Johann II. der Schöne                             Herzog von Alencon (1415-1476)
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2.3.1409-   1476 hingerichtet
Argentan Paris
 

Einziger Sohn des Herzogs Johann I. der Weise von Alencon und der Marie von Bretagne, Tochter von Herzog Johann V.
 

Johann II. der Schöne war auch Seigneur de Fleche und Pouence, de Chateaugontier und de St.-Christophe, de St.-Blancay und Niort sowie Pair von Frankreich. Er war Generalleutnant und Mitglied im Orden vom Goldenen Vließ, unterstützte Johanna von Orleans und vermittelte 1435 mit den Frieden von Arras. Später geriet er in Opposition zur Krone, wurde zur treibenden Kraft beim "Praguerie"-Aufstand 1440-1444 und mußte sich unterwerfen. Er ging auf die Seite der Engländer über, wurde deshalb zum Tode verurteilt, begnadigt, aber bis 1461 in Haft gehalten. Als langjähriger Freund und Berater des Dauphin Ludwig - jetzt Ludwig XI. - kam er frei und wurde voll restituiert. Als Anhänger der "Ligue du Bien public" geriet er bald mit dem König in Konflikt und wurde wegen der Unterstützung von Ludwigs Bruder Karl von Berry-Guyenne wieder gefangen und hingerichtet.

Kendall Paul Murray: Seite 34,52,491
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"Ludwig XI. König von Frankreich 1423-1483"

Am Tage nach seiner Geburt war Ludwig in die Kathedrale von St. Etienne gebracht worden, um getauft zu werden. Der eine Taufpate war der sogenannte Kanzler von Frankreich; der andere ein vierzehn Jahre alter Knabe, Johann, Herzog von Alencon, der der tapfere Waffengefährte der Jeanne d'Arc werden und dann, halb wahnsinnig, in allerlei Verrätereien verwickelt werden sollte. Zu Bourbon und seiner Unzufriedenheit gesellte sich der schwankende Taufpate Ludwigs, Johann, Herzog von Alencon, der, nachdem seine Länderein von den Engländern verwüstet oder besetzt worden waren, über die Gleichgültigkeit des Hofes angesichts seines verlorenen Vermögens aufgebracht war. Bourbon und Alencon hatten Forderungen nach einer besseren Regierung und einer tatkräftigeren Fortsetzung des Krieges erhoben, aber das Komplott, in das sie Ludwig einweihten, verfolgte eher persönliche Ziele. Karl, Graf von Maine, und andere königliche Günstlinge sollten davongejagt werden, und der König selbst unter die "Vormundschaft" des Dauphins gestellt werden. Gegen 1440 waren alle Pläne fertig. Der König sollte zwischen den Streitkräften, die von Alencon und dem Dauphin in Poitou aufgestellt waren, und den bewaffneten Banden des Herzogs von Bourbon in Berry und der Touraine in eine Falle gelockt werden. Ludwig und sein Pate, der die Fahne des Aufruhrs in Alencons Stadt Niort erhoben hatte, bemühte sich auch, die Unterstützung von Standesherren und Stadtverwaltungen zu erhalten. Ein Versuch, den könig gefangenzunehmen, war fehlgeschlagen; eine königliche Truppe hatte dei Banden Bourbons in die Flucht geschlagen. In Kürze würde Karl VII. mit seinen Truppen vor den Toren Niorts erscheinen. Ludwig und der Herzog von Alencon wandten sich im Galopp nach Osten, um den Anschluß an den Herzog von Bourbon in seinen Hochburgen der Auvergne und im Bourbonnais zu erreichen. Alencon und Bourbon ließen wissen, daß sei zu Verhandlungen bereit seien und in Clermont fand eine Unterredung statt. Plötzlich waren die Herzöge von Bourbon und Alencon aus Clermont verschwunden: bereit, es mit dem König aufzunehmen, sahen sie sich nicht imstande, mit dem Dauphin ins Reine zu kommen. Die königliche Armee nahm ihren Vormarsch wieder auf. Der wankelmütige Herzog von Alencon schloß bald einen Sonderfrieden mit seinem Souverän.
Im April 1458 wurde Philipp von Burgund von seinem Oberherrn, dem König von Frankreich, schroff aufgefordert, an einem "lit de justice", einem Gerichtsverfahren teilzunehmen, das versuchen sollte, den Herzog von Alencon wegen einer verräterischen Verschwörung mit den Engländern zu verurteilen. Nachdem Ludwigs saft- und kraftloser Pate einen englischen Agenten empfangen hatte, als er gerade splitternackt auf einem Ruhebett lag und zwei Berberziegen streichelte, sandte er eine belastedene Botschaft ab, wobei er sich eines betrunkenen Arbeiters bediente, der ihn in einem Anfall von Schwäche verriet. Philipps des Guten hartnäckige Weigerung, sich an einem Gericht zu beteiligen, löste auf beiden Seiten ein hastig in die Wege geleitetes Aufgebot von Truppen aus. Aber König Karl bat alsbald in milderer Stimmung den Herzog, sich wenigstens durch eine Gesandtschaft vertreten zu lassen, und der Dauphin, der nach Brüssel eilte, vermochte seinen reizbaren Onkel zu überreden, die Dinge doch diesen friedlichen Lauf nehmen zu lassen. Das Gerichtsverfahren verzögerte sich, während königliche Untersuchungsrichter Alencons Diener auf die Folter spannten in der Hoffnung, durch deren Aussagen den Herzog von Burgund und den Dauphin in die englische Verschwörung zu verwickeln. Da diese Versuche zu nichts führten, wurde der Herzog von Alencon, der mittlerweile zum Tode verurteilt worden war, bis auf weiteres im Gefängnis gehalten.

