Begraben im Kloster St. Correntin-les-Mantes nordwestlich Paris
Tochter des Grafen
Berthold VI. von Andechs-Meran und der Agnes
von Rochlitz, Tochter von Markgraf Dedo V. der Feiste von der Niederlausitz
Lexikon des Mittelalters: Band I Seite 213
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Agnes von Meran, Königin von Frankreich
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+ 1201
in Poissy
Tochter von Berthold, Herzog von Meran (Tirol)
Im Juni des Jahres 1196 heiratete sie
Philipp August, König von Frankreich, der
Ingeborg von Dänemark verstoßen hatte. Papst Innocenz
III. belegte nach vergeblichen Verweisen das Königreich mit dem Kirchenbann,
und Philipp musste sich von
Agnes trennen (September 1200). Sie schenkte dem König
3 Kinder: der Sohn Philipp Hurepel
wurde Graf von Clermont und von Boulogne; die Tochter Marie
heiratete Heinrich I., Herzog von Brabant. Die Kinder wurden von Papst
legitimiert (2. November 1201).
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GENEALOGISCHE TAFELN ZUR MITTELEUROPÄISCHEN GESCHICHTE
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Wegener Dr. Wilhelm: Seite 162
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64. Agnes (Maria)
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Heiratet 1196 1/6 König
Philipp II. Augustus von Frankreich SS 17, 330;
Ehe getrennt 1200
+ 1201 20/7 in Poissy nordwestlich Versailles,
begraben im Kloster St. Correntin-les-Mantes nordwestlich Paris Boucquet
18, 763
Dießen: Agnes regina Francie
filia ducis Meranie
Berhtoldi Necr. 1, 22.
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GENEALOGISCHES HANDBUCH ZUR BAIRISCH-ÖSTERREICHISCHEN
GESCHICHTE
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Dungern Prof. Dr. Otto: Seite 27
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69. Agnes, auch Maria genannt.
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Heiratet (1.) VI.1196 König
Philipp II. August von Frankreich (MG. SS. 17. 330)
Ehe getrennt 1200.
Sie + 20.VII.1201 in Poissy nw. Versailles (Boucquet
18. 763)
Nec. I. 22 (Diessen), begraben im Kloster St. Correntin-les-Mantes
nw. Paris (a.a.O.).
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Agnes, eine außergewöhnliche
Schönheit, wurde die 3. Gemahlin des französischen
Königs Philipp II. August. Rom beanstandete diese Ehe,
da Philipps Ur-Großvater Markgraf
Engelbert II. von Istrien und Bertholds
VI. Ur-Großmutter Richardis (+ vor 1112) Geschwister waren.
Der Papst erzwang durch ein Interdikt die Trennung. Agnes,
die bei den Franzosen Maria hieß, starb aus Gram 1201
in Poissy unweit Versailles und wurde im Benediktinerkloster Saint Correntin
les Mantes beigesetzt. Philipp II. August ließ
ihren und ihres Vaters Namen in das Totenbuch der Königsabtei St.
Denis eintragen.
Ausstellungskatalog Kloster Andechs:
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Herzöge und Heilige:
Agnes schloss 1196 die Ehe mit König Philipp II. von Frankreich, der zuvor vergeblich an anderen Höfen geworben hatte. Diese Verbindung stellte ein Wagnis dar, da der König seit 1193 mit Ingeborg von Dänemark verheiratet war. Von dieser hatte er sich zwar scheiden lassen, doch war es ihm nicht gelungen, die Zustimmung der Kurie zu dem von französischen Prälaten ausgesprochenen Scheidungsurteil zu erlangen. So zwang Papst Innocenz III. den König im Jahr 1200, sich von Agnes, die ihm inzwischen bereits eine Tochter Maria geboren hatte, zu trennen und sich dem Spruch eines päpstlichen Tribunals in seiner Eheangelegenheit zu unterwerfen. Als im Frühjahr 1201 das Gericht zusammentrat und ein Urteil zugunsten Ingeborgs von Dänemark zu erwarten war, verließ Philipp II. kurzerhand die Versammlung, noch ehe die beiden nach Frankreich entsandten Kardinallegaten ihre Entscheidung verkündet hatten. Mit dem Tod Agnes' im Juli 1201 nach der Geburt ihres Sohnes Philipp, nahm die Auseinandersetzung mit der Kurie ein Ende. Der König ließ Agnes ehrenvoll in Saint-Corentin in der Diözese Chartres begraben, wo er auch ein Kloster gründete. Bei den Mönchen in Saint Denis, in der alten Königsabtei im Norden von Paris, trug man ihren Namen in das klösterliche Nekrolog ein. Dort wurde später auch ihrer Eltern, Herzog Berthold IV. und seiner Frau Agnes, sowie ihrer Schwester Gertrud gedacht.
