburg IX, 86 und Renn, Grafenhaus S. 40 f.
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Gozelo I. stritt
ständig mit dem aufstrebenden Flandern und war eine treue Hilfe der
deutschen Kaiser, folgte 1023 dem Bruder in Nieder-Lothringen und förderte
1024 den jüngeren Konrad, anerkannte dann doch Kaiser
KONRAD II. und wurde dessen wichtige und treue Hilfe. Er erhielt
deshalb 1033 das Herzogtum Ober-Lothringen nach dem Erlöschen der
Vetternlinie dazu; er war vorher dort schon Regent. Er entschied als kaiserlicher
Feldherr letztlich den Erbkrieg um Burgund gegen Blois, das er am 15.11.1037
bei Bar vernichtend schlug. Er behauptete in beiden Lothringen voll die
herzoglichen und kaiserlichen Positionen. Er war der letzte Herzog von
Gesamt-Lothringen, das nach seinem Tode auseinanderzufallen begann. Er
war der angesehenste und mächtigste Reichsfürst seiner Zeit.
Trillmich Werner: Seite 289,370
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"Kaiser Konrad II. und seine Zeit"
Gozelo wurde durch
Kaiser
HEINRICH II. mit dem Aufbau der Mark im westlichen Toxandrien
zwischen Schelde, Cyle und den beiden Nethen beauftragt. Er ließ
Antwerpen zu einem ungewöhnlich starkem Bollwerk gegen die Ausdehnungsbestrebungen
der Grafen von Löwen, Holland und Flandern ausbauen. Steine für
die 200 x 140 m langen Mauern mußten aus der Gegend von Aalst herangeschafft
werden.
Nach dem Aussterben des Hauses BAR erhielt Gozelo
das verwaiste Herzogtum Ober-Lothringen. Zum erstenmal seit Mitte des 10.
Jahrhunderts wurde somit wieder ein einziger Befehlshaber mit der Sicherung
der gesamten Westgrenze betraut. Dieser Vertrauensbeweis gewann den stolzen
Herzog, der sich KONRADS Wahl anfangs
so heftig widersetzt hatte, endgültig für den SALIER
und verpflichtete ihn zu unverbrüchlicher Treue.
Odos erster Vorstoß galt der weit gegen Frankreich
vorgeschobenen, herzoglich-lothringischen Burg Bar-le-Duc. Trotz ihrer
starken Besatzung und heftiger Gegenwehr nahm er sie ein. Aber nach diesem
Überraschungserfolge waren die Lothringer schnell zum Gegenschlage
bereit, vornehmlich Herzog Gozelo und
sein Sohn
Gottfried, Mannschaften der Bistümer Verdun, Toul, Metz und
Abt Richard von St. Vannes. Außerdem führten Reginard von Lüttich,
des Herzogs Schwiegersohn Albert von Namur und Graf Gerhard von Elsaß
Truppen heran. Am 15.11.1037 trafen die beiden Heere am Ornain in der Nähe
von Bar aufeinander. Es kam zu harten, wechselvollen Kämpfen, und
bevor sich die französischen Ritter zur Flucht wandten, erlitten beide
Seiten schwere Verluste. Odo und sein Vasall Manasse von Dammartin fanden
den Tod. Odos ausgeplünderte Leiche fand man am folgenden Tage. Sie
wurde seiner Witwe Ermengard zur Bestattung in Tours übergeben.
Mohr Walter: Band I Seite 74-85
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"Geschichte des Herzogtums Lothringen"
Herzog Gozelos Stellungsnahme
für Konrad den Jüngeren bei der Königswahl von 1024 ist
wohl daraus zu erklären, dass KONRAD DER
ÄLTERE ehedem den Grafen Lambert von Löwen in dessen
Kampf gegen Gozelos Bruder Gottfried
unterstützt
hatte.
Nach dem Bericht der Bistumschronik von Cambrai muß
man die führende Rolle beim Widerstand gegen die Königswahl wohl
Herzog
Gozelo zuschreiben, er hat dann Herzog Dietrich von Ober-Lothringen
zu aktivem Handeln aufgefordert. Gozelo
verhandelte
auch mit den lothringischen Bischöfen, und zwar mit Ausnahme der von
Trier, Metz und Toul mit Erfolg. Es kam zu einem Bündnis mit der Verpflichtung,
mit dem neuen König nur nach vorheriger Zustimmung des Herzogs Verbindung
aufzunehmen. Diesem Bunde gehörten auch Herzog Dietrich und der Graf
von Hennegau an. Die lothringischen Bischöfe hatten sich schon im
September 1024 dem König unterworfen. Zu Weihnachten 1025 erschienen
dann in Aachen, wohin KONRAD II. gekommen
war, die Herzöge Gozelo und Dietrich,
erkannten den König an und huldigten ihm.