Ehlers Joachim: Seite 313,315,317-319,328,333,339,354,356
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"Geschichte Frankreichs im Mittelalter"

Möglich wäre auch eine Verbindung zu Herzog Johann II. von Alencon, von dem die Jungfrau auf ihren Feldzügen unzertrennlich war, denn Johann förderte Astrologen und hatte durchaus Gelegenheit, Menschen mit prophetischen Fähigkeiten kennenzulernen und auf den König anzusetzen.
Geld für den Unterhalt einer eigenen Truppe wurde durch Vermittlung des Herzogs von Alencon beschafft, eines Prinzen von Geblüt und direkten Nachfahren Karls von Valois. In ihm, dem erbitterten Gegner der Engländer, hatte Jeanne für die folgende Zeit einen mächtigen Verbündeten, der sie unterstützte und ihr Ansehen erheblich stärkte.
Diese Massenbewegung drohte den Befürwortern einer Politik des Verhandels ihren Einfluß und damit auch ihre Stellungen am Hof zu nehmen. La Tremoille und der Erzbischof von Reims rieten deshalb von weiteren militärischen Aktionen ab, um neue Erfolge des Heeres zu verhindern, aber seit langer Zeit entschied der König wieder selbst und stellte den Herzog von Alencon an die Spitze aller seiner Truppen.
Nunmehr bereitet Bedford Paris für eine Belagerung vor, und tatsächlich wollte Johann von Alencon sich der Hauptstadt bemächtigen, um dann die Normandie zu nehmen.
Daraufhin ergriff Johann von Alencon die Initiative, holte Karl VII. nach St-Denis und rang ihm die Erlaubnis zum Angriff auf Paris ab, den er gemeinsam mit Jeane unternehmen wollte. Das königliche Heer wurde unter schweren Verlusten abgeschlagen und Jeannes Ansehen bei der Truppe sank so rasch, wie sie es erworben hatte.
Als mit dem Frieden von Arras die burgundische Bedrohung weggefallen war, zeigten sich Auflösungserscheinungen in der Karl stützenden Fürstenkoalition, da Johann von Alencon sich auf seine Ländereien zurückzog und der Herzog von Bourbon mit seinem Anhang auf Kosten des Hauses ANJOU beim König Einfluß zu gewinnen suchte.
Karl wollte die zentralen Institutionen der Reichsverwaltung stärken und deshalb Adelsrechte beschneiden; er mußte zwangsläufig viele enttäuschen, die ihm während der Zeit seiner Schwäche in der Hoffnung gedient hatten, nach dem Sieg die Früchte ihrer teilweise erheblichen Anstrengungen zu ernten. Eben das war nach dem Vertrag von Arras ausgeblieben, weil durch die Amnestien keine Kriegsbeute mehr anfiel und der König mit seiner Personalpolitik zu verstehen gab, daß auch der Staat nicht als solcher betrachtet werden durfte. Auf diesem Boden der Unzufriedenheit und der nicht erfüllten Erwartungen bildete sich um die Herzöge von Bourbon und von Alencon eine Opposition, der bald selbst Rene von Anjou und der 1439 zum Grafen von Dunois erhobene Bastard von Orleans angehörten. Johann von Alencon hatte seinen in der Normandie gelegenen Besitz durch den Krieg eingebüßt und auch andere Güterverluste nach 1435 nicht ersetzt bekommen, der Herzog von Bourbon sah seiner Verteidigung Karls VII. gegen Philipp den Guten nicht durch hinreichenden Einfluß im Conseil gewürdigt.