Treffer Gerd: Seite 119-121
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"Die französischen Königinnen"
Agnes von Meran - rechtmäßige Königin oder nicht
Agnes de Meranie
Dritte Gemahlin Philipps II (Philippe Auguste) (* 1165; König 1180-1223)
Geboren: um 1172 - Heirat: 1. Juni 1196, Compiegne - + 20. Juli 1201, Poissy
Nach allgemeiner Ansicht ist Philipp,
der König von Frankreich, immer noch rechtsgültig mit Ingeburg
von Dänemark verheiratet. Nur er teilt diese Ansicht nicht.
Er hat sie verstoßen, was der Papst eine "Narretei" nannte. Er hat
den französischen Kardinälen förmlich befohlen, eine Wiederverheiratung
Philipps
zu verhindern. Dennoch hat
Philipp in
alle möglichen Richtungen Gesandtschaften geschickt, die ihm eine
geeignete Königin zuführen sollen, vorzugshalber Töchter
von Vasallen des Römschen Reiches - und mithin potientielle Verbündete
gegen England. So mancher hoher Herr verweigert einem vom Papst geächteten
König seine Verwandtschaft.
Berchtold
IV., der über weite Ländereien in Tirol und Bayern herrscht,
plagen solche Vorbehalte nicht. Die Familie ist in den Rang eines direkten
Vasallen des Kaisers aufgestiegen. Die Idee, seine Familie mit einem der
mächtigsten Männer Europas verbündet zu sehen, schmeichelt
ihm Der Graf von Diessen, Herzog von Dalmatien, Kroatien und Meranien -
aus dem Hause ANDECHS, gibt seine Tochter
Agnes
von Meran zur Hochzeit mit Philipp
frei. Wahrscheinlich hat Berchtold
den französischen König während des Kreuzzuges unter den
mauern von Akko kennengelernt, was die Heiratsverhandlungen zweifellos
erleichterte. Zudem gab es frühere verwandtschaftliche Beziehungen,
die Karl Bosl unter der Überschrift "Die großen Andechser Frauengestalten"
in seinem Buch "Gesellschaft im Aufbruch" in all ihrer Verwickeltheit geschildert
hat.
Die Heirat findet am 1. Juni 1196 in Compiegne statt.
Die junge Frau, die bei den Franzosen "Marie" genannt wurde, ist
24 und von angenehmen Äußeren. Die päpstlichen Gesta Innocenz'
III. nennen Agnes von Meran eine außergewäöhnliche
Schönheit. Sie ist offen, romantisch, und sie weiß, daß
ihre Verbindung eine ungeahnte Chance für ihre Familie darstellt.
Sie stärkt damit die Stellung ihrer Familie im Römischen Reich.
Mit dieser Heirat hat sie aber auch beachtlichen Mut bewiesen. Die junge
Königin bezieht den Pariser Königspalast und nimmt die Stelle
Ingeburgs
ein, die in eine ferne Abtei verbannt ist. Die Königinmutter Adele
wird ebenfalls vom Hofe ferngehalten. Der Thronfolger
Ludwig, Sohn von Philipps
1. Gemahlin Isabella, geht auf die
Zehn zu und ist nicht imstande, das Verhalten seines Vaters zu beurteilen.
Mit 31 Jahren steht Philipp auf dem
Gipfel seiner Kraft. Der Papst klagt zwar die Bigamie des französischen
Königs an, trifft aber noch keine irgendwie beunruhigenden Maßnahmen.
Agnes erfreut den
König. Sie schenkt ihm auch Kinder. 1198 Maria,
die zuerst Philipp I., Graf von Namur, dann Heinrich I., Herzogvon Brabant,
heiraten wird, und 1200 Philipp, genannt Hurepel, den späteren Grafen
von Clermont und Boulogne. Wird das Agnes
in
den Augen ihres Mannes erhöhen, zu einer echten Partnerschaft führen?
Keine Quelle erlaubt es, darauf zu antworten. Das Paar verbringt zwei wunderbare
Jahre, in denen des aber fühlt, wie sich das Unglück über
ihrem wagemutigen Glück zusammenbraut. Agnes
hat Angst. zwar hat sie zu Philipp
großes Vertrauen, weiß, daß er ihre Verbindung nach besten
Kräften schützen wird - aber was kann er ausrichten gegen die
dumpfe Furcht, die ihr die Luft abschnürt? Ihre Existenz ist zu romantisch,
um nicht in eine Tragödie zu münden.
