Einziger Sohn des Herzogs
Johann I. der Weise von Alencon und der Marie
von Bretagne, Tochter von Herzog Johann
V.
Johann II. der Schöne war auch Seigneur de Fleche und Pouence, de Chateaugontier und de St.-Christophe, de St.-Blancay und Niort sowie Pair von Frankreich. Er war Generalleutnant und Mitglied im Orden vom Goldenen Vließ, unterstützte Johanna von Orleans und vermittelte 1435 mit den Frieden von Arras. Später geriet er in Opposition zur Krone, wurde zur treibenden Kraft beim "Praguerie"-Aufstand 1440-1444 und mußte sich unterwerfen. Er ging auf die Seite der Engländer über, wurde deshalb zum Tode verurteilt, begnadigt, aber bis 1461 in Haft gehalten. Als langjähriger Freund und Berater des Dauphin Ludwig - jetzt Ludwig XI. - kam er frei und wurde voll restituiert. Als Anhänger der "Ligue du Bien public" geriet er bald mit dem König in Konflikt und wurde wegen der Unterstützung von Ludwigs Bruder Karl von Berry-Guyenne wieder gefangen und hingerichtet.
Kendall Paul Murray: Seite 34,52,491
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"Ludwig XI. König von Frankreich 1423-1483"
Am Tage nach seiner Geburt war Ludwig
in die Kathedrale von St. Etienne gebracht worden, um getauft zu werden.
Der eine Taufpate war der sogenannte Kanzler von Frankreich; der andere
ein vierzehn Jahre alter Knabe, Johann,
Herzog
von Alencon, der der tapfere Waffengefährte der Jeanne d'Arc werden
und dann, halb wahnsinnig, in allerlei Verrätereien verwickelt werden
sollte. Zu Bourbon und seiner Unzufriedenheit
gesellte sich der schwankende Taufpate Ludwigs,
Johann, Herzog von Alencon,
der, nachdem seine Länderein von den Engländern verwüstet
oder besetzt worden waren, über die Gleichgültigkeit des Hofes
angesichts seines verlorenen Vermögens aufgebracht war.
Bourbon
und Alencon hatten Forderungen nach
einer besseren Regierung und einer tatkräftigeren Fortsetzung des
Krieges erhoben, aber das Komplott, in das sie
Ludwig einweihten, verfolgte eher persönliche Ziele.
Karl, Graf von Maine, und
andere königliche Günstlinge sollten davongejagt werden, und
der König selbst unter die "Vormundschaft" des Dauphins gestellt werden.
Gegen 1440 waren alle Pläne fertig. Der König sollte zwischen
den Streitkräften, die von Alencon
und dem Dauphin in Poitou aufgestellt waren, und den bewaffneten Banden
des Herzogs von Bourbon in Berry und der Touraine in eine Falle gelockt
werden. Ludwig und sein Pate, der die
Fahne des Aufruhrs in Alencons Stadt
Niort erhoben hatte, bemühte sich auch, die Unterstützung von
Standesherren und Stadtverwaltungen zu erhalten. Ein Versuch, den könig
gefangenzunehmen, war fehlgeschlagen; eine königliche Truppe hatte
dei Banden Bourbons in die Flucht geschlagen.
In Kürze würde Karl VII.
mit seinen Truppen vor den Toren Niorts erscheinen. Ludwig
und der Herzog von Alencon wandten sich im Galopp nach Osten, um den Anschluß
an den Herzog von Bourbon in seinen Hochburgen der Auvergne und im Bourbonnais
zu erreichen. Alencon und Bourbon
ließen wissen, daß sei zu Verhandlungen bereit seien und in
Clermont fand eine Unterredung statt. Plötzlich waren die Herzöge
von Bourbon und Alencon aus Clermont verschwunden: bereit, es mit dem König
aufzunehmen, sahen sie sich nicht imstande, mit dem Dauphin ins Reine zu
kommen. Die königliche Armee nahm ihren Vormarsch wieder auf. Der
wankelmütige Herzog von Alencon schloß bald einen Sonderfrieden
mit seinem Souverän.