Seine Forderung, die Prinzen von Geblüt nicht länger am Hofe zu dulden, trennte ihn freilich von den Zielen einer fürstlichen Opposition, die sich schon 1437 um die Herzöge von Bourbon und Alencon gesammelt hatte, unterstützt durch Rene von Anjou, Johann V. von Bretagne und den Grafen Johann IV. von Armagnac. Sie blieb erfolglos, lebte aber im Zusammenhang mit der großen Ordonnanz vom 2. November 1439 wieder auf. Mit der Aussicht auf baldige Regentschaft ließ sich der sechzehnjährige Dauphin Ludwig für diesen Plan gewinnen, so daß Karl von Bourbon, Johann von der Bretagne und Johann von Alencon, durch die Zusage englischer Unterstützung gesichert, meinten losschlagen zu können. Man versammelte sich in Niort und schnell hatte die nun offenbar gewordene Verschwörung ihren Namen: nach den von 1419-1434 in Böhmen tobenden Hussitenkriegen wurde sie Praguerie genannt und damit als Kampf einer regionalisierten Adelsfronden gegen die köigliche Gewalt charakterisiert. Der Aufstand scheiterte letztlich daran, daß niemand ernsthaft einen neuen Bürgerkrieg wollte. Die königliche Armee versammelte sich an der Loire, rückte unter Führung Karls VII. und seiner Feldherren Richemont und Karl von Anjou ins Poitou, vertrieb Johann von Alencon in die Auvergne und setzte ihm nach. Unter diesem Druck verließ als erster Johann von Dunois seine Gefährten, und als nach einer weiteren Zeit des Krieges, für die Herzog Philipp der Gute dem König seine Hilgfe angeboten hatte, auch der Herzog von Alencon einen Sonderfreiden schloß, gaben Karl von Bourbon und der Dauphin ihr Spiel verloren.
Am 20. Juli 1449 begann Dunois dem Marsch auf Rouen; im August erreichte er Lisieux. Fast gleichzeitig nahm der Herzog von Alencon Seez, und im September erschien auch Franz I. von der Bretagne auf dem Kriegsschauplatz.
Der Gegensatz zu seinem Vater blieb allerdings über dessen Tod hinaus bestehen, zeigte sich im Bruch mit Johann von Dunois, in der Entlassung Herzog Johanns II. von Bourbon aus der Regentschaft über die Guyenne, der Rückkehr des Grafen Johann V. von Armagnac aus Katalonien, der Begnadigung Herzog Johanns von Alencon und dem Ruf an die gascognischen Emigranten zur Heimkehr aus dem englischen Exil.
Sprecher und politischer Führer dieser Ligue de Bien public war Johann von Dunois, ihr nominelles Oberhaupt aber der damals 18-jährige Bruder des Königs, Herzog Karl von Berry, so daß dem Adel wie schon bei der Praguerie ein naher Blutsverwandter des regierenden Herrschers zur Seite stand. Mit den Herzögen Johann II. von Alencon, Franz II. von der Bretagne, Johann II. von Bourbon und dem Grafen Johann V. von Armagnac waren die gleichen großen Adelshäuser beteiligt, die 1440 gegen den König aufgestanden waren.