1198 wird Innocenz III. zum Papst gewählt. Agnes'
persönliche Lage wird dadurch überaus prekär. Der neue Papst
ist entschlossen, die päpstliche Macht gegen diesen König durchzusetzen,
der der römischen Autorität trotzt. Er beginnt damit, die Gemahlin
Philipps
als "Eindringling und Konkubine" zu brandmarken. Und er führt das
Argument der Blutsverwandtschaft ins Feld, beanstandet, daß Philipps
Urgroßvater,
Markgraf Engelbert II. von Istrien und Agnes'
Ururgroßmutter Richardis Geschwister gewesen waren. Er ruft den Klerus
Frankreichs auf, diesen unerträglichen Affront gegen die Regeln der
Kirche zu beenden. Das ist eine erste Warnung des Papstes an den König
von Franreich. Philipp reagiert darauf
mit dem Versuch, Zeit zu gewinnen. Indem er sich in politischen Dingen
konzilant zeigt, hofft er, den Papst milde zu stimmen, was seine Ehe anbetrifft.
Das Ergebnis beweist das Gegenteil. Ein Konzil wird in die Abtei von Saint.-Benige
in Dijon zum 6. Dezember 1199 einberufen. Die Versammlung verhängt
über Frankreich den Kirchenbann - mit Wirkung zum 15. Januar 1200.
Philipp ist politisch
in die Enge getrieben. Aus politischen Gründen hat er beschlossen,
seinen Sohn
Ludwig mit Blanche
von Kastilien zu verheiraten. Königin
Alienor von Aquitanien, die 1. Frau seines Vaters, Alt-Königin
von Frankreich, Königin von England, führt ihm als Schwiegertochter
ihre Enkelin Blanche von Kastilien
zu. Da das Königreich aber im Kirchenbann steht, würde diese
Heirat, um gültig zu sein, außerhalb Frankreichs stattfinden
müssen und folglich mit einem Makel behaftet bleiben.
Für Agnes tut
sich ein Alptraum auf. Die stolze Braut von Compiegne ist in einer Spirale
gefangen, deren Ausgang keinen Zweifel duldet. Kann sie lange den Interessen
des Königreiches schaden? Sie hält sich für eine legitime
Ehefrau. Daß man sie als Eindringling und Konkubine bezeichnet, betrachtet
sie als Beleidigung für sich als Frau und als Affront gegenüber
ihrer Familie. All das lastet schwer auf der Psyche der Frau, die eine
neue Schwangerschaft durchlebt, und während das Königspaar eine
- vorläufige - Trennung plant, wird sie von Zweifeln geplagt. Der
Papst erzwingt die Trennung durch ein Interdikt. Philipp
sieht sich also gezwungen - vorläufig sagt er -, auf Agnes
zu
verzichten. Er schickt sie nach Poissy und ruft Ingeburg zurück. Agnes
bringt
einen Sohn zur Welt, den sie - bedeutungsschwanger - Tristan nennt, einen
Tristan, der sdie Thronfolge Frankreichs hätte ändern können.
Agnes
stirbt am 20. Juli 1201 in Poissy, unweit Versailles, an den Folgen
dieser Niederkunft. Man begräbt sie, diskret, im Benediktinerkloster
Saint-Lorrentin, nahe Mantes.
1196
oo 3. Philipp II. August König von Frankreich
21.8.1165-14.7.1223
Kinder:
Maria
1198-15.8.1223
1210
1. oo Philipp I. Graf von Namur
3.1174-8.10.1212
22.8.1213
2. oo Heinrich I. Herzog von Brabant
1165-5.9.1235
Philipp Hurepel Graf von Boulogne
1200-18./19.7.1234
Tristan
1201-
Literatur:
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Die Andechs-Meranier in Franken. Europäisches
Fürstentum im Hochmittelalter. Verlag Philipp von Zabern Mainz 1998
Seite 29,63, 121,266,282 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer
GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 143,164 - Thorau, Peter:
Jahrbücher des Deutschen Reichs unter König Heinrich (VII.) Teil
I, Duncker & Humblot Berlin 1998, Seite 62 - Treffer, Gerd:
Die Französischen Königinnen, Verlag Friedrich Pustet 1996 Seite
119-122 - Winkelmann, Eduard: Jahrbücher der Deutschen Geschichte,
Philipp von Schwaben und Otto IV. von Braunschweig 1. Buch Verlag von Duncker
& Humblot Leipzig 1873, Seite 212,214,276 -