Im April 1458 wurde Philipp
von Burgund von seinem Oberherrn, dem König von Frankreich,
schroff aufgefordert, an einem "lit de justice", einem Gerichtsverfahren
teilzunehmen, das versuchen sollte, den Herzog von Alencon wegen einer
verräterischen Verschwörung mit den Engländern zu verurteilen.
Nachdem Ludwigs saft- und kraftloser
Pate einen englischen Agenten empfangen hatte, als er gerade splitternackt
auf einem Ruhebett lag und zwei Berberziegen streichelte, sandte er eine
belastedene Botschaft ab, wobei er sich eines betrunkenen Arbeiters bediente,
der ihn in einem Anfall von Schwäche verriet. Philipps
des Guten hartnäckige Weigerung, sich an einem Gericht
zu beteiligen, löste auf beiden Seiten ein hastig in die Wege geleitetes
Aufgebot von Truppen aus. Aber König Karl
bat
alsbald in milderer Stimmung den Herzog, sich wenigstens durch eine Gesandtschaft
vertreten zu lassen, und der Dauphin, der nach Brüssel eilte, vermochte
seinen reizbaren Onkel zu überreden, die Dinge doch diesen friedlichen
Lauf nehmen zu lassen. Das Gerichtsverfahren verzögerte sich, während
königliche Untersuchungsrichter
Alencons
Diener auf die Folter spannten in der Hoffnung, durch deren Aussagen den
Herzog von Burgund und den Dauphin in die englische Verschwörung zu
verwickeln. Da diese Versuche zu nichts führten, wurde der Herzog
von Alencon, der mittlerweile zum Tode verurteilt worden war, bis auf weiteres
im Gefängnis gehalten.
Ehlers Joachim: Seite 313,315,317-319,328,333,339,354,356
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"Geschichte Frankreichs im Mittelalter"
Möglich wäre auch eine Verbindung zu Herzog
Johann II. von Alencon, von dem die Jungfrau auf ihren Feldzügen
unzertrennlich war, denn Johann förderte
Astrologen und hatte durchaus Gelegenheit, Menschen mit prophetischen Fähigkeiten
kennenzulernen und auf den König anzusetzen.
Geld für den Unterhalt einer eigenen Truppe wurde
durch Vermittlung des Herzogs von Alencon beschafft, eines Prinzen von
Geblüt und direkten Nachfahren Karls von
Valois. In ihm, dem erbitterten Gegner der Engländer, hatte
Jeanne für die folgende Zeit einen mächtigen Verbündeten,
der sie unterstützte und ihr Ansehen erheblich stärkte.
Diese Massenbewegung drohte den Befürwortern einer
Politik des Verhandels ihren Einfluß und damit auch ihre Stellungen
am Hof zu nehmen. La Tremoille und der Erzbischof von Reims rieten deshalb
von weiteren militärischen Aktionen ab, um neue Erfolge des Heeres
zu verhindern, aber seit langer Zeit entschied der König wieder selbst
und stellte den Herzog von Alencon an die Spitze aller seiner Truppen.
Nunmehr bereitet Bedford Paris
für eine Belagerung vor, und tatsächlich wollte Johann
von Alencon sich der Hauptstadt bemächtigen, um dann die
Normandie zu nehmen.
Daraufhin ergriff Johann von
Alencon die Initiative, holte Karl
VII. nach St-Denis und rang ihm die Erlaubnis zum Angriff auf
Paris ab, den er gemeinsam mit Jeane unternehmen wollte. Das königliche
Heer wurde unter schweren Verlusten abgeschlagen und Jeannes Ansehen bei
der Truppe sank so rasch, wie sie es erworben hatte.
Als mit dem Frieden von Arras die burgundische Bedrohung
weggefallen war, zeigten sich Auflösungserscheinungen in der Karl
stützenden
Fürstenkoalition, da Johann von Alencon
sich auf seine Ländereien zurückzog und der Herzog von Bourbon
mit seinem Anhang auf Kosten des Hauses ANJOU
beim König Einfluß zu gewinnen suchte.