Favier, Jean: Seite 410,436,443
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"Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515"

Herzog Johann II. von Alencon, einen Nachfahre des Bruders Philipps VI. von Valois, kam weniger glimpflich davon. Er hatte als Waffengefährte der Jeanne d'Arc um die Rückeroberung der Normandie - und seines eigenen Herzogtums - gekämpft, fühlte sich für die Karl VII. geleisteten Dienste schlecht entlohnt und beteiligte sich ab 1450 an jedem von den Engländern, dem Dauphin oder den Fürsten geschmiedeten Komplott. Als er 1455 offen zum Krieg gegen den König rüstete und mit den Engländern über deren Rückkehr verhandelte, wurde er verhaftet und vom Pairsgericht zum Tode verurteilt, dann aber begnadigt. Ludwig XI. setzte ihn nach seiner Thronbesteigung 1461 in der irrigen Meinung, damit einen treuen Anhänger zu gewinnen, wieder auf freien Fuß.
Im gleichen Jahr 1467 jedoch machten die Fürsten unter Karl von Frankreich erneut gemeinsam gegen die Krone Front. Franz II. fiel in die Normandie ein, der neue Herzog von Burgund, Karl der Kühne, marschierte nach Lüttich, Johann II. von Alencon bot den Bretonen seine Festungen an. Ludwig XI., der zu seinem Glück Seperatverhandlungen führen konnte, ließ die Lütticher fallen, schloß Frieden mit Alencon, dann mit Franz II. und berief schließlich die Generalstände ein.
Doch am 24. Mai 1472 starb Karl von Frankreich, was seinen Bruder, den König, außerordentlich gelegen kam. Unter dem Zugriff der königlichen Justiz löste sich die Koalition von selber auf. Johann von Alencon wurde verhaftet und verurteilt, Johann V. von Armagnac, wie erwähnt, in dem von ihm eingenommenen Lectoure belagert und bei der Plünderung der Stadt getötet.
 
 
 
 

    1424
  1. oo Johanna von Orleans, Tochter des Herzogs Karl I.
     x  13.9.1409-19.5.1432     Cousine
        Blois        Abbaye de St-Aubin-d'Angers

  30.4.1437
  2. oo Marie von Armagnac, Tochter des Grafen Johann IV. und der Isabella von Evreux-Navarra
                 -25.7.1473
                 Kloster Mortagne-au-Perche
 
 
 
 

Kinder:
2. Ehe

  Renatus
  1454-1.11.1492

  Katharina
  1452-17.7.1505

8.1.1461
  oo Guido XIV. de Montfort Graf von Laval
             -15.5.1500

Illegitim

  Johanna Gräfin de Beaumont-le-Roger
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  oo Guy de Maulmont, Seigneur von Saint-Quentin
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Literatur:
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Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter. W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 300,313,315,317-319,328,333,339,354,356 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 335 - Favier, Jean: Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1989 Seite 410,436,440,443 - Kendall Paul Murray: Ludwig XI. König von Frankreich 1423-1483 Verlag Callway München 1979 Seite 34,52,85,159,244,334,491 - Schelle, Klaus: Karl der Kühne. Burgund zwischen Lilienbanner und Reichsadler. Magnus Verlag Essen Seite 32,50 -