Der Kaiser gab 1033 das Herzogtum Ober-Lothringen an
Herzog
Gozelo von Nieder-Lothringen, der übrigens als weit entfernt
Verwandter einen Anspruch hätte erheben können. Man kann nicht
erkennen, ob diese Faktor bei der Regelung der Nachfolge berücksichtigt
wurde, es kam dem Kaiser wohl darauf an, angesichts der weiter bestehenden
Bedrohung Lothringens durch den Grafen Odo von der Champagne hier die Möglichkeiten
für einen wirksamen Widerstand zu schaffen, und das schien doch durch
die Vereinigung von Ober- und Nieder-Lothringen gegeben. Außerdem
benötigte KONRAD wegen seiner
eigenen Nachfolge im Königreich Burgund, in der ihm Odo als Gegner
gegenüberstand, eine Zusammenfassung möglichst vieler Kräfte,
um zu seinen Gunsten in diesem Sinne zu wirken. Dem diente auch ein mit
dem französischen König im Mai 1033 abgeschlossenen Bündnis.
Bei den Verhandlungen war auch Herzog Gozelo
zugegen.
Nachdem der Kaiser im Winter 1032/33 zum burgundischen
König gekrönt worden war, begann Graf Odo im Frühjahr 1033
mit einer Gegenaktion in Lothringen. Sie richtete sich in der Hauptsache
gegen das Bistum Toul, dessen Gebiet ausgiebig geplündert wurde. Darauf
folgte im August eine Gegenaktion des Kaisers. Da auch der französische
König gegen Odo vorging, hat sich dieser unterworfen. Allerdings war
das nicht ehrlich gemeint, denn er begann bald wieder mit Plünderungen
im lothringischen Gebiet. Im Juni 1034 erfolgte dann noch eine Aktion des
Kaisers gegen burgundisches Gebiet, soweit es sich noch im Besitz Odos
befand, unterstützt von Süden her durch ein italienisches Heer.
Odo zog es angesichts der Übermacht vor, Burgund zu verlassen. Er
hielt dann im Jahre 1037 nochmals die Gelegenheit für seine Ansprüche
günstig, als der Kaiser mit dem Erzbischof von Mailand in einen schweren
Konflikt geriet. Odo zog zunächst wiederum in einem Plünderungszug
gegen das Bistum Toul. Etwa gleichzeitig wandte sich Erzbischof Aribert
von Mailand an ihn, um mit ihm ein Bündnis gegen den Kaiser zu schließen.
Von italienischer Seite wurden Odo die lombardische Königskrone und
die Kaiserkrone angeboten. Er ging auch auf dieses Angebot ein. Seinen
Angriff im Herbst 1037 richtete er jedoch wiederum gegen Lothringen, und
zwar gegen die lothringische Grenzfestung Bar. Gegen ihn zogen Herzog
Gozelo von Lothringen, sein Sohn Gottfried,
Graf von Verdun, Graf Gerhard von Elsaß und Graf Albert von
Namur mit Unterstützung der Bischöfe von Lüttich und Metz
aus. Bei Bar kam es am 15. November 1037 zur Schlacht, in der Odo besiegt
wurde. Auf der Flucht ist er umgekommen.
Seinen Sohn Gottfried
ernannte
er zum Mitherzog.
oo N.N.
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Kinder:
Gottfried II. der Bärtige
-21.12.1069
Gozelo II.
- 1046 vor 22.5.
Friedrich = Papst Stephan IX.
-29.3.1058
Regelindis
- nach 1064
oo Albert II. Graf von Mamur
- 1063/64
Oda
-
oo Lambert von Löwen
-21.9. nach 1062
Literatur:
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Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im
Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der
Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 58,377
H 10 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart
Berlin Köln 1987, Seite 44,64,69,93,101,104,267 - Die Salier
und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I
Seite 259,263,377, 387,395,398,402,406,418-420,430,436-438,442,444,446-448,457-459,461,469,473/
Band II Seite 2,6,312/Band III Seite 506 - Erkens, Franz-Reiner:
Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich
Puset Regensburg 1998, Seite 38,54,57,72,132, 134,163 - Schulze
Hans
K. Schulze: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen
und Salier. Siedler Verlag, Seite 347,376,383 -