Karl wollte die zentralen
Institutionen der Reichsverwaltung stärken und deshalb Adelsrechte
beschneiden; er mußte zwangsläufig viele enttäuschen, die
ihm während der Zeit seiner Schwäche in der Hoffnung gedient
hatten, nach dem Sieg die Früchte ihrer teilweise erheblichen Anstrengungen
zu ernten. Eben das war nach dem Vertrag von Arras ausgeblieben, weil durch
die Amnestien keine Kriegsbeute mehr anfiel und der König mit seiner
Personalpolitik zu verstehen gab, daß auch der Staat nicht als solcher
betrachtet werden durfte. Auf diesem Boden der Unzufriedenheit und der
nicht erfüllten Erwartungen bildete sich um die Herzöge von Bourbon
und von Alencon eine Opposition, der bald selbst Rene
von Anjou und der 1439 zum Grafen von Dunois erhobene Bastard
von Orleans angehörten. Johann von Alencon
hatte seinen in der Normandie gelegenen Besitz durch den Krieg eingebüßt
und auch andere Güterverluste nach 1435 nicht ersetzt bekommen, der
Herzog von Bourbon sah seiner Verteidigung Karls
VII. gegen Philipp den Guten
nicht durch hinreichenden Einfluß im Conseil gewürdigt.
Seine Forderung, die Prinzen von Geblüt nicht länger
am Hofe zu dulden, trennte ihn freilich von den Zielen einer fürstlichen
Opposition, die sich schon 1437 um die Herzöge von Bourbon und Alencon
gesammelt hatte, unterstützt durch Rene von
Anjou, Johann V. von Bretagne und den Grafen Johann IV. von
Armagnac. Sie blieb erfolglos, lebte aber im Zusammenhang mit der großen
Ordonnanz vom 2. November 1439 wieder auf. Mit der Aussicht auf baldige
Regentschaft ließ sich der sechzehnjährige Dauphin
Ludwig für diesen Plan gewinnen, so daß Karl
von Bourbon, Johann von der Bretagne
und
Johann von Alencon, durch die Zusage
englischer Unterstützung gesichert, meinten losschlagen zu können.
Man versammelte sich in Niort und schnell hatte die nun offenbar gewordene
Verschwörung ihren Namen: nach den von 1419-1434 in Böhmen tobenden
Hussitenkriegen wurde sie Praguerie genannt und damit als
Kampf einer regionalisierten Adelsfronden gegen die köigliche Gewalt
charakterisiert. Der Aufstand scheiterte letztlich daran, daß niemand
ernsthaft einen neuen Bürgerkrieg wollte. Die königliche Armee
versammelte sich an der Loire, rückte unter Führung Karls
VII. und seiner Feldherren Richemont
und Karl von Anjou ins Poitou,
vertrieb Johann von Alencon in die
Auvergne und setzte ihm nach. Unter diesem Druck verließ als erster
Johann von Dunois seine Gefährten,
und als nach einer weiteren Zeit des Krieges, für die Herzog
Philipp der Gute dem König seine Hilgfe angeboten hatte,
auch der Herzog von Alencon einen Sonderfreiden schloß, gaben Karl
von Bourbon und der Dauphin ihr Spiel verloren.
Am 20. Juli 1449 begann Dunois
dem Marsch auf Rouen; im August erreichte er Lisieux. Fast gleichzeitig
nahm der Herzog von Alencon Seez, und im September erschien auch Franz
I. von der Bretagne auf dem Kriegsschauplatz.
Der Gegensatz zu seinem Vater blieb allerdings über
dessen Tod hinaus bestehen, zeigte sich im Bruch mit
Johann von Dunois, in der Entlassung Herzog
Johanns II. von Bourbon aus der Regentschaft über die Guyenne,
der Rückkehr des Grafen Johann V. von Armagnac aus Katalonien, der
Begnadigung Herzog Johanns von Alencon
und dem Ruf an die gascognischen Emigranten zur Heimkehr aus dem englischen
Exil.
Sprecher und politischer Führer dieser Ligue
de Bien public war Johann von Dunois,
ihr nominelles Oberhaupt aber der damals 18-jährige Bruder des Königs,
Herzog
Karl von Berry, so daß dem Adel wie schon bei der Praguerie
ein naher Blutsverwandter des regierenden Herrschers zur Seite stand. Mit
den Herzögen Johann II. von Alencon,
Franz II. von der Bretagne, Johann
II. von Bourbon und dem Grafen Johann V. von Armagnac waren
die gleichen großen Adelshäuser beteiligt, die 1440 gegen den
König aufgestanden waren.
Favier, Jean: Seite 410,436,443
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"Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515"
Herzog Johann II. von Alencon,
einen Nachfahre des Bruders Philipps VI. von Valois,
kam weniger glimpflich davon. Er hatte als Waffengefährte der Jeanne
d'Arc um die Rückeroberung der Normandie - und seines eigenen Herzogtums
- gekämpft, fühlte sich für die Karl
VII. geleisteten Dienste schlecht entlohnt und beteiligte sich
ab 1450 an jedem von den Engländern, dem Dauphin oder den Fürsten
geschmiedeten Komplott. Als er 1455 offen zum Krieg gegen den König
rüstete und mit den Engländern über deren Rückkehr
verhandelte, wurde er verhaftet und vom Pairsgericht zum Tode verurteilt,
dann aber begnadigt. Ludwig XI. setzte
ihn nach seiner Thronbesteigung 1461 in der irrigen Meinung, damit einen
treuen Anhänger zu gewinnen, wieder auf freien Fuß.
Im gleichen Jahr 1467 jedoch machten die Fürsten
unter Karl von Frankreich erneut gemeinsam
gegen die Krone Front. Franz II. fiel
in die Normandie ein, der neue Herzog von Burgund, Karl
der Kühne, marschierte nach Lüttich, Johann
II. von Alencon bot den Bretonen seine Festungen an.
Ludwig XI., der zu seinem Glück Seperatverhandlungen führen
konnte, ließ die Lütticher fallen, schloß Frieden mit
Alencon,
dann mit Franz II. und berief schließlich
die Generalstände ein.
Doch am 24. Mai 1472 starb Karl
von Frankreich, was seinen Bruder, den König, außerordentlich
gelegen kam. Unter dem Zugriff der königlichen Justiz löste sich
die Koalition von selber auf. Johann von Alencon
wurde verhaftet und verurteilt, Johann V. von Armagnac, wie erwähnt,
in dem von ihm eingenommenen Lectoure belagert und bei der Plünderung
der Stadt getötet.
1424
1. oo Johanna von Orleans, Tochter des Herzogs
Karl I.
x 13.9.1409-19.5.1432
Cousine
Blois
Abbaye de St-Aubin-d'Angers
30.4.1437
2. oo Marie von Armagnac, Tochter des Grafen Johann
IV. und der Isabella von Evreux-Navarra
-25.7.1473
Kloster Mortagne-au-Perche
Kinder:
2. Ehe
Renatus
1454-1.11.1492
Katharina
1452-17.7.1505
8.1.1461
oo Guido XIV. de Montfort Graf von Laval
-15.5.1500
Illegitim
Johanna Gräfin de Beaumont-le-Roger
-
oo Guy de Maulmont, Seigneur von Saint-Quentin
-
Literatur:
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Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter.
W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 300,313,315,317-319,328,333,339,354,356 -
Ehlers
Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die
französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII.
888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 335 - Favier,
Jean: Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515. Deutsche
Verlagsanstalt Stuttgart 1989 Seite 410,436,440,443 - Kendall Paul
Murray: Ludwig XI. König von Frankreich 1423-1483 Verlag Callway München
1979 Seite 34,52,85,159,244,334,491 - Schelle, Klaus: Karl der Kühne.
Burgund zwischen Lilienbanner und Reichsadler. Magnus Verlag Essen Seite
32,50 -